George Weigel kommentiert bei firstthings die Blindheit -vom Säkularismus geblendeter, westlicher Politiker gegenüber den religiösen Wurzeln des Terrorismus im Mittleren Osten.
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Als ich Yigal Carmom im November 1988 zum erstenmal begegnet bin, war er Counter-Terrorismus-Berater des israelischen Premierministers Yitzhak Shamir, eine Stellung die er bis 1993 auch bei Shamirs Nachfolger, Yitzak Rabins beibehielt. Wenn mein Gedächtnis nicht täuscht, fand unser Treffen in einem Raum im Keller des Israelischen Verteidigungsministeriums in Tel Aviv statt, Während unseres Gesprächs, das mehr als 90 Minuten dauerte, beobachtete ich, wie Yigal Anrufe auf drei oder vier verschiedenen Telefonen führte, ansatzlos von Hebräisch zu Arabisch zu Englisch wechselte, möglicherweise Entscheidungen über Leben und Tod wegen berichteter Terror-Drohungen traf - und dann den Gesprächsfaden wieder aufnahm ohne eine Silbe zu verfehlen. Das war eine außerordentliche Zurschaustellung von Gnade unter Druck.
Am1.Oktober 1990 war Yigal mein Fahrer nach und Führer auf Masada, der Bergfestung Herodes des Großen, das die 10.Römische Legion Anno 72-73 belagerte. (Wenn man von der Festung nach unten schaut, kann man auf dem Boden immer noch die Abdrücke sehen, die die Römer und ihre Ausrüstung hinterlassen haben.) Saddam Hussein hatte sich im August1990 Kuwait einverleibt und Touristen, die einen Krieg im Mittleren Osten fürchteten, flohen in Trauben nach Israel -außer einer Amerikanischen Gruppe, deren Bus nahe dem Eingang zur Seilbahn parkte, die die Besucher zu den Ruinen der Festung bringt, diese kernigen Seelen entpuppten sich als Mitglieder einer fundamentalistischen Kirche tief im amerikanischen Süden . Yigal und ich fuhren mit ungefähr einem Dutzend dieser liebenswerten Leute und als sie nach dem Erreichen der Festung ihres eigenen Weges gingen, fragte Yigal mich: "Alle anderen sind weg ; arum sind dieser Leute noch hier?" Ich erklärt, daß sie wahrscheinlich dachten, daß sie in einen Frontsitz bei der Schlacht von Armageddon ergattert hätten und das nicht versäumen wollten."
Nachdem er das Regierungsamt verlassen hatte, gründete Yigal als Mitbegründer das Mittelöstliche Medienforschungsinstitut (MEMRI), das Medien-Veröffentlichungen aus dem Arabischen und Persischen übersetzte und die Übersetzungen weltweit zur Verfügung stellte. MEMRI -vor kurzem im Wall Street Journal vorgestellt- leistet den offiziellen Amtsträgern- wie Yigal einer gewesen war- wertvolle Dienste- indem er Terrorismus verhindern können, bevor er passierte, oder schnell darauf zu reagieren, bevor mehr Leben verloren gingen. Unglücklicherweise zeigten die, die am meisten von MEMRIS Übersetzungen von Reden, Video-Clips und Artikeln von den Herren des Terrors profitierten, wenig Interesse. Warum? Weil zu viele westliche Politikmacher sich nicht vorstellen können, dass diverse Formen des gewalttätigen Djihad -ob aus sunnitischen oder shiitischen Islamischen Quellen, einen Unterschied machen. Jene Kriegserklärungen -beruhen auf Religion- und wir alle wissen-oder?- daß religiöse Überzeugungen keinen wirklichen Einfluss auf "Weltprobleme" haben?
Es gibt gelegentlich Ausnahmen von diesem gefährlichen Blinden Fleck bei professionellen Außenpolitikern. Vor kurzem führte die MEMRI-Übersetzung einer Rede, in der die Hamas-Massaker vom 7.Oktober als "Selbstverteidigung" und "Befreiung " durch den Vorsitzenden des Rates für Amerikanisch-Islamische Beziehungen dazu, daß diese Organisation als Teilnehmer an der Strategie von Bidens Regierung gegen Antisemitismus entfernt wurde. Aber als allgemeine Regel gilt, daß die us-amerikanische Außenpolitik - wie ihr europäisches Gegenstück der größeren europäischen Mächte so tief in die Säfte des rationalistischen Säkularismus (eine Unterströmung des außenpolitischen Realismus) eingetaucht sind, daß den Profis schwer fällt, den religiösen politischen Radikalismus ernst zu nehmen. Dennoch sind diese Radikalismen besonders wegen ihrer religiösen Basis außerordentlich gefährlich.
Man könnte denken, das 9/11 bei dieser gewollten säkularistischen Blindheit zu einem Umdenken geführt hätte, und MEMRIS Arbeit stellt das Rohmaterial ein solches Umdenken großzügig zur Verfügung. Aber alte Gewohnheiten sind hartnäckig, besonders bei den selbsternannten Besten und Klügsten.
Vor seiner Arbeit als Counter-Terrorismusberater der Premierminister Shamir und Rabin, hat Yigal Carmon mit Menahem Milson zusammen gearbeitet, einem der weltweit berühmtesten Gelehrten für Arabische Literatur- ein weiterer Mann,den ich stolz Freund nennen kann, -bei der zivilen Verwaltung der West Bank. Ihr Ziel war es, eine Palästinensische Zivilgesellschaft zu ertüchtigen, die mit der Zeit eine palästinensische politische Führungsschicht produzieren würde, mit der Israel einen dauerhaften Frieden würde schließen können. Der essentielle Bestandteil dieser Bemühung beinhaltete die Entmachtung von Terroristen wie die PLO- oder im heutigen Kontext-Fatah, Hamas und Hezbollah, von denen jede sich auf religiöse Urteile beruft, um ihre mörderischen Praktiken zu rechtfertigen.
Auf lange Sicht scheint mir diese Strategie immer noch das zu sein, was kreative, von moralischer Vernunft geprägte Staatskunst erfordert. Wie anspruchsvoll der vor uns liegende Weg auch sein mag, der erste Schritt besteht darin, die Hindernisse zu erkennen, die den Weg derzeit so schwierig machen. MEMRI leistet einen unverzichtbaren Dienst bei der Identifizierung dieser Hindernisse und einer ihrer Ursachen: den fanatischen Hass, der durch Ansprüche auf göttliche Sanktion entfacht wird. Die Arbeit von MEMRI ist daher von entscheidender Bedeutung für die Akteure des interreligiösen Dialogs sowie für politische Entscheidungsträger."
Quelle: G. Weigel, firstthings
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