Samstag, 26. Mai 2018

Nach dem Irland-Referendum...

Rorate Caeli hat anläßlich des Abstimmungsergebnisses zum Abtreibungsrecht in Irland einen  Beitrag hervorgeholt und noch einmal online gestellt, den Roberto De Mattei vor 3 Jahren nach dem Referendum zur Homo-Ehe verfaßt hatte. Der gilt genau so auch für  das gestrige Referendum.
Hier geht´s zum Original:   klicken

"IRLAND EINE POSTMORTALE UNTERSUCHUNG- VON ROBERTO DE MATTEI 2.0"
Vor fast genau 3 Jahren, am 15. Mai in der Folge des Referendums zur "gleichgeschlechtlichen Ehe" in Irland hat Roberto de Mattei am früheren Katholischen Kraftwerk eine Untersuchung durchgeführt.

An diesem traurigen Samstag, an dem die Stimmauszählung ergibt, daß eine überwältigende Mehrheit der irischen Wähler für die Abschaffung des 8. Zusatzartikels der Irischen Verfassung gestimmt hat, nehmen wir uns einen Augenblick Zeit, um seinen Text neu zu lesen.

Was besagt der 8. Verfassungszusatz genau? Diese Worte:

"Der Staat erkennt das Recht des Ungeborenen auf Leben an und garantiert mit gebotenem Blick auf die gleichen Rechte der Mutter es in seinem Gesetzen zu respektieren und so weit durchführbar dieses Recht zu verteidigen und zu rechtfertigen."

Schön, nobel, gesund, richtig, katholisch: alles das, was Irland aufgehört hat, zu sein.





    "IRLAND EINE POSTMORTALE UNTERSUCHUNG"

Corrispondenza Romana. R. de Mattei

In seinem Meisterwerk "Die Seele des Apostolates" hat Dom Jean-Baptiste Chautard (1858-1935), Trappisten-Abt von Sept-Fons diese Maxime formuliert : "Ein heiliger Priester geht mit einem glühenden Volk zuammen, ein glühender Priester mit einem frommen Volk, ein frommer Priester mit einem ehrlichen Volk und eine ehrlicher Priester mit einem unfrommen Volk." (Rom 1967 S. 64)

Wenn es wahr ist, daß im spirituellen Leben zwischen Klerus und Katholischem Volk immer eine Stufe nach unten Unterschied ist, sollten wir nach dem Votum vom 22.Mai in Dublin hinzufügen:
"und ein unfrommer Priester geht mit einem apostatischen Volk einher."

Irland ist tatsächlich das erste Land, in dem homosexuelle Verbindungen gesetzlich anerkannt werden- veranlaßt nicht von oben sondern von unten- durch ein Volksreferendum; dennoch ist Irland auch eines der älteten Länder mit einer tiefverwurzelten katholischen Tradition, in dem der Einfluß des Klerus bei einem Teil der Bevölkerung noch relativ groß ist.

Es ist kein Geheimnis, daß das "Ja" zur Homo-Ehe von allen Parteien unterstützt wurde, der Rechten, der Linken und dem Zentrum,; es ist weder überraschend, daß alle Medien die LGBT-Kampagne unterstützt haben, noch daß es eine massive finanzielle Unterstützung aus dem Ausland zugunsten der Kampagne gab; die vorhersehbaren Fakten waren, daß von 60% der Bevölkerung, die abstimmten, nur 3 % der Bürger ein "Ja" ausdrückten, und daß die Regierung ihre Karten sorgfältig neu gemischt hatte, als sie das Gesetz im Januar 2015 einführte, daß homosexuellen Paaren die Adoption erlaubte, bevor die HS-Ehe anerkannt wurde.
Der größte Skandal war das Schweigen, war die Komplizenschaft der irischen Priester und Bischöfe während der Wahlkampagne.

Ein Beispiel kann für alles stehen. Vor der Wahl erklärte der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, daß er gegen die HS-Stimmer stimmen würde, aber den Katholiken nicht sagen würde, wie sie abstimmern sollten (LifeSiteNews. 21. Mai) .
Nachdem er abgestimmt hatte, erklärte er im Irischen Nationalen Fernsehen, daß "man Tatsachen nicht leugnen kann" und daß die Kirche Irlands "einen Realitäts-check braucht".
Angesichts dessen, was passiert war, fügte Msgr. Martin hinzu: "Es ist nicht nur das Ergebnis der Kampagne für das "Ja" oder "Nein" sondern zeigt ein viel tiefer gehendes Phänomen,"deshalb müssen wir die pastorale Betreuung der Jugend revidieren: das Referendum wurde mit den Stimmen der Jungen gewonnen und 90% der Jungen, die abgestimmt haben, haben Katholische Schulen besucht:"  (corriere, 24. Mai 2015)

Diese Position ist im Ganzen (abgesehen von wenigen Ausnahmen) die des Irischen Klerus, die Linie von Msgr. Nunzio Galantino, Generalsekretär der CEI, der gehofft hatte, Polemiken und Konfrontationen um jeden Preis verhindern zu können "es geht nicht darum, wer am lautesten schreit,  das pasdaran (iran.Revolutionsgarden]  schließt sich für beide Seiten aus. (Corriere della Sera 24.Mai)

