Samstag, 4. Februar 2012

Unversöhnt

Etwas befremdlich mutet es schon an, wenn ein 84-jähriger Theologe anstatt Altersweisheit und Würde auszustrahlen , in - wie es den Anschein hat - unüberwindlíchem Gekränktsein  einer nun seit 33 Jahre währenden persönlichen Fehde nachgeht.
Satisfaktion aber wird ihm, Prof. Johann Baptist Metz , nicht mehr zuteil werden, vielleicht ist es das, was ihn nicht zur Ruhe kommen läßt.
Metz, ein Rahnerschüler, war vom damaligen Kardinal und Erzbischof J.Ratzinger das nihil obstat für eine Berufung auf den Guardini-Lehrstuhl der Universität München verweigert worden und er blieb während seines gesamten akademischen Lebens ans (wohl) ungeliebte Münster gebunden.
Das hatte hohe Wellen aufgeworfen. Und so mancher Metz-Freund, Rahnerapostel  oder Ratzinger-Feind fühlte sich als Kombattant  in einer schmutzigen -in öffentlichen Briefen- ausgetragenen Schlacht.

Während Rahner persönlich beleidigt war und dem Kardinal unterstellte, er habe Metz abgelehnt, weil ihm dessen (Rahnersche) Theologie nicht passe und aus persönlichen Gründen die Freiheit der Wissenschaft mißachtet , lief -das war und ist nicht anders zu erwarten-  H. Küng völlig aus dem Ruder und phantasierte vom Großinquisitor, den er mit dem KGB-Chef verglich und um später, nachdem es zu einer Art kleiner Versöhnung zwischen Metz und Kurienkardinal Ratzinger gekommen war, erbittert nachzulegen, der Kardinal habe Schuld, daß Metz nicht in sein geliebtes Bayern habe zurückkehren können .
Soweit die Vorgeschichte.
Jetzt hat Metz in der Katholischen Akademie in München einen Vortrag über seine Theologie gehalten und diese Gelegenheit dazu genutzt dem Heiligen Vater eigentlich in Allem zu widersprechen, in seiner Theologie, seinem Verständnis von Kirche und im Grundlegenden des Glaubens.
Nicht genug damit , er rief die deutschen Bischöfe zum Widerstand gegen die aus Rom kommenden Signale auf - und stellte der Papstkirche die Diagnose: " reformunfähig"  und " reformverweigernd" als ob alles Heil der Menschheit von an deutschen theologischen Fakultäten erdachten "Reformen" abhinge.
Wenn Rom von Weltkirche spreche, so sei das gegen Europa gerichtet und eine Flucht aus der Realität. Gäbe es nur genügend Reformen, würde die Kirche in Deutschland genesen. Da blieb nichts unkritisiert-selbst die Weltjugendtage wurden zum Sinnbild der Enfremdung zwischen Kirche und Jugend erklärt.
Soviel Realitätsbeugung wie in der mit dialektischen Kunststückchen gespickten Rede  des nachtragenden Vortragenden war lange nicht.

5 Kommentare:

  1. Apropos Weltjugendtag und Entfremdung.
    Ich habe es jetzt 2 mal erlebt.
    Das erste mal für ein Bekannter ein ganzes Auto vor murrender und motzender Jungs nach Köln und zurück kamen begeisterte junge Männer, von denen sich mittlerweile 2 auf dem Weg zum Priestertum befinden.
    Dann im vergangenen Sommer, habe ich ein Auto voll motzender junger Damen zum Flughafen expediert und dort begab sich "meine" jungen Damen als Teil eines größeren Trupps Jugendlicher ins Flugzeug, mit der Stimmung "Eija mal sehen ob wir da in Madrid auch shoppen gehen können und eigentlich haben wir ja keinen rechten Bock!"
    Zurück kamen 40 junge Leute stolz mit Weltjugendtags T-Shirt und Kreuz um den Hals und begeistert.
    Also nix von wegen Entfremdung, das Gegenteil!
    Einer hat dort in Madrid Zeugnis gegeben und gesagt "Also ich bin nur hier, weil die Oma das bezahlt hat und meine Eltern mir erlaubt haben mit meinen Kumpels in Urlaub zu fahren, wenn ich vorher nach Madrid zum Weltjugendtag gehe! Aber wenn ich vorher gewusst hätte wie gut es hier ist, hätte ich es auch selber finanziert!"

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  2. Oh ja, die alten Kamellen der ewig gestrigen, die jetzt in die oft leider verbitterten Jahre kommen, weil sie keine Kardinäle oder sonst was wurden. Das ganze hat echt was Trauriges.
    Könnt Ihr den Vortrag kurz verlinken?
    Gruß!

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  3. Wohl wahr ! Die alten Herren könnten eigentlich einen Club, nicht gerade der Toten Dichter- aber so ähnlich, aufmachen. Leider kann ich die Rede nicht verlinken, weil der Text geblockt ist- aber man kann zumindest Teile davon in einer PDF-Datei der Münchner Katholischen Akademie finden.Ich mach mich da nochmal schlau.

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  4. @Johannes: zur Zeit komme ich an den Metz-Vortrag nicht heran. In der nächsten Veröffentlichung der Akademie München wird die Rede leicht gekürzt wiedergegeben- man muß sie sich aber bestellen. Falls ich doch noch was finde, stell ich ´s hier rein.

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  5. immerhin: er lebt noch.Ich dachte schon ich hätte sein Ableben verschlafen. Auch Metz profitiert von der allgemein gestiegenen Lebenserwartung; lasst ihn doch husten! Irgendwie ist er auf seine Art doch auch unterhaltsam: einer der letzten Aufrechten der längst sinkenden "kirchenreformfraktion" aus den 60ern...

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