Montag, 29. Dezember 2025

Ein Ende und die Anfänge

In seiner heutigen Kolumne füt Monday at the Vaticsn kommentiert A. Gagliarducci die Entwicklung des Prevost-Pontifikates. Hier geht´s zum Original:  klicken 

            LEO XIV: ABSCHIEDE UND ANFÄNGE

Die Christmette im Petersdom war von einer Reihe von Symbolen geprägt, die allesamt den unaufhaltsamen Übergang zu Papst Leos XIV. aufzeigten, der unmittelbar nach dem Ende des Heiligen Jahres beginnen soll.
Eie enthielt eine Reihe von Symbolen, die allesamt zeigten, wie Papst Leo XIV. mit großen Schritten auf einen endgültigen Übergang zusteuert, der unmittelbar nach dem Ende des Jubiläums beginnen soll.
Insbesondere drei kleine Hinweise sind bemerkenswert.

Erstens: Leo XIV. wollte die Menschen auf dem Petersplatz vor der abendlichen Feier persönlich begrüßen und ihnen danken.
Es ist eine Geste, die er gerne zeigt und seit seinem Amtsantritt als Papst oft wiederholt hat. Doch zum ersten Mal trug der Papst die weiße Schärpe mit seinem bischöflichen Wappen. Bis dahin war das Wappen nicht zu sehen gewesen, und viele interpretierten dies als praktisches Zeichen der Kontinuität mit dem Pontifikat von Franziskus, genauer gesagt mit der Dekonstruktion von Symbolen, die unter Papst Franziskus stattgefunden hatte.

Dass die Schärpe mit dem gestickten Wappen nun tatsächlich wieder auftauchte, widerlegt diese Deutung jedoch.

Das zweite Zeichen liegt in den Worten Leos XIV.

Seine Predigt am Heiligen Abend wies zwei Besonderheiten auf: Er zitierte die letzte Weihnachtspredigt Benedikts XVI. als Papst und die letzte Weihnachtspredigt von Papst Franziskus.

Im Wesentlichen griff Leo XIV. auf das Erbe seiner beiden Vorgänger zurück, übernahm das Beste von beiden und versuchte, es in Einklang zu bringen. Damit signalisierte er aber auch, dass er ein anderer Papst sei, einer, der die guten Dinge der Vergangenheit nicht verwerfen, aber auch seinen eigenen Weg gehen wird. Dies ist ein anderes Pontifikat.

Das dritte Zeichen zeigte sich bereits einige Tage zuvor, in Leos Weihnachtsansprache an die Römische Kurie am 22. Dezember.

Die Reden von Papst Franziskus an die Römische Kurie waren ein mit Spannung erwartetes Ereignis, weil der Papst sie nutzte, um die Kurie scharf zu kritisieren. Niemand hat seine Rede über die fünfzehn Krankheiten der Kurie und die darauffolgenden Lösungsansätze für diese Krankheiten vergessen.

Leo XIV. machte jedoch von Anfang an deutlich, dass er weder den Plan hatte noch die Absicht hegte, die im Vatikan Tätigen anzugreifen.

Er erklärte gleich zu Beginn: „Päpste kommen und gehen, die Kurie bleibt“, und brachte damit seine Wertschätzung für die Arbeit zum Ausdruck, die so viele von ihnen im Hintergrund leisten. Der Ton seiner Rede war daher nicht anklagend.
Stattdessen hob Leo XIV. ein Thema hervor: die Gemeinschaft. Er schloss mit der Bitte, dass auch innerhalb der Römischen Kurie Freundschaft herrschen und Feindschaft nicht geduldet werden dürfen.



Leo XIV. muss ein komplexes Erbe von Papst Franziskus bewältigen. Insbesondere die letzte Phase des Pontifikats von Franziskus hatte die Verbitterung innerhalb der Kurie geschürt. Gleichzeitig waren einige der entscheidenden Erkenntnisse des argentinischen Papstes in Vergessenheit geraten. Dies war nichts Ungewöhnliches in einem Pontifikat, das dennoch ein Dutzend ereignisreicher Jahre gedauert hatte. Leo sah sich daher mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, diese Erkenntnisse zu bewahren und gleichzeitig die Fallstricke zu umgehen, oder besser gesagt, die Wunden zu heilen, ohne das Werk seines Vorgängers gänzlich zu verurteilen oder abzulehnen.

Er ist dabei mit Bedacht vorgegangen, indem er einige Regierungsentscheidungen traf, die die Beschlüsse von Papst Franziskus aufheben, und hat gleichzeitig die „zurückgestellten Dokumente“ veröffentlicht, die am Ende des Pontifikats von Franziskus liegen geblieben sind. Mit dieser Vorsicht will der Papst ein Zeichen setzen: Er respektiert das Vorherige und hat wahrlich nicht die Absicht, ein System der Vetternwirtschaft einzuführen, sofern alle an einem Strang ziehen.

