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"Ein Fest für die Reliquien"
Dieses Fest beruht auf einem soliden liturgischen Instinkt. In den Riten des mittelalterlichen England hat es verschiedene Termine ausprobiert: in Exeter den 22. Mai oder den Montag nach Himmelfahrt; in Hereford und Sarum den Sonntag nach der Übertragung des hl. Thomas (am 7. Juli) – wobei Sarum anmerkt, daß es einstens am Oktavtag der Geburt unserer Lieben Frau stattfand und eine dazu passende Collecta hatte: „Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, gewähre uns, daß die Verdienste der heiligen und allzeit reinen Jungfrau und Mutter Maria sowie der Heiligen, deren Reliquien in dieser Kirche aufbewahrt sind, uns beschützen mögen.“ Der traditionelle Ritus der Benediktiner feiert dieses Fest am 13. Mai – vermutlich eine gelehrte Anspielung auf die an diesem Tag erfolgte Weihe des Pantheon in Rom als Kirche Santa Maria ad Martyres. Vor den Reformen Pius‘ X. hatte das Fest seinen Platz unter den Messen für bestimmte Orte am 26. Oktober oder am letzten Sonntag dieses Monats.Unter Pius X. ließ sich das Fest mit päpstlichem Indult an mehreren Orten höchst passender Weise am 5. November nieder – also an einem Tag innerhalb der Oktav von Allerheiligen, vielfach wurde es als duplex maior begangen. Die liturgische Farbe war rot.
Damit übereinstimmend ist es ein gemeinsames Offizium für mehrere Märtyrer, obwohl durchaus nicht alle Heiligen, deren Reliquien an diesem Tag verehrt wurden, Märtyrer gewesen sind.
Dieser Brauch geht wohl auf die ursprüngliche Vorstellung zurück, daß die Märtyrer die Heiligen per se waren und daß die nicht als Märtyrer gestorbenen Santi et Sanctae gewissermaßen nur auf deren Rücken zur Heiligkeit gekommen waren.
Die Heilige Liturgiekongregation empfand gelegentlich das Bedürfnis, sich byzantinischen Quellen zuzuwenden, um zu nahrhafteren Resultaten zu kommen als denen die man in den immer nüchternen westlichen Texten findet. (Sektion 25 des Konzils von Trient bringt solide Aussagen zu den Reliquien, die aber etwas trocken sind.)
Und so stammen die Lesungen dieses Festes zur Matutin vom stets zuverlässigen Kirchenlehrer Johannes von Damaskus. (Fr. Eric Mascall hat einmal auf die Neigung römischer Liturgisten hingewiesen, östliche Quellen zu nutzen, wenn sie etwas „extremes“ zum Ausdruck bringen wollten.) „Denn da das Leben selbst und der Urheber des Lebens unter die Toten gezählt wurden, bezeichnen wir die, die ihre letzten Tage in der Hoffnung auf Auferstehung und im Glauben auf Ihn vollendeten, nicht als „Tote“ "Wie könnte ein toter Körper Wunder wirken? Durch die Reliquien werden Teufel ausgetrieben, Seuchen verjagt, die Kranken geheilt, die Blinden sehen...“ usw. usf.
Die Collecta ist eine erlesene Komposition, die ebenfalls die von den Heiligenreliquien bewirkten Wunder als Verheißung der Auferstehung ansieht: „Mehre in uns, O Herr unseren Glauben an die Auferstehung, der Du in den Reliquien der Heiligen Wundertaten vollbringst, und mache uns zu Teilhabern der unsterblichen Herrlichkeit, deren Unterpfand unsere Verehrung ihrer Asche darstellt.“
Im Missale von Leofric, das auf Büchern beruht, die St. Augustinus in seinem Gepäck (Fr. Hunwicke schreibt hier ‚Rucksack‘, wo das Neudeutsche vermutlich ‚backpack‘ sagen würde) nach England gebracht hat, gibt es eine Votivmesse für den Gebrauch in Kirchen oder Klöstern, in denen Reliquien aufbewahrt werden. Ihre Collecta zählt alle Kategorien von Heiligen auf, von denen wir möglicherweise Reliquien besitzen könnten … einschließlich Unserer Lieben Frau und der Englischen Mächte.(*) Einige seiner Texte verwenden das Wort ‚patrocinium‘ anscheinend im Sinne von „Unser Schatz an Reliquien“, und ein Satz weist Gott darauf hin, daß wir uns der Mühe unterzogen haben, diese Überreste zu sammeln (colligere curavimus).
In der nachkonziliaren Zeit ist diese Verehrung aus dem Leben der Kirche verschwunden – wahrscheinlich aus den gleichen Gründen, aus denen die Jesuiten dieser Jahre , die damals die Aloisiuskirche in dieser Stadt (Oxford) innehatten, ein großes Freudenfeuer veranstalteten(http://
(Fr. Bertrams vorzügliches Büchlein über diese Ereignisse erinnert auf gespenstische Weise an die ganz ähnliche Ereignisse, die sich in ganz England in den späten 1540er Jahren abspielten. Glücklicherweise hat der gnädige Geist des hl. Philipp Neri die verlorene Pracht wieder hergestellt und die Reliquienkapelle wieder mit einer großartigen neuen Sammlung ausgestattet.)
Dieses Fest enthält in meiner Sicht zahlreiche Themen zur Predigt und Verkündung des Evangeliums und verdiente es, wiederbelebt zu werden. Es lehrt den Wert der Geschaffenen Dinge gegenüber falscher „Vergeistigung“. Es predigt die letztlich unauflösbare Verbindung zwischen Körper und Seele gegenüber der wenig christlichen Vorstellung, daß es nur auf die Seele allein ankomme, und es verkündet die alles umformende eschatologische Herrlichkeit, mit der all dieses Vergängliche durch das, was unvergänglich ist, überformt wird, das Sterbliche mit dem Unsterblichen – in einem einzigen kurzen Augenblick, beim letzten Stoß der Trompete."
Quelle: liturgicalnotes, Fr.J.Hunwicke
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