Freitag, 5. April 2024

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes auch heute  noch einmal über die mittelalterlichen österlichen Mysterienspiele in Cornwall, deren Darstellungen in alten Kirchenfenstern und Marotten der Enthusiasten des Neu-keltischen.   Hier geht s zum Original:   klicken

                  "DIE ORDINALIA WIEDER IN GLAS?"

Also, im Mittelalter hatte sie da unten in Cornwall religiöse Theaterstücke , die Ordinalia, in der alten cornischen Sprache (einige Enthusiasten versuchen derzeit das wiederzubeleben; de facto sind diese Dramen in Mittel-Cornisch die Hauptbasis für ihrer "wiederbelebten" Sprache gewesen...seltsam; angenommen wir würde ein Englisch sprechen, das nach den Versen von Chaucer konstruiert wäre, ohne der Tatsache Beachtung zu schenken, dass unser Geoffrey seine Worte so gewählt und arrangiert hat, dass sie in ein fünfhundert Jahre altes Metrum passten! Und Homers Griechisch kann nie von irgendwem als Alltagssprache gesprochen worden sein.)

Wie auch immer in der Resurexxio Domini [sic] erscheint der Herr [natürlich] zuerst seiner makellosen  Mutter. 

Das mittelalterliche Cornisch-wie das moderne Englisch- war eine allesfressende Sprache, schwer mit Vokabeln, Zitaten, Sätzen, Techniken, Kraftausdrücken aus anderen Sprachen.... Englisch. Latein-Anleihen gehen auf die römische Besetzung zurück; Französisch (eine andere Sache, die die Erfinder des "modernen Cornisch"  nicht ausstehen können; eher sowie es Herr Hitler mit der deutschen Sprache machte, laden ihre Wörterbücher uns ständig dazu ein, keine Lehnwörter, die in der Literatur grosszügig bezeugt werden, zu benutzen, sondern an den  rein "keltischen" Wurzeln festzuhalten.)

Und der Herr grüsst seine Mutter mit dem lateinische O salve Sancta Parens. Das ist natürlich der Anfang des Introitus der Osterzeit-Messe unserer Lieben Frau (und stammt letztlich von Sedulius). Das O braucht der cornische Text, weil die Zeile sonst nicht aus sieben Silben besteht. 

Im gesamten Manuskript erkennt man zwei Hände. Manus prima ist das leicht verblasste Original. Manus secunda ist eher düsterer und fügt einige Regieanweisungen hinzu, ändert einige ts in ds und scheint an einer Stelle einen Witz aktualisiert zu haben, indem er drei Zeilen löschte und einige andere mit kornischen Ortsnamen in den so frei gewordenen Raum schrieb … Ich vermute, dass das für ein anderes Publikum relevant war, als das, für das die erste Hand das Stück ursprünglich geschrieben hatte.

Bei der Begrüßung O salve Sancta parens scheint unter den ersten beiden Worten erneut das Radiermesser am Werk gewesen zu sein. Über dieser Rasura ist "O salve“ durch Manus secunda dunkel eingefärbt. Höchstwahrscheinlich schrieb Manus Prima Salve Sancta Parens; während Manus Secunda erkannte, dass eine zusätzliche Silbe nötig war – machte einen verpatzten Job bei der Bereitstellung – und kratzte dann den Bereich frei, um einen sauberen Neuanfang zu ermöglichen.

Sie können sich das Manuskript selbst ansehen, ohne nach Oxford zu reisen: Suchen Sie nach Bodley 791 und scrollen Sie nach unten zu Folio 61 auf der Rückseite.

Wenn Sie jedoch Glasbilder dem geschriebenen Drama vorziehen, besuchen Sie die Fairford Kirche in Gloucestershire. Dort werden Sie sehen, wie der Herr seine Mutter Salve Sancta Parens begrüßt. Dieses Fenster (Fenster 7; in zwei Lichtern) entstand ungefähr zeitgleich mit dem kornischen Text: „... wahrscheinlich auf Veranlassung von Richard Fox, Bischof von Durham und dann von Winchester. Das Glas wurde zwischen 1500 und 1517 wahrscheinlich unter der Leitung von Barnard Flower, dem Glaser des Königs hergestellt, hauptsächlichwohl in seinen Werkstätten in Westminster. Die Muttergottes hat voller Staunen die Hände erhoben; die Literatur beschreibt sie wie "sie in großer Freude aus ihrem Schlafzimmer kommt“.

Auf den höchsten kulturellen Ebenen des frühen Tudor-Englands schämten sich die Menschen dieser "außertextuellen“ Geschichten nicht."

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke

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