Dienstag, 16. Januar 2018

Magister: Machtspiele in der Kurie

Sandro Magister analysiert bei Settimo Cielo die derzeitige Machtverteilung in der Kurie.
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"KURIENGESCHICHTEN. DAS COMEBACK DES KARDINALSTAATSSEKRETÄRS."

"Die Rede, die der Papst am 8.Januar wie zu Beginn jedes Jahres an das beim Hl. Stuhl akkreditierte  Diplomatische Corps gehalten hat, trug unmißverkennbar den Stempel  des Staatssekretärs. Kardinal Pietro Parolin.

Das war eine Rede von großer professioneller Diplomatie, ganz ohne jene Drittwelt-Votwürfen, die Jorge Mario Bergoglio so lieb sind. Ein Zeichen dafür, daß das come-back Parolins, der jetzt die volle Kontrolle über die Kurie des Vaticans hat, es sogar bis zu Franziskus geschafft hat.

Das war zu Beginn seines Pontifikates nicht der Fall. Franziskus hatte um sich herum einen Großen Rat von acht Kardinälen gesetzt, und der Staatssekretär gehörte nicht zu ihnen, im Gegenteil, die Kurienreform, die umkreist wurde, zielte besonders auf sein Amt, das seit der Zeit Pauls VI im Zentrum der größten Machtkonzentration stand, im Urteil vieler Kurienmitarbeiter exzessiv.

Und in der Tat, der erste Versuch einer Reform ging genau in diese Richtung. Im März 2014, ein Jahr nach seiner Wahl zum Papst, schuf Bergoglio ein brandneues Sekretariat für die Wirtschaft, die  er mit der künftigen Kontrolle aller Besitztümer der Vaticanämter, einschließlich beträchtlicher Summen die niemals auf den Seiten der offiziellen Bilanz des Hl.Stuhls auftauchten, das von einem allmächtigen Büro geführt wurde, dem sogar die APSA gehorchte, die Verwaltung des Besitzes des Apostolischen Sitzes, der Tresor der Vaticanischen Güter und Besitztümer.

Der australische Kardinal George Pell, den Franziskus an die Spitze der neuen Körperschaft stellte, ist nicht um den heißen Brei herumgeschlichen. Er hat den Betrag des unerklärten Geldes im Besitz des Staatssekretariates  und anderer Vatican-Ämter öffentlich offen gelegt- 1,4 Milliarden Dollar, offensichtlich um es zu kontrollieren und kündigte das bevorstehende Aufgehen des APSA in seinem Sekretariat an.

Aber nichts davon geschah. Ohne irgendein Geräusch zu machen, leisteten die von Pell belagerten Machtzentren Widerstand und schlugen dann zurück. Mit dem Papst, der ihnen zunehmend zuhörte und sich ihnen anpaßte- anstatt dem australischen Kardinal. Und mit Parolin, den Franziskus in der Zwischenzeit den acht Kardinälen des großen Rates zur Seite gestellt hatte und der die Fäden des Gegenangriffs zog.




Heute kann jeder die Ergebnisse klar sehen.

Pell hat sich vor Monaten nach Australien zurückgezogen, wo er in einen Prozess verwickelt ist, in dem er mehr Opfer als Täter zu sein scheint, ohne daß der Papst irgendeinen Nachfolger an der Spitze des Wirtschaftssekretariates ernannt hätte.

Ebenso unbesetzt ist seit letztem Juni der Schlüsselposten eines Generalauditors, nach der brutalen Entlassung des ersten und letzten Inhabers, Libero Milone, der beschuldigt wurde, recherchiert zu haben, wo er das nicht sollte.

Der Kardinalpräfekt der APSA, Domenic Calcagno, hat de facto beide ersetzt, mit voller Unterstützung Bergoglios, dessen Gast er häufig im Refektorium in der Casa Santa Marta ist.

Und Parolin ist mächtiger denn je, Dank Papst Franziskus´ Vorliebe für  Kirchenmänner, die wie er zur Diplomatischen Gilde gehören.

Tatsächlich kommen zwei weitere Schlüsselkardinäle dieses Pontifikates, Lorenzo Baldisseri - von Bergoglio zum Generalsekretär der Bischofssynode ernannt und Beniamino Stella, den der Papst an die Spitze der Kleruskongregation stellte. Sie haben keine spezifische Erfahrung, aber sie sind perfekt gehorsame Ausführer von Franziskus´ Willen, die Dinge in die vorgegebene Richtung zu steuern: von der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene zur Ordination verheirateter Priester.

Im Staatssekretariat ist es der Substitut Angelo Giovanni Becciu, ein anderer Karrierediplomat, der als Vollstrecker der Wünsche des Papstes agiert und als Scharfrichter, wie z.B. bei Milone oder bei den Malteser Rittern.

In letzteren Fall, war Parolin ebenfalls persönlich in die Entlassung des Großmeisters verwickelt. Aber er zeigt sich selten selbst. Die Schmutzarbeit wird anderen überlassen. Er fliegt hoch.
So hoch, daß er jetzt der einzige Kandidat für die Nachfollge von Franziskus ist, mit einer ernsthaften Chance, zum Papst gewählt zu werden."

Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister



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