Freitag, 17. September 2021

Der Hl. Bellarmino - zwischen Doktrin und Musik

Massimo Scapin berichtet bei La Nuova Bussola Quotidiana anläßlich des 400. Todestages ds Hl. Roberto Bellarmin über dessen weniger bekannte musikalische Tätigkeit.
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Heiliger Roberto Bellarmino bitte für uns!

"ROBERTO BELLARMINO, EINE HEILIGKEIT ZWISCHEN DOKTRIN UND MUSIK" 

Außer daß er der Hammer der Häretiker und Verteidiger des Apostolischen Stuhls war, hat sich der Hl. Roberto Bellarmino mit Musik beschäftigt. Er konnte mehrere Instrumente spielen und liebte es, zu singen. In seinen monumentalen Controversiae finden sich auch Regeln für den Einsatz von Gesang und Musik in der Liturgie. 
DIE STÄRKE DES GLAUBENS von Aurelio Porfiri

Heute sind 400 Jahre seit dem Tod des Hl. Roberto Bellarmino mit 79 Jahren vergangen. Eine Steintafel an seinem Geburtshaus erinnert an ihn als "Ruhm der Kirche, Italiens, seines Geburtsortes wegen der Heiligkeit seines Lebens und der großen Lehre, die ihn zum Meister in den dogmatischen, moralischen und biblischen Kontroversen machte." 

Am 4. Oktober 1542 in der Provinz Siena, in "Montepulciano vom guten Wein" geboren  (A. Bresciani, Ubaldo e Irene, vol. 2, Roma 1855, p. 257) trat er 1560 in die Gesellschaft Jesu in Rom ein. Im Collegium Romano studierte er Philosophie und Theologie in Padua und Löwen. Er lehrte in einigen Städten und wurde dann Spiritual und Rektor des Collegio Romano. In Neapel wurde er Provinzial der Jesuiten und-nach Rom zurück gekehrt- nach mehreren  prestigeträchtigen Aufgaben, 1599 von Papst Clemens VIII zum Kardinal kreiert- der sagte: "Wir wählen den, der in der Kirche Gottes, was die Doktrin betrifft, nicht seinesgleichen hat- und der Neffe des hervorragenden und heiligen Papstes Marcello II ist"  (G. Fuligatti, Vita del cardinale Roberto Bellarmino della Compagnia di Giesù, Rom 1624, Ss. 122-123). 1602 wird er Erzbischof von Capua -aber nach drei intensiven Jahren wollte der Papst ihn bei sich in der Kurie und in der römischen Hauptkongregation haben. Er starb am 17. September 1621 in Rom, und wird seither schon als Heiliger verehrt. Unter Papst Pius XI wurde er 1923 selig gesprochen, 1930 kanonisiert und 1931 zum Kirchenlehrer erklärt.

Bellarmino ist nicht nur der verhasste "Hammer" der Ketzer, den wir alle mehr oder weniger kennen. Und nicht nur dieser geliebte Verteidiger des Apostolischen Stuhls und der Glaubenslehre, den vielleicht nur wenige kennen. In seinem außergewöhnlichen Wirken als Theologe der katholischen Reformation und Restaurator der Liturgie beschäftigte sich Bellarmine auch mit Musik: Für sie und für die Poesie zeigte er als Student in seiner Heimat Montepulciano und dann am Jesuitenkolleg in Rom wie danach immer eine ausgeprägte Begabung als Lehrer und Rektor des Römischen Kollegs, dann als Provinzial von Neapel, als Erzbischof von Capua und schließlich als Kardinal.


