Montag, 29. Januar 2018

A. Gagliarducci zu den Nachwirkungen einer Pressekonferenz auf das aktuelle Pontifikat

A. Gagliarducci analysiert bei Monday ín the Vatican die Auswirkungen der umstrittenen Äußerungen des Papstes bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückflug von Peru nach Rom und schließt aus seinen Überlegungen, daß wir da eine Bruchstelle, eine Wasserscheide des Pontifikates erlebt haben.
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          "PAPST FRANZISKUS,  EIN SCHEIDEWEG UND EIN DILEMMA"

Papst Franziskus´fliegende Pressekonferenz auf dem Rückweg von Peru könnte als eine Art Wasserscheide seines Pontifikates betrachtet werden. Die Erklärungen des Papstes zu sensiblen Themen, die das des sexuellen Mißbrauchs durch Kleriker- werden ein Licht auf eine der größten Schwierigkeiten von Papst Franziskus: Barmherzigkeit mit Gerechtigkeit zusammen zu bringen.

Die Lage auf die Papst Franziskus reagierte, wae objektiv kompliziert.  Er hatte Bischof Juan Barros als Bischof von Osorno in Chile ernannt. Aber Bischof Barros war eines der Mitglieder einer Gruppe, die sich um Pater Fernando Karadima, einen charismatischen Priester, der des vielfachensexiuellen Mißbrauchs in Chile schuldig war, gebildet hatte.
KAradima wurde für schuldig befunden und isoliert und Bischof Barros und die anderen drei Bischöfe, die in deieser Gruppe geformt worden waren, nahmen die Entscheidung der Glaubensdoktrin an und distanizerten sich von den Taten Father Karadimas.

Die Mißbrauchten jedoch sahen in der Ernennung von Bischof Barros für Osorno, wo derMißbrauch stattgefunden hatte, eine Art moralischen Schlag ins Gesicht.  Seit Dezember 2014 gibt es Proteste und Diskussionen und Mitglieder der Päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger haben mit dem Papst zu Mittag gegessen, um das Thema zu besprechen und Licht auf die Diskrepanz zwischen den Worten ausdrücklicher Verurteilung von Mißbrauch und seinen Taten zu bringen.

In einem Brief an Papst Franziskus hatte Bischof Barros seinen Rücktritt angeboten. Der Papst selbst lehnte diesen Rücktritt ab, weil ein Amtsverzicht als einem Schuldeingeständnis gleichkommend hätte bewertet werden können. Provoziert durch die Fragen chilenischer Journalisten sagte er, daß es keinen Beweis für die Schuld von Bischof Barros gäbe.





Offensichtlich handelten einige der Fragen bei der Pressekonferenz von diesem Thema. Papst Franziskus hat ausführlich erklärt, was er gesagt hatte.
Er stellte klar, was er mit Verleumdung meinte und unterstrich, daß es im Fall von Bischof Barros keine (materiellen) Beweise gäbe- und machte so einen Unterschied zwischen einem (materiellen) Beweisstück und dem Wort Bewesi, das er zuvor benutzt hatte und gab zu, daß das für Opfer schwer zu akzeptieren sein könnte.

Der Papst sagte auch, daß er das Statement von Kardinal Sean O´Malley, in dem er die Wortwahl des Papstes kritisierte, zu schätzen wisse und wiederholte die "Null-Toleranz"-Linie bei Fällen von sexuellem Mißbrauch durch Angehörige des Klerus und stellte fesr, daß er niemals Gnade gewähren würde und erklärte den Grund, warum er keine Entscheidung zugunsten eines unter Verdacht stehenden Priesters unterschrieben hatte. Er fügte auch hinzu, daß es keine Revision geben werde, wenn es einen klaren Beweis für Mißbrauch gäbe.

Diese Äußerungen zeigen das Dilemma von Papst Franziskus. Dieses Dilemma liegt seinem Pontifikat zugrunde und wurde vor einiger Zeit auf brillante Weise von Stanislaw Grygiel,einem der engsten Freunde des Hl. Johannes Pauls II analysiert.

