Sonntag, 14. Juli 2024

Wenigstens Sonntags...

Auch heute, am 8.Sonntag nach Pfingsten setzt Fr. John Zuhlsdorf seine Katechese über die Sonntage bei OnePeterFive fort. Hier geht s zum Original:  klicken

"WENIGSTENS SONNTAGS - 8. SONNTAG NACH PFINGSTEN: EINE SACHE VON LEBEN UND TOD"

Erlauben Sie mir diese Woche eine Verbindung zwischen der Kollekte der Sonntagsmesse am 8. Sonntag nach Pfingsten und der Epistel-Perikope aus Römer 12-17 herzustellen. Bitten Sie für mich. 

Eine ersten Beobachtung über diesen Sonntag ist- wie letzte Woche- da wir einen scharfen Kontrast zwischen den  beiden Königreichen oder Geistern haben, das ist dem Geist Gottes und dem Geist des Fleisches, den Kindern des Lichts oder der Welt. Das ist klar das Thema der Lesung aus dem Evangelium nach Lukas 16: 1-9, dem Gleichnis des ungerechten Verwalters. 

Im Römer-Brief stellt der Hl.Paulus einen, der nach dem Fleisch lebt einem, der "vom Geist Gottes  geleitet wird" gegenüber.  Durch den innewohnenden Geist sind wir von Tod, Knechtschaft und Angst befreit. Wir sind keine Sklaven mehr, sondern durch den Geist durch göttliche Adoption Söhne und Erben geworden. Als adoptierte Kinder Gottes haben wir das Versprechen eines Erbes, nämlich der Glückseligkeit des Himmels. Dieses Erbe wird uns jedoch unter der Bedingung zuteil, dass wir "die Taten des Fleisches töten“ (Vers 13). Das lateinische Wort für "töten“ ist ein Futur II, gefolgt von einem zukünftigen Ergebnis, umschrieben mit "wenn du zuerst die Taten des Fleisches getötet (morticavéritis) hast, dann wirst du leben (vivétis)“.

Zu dieser Passage schreibt der Bibelwissenschaftler Scott Hahn in seinem Kommentar zu den Römern:

Jeder Gläubige steht vor der Wahl – und beachten Sie, dass Paulus seinen Appell persönlich macht, indem er die Leser wie Sie direkt anspricht – zwischen Leben und Tod, endgültiger Rechtfertigung und endgültiger Verdammnis. Wer den sündigen Forderungen des Fleisches ohne Reue nachgibt, wird einen ewigen Tod ohne Gott sterben; wer jedoch über die Triebe des Körpers siegt, wird ein ewiges Leben in Gottes Gegenwart führen. Paulus beschreibt Letzteres als Bemühen, die Taten des Körpers zu töten. Die katholische Spiritualität nennt dies "Abtötung“ (vom lateinischen mortificare), womit Paulus‘ griechisches Wort thanatoô, "töten“, übersetzt wird.

Ich werde für einen Moment von Hahns Bemerkungen absehen, um zu unterstreichen, dass der lateinische Text mit Zukunftsformen konstruiert wurde, um die endgültige Konsequenz stark hervorzuheben. Hahn hebt jedoch einen kritischen Punkt des griechischen Textes hervor, nämlich:

Paulus‘ Verwendung der Gegenwartsform des Verbs thanatoô weist darauf hin, daß die Abtötung eine kontinuierliche Anstrengung erfordert, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt; es ist keine einmalige Sache. Gleichzeitig ist Paulus kein Pelagianer, der glaubt, dass Männer und Frauen die natürliche Willenskraft besitzen, um eine solche Leistung ohne die innere Hilfe der Gnade zu vollbringen. Gläubige können das Fleisch nur durch den Geist erfolgreich abtöten – das heißt im bewussten Vertrauen auf Gottes innewohnende Gegenwart. Spirituelle Disziplin muss "im Geist“ ausgeübt werden.