Das bedeutet, legen wir die Predigten des Evangeliums beiseite und die Werte des Glaubens und der Katholischen Tradition, um Ausschau nach einem Begegnungs- und Kompromisspunkt mit den Gegnern zu halten.
Und dennoch hatte Benedikt XVI am 18. März 2010 in seinem "Brief an die Katholiken Irlands" den irischen Klerus und das Volk eingeladen, "zu den Idealen der Heiligkeit, Barmherzigkeit und transzendentalen Weisheit zurückzukehren, die in der Vergangenheit Europa groß gemacht haben und es immer noch neu begründen können" (Nr.3) und "Inspiration aus dem Reichtum einer großen religiösen und kulturellen Tradition zu ziehen" (Nr.12), die nicht verschwunden ist, auch wenn "schnelle soziale Veränderungen stattgefuunden haben, die der traditionellen Bindung an die katholische Lehre und Werte entgegenstehen" (Nr.4)
In seinem Brief an die Katholiken Irlands stellt Benedikt XVI fest, daß es in den 70-er Jahren eine  signifikante Tendenz bei einem Teil der Priester und Ordensleute gab, Denkweisen und die Beurteilung säkularer Realtitäten anzunehmen, ohne ausreichenden Bezug zum Evangelium."
Die selbe Tendenz finden wir heute.

Das war der Grund für einen Verschlechterungsprozess, der seit den Jahren des II. Vaticanischen Konzils wie eine Lawine Katholische Bräuche und Institutionen hinwegfegt.
Wenn die Iren heute - auch wenn sie meistenteils katholisch bleiben - den Glauben aufgeben, liegt der Grund nicht nur in einem Prestige-und Zutimmungsverlust der Kirche, der dem sexuellen Mißbrauchsskandal folgte. Der wahre Grund  ist die moralische und kulturelle Kapitulation eines Teils ihrer Hirten, die diese Verschlechterung als soziologische Tatsache akzeptieren, ohne sich dem Problem ihrer eigenen Verantwortung zu stellen. In diesem Sinn war ihr Verhalten unfromm, es mangelte an Barmherzigkeit und Offensive im Hinblick auf Religion, auch wenn sie nicht formal häretisch sind.
Dennoch hat sich jeder Katholik der mit "ja" gestimmt hat - also die Mehrheit der Irischen Katholiken, die in die Stimmkabinen gingen, sich selbst mit Apostasie befleckt.
Die Apostasie eines Volkes, dessen Verfassung immer noch mit einer Anrufung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit beginnt.

Apostasie ist eine viel schwerere Sünde als Unfrömmigkeit, weil sie eine ausdrückliche Zusrückweisung von Katholischem Glauben und Moral ist. Die schwerwiegendste Verantwortung für diese öffentliche Sünde liegt bei den Hirten, die das durch ihr Verhalten toleriert haben. Die Konsequenzen dieses irischen Referendums werden jetzt verheerend sein. [wie sich gestern gezeigt hat]

48 Stunden nach der Abstimmung trafen sich  zur Abstimmung ihres Verhaltens bei der kommenden Synode unter der Leitung von Kardinal Reinhard Marx die versammelten Hauptexponenten der Deutschen, Schweizer und Französischen Bischofskonferenz in Rom. Nach Angaben der bei diesen
Treffen anwesenden Journalisten waren "Ehe und Scheidung", "Sexualität als Ausdruck der Liebe" die diskutierten Themen (Repubblica, 26. Mai 2015).
Richtlinie ist die von Kardinal Kaspar vorgegebene: Säkularisation ist ein irreversibler Prozess, pastorale Realität, an die man sich anpassen muß. Und für Erzbischof Bruno Forte, jener der bei der legtzten Synode "homosexuelle Rechte" forderte und vom Papst als Spezialsekretär der Familiensynode bestätigt wurde, ist das ein kultureller Prozess forcierter Säkularisierung, in den Europa voll verwickelt ist."  (Corriere della Sera, 2. Mai, 2015)

Es gibt am Ende eine Frage, der man nicht ausweichen kann: die Grabesstille von Papst Franziskus zu Irland. Während der Eröffnungsmesse für die Caritas-Versammlung am 12. Mai wetterte der Papst gegen "die Mächtigen der Welt" und erinnert sie daran, daß "Gott eines Tages über sie urteilen wird und zeigen wird, ob sie wirklich versucht haben, jeden Menschen mit  Nahrung zu versorgen und ob sie so gearbeitet haben, daß die Umwelt nicht zertsört wird, um diese Nahrung herzustellen."

"Am 21. November 2014, als er einen Auszug aus dem Evangelium kommentierte, wo Jesus die Händler aus dem Tempel wirft, hat der Papst ein Anathema gegen eine Kirche geschleudert, die nur an Geschäftsprobleme denkt und die Sünde des Skandals begeht."

Franziskus wütet oft gegen Korruption, d.h. Sklaven-und Waffenhandel zusammen mit der Nichtigkeit von Macht und Geld. Am 11. Juni 2014 ermahnte der Papst bzgl. korrupter Politiker, d-h- jene, die " Sklavenarbeit" ausbeuten und die Händler des Todes, daß die Gottesfurcht sie verstehen läßt, daß das eines Tages enden wird und sie bei Gott Rechenschaft ablegen müssen und die Herzen der Menschen "für die Güte, Barmherzigkeit und Zärtlichkeit Gottes" öffnet. aber das ist auch eine Warnung angesichts hartnäckiger Sünde."

Ist aber die Einführung von Gesetzen die das Laster wider die Natur betreffen nicht unvergleichlich schwerer als die Sünden, die der Papst so oft nennt? Warum hat der Papst vor der Wahl nicht stark und von Herzen kommend an die Iren appelliert und sie daran erinnert, daß die Verletzung des Naturrechts und des Göttlichen Rechtes eine soziale Sünde ist, für die das Volk und seine Hirten eines Tages vor Gott Rechenschaft ablegen werden müssen.
Ist er durch dieses Schweigen nicht zum Komplizen dieses Skandals geworden? "

Quelle: rorate caeli, R.De Mattei


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