Das Dilemma ist zwischen Christus und Moses wählen zu müssen, zwischen der barmherzigen Wahrheit oder der Kasuistik der Hartherzigen. Grygiel hat diese Rationale auf die Diskussion angewandt, die der Veröffentlichung von Amoris Laetitia folgte, und stellte folgende Frage: gilt noch, was Jesus sagte- daß Moses der Verstoßung der Ehefrau eines Mannes zustimmte, weil Israels Herz verhärtet war, aber daß es eine Wahrheit gibt, die über das verhärtete Herz hinaussgeht?

Diese Rationale kann auf das Thema sexueller Mißbrauch durch Kleriker angewandt werden, wie Papst Franziskus ihn darstellt. Ist es möglich gleichzeitig bzgl. der Rechte des Beschuldigten fürsorglich zu sein und hart gegenüber dem Mißbrauch?

Hier gibt es ein offensichtliches Paradox: der Papst wendet die Kasuistik der Verhärtung der Herzen an, wenn er unterstreicht, daß keine Gnade und keine Revision gewährt werden wird.
Der Papst hat diese...am 21. September 2017 bei dem Treffen der Päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger in einer Stegreifrede wiederholt. Seine Rede wurde auch von Journalisten gehört, obwohl sie nicht zu den offiziellen Reden von Papst Franziskus gehörten und das Pressemt des Hl. Stuhls statt dessen den vorbereiteten Text verteilt hatte, der nicht so stark war. Jetzt hat der Papst diese Worte in seiner fliegenden Pressekonferenz wiederholt, so daß es keine Möglichkeit gibt, sie noch aus den offiziellen Mitschriften zu entfernen.

Null-Toleranz sollte gegen sexuellen Mißbrauch durch Kleriker angewandt werden. Andererseits ist ein starres Anwenden des Gesetzes ein Nachgeben gegenüber denen, die verhärteten Herzens sind. Also etwas der Rationale einer notwendigen Bestrafung zu überlassen, sogar wenn eine Beschuldigung nicht wahr ist.

Papst Franziskus weiß das. Im Fall von Bischof Barros hat er das Prinzip der barmherzigen Wahrheit praktiziert. Also eine Strafe zu verhängen, wenn es klare Beweise gibt und nicht vorher. Und im Falle, daß es keinen klaren Beweise gibt, sollten die Dinge wie üblich weitergehen, mit vielen Entschuldigungen gegenüber denen, die sich verletzt fühlen, aber auch mit einer gewissen Festigkeit.

So hat Papst Franziskus seine Entscheidung, den Rücktritt von Bischof Barros abzulehnen, erklärt, obwohl er ihm selber zuvor vorgeschagen hatte, zurückzutreten. Am Ende wird Bischof Barros nicht einmal beschuldigt, was die juristische Sprache, die der Papst sei der Pressekonferenz benutzte, überflüssig macht.

Wie kann Papst Franziskus diese beiden Zugehensweisen miteinander versöhnen?

Um ehrlich zu sein, ist Papst Franziskus nicht der erste Papst, der gerufen ist, Gerechtigkeit mit dem Druck der Welt zu vereinen, ein sauberes und transparentes Bild der Kirche zu liefern  mit Entscheidungen, die sich nicht gegen Menschen richten, solange sie nicht für schuldig befunden werden.

Wenn man zurückgeht, finder man veschiedene Fälle und ähnliche Lösungen. Benedikt XVI nahm die Ernennungen von Bischof Gerhard Wagner in Linz und von Bischof Stanislaw Wielgus in Plock zurück- sei es wegen der Einheit der Kirche oder um Spionagevorwürfen gegen den Prälaten zu begegnen.

Es gibt keinen Papst, der mehr gegen Pädophilie getan hätte als Benedikt XVI: Indem er das tat, wandte es das Prinzip Christi an, Gerechtigkeit durch Wahrheit zu suchen. Er handelte eher als Kirchenmann denn als Mann der Politik.