In seiner Autobiographie erzählt Roberto, daß es ihm in seiner Jugend leicht fiel zu singen und verschiedene Instrumente zu spielen  (cfr. Le Bachelet, Bellarmin avant son cardinalat, Paris 1911, p. 444). Als er Rektor der Schule war, die Ignatius von Loyola im Februar 1551 eröffnet hatte, unterrichtete er die römischen Kinder gratis. Bellarmino zeigte, daß das Collegio Romano Musik war "Musik für viele Chöre, so viele wie es auch Ministerien, Berufe, Ämter gibt. Jeder in seinem Chor singt die ihm zugewiesene Stimme: alle mit Harmonie und Konzentration, weil alle gestimmt sind, indem sie die Konsonanzen des einen mit dem anderen verbinden, nach den Regeln eines jeden und nach den Universalien aller. Entweder singen sie im vollen Chor unter Einhaltung der gemeinsamen Disziplin, oder zu vielen zusammen, wobei die einen als Lehrer, die anderen als Gelehrte usw. in den anderen Ämtern arbeiten; oder allein bei bestimmten Handlungen: das Tun sollte darin bestehen, alle bei Stimme zu halten und mit dem  Taktschlagen den Anfangs, den Fortgang, und das Ende zu setzea; und bei allem mit Maß und Übereinstimmung zu verfahren. Aber weil  er sich gewissermaßen spontan zum Meister in einer Kunst gemacht sah, in der er vorher noch nicht experimentiert hatte, hätte er in Zukunft leicht Fehler begehen können. die die 'Harmonie verlassen´ mit der gebotenen Pflicht, jeden um die Gnade zu bitten, frei und unverpflichtet zu bleiben," (D. Bartoli, Della vita di Roberto Kardinal Bellarmino, Buch II, Kap. I, Rom 1678, p 13 

Das Zeugnis eines Jesuiten beim Seligsprechungsprozess bezog sich darauf, daß Bellarmino als er für zwei Jahre Provinzial in Neapel war, "sich sehr an der Musik erfreute. Während der Recreation sang er im Konzert mit den Unsrigen, die gute Stimmen hatten und so auch in Capodimonte in der Zeit, in der auf der Terrasse gegessen wurde. Er hatte keine schöne Stimme, aber er tat seinen Teil durch die Kunst und komponierte Motetten mit den Tönen, die er dann singen ließ […]. Er sagte, daß man durch  diese Unterhaltung Murren und andere Fehler bei der Recreation vermeiden könne “ (A. De Santi, Der Ehrwürdige Kardinal Roberto Bellarmino und Musik, in La Civiltà Cattolica 70, Nr. 3, 1919, S. 378).

In den drei Jahren als Erzbischof von Capua war er nicht nur ein heller Leuchtturm der Lehre und apostolischen Eifers, sondern auch Verteidiger und Organisator der Musik in seiner Kathedrale. Er wollte, daß " die Heilige Messe mit Majestät und Andacht gefeiert werden sollte", mit dem Gedanken, "gute und ernste Musik zu bewahren, die fähig ist, die Menschen zu geistlichen Dingen zu erwecken und zu erheben, die die Gefühle der Seele leichter durchdringen, die das Göttliche loben, wenn sie " durch die Süße der Harmonie temperiert ist“ (D. Bartoli, ebenda, S. 168).

In den monumentalen Controversiæ - seinem Hauptwerk, das in Kontroversen und Widerlegungen von Ketzern, insbesondere der Protestanten, die tridentinische Orthodoxie zusammenfasst - finden auch die Normen für den Gebrauch von Gesang und Musik in der Liturgie ihren Platz: De cærimoniis, quæ fiunt in Missa et in actione consistunt (Tom. III, Book VI, Buch I, Kapitel XV); Defenditur cantus hier in officio divino adhiberi solet (Tom. IV, Lib. I, Kap. XVI); Solvuntur obiectiones adversariorum (Tom. IV, Lib. I, Kap. XVII).

Am 28. August 1608 wurde der Heilige aus Montepulciano Mitglied der Kommission aus drei Kardinälen, die Paul V. mit der Revision des gregorianischen Erbes beauftragt hatte. Im Gegenzug übertrugen sie römischen Musikern unter dem Vorsitz von Felice Anerio (1560-1614) die Aufgabe, wie es im Reskript der Kommission heißt, die Fehler zu korrigieren, die im Laufe der Zeit die Melodien entstellen konnten. Diese Musiker, die so von der reichen Polyphonie des 16. Jahrhunderts beeinflußt waren, wußten nicht, wie sie diese Aufgabe erfüllen sollten, und die unglückliche Editio Medicæa del Graduale, die sie 1614 veröffentlichten, erhielt nie eine offizielle Genehmigung und das soll Kardinal Bellarmino zu verdanken sein. "

Quelle: M.Scapin, LNBQ 

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