Dienstag, 23. November 2021

S. Magister zum Becciu-Prozess

7&Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo den aktuellen Stand im Becciu-Prozess - auch aus Sicht von Kardinal Pell.

Hier geht' s zum Original:  klicken

"BEIM VATICANISCHEN SCHEINPROZESS IST AUCH EIN STEINERNER GAST ANWESEND: KARDINAL PELL

Während der 5. Verhandlungstages im Prozess gegen Kardinal Becciu und die anderen Angeklagten näher rückt, ohne je wirklich begonnen zu haben, ist der dritte Band des Gefängnis-Tagebuchs von Kardinal Pell in den USA erschienen. Auf einigen Seiten zeichnet er das Profil von Kardinal Becciu, das alles andere ist als erbaulich. Im Wesentlichen zeigt Pell denjenigen, der von 2011 bis 208 Substitute im Staatssekretariat war und der hartnäckigste Gegner des Clean- up und der Neuorganisation der Vatican-Konten, die Papst Franziskus ihm als Präfekt des neu geschaffenen Wirtschaftssekretariates 2014 persönlich anvertraut hatte. 

Unten folgen einige Seiten aus dem Tagebuch , in denen Pell auf diesen Widerstand eingeht, der seine Festung im Staatssekretariat hatte.

Pell diskutiert nicht den derzeitigen Prozess, bei dem es hauptsächlich um den Erwerb einer Londoner Immobilie durch das Staatssekretariat geht. Er beschränkt sich darauf festzustellen, dass er von Anfang an gefühlt habe, dass der Deal falsch ist und nicht hätte gemacht werden dürfen und dass er das gesagt habe- aber unglücklicherweise ungehört blieb und dann sehr bald seiner Befugnisse beraubt wurde.

Deshalb ist es verständlich, dass Pell in seinem Tagebuch begrüsst,dass der Schwindel vor Gericht verhandelt wird, z.T. auch durch den Nachdruck von Papst 

Aber während Kardinal Pell in seiner Zelle sein Tagebuch schrieb wusste er auch nichts über denchaotischen Prozessverlauf, die flagranten Verletzungen der Rechte der Angeklagten und noch weniger über die mögliche Entwicklung mit der Gefahr, dass Papst Franziskus in diesem Prozess, der am 17. November seinen 4. Verhandlungstag hatte, inbezogen und kompromittiert wird. Das ist genau das, was die 4.Sitzung erkennen liess.

Als der Gerichtsvorsitzende Pignatone die Diskussion eröffnete, gab es schon viele unbekannte Grössen, wie es CNA Punkt für Punkt am gleichen Morgen nachgezeichnet hat.

Vatican Finanzprozess: Was ist bisher passiert und wohin geht es?

Aber dann zitierte Luigi Panella, Verteidiger eines der Angeklagten, aus einem  Auszug aus einer Aussage des Hauptanklägers, Prälat Perlasca, folgende Äusserung des Anklagevertreters Alessandro Diddi, der ihn befragt hatte:  "Msgr., was Sie sagen, hat nichts mit der Sache zu tun.  Wir sind zum H. Vater gegangen und haben ihn gefragt, was passiert ist. Ich kann an jedem meine Zweifel haben, ausser am Hl. Vater."


Die Einführung dieser Zeugenaussage führte zur Erwiderung von Anwalt Panella, dass"wir keine Mitschrift haben", was die Fortführung des Prozesses verhinderte. 

Nach der Aussetzung der Verhandlung leugnete Diddi, dass der Papst von den Vertretern der Anklage vernommen worden sei, weil sie mit dem zufrieden gewesen seien, was er am 26. November 2019 von während der Pressekonferenz auf dem  Flug von Thailand nach Tokio (in Wirklichkeit war es der Flug von Tokio nach Rom) gesagt hatte.

Bekannt ist aber, dass Franziskus nicht nur über jeden Schritt beim London-Deal unterrichtet war und ihm zustimmte, sondern auch mindestens in einem wichtigen Moment ins Geschehen eingriff, bei der Verhandlung des Staatssekretariates um die Übernahme des Londoner Gebäudes, das noch im Besitz des Brokers Luigi Torzi war und am Ende für 15 Mio € erworben wurde. Es war genau diese Verhandlung, über die Perlasca während der befragung durch Diddi bzgl. seiner von Panella erwähnten Aussage sprach. )

Ende 2018 liess sich Franziskus mit Torzi fotogafieren, den er am Fest des Hl. Stephanus in Santa Marta empfangen hatte. Als er hinterher bei einer Pressekonferenz AP auf Fragen antwortete, bestätigte das Gericht, dass der Papst, den Raum betreten habe, in dem die Verhandlungen stattfanden und alle ermutigt habe, eine Lösung zu finden. Giuseppe Milanese, einer der Anwesenden, sagt aus, dass die Sendung "Report" des ital. Staatsfernsehens berichtete, dass Franziskus sogar darauf gedrungen habe, Torzi seinen "gerechten Lohn" auszuzahlen. Das Eingreifen des Papstes wurde auch von Edgar Pina Paura, Beccius Nachfolger als Substitut des Staatssekretärs in einem mehr als 20-seitigen Memorandum mit angefügten Dokumenten bestätigt.

Angesichts der Wendung bei der Anhörung hat der Gerichtsvorsitzende Pignatone dann anerkannt, dass das Verfahren nicht fortgeführt werden ķann, wenn die Verteidigung nicht zuvor volle Kenntnis davon erhält"  und hat die Fortsetzung für den 1. Dezember angkündigt.

Wir werden sehen...

Fortsetzung folgt

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo 


Cardinal Pell’s diary ends in Holy Week of 2020, when his innocence was unanimously recognized by the Australian Supreme Court and his freedom was restored after 404 days in prison in Melbourne.

This is the post that Settimo Cielo published on December 7 2020, at the release of the first volume of the diary:

> Preview. Cardinal Pell's Prison Journal


  


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.