Mittwoch, 18. März 2015

Die Demagogie des Mit-den-Armen-Seins

Pater Jorge G. Guadalix ist Priester in Madrid und Autor mehrerer lesenswerter Beiträge zum Zeitgeschehen in der Kirche.
Hier die französische Übersetzung von benoît-et-moi (merci!) klicken  und hier das Originalklicken

Pater Jorge Gonzales Guadalix :

         "DIE SCHRECKLICHE DEMAGOGIE DES MIT-DEN-ARMEN-SEINS"
"Nichts ist demagogischer, als wenn wir hören "man muß mit den Armen sein",
Die Erfahrung sagt mir, daß die, die wirklich an der Seite der Armen sind, sie so respektieren, daß sie das niemals wie ein Banner vor sich her tragen würden. Die selige Theresa von Kalkutta ist dafür das schlagendste Beispiel. Im Gegenteil, alle die den Tag damit verbringen, über die Armen hier und die Armen dort zu reden, kennen sie im Allgemeinen nur aus der Ferne.
Sie wissen schon- "sage mir wessen du dich rühmst".

"Mit den Armen sein" ist eine Phrase voller Fehler mit einer großen Dosis Manipulation- beginnend mit dem Konzept "des Armen", das wesentlich mehr ist als nur kein Geld zu haben : "er war so arm, daß er kein Geld hatte".
Die große Armut ist die Sünde, sich von Christus entfernt zu haben. Sich zu Christus zu bekehren, sein Herz zu verwandeln, eine neue Art zu leben, zu entwickeln-weit vom Egoismus entfernt-da wo wir Menschen werden, Glauben und Leben wie Brüder zu teilen- dann gleichen sich als Konsequenz die sozialen Ungleichheiten aus, und die Schwächeren finden Hilfe und Solidarität und besonders die christliche Barmherzigkeit bei den stärkeren Brüder. Und wie oft werden ihrerseits die Stärkeren von den Schwächeren evangelisiert?

Dieses "die Armen", das sagt uns die Erfahrung- ist praktisch nichts anderes als ein Weg, um eine Carte Blanche (ein Patent, ein Passierschein) dafür zu bekommen, genau das zu tun, wozu man Lust hat. Allzu oft haben wir christliche Gemeinschaften gesehen, in denen man kaum noch die Eucharistie feiert und wenn man es tut- tut man es in der Form, in der die Beichte und Versöhnung unterdrückt wird, das Gebet gerade annehmbar, der Gehorsam kreativ, die Moral den Umständen angepaßt und wechselnd ist, die Prinzipien ebenfalls, aber diesen Gemeinschaften muß man alles verzeihen-wegen ihres vorgeblichen "mit den Armen seins" daß noch niemand gesehen hat. Ein Mit-den-Armen-sein- ohne konkretes Projekt, ohne Bindung an die Caritas, mit exorbitanten Kosten, deren Grund und Zweck niemand kennt.


Und im Gegenteil, den Gemeinschaften, in denen die Eucharistie sorgfältig gefeiert wird, mit regelmäßigen Beichtstunden, Formungsprogrammen- diesen Gemeinschaften- die einen leisen Konservierungsgeruch
haben, wird vielleicht vorgeworfen, daß sie nichts von den Armen wissen wollen, selbst wenn sie eine sehr gut funktionierende Caritas haben.
Aber es passiert nichts. Genau so wie nichts passiert, wenn Schwester X die Abtreibung rechtfertigt oder Pater Y die Kommunion unterschiedslos an alle austeilt. Sie sind mit den Armen und Punkt.
Ein weiteres Beispiel. Hinter diesem vorgeblichen mit-den Armen-sein: was für überflüssige Ausgaben.
Es ist in den Pfarreien und auch höheren Orts üblich, daß je mehr man das -mit-den-Armen-sein im Munde führt- die Verwaltungskosten desto höher ansteigen.
Ein Geheimnis, daß die Wirtschaftsfachleute eines Tages erklären müssen. Wie sie die Finanzierungsform der Gemeinschaften erklären müssen, die das schnöde Geld verachten und darauf achten, daß die Finanzierung nicht zu Lasten derer geht, die mit-den-Reichen-sind, hypothetisch, nur hypothetisch nicht mehr.

Wir sollen weder mit den Armen noch mit den Reichen und auch nicht mit dem Mittelstand sein. Wir sind mit Christus und mit den Menschen, mit denen, die unsere Nächsten sind, den Gemeindemitgliedern die uns berühren, um das Evangelium zu verkünden, zur Umkehr der Herzen zu Christus und zu einer neuen Form des Lebens der Getauften-demütig -wie die Kirche es verlangt.
Und die Armen? Eine Gemeinde von Umgekehrten braucht nicht mehr. Das kommt aus ihrem Inneren.

