Montag, 9. Dezember 2024

Papst Franziskus und seine Pläne für das kommende Konklave

In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican kommentiert A.Gagliarducci die jüngsten Enscheidungen von Papst Franziskus und seine bevorstehende Reise nach Korsika und seine möglichen Pläne zur Beeinflussung des kommenden Konklaves. Hier geht´s zum Original  klicken

"PAPST FRANZISKUS: AUF DEM WEG ZUM KONKLAVE"

Das Konsistorium vom 7. Dezember hat vielleicht nicht am 8. Dezember mit der Messe der Kardinäle geendet. Es scheint so als ob es bis zum 15. Dezember weitergehen könnte, an dem Papst Franziskus einen eintägigen Besuch auf Korsika macht. Diesen Besuch könnte ein aufmerkdamer Besucher als eine Art  Übergabe betrahcten.

Franziskus besucht Korsika nach der Einladung des 54-jährigen Kardinals Francois-Xavier  Bustillo., den der Papsts besonders schätzt. Während der Chrisam-Messe am Gründinnerstag 2022 hader Papst dem Römischen Klerus sein Buch "Zeugen,.nicht Beamte! geschenkt und ihn 2023 zum Kardinal ernannt. Es scheint. daß er ihn bereits zum Nachfgfolger von Erzbischof Laurent Ulrich in Paris bestimmt hat.

Bustillo, aus einem Franziskanerkonvent, wird wegen seinber Einfachheit geschätzt – er kleidet sich weiterhin wie ein Franziskaner, obwohl er gezwungen war, den roten Hut zu tragen. Er ist sogar in Kreisen der „Konservativen“ hoch abgeehen, weil er mit dem korsischen Kardinal Dominique Mamberti befreundet ist, der ihn schätzt. Bustillo scheint von Papst Franziskus als sein möglicher Nachfolger ins Auge gefasst worden zu sein.

Alles deutet darauf hin, auch diese sehr kurze, fast unerwartete und unverständliche Reise, die nur sieben Tage nach der Wiedereröffnung der Katherale Notre Dame in Paris stattfinden wird.

Aus diplomatischer Sicht ist dies eine anspruchsvolle Reise, wenn man bedenkt, dass der Papst offizielle Besuche in großen Ländern wie Frankreich vermeiden möchte. Dennoch kann er für Korsika nicht denselben Trick anwenden wie für die Reise nach Marseille zu den Mittelmeertreffen oder wie für die Reise nach Straßburg im Jahr 2014. Damals sagte Papst Franziskus, er fahre nach Marseille, nicht nach Frankreich. Im Jahr 2014 betonte er, es handele sich um eine Reise zu den europäischen Institutionen, und zwar in dem Maß, dass der Papst weder einen Fuß in die Stadt setzte noch das Straßburger Münster besuchte, das seinen tausendsten Geburtstag feierte. All dies kann jedoch nicht auf Korsika nicht so gemacht werden, weil Korsika eine starke Unabhängigkeitsbewegung erlebt, und daher würde die Aussage, die Reise fände nach Korsika statt, nur aufrührerische Geister anstacheln.


Warum erscheint die Korsika-Reise wie eine Vervollständigung dres Konsistoriums?

Sieben Tage nach dem Konsistorium gibt Papst Franziskus klar zu verstehen, welches Modell seiner Meinung nach zu befolgen ist. Der Papst wird eine Konferenz über Volksfrömmigkeit im Mittelmeerraum mit einem Bischof des Volkes und des Volkes zum Abschluss bringen. Und dennoch wird der Papst einen Bischof besuchen, der nicht zögerte, ein eher „institutionelles“ Buch zu schreiben, zusammen mit Erzbischof Edgar Pena Parra, Substitut des Staatssekretariats, aber vor allem zusammen mit Nicolas Diat, dem Autor mehrerer Bücher mit Kardinal Robert Sarah. Und mit einem Schlag zwinkerte Bustillo der diplomatischen Welt und der Welt der konservativen Kultur zu, indem er auch Brücken in die säkulare Welt schlug, während er im Wesentlichen er selbst blieb.

Papst Franziskus schätzte auch diese Art von List. Ist es nicht Papst Franziskus, der linke Intellektuelle und Atheisten wie Eugenio Scalfari für seine Interviews und Stellungnahmen oder populäre oder säkulare Programme wie seine Streifzüge in Radio und Fernsehen und eine Dokumentation mit dem Journalisten Jordi Èvole bevorzugte? Ist es nicht Papst Franziskus, der die bekannte italienische Abtreibungsärztin Emma Bonino so sehr schätzte, dass er ihr nach ihrer Krankheit einen Besuch abstattete – einen Besuch, der in einem Foto dokumentiert wurde? Ist es nicht Papst Franziskus, der von „Schwuchteln“ spricht, aber gleichzeitig zeigt, dass er ein Dokument des Dikasteriums für die Glaubenslehre ablehnt, das die Segnung homosexueller Paare verbietet, die er zuvor gebilligt hatte?