Leos XIV. Entscheidung, die Synodalität weiter zu thematisieren, ist in dieser Hinsicht ebenfalls ein deutliches Signal: Leo macht klar, dass er allen zuhören und jedem eine Stimme geben wird. Und genau dies ist letztlich der Zweck des Konsistoriums vom 7. und 8. Januar.

Am 12. Dezember shat Leo XIV. einen Brief an alle Kardinäle geschickt, in dem er den Zweck des Konsistoriums erläutert. Der Papst nannte dabei insbesondere vier Punkte:

• eine erneute Lektüre des Apostolischen Schreibens Evangelii Gaudium;

• ein Studium der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium mit Fokus auf die Gesamtkirche und die Teilkirchen;

• Synode und Synodalität als Instrumente der Zusammenarbeit mit dem Papst;

• eine „tiefgreifende theologische, historische und pastorale Reflexion“ über die Liturgie, „um die gesunde Tradition zu bewahren und gleichzeitig den Weg für legitimen Fortschritt zu öffnen“, um es – wie Leo in seinem Brief tat – mit den Worten der Konstitution Sacrosanctum Concilium des Zweiten Vatikanischen Konzils über die heilige Liturgie auszudrücken.

Diese vier Themen sind besonders bezeichnend für den Weg Leos XIV.

Die ersten beiden Punkte betreffen den programmatischen Text von Papst Franziskus und die Apostolische Konstitution, die zur Kurienreform führte. Einerseits will Leo XIV. den von Papst Franziskus gesetzten missionarischen Impuls nicht verlieren, auch wenn der Ausdruck „eine Kirche, die sich nach außen wendet“ noch nie über seine Lippen gekommen ist. Das Thema Mission ist jedoch zentral.

Es besteht die Notwendigkeit, die Reformen der Franziskus-Ära zu harmonisieren, weil  die Struktur der Kirche nicht allein missionarisch sein kann. Es bedarf eines Zentrums, und dies wird von jenen verstanden, die – wie der Papst – Obere einer Ordensgemeinschaft mit Niederlassungen in aller Welt sind.

Darüber hinaus formuliert Leo XIV. den Begriff der Synodalität neu und definiert ihn als eine Form der Zusammenarbeit mit dem Papst, wobei er die von ihm zu Beginn seines Pontifikats initiierte ideale Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt.

Diese Gemeinschaft wird auch durch eine Pax theologica wie in Fragen der Liturgie erreicht. Das war das Ziel Benedikts XVI., der den Gebrauch des alten Ritus liberalisiert hatte, um die Gemeinschaft zu fördern und extremistische Strömungen – jene, die die Liturgie als Instrument zur Infragestellung des gesamten Zweiten Vatikanischen Konzils betrachten – auszugrenzen.

Leo XIV. kehrt zum Konzil zurück, scheint aber fest entschlossen, eine Pax theologica zu erreichen. Das interessierte Papst Franziskus nicht, der den Gebrauch des alten Ritus eingeschränkt und alle, die sich ihm näherten, als rückständig bezeichnet hatte.

Leo XIV. wird voraussichtlich einen gemäßigten Kurs verfolgen.

Schritt für Schritt hat er alle Symbole seines Pontifikats neu ausgerichtet, ohne Franziskus jemals zu verleugnen; im Gegenteil, er hat ihn in seinen Reden, Ansprachen und Predigten häufiger zitiert als jeden anderen. Es wird wahrscheinlich keine grundlegenden Änderungen in der von Papst Franziskus angestrebten Kurienreform geben: Sie wäre zu kompliziert. Leo hat jedoch bereits seine Bereitschaft zu Anpassungen gezeigt und vertraut darauf, dass die Kardinäle die Reform umfassend angehen.

Die Tatsache, dass er sich auf Kardinäle stützt, zeugt ebenfalls von seinem synodalen Ansatz. Papst Franziskus hatte die Kirche in einen ständigen Synodenzustand versetzt, doch anschließend wurde ein kleines Kardinalskollegium einberufen, das ihn bei der Leitung unterstützte. Dieses Gremium wurde nie institutionalisiert, diente aber als Beratungsorgan und stand über dem gesamten Kardinalskollegium.

Papst Franziskus schätzte auch besondere Anlässe, wie beispielsweise die Begegnung mit den Jesuiten in jedem Land, das er bereiste. Es ist nicht so, dass Franziskus eine Ordensgruppe bevorzugte. Alle waren gleichberechtigt, manche jedoch gleichberechtigter als andere.

Leo XIV. beruft sich auf die Synodalität und ruft zu einer stärkeren Beteiligung aller auf. Er tut dies auf der Grundlage eines Konzepts der gemeinsamen Verantwortung, das der Papst in seiner Weihnachtspredigt als den „Weg des Friedens“ bezeichnete.

Die Heiligen Pforten beginnen sich zu schließen; das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr neigt sich dem Ende zu. Doch die Türen öffnen sich für ein neues Pontifikat, dessen genaue Ausgestaltung noch nicht feststeht: das Pontifikat Leos XIV. "                                                                    
 
Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican

 
 


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