EIN ETWAS HEIKLER ARTIKEL
Ein liebenswürdiger Jesuit hat kürzlich gesagt (ich habe das bei Father Z gelesen), daß
die Alte Messe nur noch für ältere Leute erlaubt sein sollte, die nicht mehr begreifen
können, warum die Reform notwendig ist. Jüngere Leute, so meinte er, sollten gar
nicht mehr teilnehmen dürfen. Die chinesischen Kommunisten hatten genau die gleiche
tolle Idee hinsichtlich des christlichen Gottesdienstes allgemein!! Meine Güte!
Regierungen diskutieren über die Einführung von Impfpässen, die den Zugang zu
bestimmten Veranstaltungen auf Leute beschränken, die sich schon Den Pieks
geholt haben, und nun wollen uns die Jesuiten damit belasten, per Ausweis zu
dokumentaieren, daß wir alt genug sind, um an der überlieferten Liturgie teilzunehmen.
Offen gesagt: Bei den glücklicherweise wenigen Anlässen, zu denen ich an einem der
üblichen Novus Ordo-Gottesdienste teilnehmen mußte, hat der böse Feind mich heftig
mit den Versuchungen geplagt, die aus Langeweile hervorgehen. Und bei diesen
Gelegenheiten habe ich es sehr bedauert, daß in solchen katholischen Kirchen keine
Exemplare des Book of Common Prayer ausliegen, das ein unübertreffliches
Gegenmittel gegen Langeweile ist.
Gestatten Sie mir eine Erklärung. Im Groses Lexikon der Vulgärsprache (verschiedene
Ausgaben 1785-1796) findet sich ein bemerkenswerter Ausdruck: eine überaus
promisk lebende Frau wird als "athanasisches Weibsstück“ bezeichnet.
Das hat überhaupt nichts mit Bischof Schneider zu tun.
Der Ausdruck hat mich einigermaßen irritiert, doch dann sah ich, daß eine solche Frau
nach Grose auch als „Quicunque vult“ (Wer auch immer will) bezeichnet werden könne. Und dann fiel der verspätete "Groschen" (Denar).
Wer das Book of Common Prayer kennt, wird auch das Athanasische
Glaubensbekenntnis kennen, das nach seiner ersten Zeile auch als „Quicunque vult“
bekannt ist. Diese beiden Worte könnte man übersetzen als „Wer auch immer will
[gerettet werden … muß den katholischen Glauben bekennen... usw.]
Doch für einen ausreichend ungeordneten Geist …
Was ich bemerkenswert finde, ist das kleine Guckloch, das uns diese Redewendung in
die geistige Verfassung der Regency-Zeit (Vorbiedermeier) eröffnet. Die damaligen
Casanovas (mit einem Wortspiel, das auf den Roman „Regency Bucks“ von Georgette
Heyer hindeutet) steckten bis zum Hals in Glücksspiel, Alkohol, Pferderennen und
Herumgehure. Aber sie kannten auch ihr Prayer Book, und sie konnten Latein...
Sollen wir uns sie – wenn sie denn einmal aus gesellschaftlichen Gründen zu einem
Gottesdienstbesuch gezwungen waren – so vorstellen, wie das in einer Szene auf
jenem Stich von Hogarth dargestellt ist? Haben sie dann, wenn sie gelangweilt waren
und nichts anderes zu lesen da war und auch kein Mädchen, dem man ein Auge
zuwerfen konnte, in ihrem Prayer Book geblättert?
Ich muß gestehen, daß ich auch schon zum Zeitvertreib während quälender Predigten
mit Hilfe der ausführlichen Tabellen am Anfang des Prayer Book das Osterdatum
berechnet habe.
Jedenfalls ist es interessant zu sehen, wie Religion so sogar die Klasse des liederlichen
Müßigganges durchdringen kann.
Die vielen Bezeichnungen für Frauen in Groses Wörterbuch bringen mich im Übrigen
auf einen ernüchternden Gedanken: Sie sind gleichzeitig voller Begehren und voller
Haß. Gerade so, als ob diese Klasse liederlichen Müßigganges vom Übermaß ihres
Begehrens dazu getrieben würde, den Gegenstand, der es auslöst, zu verachten und
zu hassen. Sind Promiskuität und Misogynie unvermeidlich Bettgenossen?"
Quelle: liturgicalnotes, Fr.J.Hunwicke. M.Charlier
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