Mittwoch, 3. Februar 2021

S. Magister zur Verwirrung in der Kommunikationsabteilung des Vaticans - Fortsetzung

Fortsetzung von hier und hier

"Eine schüchterne, verspätete und halb-heimliche Korrektur der Missetat kam 10 Tage später, am 31. Oktober, als der Apostolische Nuntius in Mexiko, Franco Coppola auf seiner Facebook-Seite eine "Note zur Erklärung einiger Ausdrücke in Franziskus´ Dokument" veröffentlicht hat, die vom Staatssekretariat ihm und den Nuntien in aller Welt geschickt wurde. 

Sogar im Kampf um Demokratie, bei dem die Katholiken der Stadt an vorderster Front stehen, hat HongKong den Preis für diese Verwirrung bezahlt. 

Der Vorfall fand beim Angelus am 5. Juli statt. Eine Stunde vor Mittag hatte das Presse-Büro den akkreditierten Journalisten den Text ausgehändigt, den der Papst in Kürze ablesen würde. Darin kam nach Monaten absoluten Schweigens eine vorsichtige und beginnende Unterstützung für die Verteidigung der Demokratie in Hong Kong vor- in 12 Zeilen im diplomatischen Stil des Staatssekretariates geschrieben. 

Aber dann überging Franziskus am Fenster des Apostolischen Palastes diesen Abschnitt völlig. Aus eigener Initiative? Wahrscheinlich. So wie er es auch war,  der am Sonntags-Angelus am folgenden 12. Juli aus dem Stegreif -die Worte zur Umwandlung der Hagia-Sophia-Basilika in eine Moschee sprach. "Die See nimmt mich in Gedanken mit nach Istanbul. Ich denke an die Hagia Sophia und bin sehr traurig." Mit dem folgenden Schaudern im Staatssekretariat- aus Furcht vor Reaktionen des empfindlichen türkischen Präsidenten Erdogan.

Das Resultat: von da an, hörte das vaticanischen  Presse-Büro damit auf, den akkreditierten Journalisten die Worte, die der Papst beim Angelus sagen würde, vorher bekannt zu geben, um Ärger angesichts seiner Unvorhersehbarkeit zu vermeiden. 

Und Franziskus´ Schweigen zu Hong Kong dauert bis heute an- trotz zahlreicher emphatischer Proteste - einschließlich der von Lord Christopher Patten, dem letzten britischen Gouverneur der chinesischen Stadt, Rektor der Universität Oxford und früherer Präsident der BBC, Katholik, der zwischen 2014 und 2015 in den Vatican gerufen wurde, um einer Expertenkommission vorzustehen, die Licht auf eine Reform des Kommunikationssystems des Hl. Stuhls werfen sollte. 

Die letzte Perle in dieser Anthologie ist das Statement, das das Vaticanische Presse-Büro am  6. März 2020 herausgab, in dem man liest: 

"Seine Heiligkeit Franziskus hat den Vorschlag des Kardinalsrates und des Wirtschaftsrates angenommen und die Einrichtung der " Generaldirektion für Personal "innerhalb der Abteilung für allgemeine Angelegenheiten des Staatssekretariats veranlasst."


Das Statement gibt dann weitere Details über die Macht des neuen Amtes bekannt, Und es endet mit dieser gravitätischen Äußerung; "Das ist ein sehr wichtiger Schritt beim Reformprozess, den den Hl. Vater begonnen hat." 

Aber nichts davon war wahr. Am nächsten Tag mußte das Presse-Büro kommunizieren, daß die Einrichtung des neuen Büros zunächst nur ein "Vorschlag einiger Kardinäle sei. den der Hl. Vater, der ihnen zugehört hat, studieren werde und daß er- wenn er ihm angemessen erscheint.- zur passenden Zeit auf seine Weise die Struktur durch ein wichtiges motu proprio errichten werde."

Ein motu proprio, von dem man fast ein Jahr später noch keine Spur entdecken kann. 

Aber es endet nicht hier. Die vaticanische Kommunikationsmaschinerie produziert nicht nur die bisher dargestellten Fehlfunktionen. Sie läßt auch bei der Routine-Information nach. 

Seit Bergoglio Papst ist, werden während der Bischofs-Synoden die täglichen Bulletins nicht länger mit den Namen der Sprecher und dem. was jeder bei der Sitzung sagt, veröffentlicht. 

Die jährlichen Finanzberichte des Hl. Stuhls und des Governatorates des Vatican-Staates werden nicht mehr veröffentlicht. Es werden nur von Zeit zu Zeit sporadische und bruchstückhafte Informationen veröffentlicht, während eine versprochene Reorganisation der Finanzberichte nie kommt. Das Gleiche gilt für die jährliche Kollekte des Peters-Pfennigs.

In den täglichen Bulletins, in denen die Rücktritte von Bischöfen bekannt gegeben werden, wird der Grund nicht länger angegeben- weil die Altergrenze von 75 überschritten wurde oder wegen Krankheit oder aus anderen ernsten Gründen." 

Die Zahlen der Teilnahme an den Generalaudienzen und am sonntäglichen Angelus werden nicht mehr wie früher bekannt gegeben. 

Der letzte der großen, jährlichen Bände, in denen alle Aktivitäten des Hl. Stuhls der vergangenen 12 Monate veröffentlicht werden, ist 2015 erschienen. Danach- nichts mehr. 

Die Eröffnungsansprache zum Beginn des juristischen Jahres der Vaticanischen Magistratur wird aus keinem erkennbaren Grund nur alle zwei Jahre veröffentlicht.

Der Osservatore Romano, der nach Monaten der Suspendierung wegen der Pandemie wieder in Druck gegangen ist, ist aus fast allen Kiosken verschwunden und den Preis für ein Jahresabonnement auf 450 € in Italien und 750 € für den Rest der Welt angehoben. Nicht einmal das vaticanische Pressebüro bekommt ihn noch. On-line ist er praktisch unlesbar, so wie er gestaltet und gepostet wird..

Was die Koordination durch das  Kommunikations-Dicasterium betrifft, so widersprechen ihr Tag für Tag die Fakten.  Papst Franziskus geht freiwillig allein. Oder er verläßt sich viel mehr auf Pater Pozza als auf den Präfekten Ruffini und den herausgebenden Direktor Tornielli.

Am Ende von 2018 sind die geschätzten Journalisten Greg Burke und Paloma Garcia Overjero als Direktor und stellvertretedne Direktorin des vaticanischen Presse-Büros zurückgetreten. Sie hatten alles gesehen und verstanden."

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo 

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