Dienstag, 11. Juni 2019

S. Magister zu den nicht gestellten, nicht beantworteten Fragen zur causa McCarrick

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die Weigerung des Papstes auf die Frage, nach seinem Wissen über die causa McCarrick zu beantworten und gibt dann einen Artikel von John Allen jun. bei Crux now, zum selben Thema wieder.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"CAUSA McCARRICK. DIE FRAGE WAR DA, ABER FRANZISKUS WOLLTE SIE NICHT HÖREN"

"Im Erneuerungsprozess der Kurie ist die größte Neuentwicklung vielleicht das Kommunikationsdicasterium, sowohl was seine Struktur als auch seine Funktion betrifft.

Seine Struktur konzentriert sich auf die Kontrolle der Vatican.-Medien, einschließlich des "Osservatore Romano", Radio und TV, die zuvor in allem der Überprüfung durch das Staatssekretariat unterstanden, während das jetzt nur noch die bürokratische Aufgabe hat, "Richtlinien für die offizielle Kommunikation zu erteilen".

Was seine Funktionen angeht, so liegen die de facto komplett in den Händen des Präfekten des Dicasteriums, Paolo Ruffini, dem Neffen eines berühmten Kardinals und früherer Mitarbeiter der Rai, La 7 und TV 2000,  von Andrea Tornielli, einem engen Freund Jorge Mario Bergoglios-schon bevor er zum Papst gewählt wurde, sowie - aber auf einer niedrigeren Ebene- des temporären Direktors des Vaticanischen Pressebüros, Alessandro Gisottis und des Direktors des Osservatore Romano, Andrea Monda.

Außerdem ist da der Jesuit Antonio Spadaro, Direktor von "La Civiltà Cattolica",der als Graue Eminenz des Dicasteriums agiert, ohne irgendeine Rolle im Mitarbeiterstab, aber sehr einflußreich durch seine Nähe zu Papst Franziskus.

Die Übernahme des Kommandopostens dieser Truppe fand im vergangenen Winter mit Lichtgeschwindigkeit und brutaler Taktik statt.  Der vorherigen Direktoren wurden entlassen (rausgeworfen) oder es wurde auf jeden Fall ihr Rücktritt provoziert.





Danach ging das Team an die Arbeit wie ein Mann, sogar über die Grenzen des Vaticans hinaus, z.B. indem sie auf die Italienische Bischofskonferenz mit der Forderung einhämmerten, in kurzer Zeit "Im Stil von Papst Franziskus" eine nationale Synode einzuberufen. Der ersten, der diese dringende Aufforderung aussprach war Fr. Spadaro  im Osservatore Romano. Trotz des Widerstand des Vorsitzenden der CEI, Kardinal Gualtieri  Bassetti, auch er Franziskus nahestehend- aber weniger in Eile- schlägt die Zeitung des Hl. Stuhls bis zum heutigen Tag die selbe Saite an, mit einer Serie von Interviews mit prominenten Laien, von Giuseppe De Rita bis zu Stefano Zamagni, Mauro Magatti, Luigino Bruni- alle angespornt die Dringlichkeit einer Synode für die Italienische Kirche zu wiederholen.

Aber die spektakulärste Neuerung durch dieses Team ist die Kontrolle über jedes Wort des Papstes .sowohl in Reden, die er aus dem Stegreif hält als auch bei den Pressekonferenzen. die er jedesmal an Bord der Rückflüge anhält, wenn er von seinen Auslandsreisen zurückkehrt.

Wenn sich Papst Franziskus ein bißchen zu sehr gehen läßt, reinigt das Team das aus dem offiziellen Transskript seiner Rede.

Ein eklatantes Beispiel dafür die diese Passage aus der Stegreif-Rede, die Franziskus am 7. April vor Lehrern und Schülern des San-Carlo-Lyzeums in Mailand gehalten hat, wo die hier unterstrichenen Worte aus dem offiziellen Transskript verschwunden sind:

"Und hier berühre ich einen wunden Punkt: habt keine Angst vor den Migranten. "Aber Pater, die Migranten...." Wir sind die Migranten! Jesus war ein Migrant. Habt keine Angst vor Migranten. "Aber sie sind Kriminelle",.. Wir haben auch viele : die Mafia wurde nicht von den Nigerianern erfunden: das war "eine Verdienst" in Anführungszeichen der Nation, eh?  Die Mafia gehört zu ujns, made in Italy: sie ist unsere. Wir alle können Kriminelle sein- Migranten sind die, die uns Reichtümer bringen, immer. Europa wurde von Migranten gemacht" Den Barbaren, den Kelten...allen die aus dem Norden kamen und ihre Kulturen mitbrachten. Europa ist so gewachsen, mit dem Gegensatz der Kulturen."

Eine weitere Korrektur der selben Rede wurde da gemacht, wo Franziskus zur Frage kam "Warum gibt es so viele Kriege im Jemen, in Syrien, i Afghanistan" und antwortete "Weil wir das reiche Europa, Amerika Waffen verkauft, um Kinder zu töten, um Menschen zu töten."

Man muß allerdings sagen, daß diese Korrekturen einen schwachen Punkt haben, weil die Reden des Papstes als Video-Aufnahmen weiterbestehen.

Und tatsächlich -auf der website "Vatican News" kann man mit Franziskus´ eigener Stimme immer noch seine im offiziellen Transskript zensierten Worte über Migranten und die Mafia hören.

