Freitag, 25. Januar 2019

Sandro Magister zerpflückt das pontifikats-charakterisierende Armutsnarrativ des Papstes

Sandro Magister kommentiert und zerpflückt heute bei "Settimo Cielo" die Armuts-Reichtums-Lesart des aktuellen Pontifikates -die seine Beliebtheit bei allen linkspopulistischen Bewegungen und ihren medialen Unterstützern bedingt.
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"ARM UND REICH. DIE VISIONEN DES PAPSTES IM VERGLEICH MIT DER REALITÄT"

"Als der Papst zum WJT nach Panama aufbrach, traf sich das Who-is-who der Finanzwelt in Davos, dem Zauberberg aus Thomas Manns Roman, einem großartigen Fresko der Bourgeoisie des 20. Jahrhunderts.

Ein eklatanter Kontrast. Weil Papst Franziskus offensichtlich der Papst der Armen ist, der Rebellion der Ausgegrenzten gegen die Mächtigen.

Wahr ist allerdings, daß die reichsten Männer des Planeten und der Finanzmächte danach schreien, von ihm im Vatican empfangen zu werden und ihm ihren Obolus zu schenken.
Wobei Franziskus sie mit öffenen Armen empfängt und mit Lob überhäuft- von den Google-und Apple-Magnaten bis zur Präsidentin des IWF, Christine Lagarde, eine intelligente Frau, die sagt, daß Geld der Menschheit dienen soll.

Aber das verdunkelt das dominierende Narrativ, das den Papst immer und ausschließlich auf der Seite der Armen und Aasgegrenzten sieht, nicht. Mit besonderem Vorzug für das, was er die "Volksbewegungen" nennt, antikapitalistisch und Anti-Globalisierung , besonders in Südamerikan mit denen er zusammengekommen ist und die er wiederholt getroffen hat, denen er unendlich lange Reden zu halten liebt, jede ungefähr 30 Seiten lang, wahre politische Manifeste seines Pontifikates.

Eine Zeitlang hat Franziskus lieber die jungen Menschen, denen er auch die Synode im vergangenen Oktober gewidmet hat,  angesprochen als die Volksbewegungen. Aber die Botschaft ist immer die selbe. Junge Menschen sind die Verworfenen der Gesellschaft, die Opfer der fortschreitenden Verarmung der Welt, in der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden- in einem Crescendo der Konzentration des Reichtums in den Händen der sehr Wenigen und einer  gewollten Ausbreitung der Armut bei immer größeren Bevölkerungsgruppen.

Die Vatican-Medien agieren natürlich als Megaphon für dieses Narrativ, besonders jetzt, nachdem der Osservatore Romano "auf Linie " zurückgebracht worden ist, wie alles und jedes andere um den Papst herum.

Der neue Direktor der Zeitung des Hl. Stuhls, Andrea Monda, hat seine Ausrichtung auf die ökonomisch-politischen Visionen des Papstes bereits bewiesen- im Interview mit dem berühmten amerikanischen protestantischen Theologen Harvey Cox, in voller Übereinstimmung mit dieser Vision, dem er eine ganze Seite eingeräumt hat- mit dem Titel "Volksreligion -die einzige Hoffnung gegen die Übermacht des Götzen Markt."





Das Interview, das im Vorfeld von Papst Franziskus´ Panamareise  veröffentlicht wurde, ist wegen der Antworten interessant- aber noch interessanter wegen der Fragen, die alle - zwischen Ausbrüchen apokalyptischer Visionen à la "Krieg der Sterne" - die These vorbringen,, daß der "Markt" [Anmerkung des Autors:  immer in Großbuchstaben] ein wahres Imperium ist, gegen das Menschen oder besser die Völker rebellieren und Widerstand leisten müssen."

Aber ist das wirklich so? Wie sehen die Dinge im Licht kalter Zahlen aus, dieser Zahlen, die nie in den Reden und persönlichen Äußerungen des Papstes auftauchen?

Weil- wie sich in der Realtität herausstellt- es in der Menschheitsgeschichte nie eine derartig erstaunliche Abnahme der Armut wie in den beiden letzten Jahrzehnten gegeben hat.

