Montag, 9. Juli 2018

Das Franziskus-Paradox oder ist der Papst eine Marke?

Heute befaßt sich A. Gagiarducci in seiner wöchentlichen Kolumne "Monday in the Vatican" mit der Kurienreform und der zuletzt erfolgten Ernennung von Paolo Ruffini zum Präfekten des Kommunikations-Dikasteriums und beurteilt sie als "paradox".
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                            "PAPST FRANZISKUS´ PARADOX" 

Papst Franziskus´ Entscheidung Paolo Ruffini zum Präfekten des Vaticanischen Dikasterium für die Kommunikation zu ernennen, ist nicht nur wichtig, weil es das erstemal ist, daß ein Laie an der Spitze eines Dikasteriums des Hl. Stuhls steht.  Sie stellt eher einen definitiven Paradigmenwechsel durch Papst Franziskus dar. Und darin ist etwas Paradoxes.

Das Paradoxe ist: trotz seines Willens die Kurie immer internationaler und das Kardinalskollegium immer repräsenativer für die Ränder der Welt zu machen sind die letzten hochrangigen Ernennungen im Vatican Personen betraf, die aus den Rängen der Italienischen Bischofskonferenz kommen.

Das ist der Fall bei Paolo Ruffini, dem Großneffen eines Kardinals mit einer langen Karriere zuerst als Journalist, dann als Fernseh-Manager, bevor er Direktor von TV2000, dem Fernsehsender der Italienischen Bischofskonferenz wurde.

Paolo Ruffini wurde 2014 zum Direktor des Fernsehsenders der  Italienischen Bischofskonferenz ernannt- als Teil eines Bemühens, das Medium weiter zu professionalisieren. Und diese Ernennung fand statt, während die Reform der Vaticanischen Kommunikation diskitiert wurde.

Als Ruffini an die Spitze von TV 2000 gestellt wurde, wurde im Vatican ein von Lord Christopher Patton geleitetes Komitée installiert, um zu verstehen, wie die Medienabteiling des Hl. Stuhls arbeiten und wir man sie reformieren kann.

Es war Msgr. Dario Edoardo Viganó, der damalige Direktor des Vatican-Fernsehens, der gute Beziehungen zu Ruffini hatte. Schon zu der Zeit wurde eine Verbindung zwischen der Medien-Abteilung des Vaticans und dem Fernsehsender der CEI etabliert. Die beiden haben-wie gesagt wird- immer noch ein gutes Verhältnis.

Jetzt ist aus der Beziehung zwischen Msgr, Viganò und Ruffini etwas mehr geworden. Nach seiner Ernennung zum neuen Präfekten des Dikasteriums, wird Ruffini Msgr. Viganòs Vorgesetzter, weil der Assessor dieses Dikasteriums ist.

Die Ernennung erinnert an die Zeiten, als die Italienische Bischofskonferenzt ein Bezugspunkt und ein "Brennstofflieferant" der Vatican-Dikasterien war.





Der Ernennung Ruffinis ging eine andere spezielle Entscheidung von Papst Franziskus voraus: die Ernennung Bischof Nunzio Galantinos, des Generalsekretärs der CEI, zum Präsidenten der Verwaltung des Patrimoniums des Heiligen Stuhls (APSA). Auch in diesem Fall wurde ein Mann mit Leitungsfunktion in der CEI hochrangiger Vatican-Mitarbeiter,

Vorher war schon Bischof Marcello Semeraro von Albano zum Sekretär des Kardinalsrates gemacht worden und einige vermuten, daß er in den Rang eines "Deputierten" des Staatssekretariates aufsteigen könnte, obwohl der Wettlauf um neue Ämter auf eine Auswahl unter Diplomaten, Erzbischof Giordano Caccia oder Erzbischof Girasoli  beschränkt zu sein schien.

Papst Franziskus Sichtweise Italiens und gegenüber der Italienischen Bischofskonferenz ist verblüffend, wenn man sie mit dem Willen vergleicht, die Kurie zunehmend zu internationalisiern.

Welches Kriterium steht hinter diesem Paradox?

Vor allem, daß Papst Franziskus einen Neustart will. Ruffini wird z.B. als Mann des Dialogs betrachtet, als der richtige Mann, um die Reform durchzuführen und das Hindernis zu überwinden, daß er frühere Präfekt die aktuelle Nummer 3 des Dikasteriums ist.

Er ist ein Laie an der Spitze einer Kurienposition- zum erstenmal in der Geschichte, Über Ruffinis Kompetenzen hinaus ist es wert, zu fragen, warum diese Engscheidung einen Laien an die Spitze eines Vatican-Dikasgterims zu stellen geggtroffen wurde. 

