Dienstag, 16. September 2014

Der Friede, der I. Weltkrieg, Papst Franziskus und Antonio Socci

In seinem blog  "Il Straniero" schreibt Antonio Socci:      hier geht´s zum Original:    klicken

"Der politisch korrekte Friede von Papst Bergoglio"
"Papst Bergoglios Pilgerfahrt nach Redipuglia, zur Gedenkstätte der Opfer des I. Weltkrieges ist ein bedeutungsvolles Ereignis. Es kann nicht auf einen generellen Appell für den "Frieden in der Welt" reduziert werden.
Auch weil er dramatische Töne anschlug: " vielleicht können wir von einem Dritten Weltkrieg sprechen, der "stückweise" gegen Verbrechen, Massaker, Zerstörungen geführt werde..

Das ist eine Äußerung, die einer Vorahnung ähnelt und einen nicht unbeeindruckt lassen kann. Auch weil er innerhalb weniger Tage das zweite mal vom Dritten Weltkrieg gesprochen hat. Darüber muß man nachdenken.

Schon Benedikt XVI hatte in seiner ersten Generalaudienz, am 27.4. 2005, die Wahl dieses Namens mit einem überraschenden historischen Rückgriff auf den Großen Krieg erklärt. " Ich wollte mich Benedikt nennen, um mich gedanklich mit dem verehrten Pontifex Benedikt XV zu verbinden, der die Kirche in einer auf Grund des I. Weltkrieges bewegten Periode leitete. Er war mutig, ein authentischer Prophet des Friedens und er arbeitete daran, zuerst mit großem Mut, das Drama des Krieges zu vermeiden und dann daran, die unheilvollen Konsequenzen zu begrenzen. Auf seinen Spuren möchte ich mein Amt in den Dienst der Versöhnung und Harmonie zwischen den Menschen und Völkern stellen, weil ich zutiefst vom großen Gut des Friedens, einer zerbrechlichen und zu erflehenden Gabe Gottes, überzeugt bin, die man Tag für Tag in der Mithilfe aller pflegen muss."

In diesem historischen Rückgriff Ratzingers ( Papst von außerordentlicher Weisheit) vereinten sich präzise Philosophie und Geschichtstheologie. In der Tat befinden wir uns jetzt am Ende eines tragischen Zyklus´ , der vor genau 100 Jahren begann.
100 SCHWARZE JAHRE
1914  wurde die Büchse der Pandora geöffnet. die in der griechischen Mythologie alles Böse enthielt, das dann die Welt überschwemmte. Seither sind die Dämonen in der Welt unterwegs ( nicht nur die Dostojewskis)

