Donnerstag, 7. Oktober 2021

auch vor 450 Jahren...lesen!

- erlitt bei der der Seeschlacht von Lepanto, deren 450. Jahrestag Santa Maria del Rosario (zuvor Santa Maria della Vittoria) wir heute feiern-vorangegangenen Eroberung Zyperns durch die Osmanen der venezianische Kommandant von Famagusta, Marcantonio Bragadin den Märtyrertod. Daran erinnert uns heute Roberto De Mattei bei corrispondenza romana. 
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"EIN JAHRESTAG, DER NICHT VERGESSEN WERDEN SOLLTE: DAS MARTYRIUM VON MARCANTONIO BRAGADIN (1571-2021)"

Viele historische Persönlichkeiten warten darauf, zur Ehre der Altäre erhoben zu werden, weil sie aus Hass auf den Glauben und die Christliche Zivilisation ermordet wurden: Simone de Montfort (1170-1218) Opfer der Albigenser Ketzer, die schottische Königin Maria Stuart, die Elisabeth I Tudor töten ließ, die Könige von Frankreich Ludwig XVI und Marie Antoinette, 1793 von den Jakobinern guillotiniert und -nicht zuletzt- Marcoantonio Bragadin, der heldenhafte Verteidiger von Famagusta, der 1571 von den Türken lebendig gehäutet wurde. Dieses Jahr ist der 450. Jahrestag des Sieges bei Lepanto, aber auch des Opfers von Marcantonio Bragadin. Der tragische Tod des venezianischen Patriziers wurde der Geschichte durch den Augenzeugen Nestore Martinengo (1547-1598) bekannt, der 1572 vor der Regierung der Republik Venedig eine brühmte Rede über die "Belagerung und Eroberung Famagustas" hielt.  

Wer dieses Geschehen in seinen religiösen und politischen Kontext stellen möchte, kann das mit meinem, dieses Jahr bei Lindau erschienenen Buch "Pius V., Geschichte eines heiligen Papstes" tun. 

Alles begann in der Nacht vom 13. auf den 14. September 1569, als ein lauter Knall Venedig erschütterte. Das riesige Munitionsdepot des Arsenale war explodiert. Der Senat der Republik wies die Schuld Saboteuren zu, bezahlt von Josef Nassi, einem jüdischen Portugiesen und geschworenen Feind Venedigs, der in Konstantinopel lebte und der den Sultan Selim II zur Eroberung aller Inseln der Ägäis drängte. 

Selim II (1524-1574), der als Oberhaupt des Osmanischen Reiches seinem Vater Suleiman, dem Prächtigen, gefolgt war, beschloss, den 1540 vereinbarten Frieden mit Venedig zu brechen und die angeblichen Rechte auf die Insel Zypern einzufordern, eine venezianische Kolonie mit großer strategischer Bedeutung, die gemeinsam mit Malta die letzten christlichen Enklaven in einem von Türken dominierten Meer darstellten. 

Die Autoritäten der Republik Venedig standen vor dem Dilemma: die Insel Zypern zu verlassen, oder die osmanische Macht herauszufordern und die Versöhnungspolitik der "Serenissima" der letzten Jahrzehnte gegenüber den Türken aufzugeben. Am 28. März 1570 schickte Selim einen seiner Botschafter nach Venedig, um dort ein Ultimatum zu übergeben: die Insel Zypern abzutreten oder den Krieg auf sich zu nehmen. Das Gespräch zwischen dem türkischen Gesandten und dem Dogen Pietro Loredan dauerte einige Minuten. "Die Republik wird sich verteidigen, indem sie auf Gottes Hilfe und die Stärke ihrer Waffen vertraut", erklärte der alte Doge. Am Ostermontag wurde in der Basilika von San Marco dem "Kapitän General da Mar" der Flotte der Serenissima, Girolamo Zane, das Kriegsbanner übergeben. Venedig bereitete sich auf den Krieg vor.

Papst Pius V (1566-1572) der seit 4 Jahren regierte, freute sich über diese Nachricht:  der Krieg würde eine große Gelegenheit sein, ein Ziel zu erreichen, das er sich zu Begin seines Pontifikates gesetzt hatte: die Gründung einer "Heiligen Liga" der christlichen Fürsten gegen den Jahrundertfeind des Katholischen Glaubens. Er war überzeugt, daß nicht nur die Interessen Venedigs auf dem Spiel standen, sondern die der gesamten Christenheit. 


Inzwischen landeten am 3. Juli 1570 die Truppen Lala Mustafa Paschas (1500- 1580) -von Selim II- entsandt- in Zypern und begannen mit der Belagerung Nicosias, der Hauptstadt der Insel. Die venezianische Garnison bestand aus 6000 Mann gegen 100.000 von 1500 Kanonen und 150 Schiffen unterstützte Osmanen, die Nachschub und Verstärkung blockierten. Trotz einer unerbittlichen Gegenwehr fiel Nicosia nach 2 Monaten Belagerung, die Garnison wurde massakriert, mehr als 2000 Einwohner gefangen genommen und als Sklaven verkauft. Aber Famagusta, die Hauptfestung der Insel, blieb unter venezianischer Kontrolle. 