Die Tatsache, daß aus dem Sekretariat für KOmmunikation das Dikasterium für Kommunikation gemacht wurde, war ein Hinweis darauf, daß der neue Präfekt kein Mitglied des Klerus sein würde. Zur gleichen Zeit beschreibt der Name "Dikasterium"-so vage er ist- offensichtlich nicht Ämter die in der Römischen Kurie spezielle Aufgaben haben, wie das bei früheren Reformen der Fall war. Er beschreibt eher irgendein Amt, was auch immer das kirchliche Gewicht sein mag.

Das ist eine substantielle Verschiebung. Die Römische Kurie kann nicht mit einem Staatsministeriums verglichen werden. Sie ist die Arme des Hl. Stuhls, d.h. des Papstes,
Leiter der Dikasterien waren immer mindestens Bischof, weil die kirchliche Notwendigkeit für eine bischöfliche Kollegialität mit dem Papst gab.

Aber Papst Franziskus dachte, daß eine Veränderung der Mentalität nur dadurch erreiht werden kann, wenn man jemanden ins Spiel bringt, der von außen kommt. Es ist jedoch nicht klar, wie sehr Personen von außen den Hl. Stuhl und seine Botschaft in der Tiefe verstehen- über jedes technische Wissen hinaus.

Dieses Problem ist schon zu Beginn des Pontifikates entstanden, als Päpstliche Kommissionen und externe Berater wichtige Rollen in der Diskussion der Vatican-Reform einnahmen, manchmal sogar ohne den Hl. Stuhl und seinen Charakter zu verstehen. Es war eine firmen-artige Mentalität, die auch von Msgr. Viganò unterstützt wurde, von dem sich jetzt populäre Kommentatoren distanzieren. 

Aber auch die Ernennung Ruffinis kann als eine firmen-artige Wahl betrachtet werdem. Der Vatican hat einen externen Professionellen gesucht, um die Reform zu Ende zu führen, die Widerstand und Mißverständnisse erlebt hat, aber das wurde sofort als eine eher technische als eine auf die universale Botschaft der Kirche konzentrierte Reform beschrieben. Der Papst wird auf diese Weise vor allem als Marke angesehen.

Wie er beginnt die Kurie auf seine Art zu formen, scheint Papst Franziskus zwei Entscheidungen getroffen zu haben, die der Art und Weise, wie er wahrgenommen wird, widerspricht: einerseits gibt es eine verstärkte Verbindung zur Italienischen Bischofskonferenz mit der Wiederkehr einer Art italienischer Ausnahme, die nach den Reformen Benedikts XVI verloren gehen sollte; andererseits  sie Rückkehr zum Outsourcing nach den gescheiterten Versuchen der Kommissionen zu Beginn des Pontifikates.

Das alles ist paradox, umso mehr, wenn wir bedenken, daß Papst Franziskus praktisch denkt. Sein Pragmatismus führte dazu, daß die Durchführung seiner Reform am Ende als ein Weg von Versuch und Irrtum wahrgenommen wurde.

Wenn es ein Kriterium gibt, dann ist es das Kriterium, neue Leute zu ernennen, um eine neue Mentalität zu schaffen und mit der Vergangenheit zu brechen, ungeachtet dessen, was das für Folgen hat; es ist das Kriterium einer Kirche die nach außen gerichtet ist, die eine weniger Römische Kirche ist; eine Kirche die mehr auf die Örtlichen Bischofskonferenzen eingeht, was bedeutet, daß die Kurie nicht länger das Zentrum des Päpsltichen Denkens ist.

Das kann als provisorischer Titel der Apostolischen Verfassung angesehen werden, der die Kurien-Reform  beschließen soll: "Praedicate Evangelium", predigt das Evangelium.

Dieser Titel lenkt die Aufmerksamkeit sofort von der Kurie weg und führt zu dem Gedanken, daß die Kurie den Bischofskonferenzen dienen sollte. Am Ende ist das das Ende der Art, wie jeder auf die Kurie schaut, weil jeder auf den Papst schaut,  weil der Papst  nicht nur ein pragmatischer Führer ist, gerufen, in schwierigen Situationen Entscheidungen zu treffen (und Papst Franziskus kann sehr stark entscheiden, wie es in Chile geschah) sondern eher der Führer einer Kirche, die im Glauben bestärkt werden muß.

Quelle: Monday in the Vatican, A: Gagliarducci

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