Das ist der Grund, warum die Verhärteten des Herzens die Angangsweise Benedikts XVI nicht verstanden haben. Nehmen wir sein Herangehen bei der Kirche Irlands: gibt es irgendetwas weniger kasuistisches?

Benedikt XVI hat die Irischen Bischöfe zweimal nach Rom berufen, um über Berichte zu dikutieren, die ihr Unvermögen zeigten ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Aber er hat niemanden aus dem Amt entfernt. Er hat der Irischen Kirche Buße auferlegt und in einem sehr persönlichen und tief analysierenden Brief an die Irischen Katholiken um Vergebung gebeten.
Dann hat er daran gearbeitet, jedem Bischof seine Verantwortlichkeit bewußt zu machen.
7 von 13 Bischöfen traten zurück. Das taten sie bewu0t, nicht aus opportunen Gründen.

Ein ähnliches Herangehen hat Papst Franziskus bei Bischof Franz Peter Tebartz von Elst gewählt: nach dem Finanzskandal, der seine Diözese von Limburg schockiert hatte, wurde er nach Rom versetzt, in den Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung.
Der Bischof hatte viel Geld in die Renovierung des Bischofshauses gesteckt, aber alles war regelkonform geschehen- unter Nutzung des Fundus der Diözese. Trotzdem wurde der Bischof nach Rom versetzt, um den unvermeidlichen Bruch mit den Gläubigen zu vermeiden.

Es gibt ein schwebendes Verfahren. Den der Erzdiözese Ahara in Nigeria: Benedikt XVI ernannte 2012 Erzbischof Okpaleke, aber die Priester lehnten den neuen Bischof aus ethnischen Gründen ab.
Der Fall wurde Papst Franziskus übergeben und er wählte einen anderen Angang: 2013 ernannte er Kardinal Onayekan als Apostolischen Administrator und im Juni 2017 traf er sich mit einer Delegation der Diözese und verlangte von allen Priestern dem Papst und jedem Bischof, den er ernennen würde, in einem Brief ihren vollen Gehorsam zu versichern.

Das sind nur einige Beispiele, die den Unterschied in der Zugehensweise zeigen, aber auch die Tatsache, daß die Kirche trotz den Medien weiterbesteht. Als die Medien 2013 versuchten, das Konklave von 2013 zu beeinflussen, hat eine Verlautbarung des Vaticanischen Staatssekretariates das Medienverhalten angegriffen und es mit dem der großen Nationen verglichen, als die noch die Macht hatten, beim Konklave ihr Veto einzulegen.

Steht das Pontifikat von Papst Franziskus unter Mediendruck? Unzweifelhaft, wie alle anderen Pontifikate. Die Präsentation des Doppelzugangs beim Flug von Lima nach Rom stellt das Scheitern eines Kommunikationsmodells dar, das rund um Papst Franziskus geschneidert wurde, mit dem Ziel für die säkulare Presse mit Slogans und Schlagzeilen pikant zu sein und das Image des Papstes auf höchst positive Weise zu verkaufen.

Bis jetzt hatte Papst Franziskus eine riesige Wirkung bei der säkularen Medien, die es  vernachlässigten, über seine traditionelleren Gedanken bei Themen wie Ehe, Familie, Abtreibung und Genderideologie zu berichten.
Papst Franziskus erreicht die Schagzeilen der säkularen Medien mit seinen Gesten, besonders mit einfachen Gesten -wie seine Tasche selbst in Flugzeug zu tragen oder persönlich hinzugehen, um eine neue Brille zu kaufen. Dieser spezielle Focus der säkularen Presse verrät auch die Absicht, die Kirche einer höheren Würde zu berauben und die Wahrnehmung einer "menschlich.allzu menschlichen" Kirc zu etablieren..

