Samstag, 19. Mai 2018

Über das Massenrücktrittsgesuch der Chilenischen Bischöfe

berichtet Marco Tosatti - zunächst unkommentiert- bei La Nuova Bussola Quotidiana und gibt den Inhalt des an sich vertraulichen, aber von chilenischen Medien veröffentlichten Dokumentes wieder, das der Papst den chilenischen Bischöfen zu Beginn ihres Rombesuchs übergab.
Hier geht´s zum Original: klicken

"MISSBRAUCH, DAS KOLLEKTIVE MEA CULPA DER CHILENISCHEN BISCHÖFE."


"Massenrücktritt der chilenischen Bischöfe. In den kommenden Wochen wird der Ponbtifex entscheiden, welche der Rücktrittserkklärungen angenommen und welche abgelehnt werden. In er Zwischenzeit haben die chilenischen Medien das vertrauliche Dokument mit 10 Bemerkungen veröffentlicht, das der Papst zu Beginn der Begegnungen den Bischöfen überreicht hat, das ein sehr ernstes und hartes Bild der Lage der Chilenischen Kirche zeichnet. 
So sehr, daß es die Prälaten zu diesem präzedenzlosen Schritt gezwungen hat.

"Wir wollen erklären- haben die chilenischen Prälaten versichert, daß wir, -alle in Rom anwesenden Prälaten- dem Hl. Vater unsere Aufträge schriftlich in die Hände des Hl. Vaters zurückgelegt, damit er frei über jeden einzelnen entcheiden kann." 

"Wir machen uns auf den Weg- fahren die Prälaten fort- und wissen, daß sie in diesen Tagen des ehrlichen Dialogs einen Meilenstein eines tiefgreifenden Wandlungsprozesses durch Papst Franziskus  geliefert haben. Gemeinsam mit ihm wollen wir die Gerechtigkeit wiederherstellen und zur Wiedergutmachung des verursachten Schadens beitragen, um der prophetischen Mission der Kirche einen neuen Impuls zu geben, in deren Zentrum immer  Christus stehen sollte.
Wir wünschen uns, daß das Antlitz des Herrn wieder in unserer Kirche erstrahlt und bemühen uns deswegen. Demütig und voller Hoffnung bitten wir alle, uns zu helfen, auf diesem Weg weiterzugehen."

Im Abschlußkomuniqué sprechen die Bischöfe ein kollektives mea culpa. 
"Nach drei Tagen der Begegnungen mit dem Hl. Vater und vielen Stunden von Meditation und Gebeten, seinen Anweisungen folgend, möchten wir vor allem Papst Franziskus für sein vöterliches Zuhören und seine brüderliche Korrektur zu danken.
Vor allem aber wollen wir den Papst, das Gottesvolk  für den bei den Opfern verursachten Schmerz um Vergebung bitten, und unser Land für unseren  schweren Fehler und Versäumnisse.
Wir danken den Opfern für ihre Ausdauer und ihren Mut, den sie auch angesichts des Unverständnisses und den Angriffen dieser Kirchlichen Gemeinschaft aufbringen mußten. Noch einmal bitten wir um ihre Vergebung und ihre Hilfe, um auf dem Weg der Heilung der Verletzungen weiterzugehen, damit sie heilen können.



Sicher hat ihnen bei dieser Entscheidung ein Dokument von 10 Ordnern geholfen, das die chilenischen Bischöfe zu Beginn ihres dramatischen dreitägigen Besuches im Vatican erhalten haben, um das Mißbrauchsproblem, die "herausragende" Vertuschungsarbeit und die Krise einer ganzen Kirche zu diskutieren. Insgesamt anhand des Karadima-Falles.

Die chilenischen Medien konnten auf das vertrauliche Dokument zugreifen, über das die Bischöfe nachdenken sollten. Es beginnt mit der Lage der Kirche in Chile, in der es eine "offene, schwere Wunde gibt", die bis heute "mit einer Medizin behandelt wurde, die anstatt zu heilen, die Wunde und den Schmerz vergrößert hat." 

