Donnerstag, 2. Dezember 2021

Der vaticanische Richelieu...

Roberto De Mattei berichtet in einem Beitrag für Corrispondenza Romana über ein "geheimes" Netzwerk im Vatican, das unter der Leitung von Msgr. Achille Silvertrini, den er als "Kardinal Richelieu" des Vaticans bezeichtnet, seit den Zeiten Papst Pauls VI die Politik des Vaticans beeinflußt oder sogar bestimmt hat. 
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                     "DER RICHELIEU DES VATICANS"

Während der langen Unterhaltungen, die ich mit Don Mario Marini, der damals noch kein Monsignore war, zwischen 1980 und 1981 hatte, hat er mir erklärt, daß sich hinter dem offiziellen Organigramm des Vaticans "ein geheimes Direktorium" verberge- mit Msgr. Achille Slverstrini an der Spitze, den er als "den Richelieu desVaticans "definierte- mit Bezug zum Kardinal-Staatssekretär von Ludwig XIII, Armand du Plessis de Richelieu (1585-1642) , der wegen seinen Fähigkeiten als Intrigant in die Geschichte eingegangen ist. 

"Das Gehirn der Macht- erzählte Don Marini- besteht aus einem bescheidenen Ort. den fast niemnand innerhalb und außerhalb des Vatican-Staates der Päpste kennt. Offiziell heißt er "Personalbüro des Staatssekretariates" aber man findet es nicht im Päpstllichen Jahrbuch, obwohl dieses eine vollständige und detaillierte Beschreibung der Römischen Kurie bietet. Das "sancta sanctorum" dieses Amtes ist ein Zentrum vertraulicher Archive, das sich von den offiziellen Archiven des Staatssekretariats unterscheidet, die ihrerseits in mehr oder weniger getrennte Abteilungen unterteilt sind. Dieses Amt nimmt die Informationen entgegen, verwahrt sie, leitet die Recherchen, weist den Papierkram an, erstellt die Dossiers und lässt die Papiere gegebenenfalls verschwinden. Diese Archive der "Personalabteilung" zu durchsuchen ist, als hantiere man mit einem Hochleistungssprengstoff. Es bedeutet in der Tat, eine außergewöhnliche Macht zu haben, deren Orientierungen und Richtlinien es schaffen, sich auch den Widerspenstigsten aufzuzwingen, weil in diesem Amt die Informationen über die wichtigsten Persönlichkeiten im Leben der Kirche der ganzen Welt zusammenlaufen und katalogisiert werden. Hier wird alles ausgearbeitet und vorbereitet, was das hohe kirchliche Personal betrifft, auch die heikelsten "Fälle" der theologischen oder moralischen Art. Von der Spitze dieses Olymps kann jeden Moment der Blitz fallen."

Im Pontifikat von Johannes Paul II wurden die Nominierungen der Bischöfe und der Nuntien in diesem Büro vorbereitet, auch durch psychologische Aktionen und Konditionierung der Öffentlichen Meinung. Laut Msgr. Marini wurden die Entscheidungen im Vatican auf drei Ebenen getroffen. "Der Schlüssel in der untersten Ebene in diesem geheimen Amt- lag in den Händen von Msgr. Giovanni Coppa , der rechten Hand von Msgr. Silvetrini. Dort wurden die Informationen für die kirvchlichen Ernennungen gesammelt und gefiltert und dort konnte die Reputation geschaffen oder zerstört werden. Auf der höheren Ebene wurden die Elemente von einem sehr kleinen Gremnium die Elemente überprüft, die die Erstekkung der Personal-Dossiers ermöglichten. An diesen Diskussionen nahmen außer Msgr,. Coppa und seinem Beschützer Msgr. Silvestrini. Magr. Backis sowie Msgr. Martinez Somalo und sein zweiter Mann Msgr. Giovanni Battista Re teil. Schließlich gibt es eine dritte Etage, in der die auf den beiden vorherigen Ebenen getroffenen Entscheidungen ratifiziert werden. Hier regierte Kardinal Casaroli, der das von Paul VI geerbte Establishment verkörperte."