Daß du weder die Umkehr, noch den Glauben, daß du gar nichts vernachlässigst, was bedeutet das alles, wenn da nicht die Liebe ist-wie Pater Soundso sie persönlich versteht, wozu ihm seine 4 Freunde applaudieren, auch wenn die Art, wie sie die Barmherzigkeit ausüben, konstant auf dem Glauben der Kirche herumtrampelt.
Aber das macht nichts. Nicht nur passiert nichts, sondern sie sind auch die letzte prophetische Gruppe des neuen Frühlings. Für sich selbst."

Quelle: benoît-et-moi, infocatolica

                                

                                    Pater Jorge G. Guadalix

12 Kommentare:

  1. Ja das trifft es genau, ich war auch nach dem Verlust meiner Eltern sehr arm, und habe diese 'guten Christen' kennengelernt, die sich damit brüsten, dir zu helfen, aber dafür musst du dich dann nach ihren Regeln verhalten (geht bis zu 'kein Ketchup für deine Kinder' ...). Wenn man ihnen dann dankbar sein will und etwas schenken will, oder nur zu einem Fest gratuliert, sind sie aber angewidert, denn du gehörst ja nicht zu ihren Kreisen.

    Ich habe sehr unter diesen Leuten gelitten. Ich wollte auch kein Geld oder Mitleid, sondern Menschen, die mich akzeptieren und mich als 'gleichwertigen' Menschen betrachten. Heute versuche ich, es besser zu machen. Ich setze mich neben den Bettler in die letzte Kirchenbank (er kommt ja auch zur Messe !), obwohl ich kein Freund des Friedensgrusses bin, umarme ich ihn und wünsche ihm anschliessend einen schönen Sonntag.

    Wirklich arm ist nur der, den andere Menschen nicht mehr als Mensch ansehen - und wie im Artikel genannt, nur als Alibi vor sich her tragen, und wie ein Zoo- oder Zirkustier präsentieren.

    Danke für diesen Artikel. Ich würde gern mehr von P. Jorge lesen, kann aber leider kein Spanisch.

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    1. ja das ist das Problem- ich leider auch nicht, ich war deshalb auf die französische Übersetzung angewiesen.
      Danke für das schöne Zeugnis.

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    2. p.s. wie sieht es mit Französisch aus? Da könnte ich noch 5 Artikel von Pater Guadalix anbieten?

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    3. Prima, ich bin Französin ! Liebe Grüsse Anna

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    4. Ja man kommt sich dann wie ein Objekt des Guttuns vor, ich habe das auch einmal erlebt, als wir plötzlich, natürlich ohne Versicherung bzw Rücklagen zu haben, auf einmal ausgebrannt waren.
      Ich habe da einerseits von Leuten echt geholfen gekriegt das war genial, sämtliche türkischen Nachbarn, versorgten uns mit KLamotten, Tee und Gebäck, hüteten die Kinder, bis die Großeltern eintrafen... Ein russischer Baptist cancelte den Verkauf seiner Wohnung und stellte sie uns zur Verfügung, bis unsere wieder in einem bewohnbaren Zustand war... der atheistische Vater der damaligen Freundin meines Sohnes rückte unserem Pfarrer auf die Pelle, dass der die Gemeinde zu Spenden und Hilfe aufrief, was der sehr ungern machte, weil es irgendwie für einen Katholiken uncool ist, bedürftig zu sein, wenn ich Ihre und meine Erfahrung richtig interpretiere.
      Die eigenen Leute, und wir waren wirklich total abgebrannt, wollten wissen, warum wir keine Anzeige in der Zeitung geschaltet haben um uns zu bedanken und wollten von uns, dass wir ein großes Fest ausrichteten für alle Helfer.......
      Es gab auch andere, das nur zur Klarstellung, aber ich habe dabei gelernt dass viele der Frommen und gerade die, die es beständig mit den Armen und dem Sozialen haben, sich überhaupt nicht in einen hineindenken können, und nicht großzügig sein können, sondern irgendwie denken, dass du dankbar sein musst, wenn du sie davor bewahrst ihren Sperrmüll entsorgen zu müssen.
      Für viele der Frommen ist soziales Tun eine Forderung, der sie meinen genügen zu müssen via Caritas und nichts was man einfach tun kann, vielleicht weil es vielen Katholiken in unseren Breiten schon sehr lange sehr gut geht, und man irgendwie der Idee verfallen ist, dass das keine Gnade sondern eigener Verdienst ist und man im Grunde nicht einfach Almosen geben, sich laut der Anweisung Jesus einfach Freunde mit den ungerechten Mammon machen kann, sondern denkt es sei selbstverständlich, dass es einem so gut geht.
      Im Grunde fehlt die Liebe und das besitzen als besäße man nicht.

