George Weigel setzt sich in einem Artikel für firstthings angesichts der grassierenden Gerüchte über ein mögliches baldiges Konklave mit den gängigen Konklave-Mythen auseinander und widerlegt sie anhand historischer Beispiele.
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"ENTMYTHOLOGISIERUNG DES KONKLAVES"
Papst Franziskus´ kürzliche Ankündigung, daß er am 27. August 21 neue Kardinäle kreieren wird, von den 17 danach in einem Konklave wählen würden, hat den üblichen Sturm an Spekulationen über die Form der nächsten Papstwahl ausgelöst. Vieles von diesen Kristallkugel-Befragungen war weniger als nützlich, so wie sie auf den zahlreichen Mythen über Konklaven beruhte. Ich hoffe, daß eine Entmythologisierung dieser Bilder stabilisierend wirken wird, weil das Gewässer um die Barke Petri sicher noch turbulenter wird, bevor sich das nächste Konklave in der Sixtinischen Kapelle unter dem strengen Blick des Richters Christus versammelt.
Mythos # 1: Ein Papst, der einen signifikanten Prozentsatz der Kardinäle ernennt, die seinen Nachfolger wählen, entscheidet so über die Nachfolge. Nicht wahr.
1878 ware alle Kardinal-Wähler entweder von Gregor XVI oder Pius IX ernannt worden; sie wählten Vincenzo Gioacchino Pecci, der als Leo XIII die Kirche in eine ganz andere Richtung führte als seine beiden unmittelbaren Vorgänger. 1903 waren 61 der 62 Kardinal-Wähler, die Papst Leos Nachfolger wählten, von dem Mann ernannt worden, der über 25 Jahre die Leonische Revolution und das Engagement des Katholizismus mit der modernen Kultur und Politik betrieben hatte. Kardinäle, von denen man hätte erwarten können, daß sie einen Mann nach dem Bild Leos XIII wählten. Statt dessen wählten sie- nach einem störenden Veto durch diesen Paladin der zeitgenössischen katholischen Integralisten, dem Habsburger Kaiser, - Giuseppe Melchiorre Sarto, der als Pius X die kühneren Initiativen Leos kräftig ausbremste.
1958 waren die Kardinal-Wähler alle von Pius XI und Pius XII ernannt worden und es wurde allgemein angenommen, daß der nächste Papst in dieser Linie folgen würde (Pius XII war als Eugenio Pacelli der Staatssekretär von Pius XI gewesen). Statt dessen wählten die Kardinäle einen älteren Platzhalter, Angelo Giuseppe Roncalli. Als Johannes XXIII führte er die Kirche in ein Ökumenisches Konzil, dessen Einberufung sowohl Pius XI als auch Pius XII erwogen hatten, bevor sie den Gedanken verwarfen; der Rest ist die Geschichte der Katholischen Gegenwart.
2013 war die überwältigende Mehrheit der Wähler von Johannes Paul II und Benedikt XVI kreiert worden, Der Mann, den sie wählten, der den präzedenzlosen Papstnamen Franziskus annahm, hat ruhig aber entschlossen auf vielfältige Weise das Erbe Johannes Pauls II und Benedikts XVI demontiert.
Mythos # 2 : Wer als Papst ins Konklave einzieht, verläßt es als Kardinal. Nicht wahr.
Für diejenigen, die vorurteilsfrei und angemessen skeptisch gegenüber italienischen Medienphantasien waren, ging Joseph Ratzinger sehr papabile ins Konklave von 2005 und verließ das Konklave nach kurzen Wahlgängen als Papst. Ähnlich wußten 2013 diejenigen mit den richtigen Quellen (zu denen üblicherweise die Italienischen Zeitungen nicht gehören), daß Jorge Marrio Bergoglio, S.J., erster Anwärter war und für sie war seine Wahl nach einem kurzen Konklave keine Überraschung.
Mythos # 3: Ein langes, kämpferisches Konklave führt zu einem kraftlosen Pontifikat. Nicht wahr.
Giacomo Della Chiesa, Achille Ratti und Karol Wojtyla wurden alle nach ziemlich langen Konklaven gewählt; außerdem waren die Konklaven von 1914 und 1922 voller Streitigkeiten, weil die Kardinäle fortfuhren, über das Erbe der Leonischen Revolution zu streiten. Dennoch waren Benedikt XV, Pius XI und Johannes Paul II alle große Päpste, die bedeutende Beiträge für die Kirche geleistet haben. Lehre? Ein langes Konklave kann ein wohl überlegtes, durchdachte Resultat produzieren.
Mythos # 4: Die einzigen Kardinäle, die zählen, sind die Kardinäle, die wählen. Nicht wahr.
Seit Paul VI die Prozeduren des Konklaves reformierte, können nur Kardinäle wählen, die, wenn das Konklave beginnt, ihren 80. Geburtstag noch nicht gefeiert haben. Jedoch nehmen alle Kardinäle an den Generalkongregationen der Kardinäle zwischen dem Tod oder der Abdankung des Papstes und der Einschließung im Konklave teil. Und sie können wirklich Wirkung erzielen, wie der Brite Cormac Murphy-O´Connor 2013 mit seinem Plädoyer für Bergoglios Kandidatur bewiesen hat. Mit über-80-jährigen Kardinälen von großer moralischer Autorität wie Francis Arinze, Wilfrid Napier, George Pell, Camillo Ruini und Joseph Zen als Teilnehmer, können die Diskussionen in den kommenden Generalkongregationen ähnlich einflußreich sein. "
Quelle: G.Weigel, FirstThings
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