Was die Fliegenden Pressekonferenzen angeht, ist die über die Worte des Papstes ausgeübte Kontrolle präventiv. Natürlich mit seinem Einverständnis.

Ein sensationelles Beispiel dieser präventiven Kontrolle fand auf Franziskus´Rückflug von Rumänien am vergangenen 2. Juni statt. Und es betrifft die causa McCarrick.

Aber hören wir was John Allen Jr. , der amerikanische Top-Vaticanist, der es in seinem Artikel in "Crux" auf brillante Weise wiedergegeben und bewertet hat. Wir geben die hervorstechendsten Passagen hier wieder:

"Die jüngste Pressekonferenz des Papstes. Eine Studie über den Hund, der nicht bellte"
von John L. Allen Jr.

Ein großer Teil der Gründe aus denen Nachrichtenorganisationen bereit sind, die exorbitanten Kosten an Bord des päpstlichen Flugzeuges mit Papst Franziskus zu bezahlen, hat nichts mit der Reise selber zu tun, es geht um die Pressekonferenz am Ende. 

Seit der ersten magischen Reise im Juli 2013 als Franziskus auf dem Rückweg vom WJT in Rio des Janeiro und das unsterbliche "Who am I to judge?" zum schwulen Klerus schenkte, haben Reporter und Verleger die Möglichkeit gesehen, daß es einen weiteren solchen Donnerschlag geben, der es wert ist, im Flufzeug zu sein, selbst wenn die Äußerung nicht unbedingt viel Sexappeal haben sollte
[...].

In letzter Zeit sind diese "Fliegenden Pressekonferenzen" erheblich weniger gewürzt [...] Die kurze Begegnung am Sonntag während des Rückfluges von einem Drei-Tage-Trip nach Rumänien war dafür ein guter Beweis. 

Zuerst, teilweise -wegen der kurzen Flugdauer, war es kurz-. gerade eine halbe Stunde. Außerdem wurden die ersten Minuten durch den Sprecher des Papstes, den italienischen Laien Alessandro Gisotti, aufgebraucht, der den Papst unerklärlicherweise bat, einen Gedanken über den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel zu äußern. 
(Vielleicht ist es doch nicht so unerklärlich, angesichts dessen daß jede Minute, die der Papst über etwas anderes spricht, eine Minute ist, in der er keine ernsthaften Fragen beantwortet.) 

Als nächstes kamen zwei Fragen von der rumänischen Ortspresse, wie es Tradition ist. Das ließ nur noch Raum für vier Fragen von der Weltpresse, die folgenden Themen galten:

- Die katholisch-orthodoxen Beziehungen, einschließlich gemeinsamer Gebete-
- Den jüngsten Wahlsieg Matteo Salvinis, des Italienischen Anti-Migrations-Premierministers und 
ob der Papst Salvini treffen wird. 
- Franziskus´Verhältnis zum Papa emeritus, Benedikt XVI.
- Die Zukunft Europas [...]

Was ist das Problem? Naja, die Pressekonferenz war im Grunde des klassische Fall des Hundes, der nicht bellte. 

In der Woche vor der Reise gab es einen klaren Gewinner der größten Vatican-Story: 
Eine doppelte Kombination, in der Franziskus sagte, er wisse "nichts, nichts" über sexuelle Fehlverhalten und Mißbrauchsvorwürfe gegen Ex-Kardinal Theodore McCarrick kombiniert mit den Enthüllungen eines Briefwechsels eines ehemaligen Assistenten McCarricks, die bestätigen, daß 2008 Sanktionen des Vaticans verhängt aber zunehmend ignoriert wurden. 

Die offensichtliche Frage war so etwas wie: "Im letzten Oktober haben Sie für eine gründliche Untersuchung des McCarricks-Falles plädiert. Wann können wir -besonders im Licht der Neuigkeiten dieser Woche- Ergebnisse erwarten, wird irgendwer für das versäumte Handeln verantwortlich gemacht?"

Englisch-sprechende Journalisten an Bord des Flugzeuges wollten etwas entlang dieser Linie fragen, aber der Stecker wurde gezogen, bevor sie an der Reihe waren.[...]

Die Sache ist die: eine solche Frage war das Vorhersehbarste der Welt, wie die Tatsache, daß jede Pressekonferenz als Enttäuschung betrachtet würde- von einigen sogar als Täuschung- wenn die nicht gefragt und beantwortet würde. Die einzig mögliche Schlußfolgerung, die viele Beobachter daraus ziehen können, daß man aufhörte, bevor sie gestellt werden konnte, ist daß der Papst selbst oder sein Vatican-Team nicht darüber sprechen wollten. [...]

Von Anfang an war ein großer Teil des Charismas, das Franziskus ausstrahlt - seine Spontaneität und seine Offenheit. [...] Zunehmend hat man jedoch den Eindruck, daß der Pontifex und seine Berater zurückhaltender werden und manchmal versuchen, zu vermeiden, Franziskus in eine Lage zu bringen, in der diese Spontaneität noch einmal hervorgerufen werden könnte. 

Wenn es so ist und so weitergeht, könnte das einen Preis haben -und das nicht nur, weil die Herausgeber anfangen zu zweifeln, die Kosten der päpstlichen Reise zu tragen.[...] Die Reform für die Franziskus plädiert beruht zum Teil auf Transparenz- und sogar zu verweigern, sich mit einer offensichtlichen Frage zu befassen, wird vielen Leuten als etwas weniger transparent erscheinen. 

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister, Crux Now,  J.Allen jun. 

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