Die Türken schickten den Verteidigern von Famagusta aus Nicosia den abgetrennten Kopf Nico Dandolos, um sie dazu zu bewegen, sich zu ergeben, aber die vom zivilen Gouverneur Marcantonio Bragadin und dem Militärkommandanten Astorre Baglioni (1526-1571) geführten Venezianer waren entschlossen, bis zum Letzten zu widerstehen. 

Im Januer 1571 durchbrach der kühne venezianische Befehlshaber Marco Querini, der aus Kreta aufgebrochen war, die türkische Blockade mit 16 seiner Galeeren und brachte die Zivilbevölkerung aus Famagusta in Sicherheit und versorgte die kleine Garnison mit Munition, Lebensmitteln und 1600 Mann Verstärkung.. 

Bragadin und Baglione gelang es, den ganzen Winter über Widerstand zu leisten- Dank des optimalen Festungssystems der Stadt und der Überraschungsangriffe von Kräften außerhalb der Mauern, die die Belagerten unterstützten. Die Venezianer vergifteten auch die außen liegenden Brunnen, ließen glauben, sie hätten die Stadt verlassen und veranlaßten den Feind dazu, ohne Vorsichtsmaßnahmen vorzurücken, der dabei große Verluste erlitt. 

Im Frühjahr wurden die Angriffe der Türken mit immer größerer Wut erneuert, während es Pius V gelungen war, seine Heilige Liga zu gründen- unter Mitwirkung des Kirchenstaates, Spaniens und der Republik Venedig.

Bragadin zählte auf die Ankunft der christlichen Hilfe, aber Mustafa, der nach der 5 Jahre zuvor bei Malta erlittenen Niederlage eine weitere katastrophale Niederlage fürchtete, forderte weitere Verstärkung an und sein Heer erreichte eine Stärke von 250.000 Mann, gegen wenig mehr als 2000 venezianische Kämpfer. Nach 11 Monaten heroischen Widerstandes zwangen der Dauerbeschuss und das Ende von Lebensmitteln und Munition Bragadin, am 1. August 1571 die Übergabe Famagustas anzuordnen. 

Lala Mustafa hatte -durch ein unterschriebenes Dokument- versprochen, daß die Überlebenden die Insel auf ihren eigenen Schiffen verlassen durften "zum Schlagen der Trommeln, mit entfalteten Bannern, Artillerie, Waffen, Frauen und Kindern" , aber das erwies sich als ein infamer Betrug. Am 2. August präsentierte sich Bragadin, von Astorre Baglioni begleitet, und streckte Lala Mustafa die Hand entgegen, um ihm die Schlüssel der Stadt zu übergeben, aber die beiden venezianischen Befehlshaber wurden mit Beleidigungen überschüttet und verhaftet. Astorre Bagliani und die anderen Mitglieder der Delegation wurden auf der Stelle enthauptet, während auf Bragadin ein weitaus schlimmeres Schicksal wartete, dem die Ohren und die Nase abgeschnitten wurden und der für 12 Tage unter sengender Sonne in einem Käfig,mit nur äußerst wenig Wasser und Nahrung eingesperrt wurde. Am vierten Tag boten die Türken ihm die Freihbeit an, wenn er zum Islam konvertierte. Bragadin weigerte sich voller Verachtung.

Am 17. August wurde der venezianische Kommandant am Mast seines eigenen Schiffes festgebunden, mit weiteren 100 Peitschenhieben gegeißelt und dann gezwungen, einen großen Korb voller Steine und Unrat durch die Straßen von Famagusta zu tragen und wurde dann auf dem Hauptplatz der Stadt an eine Säule gekettet- dort setzte ein Genueser Überläufer das Messer an seiner linkenSchulter an und begann, ihn zu lebendig zu häuten. Der venezianische Kommandant ertrug das Martyrium mit heroischem Mut - rezitierte fortwähend das Miserere und rief den Namen Christi an, nachdem sie Brust und Beine gehäutet hatten, schrie er: "In deine Hände, Herr, befehle ich meinen Geist" und starb. Das war am 15. August 1571.  Bragadins Körper wurde dann gevierteilt und seine Haut mit Stroh und Baumwolle ausgestopft, mit den Gewändern und Insignien des Kommandanten bekleidet, in einer makabren Prozession durch die Straßen Famagustas getragen und dann an der Mastspitze einer Galeere aufgehängt, die ihn als Trophäe nach Istanbul brachte, zusammen mit den Köpfen der Christen. 

Die Antwort der Christen auf das Massaker von Famagusta kam am 7. Oktober 1571 in den Gewässern von Lepanto, wo die türkische Flotte vernichtet wurde. Die Haut von Marcantonio Bragadin, die 1580 aus dem Arsenal von Istanbul gestohlen wurde, wurde nach Venedig gebracht und als Reliquie in der Kirche der SS. Johannes und Paulus vor dem Hintergrund der Helden Venedigs verehrt. Marcantonio Bragadin würde es verdienen, zwischen den Persönlichkeiten der Seligen im 5. Himmel des Paradieses in Dantes Göttlicher Komödie dargestellt zu werden und neben den großen Kämpfern für den Glauben der letzten Jahrhunderte- von den Bewohnern der Vendee bis zu den Cristeros-erinnert zu werden. Vielleicht spricht die Kirche ihn eines Tages als Märtyrer heilig."

Quelle: R.De Mattei, corrispondenza romana

  

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