Die Entscheidungen wurde de facto von Casaroli und Silverstrini getroffen und dann dem Papst als "kollegiale Frucht" präsentiert. Johannes Paul II beschräntke sich darauf, einen von drei von der Lobby für die Ernennung zum Bischof oder Nuntiue oder irgendein Kurienamt vorgeschkagenen Kandidaten auszusuchen. Laut Msgr. Marini gelang es diesem progressistischen Clan, nachdem er die Psychologie von Johannes Paul II aufmerksam studiert hatte, die Achillesferse Wojtylas zu finden-- den Mythos der Kollegialität, der Wojtyla am Herzen lag.  Deshalb wurde alles, was sie verwirklicht sehen wollten, als kollegialer Beschluss präsentiert. Der Papst wurde dazu eingeladen, sich von den Fesseln der Kirchenleitung zu befreien und sich ganz seiner pastoralen Mission zu widmen, und die Organisation in die Hände von Technikern und Experten zu legen. Zugleichg stellten die Massenmedien Johannes Paul II als starken und autoritären Papst dar- Im Gegensatz zum schwachen und unetnschlossenen Paul VI.

Msgr. Marini war überzeugt, daß die wirkliche Autorität von Johannes Paul II., der von der Vatikan-Mafia seiner Regierungsgewalt beraubt wurde, sehr gering war. Die Karriere von Kardinal McCarrick und vielen anderen umstrittenen Prälaten aus er Zeit Johannes Pauls II. verlief nach diesem Mechanismus, zu einer Zeit, als der Papst seine Reisen vervielfachte und die  Ernennungen mit einigen Ausnahmen der römischen Kurie überließ, mit einigen Ausnhamen- wie als er 1983 gegen den Willen der "Mafia" Msgr. Adrianus Simonis (1931-2020) als Erzbischof von Utrecht und Primas der Niederlande einsetzte. 

Mons. Achille Silvestrini, das Gehirn des okkulten Direktoriums, das die Politik des Vatikans leitete, wurde am 25. Oktober 1923 in Brisighella, einer kleinen Stadt in der Romagna, geboren, die dafür bekannt ist, acht Kardinäle erzeugt zu haben. 1946 zum Priester geweiht, trat er 1953 in den diplomatischen Dienst des Vatikanischen Staatssekretariats ein, machte aber nie die Erfahrung einer Nuntiatur.  Mons. Marini sagte, daß Silvestrini zwei kirchliche Väter hatte, einen im Fleisch und einen im Geiste: der erste war Kardinal Amleto Cicognani (1883-1973), geboren wie er in Brisighella; der zweite Msgr. Salvatore Baldassarri, Erzbischof von Ravenna von 1956 bis 1975, als er von Paul VI. wegen seiner pro-kommunistischen Einstellungen abgesetzt wurde.

Ich hatte Msgr. Silvestrini am 22. Mai 1980 kennen gelernt, als er mich zusammen mit den Leitern der Katholischen Allianz, Giovanni Cantoni und Agostino Sanfratello im Vatikan empfing. Julia Meloni erinnert sich in ihrem Buch an das Interview, in dem wir Msgr. Silvestrini die Dringlichkeit eines Referendums zur Aufhebung des Abtreibungsgesetzes, über das an diesem Tag in Italien (The St. Gallen Mafia, Tan 2021, S. 20-22) abgestimmt wurde. Silvestrini, erwiderte, daß er das Referendum für unangemessen halte, weil es eine "Gegenkatechese" der Abtreibungskräfte in dem Sinne verursacht hätte, in dem Sinne, daß wenn die Katholische Kirche die Gesetzgebeung zum Mord hätte ablehnen wollen. die Abtreibungsbefürworter sie umso rigoroser verteidigt hätten. In der realität war er von der Unumkehrbarkeit des Säkularisieurngsprozesses überzeugt. dem die Kirche sih seiner Meinun nach, hätte anpassen müssen. In diesem Sinne unterstützte er die Ostpolitik und leitete die Delegation des Heiligen Stuhls zur Revision der Lateranverträge, die das Neue Konkordat mit Italien hervorbrachte, das am 18. Februar 1984 zwischen Kardinal Casaroli und dem damaligen Ratspräsidenten Bettino Craxis unterschrieben wurde.  (Siehe  R. de Mattei, L’Italia cattolica e il Nuovo Concordato, Fiducia, 1985).