Papst Franziskus hat eine Art, sich an mehreren Fronten zu bewegen, die er selbst als „geschickt“ bezeichnet hat. Vor allem hat er den Willen, das Image eines Priesters des Volkes aufrechtzuerhalten, während er in Wirklichkeit alle Formen der Macht behält und sich allen Machtzentren nahe zeigt. Warum sollte der Nachfolger dann die Eigenschaften von Bustillo haben? Papst Franziskus will einen Nachfolger, der Rom nicht kennt und daher nicht an die römischen Traditionen gebunden ist. Papst Franziskus kennt die römischen Traditionen, obwohl er nie Teil davon war, und hat beschlossen, sie eine nach der anderen zu dekonstruieren. Damit seine Revolution jedoch weitergehen kann, ist ein Nachfolger erforderlich, der kein Interesse an den Machtformen hat oder diese nicht eingehend kennt. Der Nachfolger müsste auch die Gunst der Medien genießen, zumindest anfangs. Ein spaltendes Papsttum wie das von Franziskus hat tiefgreifende Auswirkungen, und ohne die Sympathie der Medien würde kein Nachfolger vom Volk als würdig erachtet werden. Bustillo wäre ein Außenseiter und würde daher der Presse zweifellos gefallen. Vor allem muss der Nachfolger den aktuellen Papst unterstützen. Und Bustillo würde einen ganz anderen Ansatz verfolgen. Was über Bustillo gesagt wurde, könnte man über viele Kardinäle sagen, die Papst Franziskus in den letzten Jahren ernannt hat. Ab nächstem Jahr werden nur noch vier von Johannes Paul II. ernannte Kardinäle im Konklave stimmberechtigt sein. Von ihnen scheint nur Kardinal Petr Erdo, Erzbischof von Esztergom-Budapest, bekannt genug zu sein, um viele Stimmen zu bekommen.

Wenn jedoch ein von Johannes Paul II. kreierter Kardinal zum Papst gewählt würde, wäre dies eine gewaltige Mißbilligung des Pontifikats. Johannes Paul II. ist fast vergessen; sein Pontifikat wurde in den letzten Jahren in Klammern gesetzt, ebenso wie Benedikt XVI. Das Abschlussdokument der Synode zur Synodalität weist auf die Autonomie der Bischofskonferenzen hin. Dennoch sind mehr Verweise auf Dokumente zu Johannes Paul II. erforderlich. Natürlich wäre es nicht das erste Mal in den letzten Jahren, dass Papst Franziskus in Frage gestellt würde. Das jüngste Beispiel war auf der Synode, als die Arbeitsgruppen zu kontroversen Themen mindestens zwei wesentliche Schritte zurück machten: Nein zur Institution des weiblichen Diakonats, weil die Zeit reif sei und Nein zum Bischof als alleinigem Richter in Ehenichtigkeitsprozessen, was von Papst Franziskus durchgesetzt, aber von den Bischöfen nicht gut aufgenommen wurde, die diese Kompetenzen lieber Fachleuten anvertrauen wollten (in Italien funktionierten die interdiözesanen Tribunale sehr gut).

Eine Ablehnung von Papst Franziskus ist jedoch auch in vielen anderen Details zu erkennen.

In der Entscheidung der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union, Mariano Crociata zum Präsidenten zu wählen, wurde Crociata vom Generalsekretariat der italienischen Bischofskonferenz abberufen und der kleinen Diözese Latina zugewiesen, weil es, um es allgemein auszudrücken, erhebliche Meinungsverschiedenheiten mit Papst Franziskus in Managementfragen gab. Die Entscheidung der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy Broglio, ein ehemaliges Mitglied des Staatssekretariats von Johannes Paul II., zum Präsidenten zu ernennen, ist ebenfalls ein solches Detail. Die von Papst Franziskus ernannten amerikanischen Kardinäle hatten sogar Mühe, überhaupt die Vizepräsidentschaf in den Kommissionen zu übernehmen.

Die dramatische Kehrtwende des Papstes in Bezug auf Fiducia Supplicans, die Erklärung, die die Segnung irregulärer Paare unter bestimmten Bedingungen erlaubt, wurde auf dem afrikanischen Kontinent, aber auch in weiten Teilen Asiens, Europas und Lateinamerikas fast en bloc abgelehnt.

Diese Reise nach Korsika ist eine der letzten Gelegenheiten für Papst Franziskus, die Wahl seines Nachfolgers zu lenken (oder zumindest zu versuchen, die Wahl zu lenken). Und ja, unter den neuen Kardinälen gibt es interessante Profile, wie den Erzbischof von Toronto, Francis Leo, und den Erzbischof von Rabat, Cristobal Lopez. Sie sind jedoch Männer des Dialogs, die wissen, wie man das Alte und das Neue zusammenbringt, die den Ratschlägen von Experten gegenüber aufgeschlossen sind und die die vatikanischen Strukturen nicht überschreiten wollen. Wenn überhaupt, wollen sie sie nutzen und sie auf gute Weise nutzen.

Papst Franziskus sucht nach einem Weg, seine Revolution fortzusetzen.

Bei einem möglichen Konklave werden für eine Weile 140 Kardinäle teilnehmen. Eine Zweidrittelmehrheit wird ohnehin schwierig. Viele werden sich untereinander nicht einmal kennen. Und dann wird man sich die einfachste Wahl ansehen, vielleicht die Hinweise des Papstes. Das hat sich Papst Franziskus wahrscheinlich auch gedacht – das kann man nicht genau wissen.

Ob der Papst in diese Richtung geht und alles für seine Nachfolge arrangiert, werden wir auf Korsika sehen."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday at tha Vatican

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