Und in der Tat 1914 , genau vor 100 Jahren brach der I.Weltkrieg aus, der erste globale Konflikt,  der eine ungeheure  Zahl von Opfern forderte und das europäische Zusammenleben zerstörte. Dieser Krieg provozierte auch das Aufkommen des Faschismus in Italien und kurz darauf des Nazismus in Deutschland.  Sie lieferten die Welt den teuflischsten Totalitarismen aus und legten die Grundlage für den II. Weltkrieg. Mit der Schoah , der Atombombe  und allem, was folgte.
 Alles begann 1914. Nur die Kirche war sich dessen bewußt. Der Heilige Papst Pius X hatte es mehrmals "vorhergesagt" und  zu seinen Mitarbeitern gesagt, die das bezeugten: "Es kommt ein großer  Krieg ( der dann wirklich der "Große Krieg genannt wurde). Und dieser heilige Papst starb einen Monat nachdem der Konflikt ausgebrochen war, an gebrochenem Herzen.
In diesem generalisierten Wahnsinn, der Europa erschütterte, erhob sich nur die Stimme der Kirche mit der seines Nachfolgers, Benedikt XV, der im September 1914 gewählt wurde, um die Menschheit vor dem Abgrund zu warnen, in den sie sich stürzen würde.
Genauso habe alle Päpste der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor dem Schicksal des "Großen Finales" einer unbeschrieblichen nuklearen Katastrophe gewarnt.
DAS RECHT AUF LEBEN
Für das Lehramt der Kirche ist die Grundlage des Friedens die Verteidigung der Werte des menschlichen Lebens und der  Menschenrechte. Werte, die von Totalitarismus und Fundamentalismus bedroht werden.
 Aber heute auch von einer Diktatur des Relativismus, die sich von den politischen und intellektuellen Eliten des Westen ausbreitet und die Völker  verwirrt. So sind sie ohne Kompass, bis in ihre Gefühle hinein verwirrt. Das kann man schon in den täglichen Meldungen über Sitten und Taten sehen.
Diese Woche, - um es mal auszusprechen- ist In Italien das Massaker an drei italienischen Ordensschwestern in Burundi- angesichts der nationalen Tragödie des Todes eines Bären im Trentino- in völliger Indifferenz  unbemerkt geblieben.
Ein kollektives Phänomen, das angesichts der generellen Kälte gegenüber den aktuellen Massakern an Tausenden von Menschen ( christlicher Spezies) in verschiedenen Teilen der Welt besonders beeindruckt.
Auf der einen Seite erleben wir  seit Jahrzehnten eine progressive Entwertung des menschlichen Lebens generell -und was schlimmer ist- in der Gesetzgebung der Staaten. Begonnen haben die totalitären Staaten,  die Demokratien sind ihnen dann gefolgt.
Paul VI, Johannes Paul Ii und dann Benedikt XVI haben dieses vergiftete Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert klar benannt und es unauflöslich an die Themen von Frieden und Krieg gebunden.
Zusammen mit den Pontefici hat Mutter Teresa von Kalkutta. die ihr ganzes Leben an der existentiellen Peripherie  lebte, wiederholt, daß die Abtreibung die größte Bedrohung für den Weltfrieden darstellt.
Betrachten wir die Statistiken,  ist es schwer, ihr nicht  Recht zu geben: 50 Millionen Abtreibungen jedes Jahr. Eine zahl von Opfern, wie die des 2. Weltkrieges. In 30 Jahren sind das fast eine Milliarde zerstörte Menschenleben (und auf der an´deren Seite die Mütter die durch diese Praktiken und durch die indifferenz der Welt verletzt werden).
Die Kirche hat bis zu Benedikt XVI mit all ihren Kräften geschrien, um die Hirne  und Herzen angesichts dieser Hekatomben aufzuwecken. Und so haben sie mit  Nachdruck das Recht auf Religionsfreiheit von den totalitären und fundamentalistischen Regimen eingefordert.
ABWEICHUNG
Bergoglio dagegen hat komplett die Straße gewechselt. Er erklärte ( Corriere della sera, 5. März 2014) nicht zu verstehen, was "Unverhandelbarkeit" im Kampf um das Leben bedeute,  das die Basis aller Menschenrechte und des Friedens ist.
Im Interview mit Pater Spadaro bezeichnete er das Bestehen der Kirche auf diesen Werten als "Besessenheit".  Dann hat er der Forderung nach Menschenrechten und Religionsfreiheit an die Islamischen und kommunistischen Regime einen Dämpfer verpaßt.
Das ist eine Umkehr, die in der  Kirche viel Verwirrung unter den Gläubigen gestiftet hat und das kuriose Phänomen der  reuigen Konversion von Klerikern und Intellektuellen zum Bergoglio-ismus provozierte,
Einer der erstaunlichsten Fälle betrifft einen einflußreichen `"opinion leader", Pater Fanzaga, Historiker und Direktor von Radio Maria, aus dessen Mikrophonen seit Jahren die gleichen Positionen, die er als "ratzingerianisch" definierte ("in der Theologei folge ich der katholsichen orthodoxie Ratzingers, 29.Juni 2009)  erklangen.
DER FALL FANZAGA
Bis vor einigen Monaten hat er gegen die Kleriker, die der Kirche in ihrer Schlacht um die nicht verhandelbaren Werte nicht folgten,  gedonnert. In einem Buch, das er im letzten Jahr schrieb, das aber erst im Januar dieses Jahres erschien, tönte er noch in seinem farbigen Stil gegen den "Falschen Frieden" und schrieb:
"Der Teufel  verspricht den Frieden im Tausch gegen z.B. den Verzicht auf die nicht verhandelbaren  Werte  und betont, daß es nichts nütze,  weiter zu diskutieren und zu kämpfen, wenn es doch genüge, jede Ideologie freizugeben, die Abtreibung, Scheidng, Euthanasie, HS-Ehen unterstützt und dann zu sehen, wie endlich Harmonie zwischen den Menschen entsteht . Wie in diesem Kontext reagieren? Es ist nötig unnachgiebig zu bleiben, sich nicht auf Kompromisse zur Wahrheit der Evangelien einzulassen, Licht der Welt und Salz der Erde zu sein und immer und überall zu verkünden, dass nur Christus unser Frieden ist und dass es ohne Gott keinen Weg zum Frieden in der Welt gibt."
Pater Fanzaga fügt noch eine Bemerkung an-  die heute gelesen- sich wie eine äußerst harte Kritik an Bergoglio interpretieren ließe.
"Seien wir also heute jedesmal, wenn sie uns applaudieren und uns Komplimente machen vorsichtig, weil wir vielleicht den Weg des falschen Friedens eingeschlagen haben,  eines falschen Ökumenismus, des Kompromisses, des Schweigens und des Verrates an der Wahrheit. Im Grunde bietet  uns Jesus selbst im Evangelium ein Kriterium der Wahrheit an, in dem er voraussagt: "Sie haben mich verfolgt, sie werden auch euch verfolgen ( Joh. 15r, 20)". Werden wir verfolgt, so wissen wir,  dass wir auf den Spuren Christi gehen, in der Wahrheit."
Nun, diese Töne hören wir nicht mehr auf den Frequenzen des meistgehörten katholischen Radiosenders. Sein Direktor scheint schlagartig ein enthusiastischer Unterstützer des Bergoglio-Weges geworden zu sein. Wenn sich bestätigt, dass von der Kirche das Leben des Menschen weniger verteidigt wird, wäre das eine epochale Kehrtwende. Tragisch für alle.
Quelle: Antonio Socci,Il Straniero, "Libero"

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