Dann betonen die säkularen und progressiven Medien Papst Franziskus´ Kritik an der Kurie, seinen Aufruf an die Kirchen, Flüchtlinge offen willkommen zu heißen usw. usw.
Die Tatsache, daß er ein Entscheider und Zentralisierer ist, wird nie erwähnt.
Das Bild eines Papstes, der im Gegensatz zur Kirche steht, ist gut für die säkulare Medien und noch besser ist es, wenn die Kirche wegen Vorurteilen und mangelnden Glaubens angegriffen werden muß.
Und wie wird die Kirche normalerweise angegriffen? Wegen Sex und Geld- wie üblich.

So kommen wir zum Skandal des sexeullen Mißbrauchs durch Kleriker, das Thema ist in den USA ein sehr sensibles, wo Leute persönlich den Mißbrauch erlebt haben- so sehr, daß immer wenn jemand versucht, einen rechtlichen Schutz einen- wenn vielleicht auch zu Unrecht unter Verdacht geratenen Priester zu unterstützen , dieser jemand angegriffen wird.

Es gib viele, die Mißbrauch begangen haben, aber des gibt noch mehr, die Opfer von Medienkampagnen geworden sind und die-selbst wenn sie komplett entlastet werden, nicht in ihre vorherige Stellung zurückkehren können.

Die Darstellung dieses Pontifikats treffen die Hoffnungen der verhärteten Herzen. Die Einrichtung der Päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger, zu der zuerst einige Opfer gehörten, brachte die Hoffnung mit sich, daß der Papst das Thema Pädophilie kraftvoll angehen werde.

Es ist nicht so, daß der Papst das nicht getan hätte. Er hat es getan. Das bedeutet aber nicht, gegen die Justiz zu arbeiten oder die Vaticanischen und Kanonischen Gerichte zu umgehen.

Daher die Enttäuschung der Opfer, die dachten, sie seien Teil einer Art vaticanischen Wachhundes, der de facto kaum in ein spezifisches juristisches Rahmenwerk integriert werden könnte. Sogar der Gedanke eines speziellen Gerichtes für nachlässige Bischöfe war schwer umzusetzen: es gibt bereites ein Gericht, das bei der Glaubenskongregation, und Nachlässigkeit ist schwer zu beweisen. Wann kann ein Bischof als nachlässig betrachtet werden? Wann wird der Bischof statt dessen als unfähig angesehen, zu handeln, weil ihm die vollen Informationen fehlen?

All diese Themen waren in schwer zu erfüllenden Erwartungen eingebunden.

Also distanzierte sich nach Franziskus Worten im Flugzeug sogar die Presse, die als ihm näher stehend eingestuft wird, Der National Catholic Reporter brachte einen langen Meinungsartikel, um seine Enttäuschung über Papst Franziskus´ Worte zu unterstreichen.
Der selbe National Catholic Reporter sagte zu Beginn des Reformweges: "Wir erwarten mehr von Papst Franziskus"

Zusammenfassend kann man sagen, daß die säkulare und progressiv-katholische Welt nicht mit einer Bitte um Vergebung zufrieden sein wird, wenn die Kirche ihre Politik nicht ändert. Und Papst Franziskus wird das kaum tun, weil er weiß, daß die Kirche -um ihrer vielen guten Priester willen, die ihre Mission erfüllen, sich nicht dem Weltgeist unterwerfen kann.

Das ist der Grund, weswegen die Worte von Papst Franziskus auf dem Weg von Lima nach Rom einen Bruch im Pontifikat darstellen werden. In seinem fünften Jahr- liegen alle Regierungsentscheidungen jetzt bei Papst Franziskus und sind nicht mehr geerbt.
Papst Franziskus wird alle die gegen sich haben, die im Namen des sogenannten Frühlings in der Kirche, was so klingt, wie die progressive Propaganda zur Zeit des II. Vaticanischen Konzils eine bestimmte Wahrnehmung von Reform unterstützen. Diese Vorstellung entspricht ziemlich wahrscheinlich, nicht ganz der von Papst Franziskus."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci


  

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