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    5. P.S unser alter Pfarrer, der nicht beständig die Armen im Mund führte, der wusste genau wer wo wohnt, und nach seinem Tod stellte sich heraus, er half auch mit Geld und Vermittlung von Kontakten, machte da aber nie ein Gewese darum.
      Nach seiner Pensionierung stellte man mit riesigem Tamtam extra eine Pastoralassistentin für das bislang vernachlässogte Sozial ein, die wusste nach eineinhalb Jahren immer noch nicht, wo die Sozialwohnungen sind!
      Ein schöner Beweise für die These dass alles was die Option für die Armen der Kirche bringt, eine Steigerung der Verwaltungskosten sind.
      Das besagte Dame als erste Amtshandlung von den Eltern in einem Viertel dass als sozialer Brennpunkt gilt 17€ für die Mappe zur Erstkommunionvorbereitung wollte, beleuchtete das Dilemma auch sehr gut, fand ich,

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    6. Das habe ich damals auch so erlebt, die Andersgläubigen (Freie Evangelische Gemeinde, Zeugen Jehovas, Atheisten, getaufte 'Heiden') haben mir geholfen ... Die 'Gutmenschen' (Katholiken) fanden, dass ich selber schuld sei (woran eigentlich ?) und brachen jeglichen Kontakt zu mir ab. Armut ist in diesen Kreisen beinahe oder genauso wie Aussatz ...
      Anna

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    7. Hallo Anna diese Artikel kann man-wenn man oben -rechts neben benoît-et-moi auf das"klicken" klickt, abrufen ( sie stehen oberhalb des Titels) -

      ¤ Echec de la pastorale "bisounours"
      ¤ Le scandale de la liberté d'expression
      ¤ Soeur Caram et les franciscains de l'immaculée
      ¤ Synode: les familles normales se sentent abandonnées
      ¤ Un peu marre de l'option pour les pauvres

      Dann ist die website "benoît et moi" für Sie ja eh ideal !
      Falls es nicht klappt gebe ich Ihnen gern die links.

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  2. Ich kann P. Jorges Kritik nicht verstehen. Zum Beispiel: "Es ist in den Pfarreien und auch höheren Orts üblich, daß je mehr man das -mit-den-Armen-sein im Munde führt- die Verwaltungskosten desto höher ansteigen."

    Das ist doch völlig klar und kann ja gar nicht anders sein! Denn je höher die Kosten eines Besitzers von Gütern bei gleichbleibenden Besitz- und Einkommensverhältnissen sind, desto ärmer wird er. Und wer wäre wohl mehr mit den Armen als der, der selbst arm ist? ;-)

    Einen wichtigen Punkt unterschlägt P. Jorge völlig, nämlich wie gut man mit den Armen sein kann, indem man protzige Goldbrokat-Marmorstuck-Edelstein-Barockkirchen pauperisiert, teure Putten und sonstige Schnitzereien hinauswirft und Sichtbeton und weißen Kalkputz sehen läßt. Damit ist man gleich doppelt mit den Armen: Erstens wird die Kirche durch eine solche Renovierung wieder ein Stück ärmer. Zweitens tut man den Armen was Gutes, indem man sich nach ihrem Geschmack richtet -- denn jeder weiß, daß Arme oft in häßlichen Wohnungen in sehr häßlichen Gegenden wohnen, häßlich gekleidet sind und häßlich aussehen. Arme stehen also auf Häßlichkeit und verachten Schönes -- sonst würden sie es sich ja schön machen, nöch? Jeder Arme wird sich also freuen und dankbar sein, wenn er nicht nur bei sich zu Hause, sondern auch im öffentlichen Raum von möglichst viel Häßlichkeit umgeben ist.

    Überhaupt finde ich: wenn wir wirklich eine Kirche für Arme wollen, sollten wir uns möglichst an den Protestanten orientieren! :-P

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    1. das habe ich mir auch schon oft und oft gedacht, dass so ne wundervolle, schöne, goldstrotzende Kirche, den echten Armen erlaubt sich im Prunk und Protz zuhause zu fühlen, man das aber seit fast 100 Jahren abschafft, weil man denkt, die Armen die haben Laminat und billigen Teppichboden in ihren Wohnungen, weil sie Parkett und Marmor nicht mögen.........

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  3. Wenn doch die Wohnung des Herrn Pfarrers auch so spartanisch eingerichtet wäre, und sein Lebensstil den Armen angepasster ...
    Als unser aus Afrika stammender Pfarrer von den deutschen Priester- und Bischofsgehältern erfahren hat, sagte er staunend: Der könnte ja jedes Jahr eine neue Glocke für den Kirchturm kaufen !
    Und im Benin sind sie wirklich arm, aber bereit, dem lieben Gott etwas schönes zu bieten.
    Anna

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