Sonntag, 3. Februar 2013

Römische Impressionen & ein interessantes Interview

Jubiläum
eine Mariachi-Gruppe aus Mexiko feierte ihr 25-jähriges Bestehen mit derTeilnahme an der Generalaudienz beim Hl. Vater und - zur Freude der Pilger und Touristen-einer Vorführung auf dem Petersplatz.




Lateranverträge
Morgen, am 4.2.  feiern Italien und der Vatikan den 84. Jahrestag des Abschlusses der Lateranverträge.
Zur Feier des Tages im Vatican - zu Ehren des Hl. Vaters und des italienischen Staatspäsidenten G.Napolitano führt das Orchester Maggio Musicale Fiorentino unter der Stabführung von Maestro
Zubin Mehta Beethovens 3. Sinfonie, die Eroica, auf.
CTV überträgt live ab 18:00.

Interview
Der Corriere della Sera hat den " Anwalt des Gekreuzigten"  Prof. J.H.H.Weiler , gläubiger amerikanischer Jude und Sohn eines Rabbiners, zum Thema Religion befragt.
Prof. Weiler hatte vor der Großen Kammer des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte in der causa Lautsi gegen Italien, die italienische Sache = in diesem Fall das Recht, Kruzifixe im öffentlichen Raum zu zeigen, vertreten.

Frage:    Professor Weiler Sie sind Jurist und gläubig. Welche Rolle kann die Religion im öffentlichen Raum spielen?
Antwort Weiler:     Im Denken der Laien ist die Religion Privatsache, sie soll sich mit Privatem beschäftigen, mit privaten Krisen, persönlichen Lebenskonzepten. Das öffentliche Leben soll den anderen überlassen werden.



Daß das nicht notwendigerweise so sein muß, daß das auch in Demokratien nicht so sein muß, sehen wir bei der Mutter aller Demokratien: Großbritannien .
Die oberste kirchliche Autorität des Landes, der Erzbischof von Canterbury, gehört der Legislative an, er ist Mitglied des Parlaments ex officio, ebenso das Oberhaupt der Katholischen Kirche in England und der Oberrabbiner. Das wird akzeptiert. Warum?
Weil die Religion, speziell die christliche, in GB als integraler Bestandteil der Geschichte des Landes betrachtet wird. Sie wird als ein Weg verstanden, soziale, wirtschaftliche und politische Realitäten zu sehen.
Im House of Lords wird es bei allen fundamentalen Debatten- auch von Nichtchristen- als wichtig erachtet, die Gedanken aus der christlichen Tradition zu hören. Sie sollen Teil des Entscheidungsprozesses werden- und nicht nur Symbolcharakter haben. Das ist für das britische Volk ein essentielles Element, zu einer gerechten Entscheidung zu kommen.
Stellen wir uns den Skandal vor, der Präsident der CEI, Kardinal Bagnasco wäre Mitglied des Italienischen Senates !
Und dennoch: Papst Benedikt XVI  hat in seiner äußerst wichtigen Rede vor dem Bundestag in Berlin eine philosophische Antwort auf die Rawls*-Theorie, nach der die Religion außerhalb des öffentlichen Raumes bleiben solle, gegeben.
Er hat im Gegenteil bekräftigt, daß der Christ, wenn er in die öffentliche Debatte eingreift, dies kraft der Vernunft und des Naturrechtes tut- nicht wegen der Religion oder der Verkündigung- und deshalb nicht aus einer öffentlichen, laikalen und pluralistischen Debatte ausgeschlossen werden dürfe.
Wohlgemerkt: das ist nicht nur ein Privileg für die Kirche sondern es bürdet ihr auch Verantwortung auf.
Die Rede im Bundestag war nicht nur tiefschürfend sondern auch mutig.

Frage:       Wie können die Überlegungen der Kirche den europäischen Demokratien helfen?

Antwort :     Das schwerwiegendste Problem der Europäer ist nicht der Euro sondern die demographische Krise, die Tatsache, daß die Europäer zu wenig Kinder bekommen. Dieses Thema wird von den Politikern nicht wirklich angegangen, weil man damit nicht alle 4-5 Jahre Wahlen gewinnen kann. Es ist ein Problem, das sich über 20 bis 30 Jahre auswirkt. Die Religionen haben einen anderen Rhythmus, deshalb können sie sich mit anderen Problemen befassen.

Frage:        Was hat also erste Priorität?

Antwort:      Die religiösen Traditionen können den Diskurs über die demographische Krise bereichern, weil sie  sie nicht aus einem soziologischen oder wirtschaftlichen Blickwinkel betrachten, sondern anthropologisch und sie als eine Krise des menschlichen Seins verstehen. Das ist der Punkt, an dem anzusetzen ist. Wir müssen die pluralistische Tradition Europas feiern,  weil sie mehr als nur einen Gesichtspunkt zuläßt.

*Rawls war ein Verfechter des egalitären Liberalismus, der für eine Demokratie, wie er sie für ideal hielt, sowohl religiöse als auch moralische Aspekte aus dem öffentlichen Diskurs verbannen wollte.

Quelle: Corriere della Sera

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