Sonntag, 4. Februar 2024

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute -wieder sehr gelehrt und amüsant über antike und mittelalterliche Dichtkunst.Hier geht´ s zum Original:  klicken

"Adnue iam coeptis* ... und sündhaft von Anfang an"

Ja...natürlich weiß ich woher das kommt...aus der Ars Amatoria oder den Fasti von Publius Ovidius Naso......Ich finde es für Sie heraus...warten Sie einen Augenblick... nicht ungeduldig werden....das Buch ist genau da drüben.... geben Sie mir einen Moment Zeit....

Es muß Ovid sein. Elegiker kombiniert mit literarischen Vorwänden göttlicher Inspiration...wie Papst Franziskus sagen würde -es riecht einfach nach Ovid, oder? 

Bede.

Der Hl. Bede, der Ehrwürdige, sagen Sie, in seiner Historia Ecclesiastice?...Buch IV, Kap. 18 /20? ...
naja ich werde mich neu ordnen...und Bede hat diese Verse selbst geschrieben? Wie um alles in der Welt kam Ovids belehrende Poesie auf die Bücherregale dieser frommen angelsächsischen Klosterbibliothek? Erklären Sie das mal....

Was ist das. Dunstan hatte Ovid auf seinen Regalen in Glastonbury?  Sie machen Witze, 

Stimmt. Ich habe Angst vor Ovids  humorvolle Parodie eines didaktischen Verses, der Ars Amatoria, hatte in S. Dunstans Exemplar ihre letzte Seite verloren. Also kopierte der Heilige in seiner eigenen Handschrift den fehlenden Text. Es ist in Bodley ... Auct. F.4.32 ...

Und das fünfzig oder so Verse-Gedicht des Hl. Bede mit allen Tricks und weicht aus: recusatio (Ablehnung) hinunter bis zur versteckten Anspielung. Sein Stil ist karolingisch...äh...falsches Jahrhundert sagen Sie...stimmt wohl...aber was ist mit den Composita in den letzten den letzten paar Zweizeilern? ... dulcisono und altithrono...ist das nicht das, was die karolingischen Gelehrten liebten

In der Tat...aber das taten auch die "Neoteriker" im Zeitalter von Catull, Es muß etwas mit Composita zu tun haben..verstehen Sie...als der Hl. Bede sein Gedicht schrieb, Cinna und Calvus und der Rest von ihnen es vielleiht verstanden haben. Genau damals- bevor die Franken und Türken ihre Streichholzschachteln in die großen Bibliotheken der Byzantinischen Welt mitnahmen, ich wette, Sie hätten vorbeikommen können und den kompletten Text der Hecale und der Altia lesen können. Adrian Hollis müssen nicht die ganze Zeit und Energie geopfert haben, um die verstümmelten Fragmente aus dem Sand von Oxyrynchus zu rekonstruieren.

Aber ich sollte besser zur Sache kommen.Wenn Sie näher auf die Elegiker des Hl. Bedes schauen, werden Sie zwei Feinheiten der "Neoteric"-Klugheit bemerken, de facto dazu bestimmt bereits kluge Kluges noch klüger zu machen.

1) Die Zweizeiler sind alphabetisch---deshalb hat das Gedicht 54 Zeilen (nach dem z setzt Bede vie weitere Zweizeiler ein, die ein AMEN formen) 46+8= 54

2) Das erste Viertel des Distichons wiederholt sich wörtlich in der zweiten Hälfte des Pentameters. Solche Formen werden echoici, serpentini oder reciproci genannt. Ovid hat das gelegentlichgemachtm wenn es ihm zupass kam: Fasti IV, 365.6.

Warum will sich der Heilige -offenbar- davon distanzieren zu sagen: "Das habe ich vor langer Zeit geschrieben"? Hat er Angst, daß seine Gleichaltrigen sagen werden "Das ist nicht sehr gut"? Oder daß der Mund eines Zensors fragen wird, ob Bede mit seiner Zeit nichts besseres zu tun hat als....

Einfach? Versuchen Sie das zu tun.

Aber der Hl.Bede läßt mich zumindest auf eine andere Art ratlos zurück. In seinen Einleitungsworten schreibt er ante annos plurimos...composuimus. "

Quelle: Fr. J. Hunwicke, liturgicalnotes

*"Du hast schon wieder angefangen..."

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