Indem sie die Armutsschwelle mit 1,90 $ /Tag angesetzt hat, hat die Weltbank errechnet, daß jene, die unter dieser Schwelle leben, von 1,895 Milliarden  im Jahr 1990 auf 736 Millionen 2015 abgesunken ist, trotz der Tatsache, daß die Bevölkerung von 5,3 auf 7,3 Milliarden angewachsen ist.
Oder in Prozenten ausgedrückt: die Zahl der extrem Armen der 90-er Jahre von 30% der Weltbervölkerung ist 20 Jahre später auf 10% gesunken.

Und nicht nur das. Sogar bei Anhebung der Armutsgrenze auf 5,20$ /Tag ist der Rüclgang außerordentlich. Besonders in Asien, wo jene, die 1990 unterhalb dieser Schwelle lebten, 95,2% ausmachten, jetzt auf 35% zurückgegangen sind.

Es ist nicht nötig, diesen vom Osservatore Romano so stigmatisierten  "Götzen Markt" zu erwähnen. der eine sehr bemerkenswerte Rolle beim Rückgfang der Armut gespielt hat.

Ungleichheiten bleiben, besonders zwischen dem 1%, das immer reicher wird und den übrigen 99% der Bevölkerung.

Aber auch hier werden die Dinge nicht so benannt, wie sie sind, zumindest in den USA, die für eines der westlichen Länder mit der größten Ungleichheit gehalten werden..

In Amerika hat das Haushaltsamt des Kongresses bestätigt, daß -wenn man Steuern und Beihilfen ais der Gleichung herausnimmt,- selbst auch die 20% am unteren Ende der sozialen Rangordnung, zwischen 1979 und 2015 eine 79%ige Verbesserung erleben.  Genauso viel wir das reichste Quintile, wenn man das 1 % der Superreichen herausnimmt, die in der Tat eine Einkommenssteigerung um 242% erlebten.

Wenn man auf die uns näheren Jahre zwischen 2000 und 2015 schaut, strafen die Zahlen die aktuelle Rhetorik noch mehr Lügen. Immer noch in den USA- ist das Einkommen des ärmsten Quintile in diesen 15 Jahren um 32% gestiegen, während das des reichsten Quintile-einschließlich der 1% Superreicher- um 15% anwuchs, mehr oder weniger wie das, der dazwischen liegenden Bevölkerung.

Nur daß die realen Zahlen das eine sind und die weitverbreitete Wahrnehmung das andere.

Das Ipsos Mori Forschungs-Zentrum hat in 28 Ländern eine Befragung durchgeführt, aus der hervorgeht, daß die weit verbreitete Meinung viel pessimistischer, ist als die realen Zahlen aussagen…..

Nur einer von 5 Interviewten, ist überzeugt, daß die Armut abgenommen hat.

Das ist Durchschnitt. Aber in Italien denken nur 9%, daß Armut abnimmt, genau wie in Argentinien. Wo- wie vice versa auch in Italien- 64%  überzeugt sind, daß sie zunimmt.

In den Entwicklungsländern kommt die Mehrheitsmeinung den realen Zahlen näher. Z.B.sind in China 49% überzeugt, daß die Armut abnimmt, während nur 21% denken, daß sie zunimmt.

Ergebnis ist, daß die Erwartungen für die zukünftigen Lebensbedingungen weltweit in Entwicklungsländern besser sind als in den wohlhabenderen westlichen Ländern.

In Kenia gibt es 68% Optimisten, in Nigeria 67%, in Indien 65% , Senegal 64% in China 58%.

Dagegen sind es in Italien 18% Optimisten, in Belgien 14%, Frankreich 13%, in Japan 10%.

Wie der Statistikredakteur des "Corriere della Sera ", Danilo Taino im Hinblick auf diesen schielenden Pessimismusblick auf die Vergangenheit und die Zukunft, feststellt, "haben wir ein ernsthaftes kulturelles Problem vor uns. Für den Westen und die Länder des alten Reichtums."

Auch für den Vatican?"

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister

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