So etwas kann es wohl nur in England geben. Nicht ohne Pomp haben heute -nach langen Vorbereitungen und unter großer Medienaufmerksamkeit- in Leicester die Beisetzungsfeierlichkeiten für den berühmt-berüchtigten letzten König aus dem Hause York, König Richard III, letzter Nachkomme der Plantagenet-Dynastie, mit der Überführung seiner sterblichen Überreste von der Universität (wo sie identifiziert wurden) in die Kathedrale begonnen. Die Feierlichkeiten sollen 5 Tage dauern.
2012 hatte man seine sterblichen Überreste unter einem Parkplatz in Bosworth/Leicester verscharrt gefunden, die Universität von Leicester hat dann in aufwendigen Untersuchungen seine Identität bestätigt.
Nachdem der Supreme Court den Anspruch der Stadt York auf den königlichen Toten abgewiesen hatte, wird er in der Kathedrale von Leicester seine letzte und endgültige Ruhestätte finden.
Mit seinem gewaltsamen Tod am 22. August 1485 in der Schlacht von Bosworth ( damals Schlachtfeld, heute idyllische Landschaft mit Parkplatz )- bei der der Neffenmörder vergeblich nach einem Pferd gerufen hatte- so Shakespeare, (während die Chronisten berichten, daß sein weißes Schlachtross im Schlamm des Schlachtfeldes eingesunken und stecken geblieben war und kein Entkommen möglich), war der Rosenkrieg um die Krone Englands zwischen den Häusern York, weiße Rose, und Lancaster, rote Rose, beendet. Mit der Eroberung des Thrones durch den Sieger der Schlacht, Henry Tudor, endete in England auch das Mittelalter.
Nicht nur die englischen Katholiken wundern sich darüber, daß er nun nach anglikanischem Ritus zu Grabe getragen werden soll- gab es zu seinen Lebzeiten diese Kirche doch noch gar nicht- und beklagen erneut, daß die Anglikanische Kirche Ereignisse, die eindeutig in die Zeiten eines nur katholischen Britanniens fallen- usurpiert. Angesichts des Charakters des Verstorbenen kann man das vielleicht verschmerzen und ihnen den Bösewicht neidlos überlassen. Aber inzwischen hat man sich ökumenisch geeinigt. Kardinal Nichols hat vor 3 Tagen ein Seelenamt für den toten König gelesen und wird an der Zeremonie in der Kathedrale von Leicester teilnehmen. Dabei wird er ein besonders schönes und wertvolles historisches liturgisches Gewand tragen, das zu Lebzeiten Richards in Gebrauch war.
So sieht das damalige Schlachtfeld, auf dem Richard mit ungefähr 5000 Mann gegen Henry Tudor mit cirka 4000 Mann ( vielleicht weniger) antrat, heute aus:
Sonntag, 22. März 2015
4 Kommentare:
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Also das mit dem "Bösewicht" möchte ich nicht so stehen lassen. Das Bild, das man heute allgemein von Richard III. hat, ist vor allem geprägt von Shakespeares Theaterstück. Dazu muss man sagen, dass Shakespeare dem Richard III. (wie übrigens auch dem Macbeth) gewaltig Unrecht getan hat. Der Grund war folgender: Henry Tudor, der spätere König Heinrich VII. war der Begründer der Tudor-Dynastie und der Großvater von Elizabeth I., zu deren Zeit Shakespeare seine meisten Stücke geschrieben hat, und Shakespeare war äußerst bemüht um die Gunst der Königin und ist ihr mit seinen Theaterstücken (und auch sonst) - wie man bei uns in Wien sagt - hinten hinein gekrochen. (Lest einmal Shakespeares "Heinrich VIII.", da kommt euch das Kotzen, sag ich euch.) Deshalb hat er Richard auch im schlechtestmöglichen Licht dargestellt. Natürlich war Richard III., wie alle Herrscher dieser Zeit, kein Unschuldslamm. Es ist den Historikern heute jedoch klar, dass ihm der Großteil der von ihm angeblich begangenen Verbrechen einfach nur in die Schuhe geschoben worden ist.
AntwortenLöschenIch denke einfach es ist bei aller Be- und Verurteilung sowie bei aller Würdigung historischer Personen eins zu bedenken:
LöschenDie sind alle bereits gerichtet und zwar von dem, der alle Regungen des Herzens kennt, von dem der alles weiß und alles versteht und der auch weiß wo der falsche Schritt gesetzt wurde und was davon bereut und gesühnt wurde, vielleicht auf eine Art die keiner mitgekriegt hat, von dem der unendlich barmherzig und unendlich gerecht ist.
Nun, das kommt wie immer auf den Ausgangsstandpunkt an- der gute Richard hatte auch zu Lebzeiten bei vielen einen schlechten Ruf. Und eine historische Tatsache ist, daß der legale Thronfolger, sein Neffe, und dessen Bruder, nachdem sie unter seiner "Obhut" in den Tower gebracht worden waren, nie mehr gesehen wurden. Was ihm den Weg auf den Thron frei machte. So ganz klar kann es den heutigen Historikern nicht sein, was er getan oder gelassen hat- sind sie doch ausschließlich auf zeitgenössische Quellen, so objektiv oder subjektic sie auch sind, angewiesen. Und auch bei den Historikern wechseln die Moden, wer als gut und wer als böse betrachtet wird, fast so oft wie in der Textilindustrie.
AntwortenLöschenWenn umstrittten ist ob Shakespeare überhaupt wirklich gelebt hat, so ist es sehr gewagt, ihn der hemmungslosen ....kriecherei zu bezichtigen und zu einer Art Propagandisten übelster Sorte zu reduzieren. Und die Tragödien des Großmeisters sind ja keine Dokusoaps sondern-genau wie die mit den antiken Helden- Abbilder menschlicher Fallhöhe. Es kommt ja wohl auch keiner auf die Idee "Hamlet" als Geschichsdokumentation ( oder Geschichtsklitterei à la phoenix und History-channel) zu betrachten.
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http://kathpress.at/site/nachrichten/database/68728.html
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