Für Christen gibt es keinen Weg um die Abtötung herum, Akte der Selbstverleugnung der Triebe des Fleisches, unserer Gelüste, die aufgrund der Erbsünde ungeordnet sind und die unser Wille zu kontrollieren versuchen muss. Darüber hinaus müssen unsere Bemühungen um Abtötung bewusst sein. Die Entschlossenheit, beispielsweise eine Diät zu machen, um Gewicht zu verlieren, ist eine gute Entscheidung, die Willenskraft erfordert. Dies ist jedoch nicht dasselbe wie Abtötung, die ein höheres und dauerhafteres Ziel hat. In gewissem Sinne kann Abtötung durch eine strenge Diät, die absichtlich in erster Linie auf die Kontrolle des Fleisches im Hinblick auf das Leben im Himmel ausgerichtet ist, zu einer besonderen Art der Gewichtszunahme führen. Wie der heilige Augustinus in Bekenntnissen 13 schrieb: "amor meus pondus meum … meine Liebe ist mein Gewicht“. Augustinus verstand durch seine Wissenschaft des 5. Jahrhunderts, die nichts von der Schwerkraft wusste, dass das Gewicht einer Sache durch eine innere Eigenschaft verursacht wird, die ständig versucht, dorthin zu gelangen, wo sie hingehört. Aus diesem Grund können Herzen keinen Frieden finden, wenn sie einem Geschöpf oder, wie Paulus es ausdrücken würde, dem Fleisch überlassen sind. Richtig ausgerichtete Herzen, in denen der Heilige Geist wohnt, streben mit ihrem ganzen inneren Gewicht danach, zu Gott zu gelangen.

Wenden wir uns nun der Kollekte zu, der ersten Rede der Heiligen Messe, die ich zunächst vivisezieren werde. Die Kollekte stammt aus dem alten Veroneser Sakramentar und dem Gelasianum und dem sogenannten Gregorianer. Sie überlebte die liturgischen Näherinnen des Konsiliums mit ihren Scheren und Fäden und entstand im nachkonziliaren Missale Romanum am Donnerstag der 1. Fastenwoche. Es gibt jedoch eine geringfügige Änderung in der Novus-Ordo-Version, die wir uns gleich ansehen können. Lassen Sie uns untersuchen, was unser Gebet wirklich aussagt.

KOLLEKTE 1962

Largire nobis, quaesumus, Domine, semper spiritum cogitandi quae recta sunt, propitius et agendi: ut, qui sine te esse non possumus, secundum te vivere valeamus.

Ich liebe dieses elegante Übertragen von Spiritum über die Konjunktion „et“ hinweg, das sowohl zu „cogitandi“ als auch zu „agendi“ passt. Haben Sie die Parallelität bemerkt? Das heißt, sine te esse … secundum te vivere? Ein weiteres raffiniertes Merkmal des Genies, das dies geschrieben hat, ist die Gegenüberstellung von Possum und Valeo: eine wahre Copia Verborum. Und vivere valeamus gibt uns eine schöne rhythmische Clausula.

In der Novus-Ordo-Version wird Propitius durch Promptius ersetzt. In der kritischen Ausgabe des alten Veroneser Sakramentars findet man „promptius“. Die Reformatoren bevorzugten die Version, die vor der „tridentinischen“ Editio princeps von 1570 entstand. Was geschah? Beim Lesen einer alten Handschrift kann man leicht gequetschte Schnörkel falsch interpretieren und –mpt- statt –pit- lesen.

Eine Bedeutung von secundum in der prestigeträchtigen Lewis & Short Dictionary lautet „angemessen zu, in Übereinstimmung mit, gemäß“. Denken Sie daran, dass largire ein Imperativ eines Deponensverbs ist, kein Infinitiv. Das berühmte Verb cogito ist mehr als einfach „denken“. Es spiegelt tiefere Reflexion wider, wahres Streben im Geist: „gründlich überlegen, nachdenken, abwägen, reflektieren, denken“. Letzte Woche hatten wir, wie Sie sich vielleicht erinnern, auch eine „recta sunt“. Recta kommt von rego, „gerade halten, vermeiden, etwas falsch zu machen“.

WÖRTLICHE ÜBERSETZUNG

Wir bitten Dich, o Herr, schenke uns gnädig den Geist, immer über die richtigen Dinge nachzudenken und sie auszuführen, damit wir, die wir ohne Dich nicht existieren können, leben können."

Quelle: Fr. J.Zuhlsdorf, OnePeterFive

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