Im  Konsistorium vom 28. Juni 1988 ernannte Johannes Paul II. Silvestrini zum Kardinal und drei Tage später zum Präfekten des Obersten Gerichts der Apostolischen Signatur, des "Obersten Vatikanischen Gerichts“. 1991 wurde er zum Präfekten der Kongregation für die Orientalischen Kirchen ernannt, ein Amt, das er im Jahr 2000 im Alter von 77 Jahren nach Erreichen der Altersgrenze verließ. Die letzten Jahre seines Lebens waren die Jahre, in denen Kardinal Silvestrini seine ganze Kraft dem Projekt der "St. Gallen Mafia " widmete.

Don Mario Marini hingegen wurde 1983 der Kleruskongregation unter der Leitung von Kardinal Silvio Oddi (1910-2001) zugeteilt, bis er 1997 zum Staatssekretär der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ernannt wurde.

Am 7. Juli 2007 ernannte ihn Benedikt XVI. durch die Veröffentlichung des motu proprio Summorum Pontificum zum stellvertretenden Sekretär der Päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei", oder zur Nummer 3, nach Kardinalpräsident Darío Castrillón Hoyos und Sekretär Monsignore Camille Perl. Gleichzeitig schmückte er ihn mit der Domherrenwürde der Vatikanischen Basilika. Erzbischof Marini starb am 14. Mai 2009 im Alter von 73 Jahren und hinterließ die Erinnerung an einen schwierigen Charakter, aber auch an einen echten Diener der Kirche.

Kardinal Silvestrini starb zehn Jahre später, am 29. August 2019, genau an dem Tag, als sein "Patensohn" Giuseppe Conte vom Präsidenten der Republik Sergio Mattarella den Auftrag zur Bildung einer linken Regierung in Italien erhielt. Conte war in der Tat ein "Schüler" der Villa Nazareth, der von Kardinal Casaroli und dann von Kardinal Silvestrini beschützten Universitätsfakultät, die jahrzehntelang ein Zentrum der Beziehungen zwischen Diplomatie und Politik war (siehe Davide Maria De Luca, La Villa, in der die besondere Beziehung zwischen Conte und dem Vatikan entstand, "Domani", 19. Januar 2021). Nach Silvestrinis Tod wurde die Leitung der Villa Nazareth von Erzbischof Claudio Maria Celli übernommen, der im Vatikan als wahrer Erbe des "Vatikan-Richelieus“ gilt. Papst Franziskus wurde am 18. Juni 2016 in der Villa Nazareth von Celli selbst und dem bereits von Krankheit gezeichneten, im Rollstuhl sitzenden Kardinal Silvestrini empfangen. Mit dabei war Angela Groppelli, die Psychotherapeutin, die Silvestrini viele Jahre lang behandelte  und die dann zur treibenden Kraft hinter der politischen Aktivität der Villa Nazareth wurde.

Erzbischof Celli sollte nach dem Scheitern der Ostpolitik Pauls VI. mit der Sowjetunion hinter der Öffnung von Papst Franziskus für das kommunistische China stehen. Fest steht, daß es eine Kette gibt, die von der "St.Gallen-Mafia “ über die "Vatikan-Mafia“ der 1980er Jahre und weiter zurück auf die Männer Pauls VI. mit denselben ideologischen Zielen zurückgeht. Dieses unterirdische Netzwerk, das die Kirchenpolitik der letzten fünfzig Jahre geleitet hat, hat wenig mit dem mystischen Leib Christi zu tun, der seine Mission der ewigen Rettung der Seelen durch die Geschichte hindurch fortsetzt, aber gerade deshalb verdienen seine Aktionen, bekannt zu werden. "

Quelle: R.De Mattei, Corrispondenza romana 

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