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"HAT DIE DISKUSSION UM DEN NÄCHSTEN PAPST SCHON BEGONNEN?"
"Säße ich morgen im Konklave, würde ich meinen Sitznachbarn nicht kennen." Das sagte mit vor einiger Zeit ein Kardinal, dessen Namen ich nicht nenne. Das wiederum sagt eine Menge über die Gefühle im Kardinalskollegium vor einer eventuellen Wahl eines anderen Papstes aus.
Bis jetzt hat Papst Franziskus pro Jahr ein Konsistorium abgehalten und 88 Kardinäle kreiert (von denen 70 in einem Konsistorium wahlberechtigt waren). Von 122 in einem Konklave wahlberechtigten Kardinälen wurden 67 von Papst Franziskus ernannt. Diese Kardinäle jedoch haben sich nie versammelt. Sie kommen aus verschiedenen Teilen der Welt. Sie wissen nicht viel von einander.
Das ist für Kardinäle kein neues Gefühl. Es gibt viele Konklave-Erzählungen, die con Kardinälen berichten, die versuchten, Informationen über ihre Kollegen zu sammeln. Manchmal erscheinen die Namen der Papabiles als Provokation, manchmal ist es eine Umfrage, manchmal tauchen sie nur während eines Konklaves auf. Die Kardinäle können nicht alle Daten parat haben.
Nach einem Konklave haben einige Kardinäle gegenüber Journalisten kommentiert, daß, hätten sie früher von den Seminarjahren eines bestimmten Kardinals gewußt, sie den nicht unterstützt hätten- Andere Kardinäle ließen wissen, daß -wenn sie gewußt hätten, wie sich die Dinge entwickeln würden, sie nicht so abgestimmt hätten.
Diese Bemerkungen werden nebenbei bemerkt alle nach einem Konklave gemacht. Alle zielen darauf ab, ein unterschätztes Charakteristikum eines Konklaves zu verbergen: wie sehr der Hl. Geist ein Konklave auch inspiriert, ist es doch ein äußerst pragmatisches Ereignis.
In der vorigen Woche ist ein neues Buch von Edward Pentin erschienen Es trägt den Titel "Der nächste Papst". Es soll Informationen über einige Papabili im nächsten Konklave liefern. Das Buch enthält ein Dossier über 19 Purpurträger, von denen der Autor glaubt, daß für sie als Nachfolger von Papst Franziskus gestimmt werden könnte.
Tatsächlich kommt das Dossier dem Bedürfnis der Kardinäle entgegen, etwas über einander zu wissen. Wird das genügen? Ist es wichtig, zu verstehen. was Kardinäle über manche Themen denken oder wie sie sich in manchen Situationen entschieden haben?
Auch wenn diese Art von Informationen wichtig ist, bin ich überzeugt, daß keine dieser Informationen entscheidend sein wird. Die Kardinäle werden nach jemandem Ausschau halten, der in der Lage ist, das Gewicht dieses Erbes zu tragen und sie in manchen Dingen zu beizubehalten.
Die Wahl von Papst Franziskus wurde durch das Bedürfnis motiviert "das Narrativ zu ändern". Das sagten einige Kardinäle nach dem Konklave- und welche bessere Wahl hätte es geben können als einen zu wählen, der sowohl Lateinamerikaner, anti-institutionell, voller mssionarischen Eifers als auch so sehr im Einklang mit der Zeit war?
Der Wechsel des Narrativs war geplant, Die Kampagne für Kardinal Bergoglio begann bereits vor der Veröffentlichung des berühmten "Tagebuch des Konklaves", als der Erzbischof von Buenos Aires als möglicher Kandidat auftauchte. Einige Jahre wurde sein Name bereits in manchen Kreisen erwähnt, so daß Sandro Magister ein Profil über ihn erstellte.
Die Wahl Joseph Ratzingers 2005 war hauptsächlich durch das Verlangen motiviert, das Gewicht der Bilder seines Vorgängers aufrecht zu erhalten, der die Kirche 27 Jahre lang geleitet hatte. Benedikt XVI war die einzige geeignete Perönlichkeit: er hatte keine Leiche im Schrank; er kannte die Kurie- gehörte aber mental zur Kurie, er konnte die Kirche auf eine neue Epoche nach Johannes Paul II hin steuern. Diejenigen, die gegen Ratzinger waren, fanden in ihm das passende Opferlamm, weil sie sicher waren, daß die Kritiker nach Johannes Paul II das Pontifikat schnell aus der Bahn werfen könnten. Diejenigen, die für Ratzinger waren, dachten, er sei die einzig mögliche Wahl, weil Benedikt XVI zweifellos jede theologische oder doktrinale Abweichung verhindern würde.
Wir könnten sogar in der Zeit noch weiter zurückgehen und Geschichten sammeln. Und jede Geschichte würde uns erzählen, daß-am Ende- die Wahl eines Papstes während des Konklaves entsteht, aber zuvor vorbereitet wird. Sogar die, die manche Leute überrascht,.