"Es schmerzt, daß in dieser letzten Phase der chilenischen Kirchengeschichte die prophetische Inspiration ihre Kraft verloren hat, um statt dessen dem Platz zu machen, was man als Umwandlung ihres Mittelpunktes bertrachten kann" sagt das Dokument und fügt hinzu, daß die chilenische Kirche sich so verhalten hat, daß die Folgen dieses ganzen Prozesses einen sehr hohen Preis erreicht haben: ihre Sünde steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. 
Die schmerzhafte und beschämende Feststellung des sexuelen Mißbrauchs Minderjähriger, des Machtmißbrauchs und der Gewissenskonflikte durch die Amtsträger der Kirche sowie die Form, mit der auf sie reagiert wurde, beweist diese Veränderung im Zentrum der Kirche."

Einige Teile des Dokumentes stellen eine echte und wahre Anklage gegen die chilenische Kirche dar. " Es ist symptomatisch, daß alle Zeugen-einschließlich der Mitglieder des Nationalen Rates zur Verhütung von Kindesmißbrauch und zur Begleitung der Opfer, die bisher unzureichende Seelsorge für alle auf die ein ode andere Weise in einen "kanonisch als delicta graviora definierten" Fall Verwickelten beklagt haben."

Neben der Kritik konzentriert sich der Papst darauf, eine -Lösung für die Krise, in die die chilenische Kirche versunken ist, zu geben: "Es ist dringend notwendig, einen Ansatz zu finden, um diesen Skandal kurz-mittel- und langfristig zu beheben, um Gerechtigkeit und die Gemeinschaft wieder herzustellen."

"Die Probleme, die es heute in der Kirchengemeinschaft gibt, werden nicht dadurch gelöst, daß man sich nur der konkreten Fälle annimmt und darauf beschränkt, irgendwelche Personen zu entfernen; das muß man, ich sage das ganz klar- tun, aber es genügt nicht, man muß weitergehen.
Es wäre von unserer Seite verantwortungslos, nicht die Suche nach den Wurzeln und den Strukturen zu vertiefen, die ermöglicht haben, daß diese konkreten Tatsachen weitergingen und sich fortsetzten."

Eine der härtesten Passagen betreffen den von Msgr. Scicluna vorbereiteten Bericht: "Meine Abgesandten konnten bestätigen, daß einige Kleriker auf Grund ihres unmoralischen Verhaltens aus ihrem Amt entfernt wurden und dann, nachdem die absolute Schwere ihres kriminellen Tuns minimiert und sie einer einfachen Schwäche oder einem Mangel an Moral zuschrieben, in anderen Diözesen aufgenommen wurden, wo ihnen dann unvorsichtigerweise diözesane und pastorale Aufgaben anvertraut wurden, zu denen ein direkter oder täglicher Kontakt mit Minderjährigen gehörte."
Und er fügt hinzu: "Die Beschuldigungen zeigen,daß es schwere Fehler in unserem Umgang mit den Fällen von "delicta graviora" gibt, wie einige beuruhigende Daten, die in den Dikasterien der römischen Kurie jetzt bekannt zu werden beginnen, bestätigen. Speziell was die Entgegennahme der Klagen oder der notitiae criminis angeht, die in nicht wenigen Fällen sehr oberflächlich als wenig glaubhaft qualifiziert wurden und dabei schwerwiegende Hinweise auf ein Verbrechen waren." 

Außerdem sagt der Papst, er fühle sich durch die Erklärungen beschämt, die den Druck beweisen, der auf jene ausgeübt wurde, die die Strafprozesse durchführen sollten und durch die Zerstörung von kompromittierenden Dokumenten durch Mitarbeiter der Kirchenarchive, die so einen absoluten Mangeln an Respekt für das kanonische Procedere bewiesen hätten, tadelnswerte Praktiken, die in Zukunft vermieden werden müssen." 

Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, M. Tosatti




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