Z.B. Der Erzbischof von Krakau, Kardinal Karol Wojtyla war dem Kardinalskollegium wohlbekannt. Sogar die Römische Kurie kannte ihn, weil Paul VI ihn 1976 gebeten hatte, die Predigten bei den Fastenexerzitien der Kurie zu halten.
Das nächste Konklave wird aber anders sein, weil die Vorbereitung des Konklaves eine andere sein wird. Seit 2015 hat es kein allgemeines Konsistorium mehr gegeben und so haben die Kardinäle ihren "Platz" verloren, an dem sie Meinungen und Gedanken austauschen konnten, 2014 hatte Papst Franziskus ein Konsistorium zum Thema Familie einberufen, bei dem die Rede von Kardinal Kasper Kontroversen auslöste. Im folgenden Jahr diskutierte das Konsistorium die Kurienreform. Seither nichts mehr.
Sicher, die Kardinäle können außerhalb der Konsistorien Beziehungen zueinander herstellen. Andererseits bietet ein Konsistorium eine Umgebung an, die nicht ersetzbar ist. Während eines Konsistoriums wird das gegenseitige Kennenlernen vertieft und das kann entscheidend sein.
Viele Kardinäle werden in das nächste Konklave einziehen, ohne die anderen zu kennen. Die Mehrheit diese Kardinäle sind Ortsbischöfe, keine Kurienmitarbeiter wie in der Vergangenheit. Sogar diese Tatsache wird zur Veränderung der traditionellen Operationen in einem Konklave beitragen.
Ich denke, daß aus allen diesen Gründen das nächste Konklave sehr pragmatisch sein wird- Die Kardinäle werden sich nicht darauf konzentrieren, wie alt ein Kandidat ist: es sind die Kurienkardinäle, die wegen eines jungen Papstes am besorgtesten ist, weil sie befürchten, daß lange Regierungszeiten ihre Beschlüsse kippen könnten. Die Kardinäle werden sich auch nicht auf politische oder ideologische Perspektiven konzentrieren, Sie werden hauptsächlich für Kardinäle stimmen, die sie kennen.
Es gibt nur einige Kardinäle, die auf internationaler Ebene wohlbekannt sind. Einige von ihnen wegen einer guten Presse, andere weil sie sich Verdienste erworben haben, Viele Kardinäle werden ihre Blicke auf Kardinal Pietro Parolin, den Staatssekretät des Vaticans, richten, der für viele innerhalb und außerhalb der Kurie ein Bezugspunkt ist.
Ein weiterer bekannter Kardinal ist Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna, der sich seinen Ruf durch seine Rolle als Mediator mit Sant´Egidio erworben hat. Kardinal Luis Antonio Tagle ist gut bekannt, weil Papst Franziskus ihn zum Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ernannt hat.
Schließlich könnten zwei Kardinäle wegen der Arbeit, die sie jetzt oder früher tun oder getan haben, Zustimmung finden: Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongregation und Kardinal Petr Erdö, Erzbischof von Budapest.
Vielleicht kann keiner dieser Namen eine substantielle Mehrheit erreichen, weil das Kardinalskollegium in seiner Zusammensetzung gespalten ist. Aus diesem Grund wird es Überraschungen geben,. Wirkliche Überraschungen.
Die Wahl des nächsten Papstes wird wahrscheinlich auf dem persönlichen Charisma der Kardinäle beruhen und wie sie ihre Charismen in den Treffen des Präkonklaves ausspielen können. Bergoglio gelang es, die Herzen mit einer Rede zu rühren, der Kardinal Angelo Sodano, der damalige Dekan des Kardinalskollegiums in seiner Predigt vor der Wahl des Papstes ein Echo verlieh. Das war kein Zufall,.
Ich wäre nicht überrascht, wenn die Kardinäle ihren Blick dann auf unerwartete Kandidaten richten würden, wie Kardinal Cristobal Lòpez. Erzbischof von Rabat: seine Art zu reden und Themen anzugehen könnte den Kardinälen gefallen.
Am Ende sollten wir nicht über den nächsten Papst nachdenken, sondern über das Erbe dieses Pontifikates. Es ist ein schwer zu bestimmendes Erbe. Es ist ein buntgemischtes Erbe, ohne übergreifende Vision. Es wird bestimmt von der Wahrnehmung eines Pontifikates "on the go" vorwärts getragen durch Versuch und Irrtum.. Es gab eine große Vision, aber es gab kein großes Programm zum Erreichen dieser Vision,
Die Diskussion über den nächsten Papst spiegelt das Thema des Erbes wieder. Auch könnte die Debatte über den nächsten Papst offen bleiben, weil Papst Franziskus die Kirche lange führen könnte. Die Tatsache, daß die Leute bereits über seinen Nachfolger nachdenken, zeigt ein Problem auf. Und das Problem ist, daß die Menschen nicht verstanden haben, wohin dieses Pontifikat führt und was seine nächsten Schritte sein werden.
Also ist die Diskussion über den nächsten Papst vielleicht nicht die entscheidende. Vielleicht muß die wirkliche Diskussion um das nächste Pontifikat gehen.
Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican
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