In seiner Kolumne in Monday at the Vatican kommentiert A. Gagliarducci die Möglichkeiten des kommenden Konsistoriums und die Spekulationen, die sich darum herum ergeben haben- bis zur Wahl eines "Hilfs"-Papstes....
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"PAPST FRANZISKUS, DAS KONSISTRIUM ALS TEST FÜR DAS KON KLAVE?"
So viel wir wissen, wird es beim außerordentlichen Konklave, das von Papst Franziskus für den 29. und 30. August einberufen wurde, keine Reden, geplante Vorträge, Berichte geben. Statt dessen wird es einen Bericht von Bischof Marco Mellino, dem Sekretär des Kardinalsrates geben, der bereits eingereicht wurde. Das ist der Text, der auf einer Konferenz in der der Lateran-Universität beruht und zu überdies auf dem kritisierten Bericht vom letzten Treffen der Dikasterien.
Der Bericht behandelt die Kurienreform und wie sie weitergehen soll. Danach sollten die Kardinäle wie bei einer Synode in Sprach-Gruppen eingeteilt werden und untereinander diskutieren und dann dann alles im Bericht des Berichterstatters hinterlassen, der daraus die Schlüsse zieht.
Was wir noch nicht wissen, ist ob Papst Franziskus während des Konsistoriums weiter Neuerungen vorstellen wird. Es könnte jedoch Veränderungen an den Regel für die Sedisvakanz geben, die nötig werden, weil die Apostolische Konstitution Praedicate Evangelium, die die neue Kurie reguliert, einige fundamentale Ämter der Sedisvakanz .wie z.B. die Apostolische Camera abgeschsfft hat.
Aber es wird auch über eine Reform der Regeln für das Konklave selbst gesprochen, besonders über die Generalkongregation oder die Prä-Konklave-Treffen. Und eine der Hypothesen besagt, daß der Papst eine synodale Diskussion entwickeln, dabei die Kardinal-Wähler in Sprachgruppen organisieren und alles in der Hand der Berichterstatter belassen will. Das wäre eine sehr substantielle Reform der General-Kongregationen, die ihren Charakter, den sie bisher hatten, verlieren würden.
Wenn weitere Reformen des Papstes auch nur das Ergebnis von Spekulationen sind, kann man trotzdem denken, daß das Konsistorium für den Papst ein Test ist. Papst Franziskus hat seit 2015 kein Konsistorium einberufen, um den Kardinälen zu ermöglichen, miteinander zu diskutieren.
2015 wurde über die Kurien-reform gesprochen und es gab offene Diskussionen und Vorträge. Jetzt wird nichts derartiges erwartet. Wenn einerseits die Sprachgruppen reichlich Redefreiheit zu gewähren scheinen, werden die Berichterstatter dann die Schlußfolgerungen zusammenfassen und dabei aktiv auswählen, was sie aus der Diskussion beibehalten wollen und so de facto die Debatte leiten.
Es wird keine weitere Diskussion geben, weil die Kurienreform bereits gemacht ist und die Kardinäle aufgerufen sind, sie zur Kenntnis und die Richtlinien zur ihrer Durchführung entgegen zu nehmen, sowohl im Vatican als auch in den Episkopaten weltweit.
Kurz gesagt, Papst Franziskus will keine Risiken eingehen und führt die Reform weiter fort, ohne irgendeine interne Diskussion zuzulassen. Wenn es eine Diskussion gibt, wird sie entweder nicht zur Kenntnis genommen oder beiseite geschoben.
Wahrscheinlich fürchtet Papst Franziskus mehr als alles andere, mit einer Presse-Kampagne oder spontanen Erklärungen der Kardinäle umgehen zu müssen, die seinen Reformen widersprechen oder sie in Frage stellen. Der Papst hat wahrscheinlich die Möglichkeit vorhergesehen, daß sich Widertand gegen seine Reformpläne organisieren würde. Daher die Geheimhaltung, doie plötzlichen Bewegungen, die schnellen Entlassungen aus dem Amt und sogar das Gefühle, daß die Kurie etwas ist, wo niemand auf Zeitbasis arbeitet und niemand irgendwo arbeitet.
Papst Franziskus glaubt, daß keine Vaticanisches Machtzentrum unterstützt und strukturiert werden sollte.
Das ist jedoch eine kontraproduktive Zugehensweise. Indem er kein anderes Machtzentrum will, legitimiert Papst Franziskus ein Machtzentrum: das seiner Entourage oder das der Menschen, die er um sich herum sammelt. Und er benutzt diesen Kreis der Macht, ohne im zu sehr zu vertrauen, weil die Entscheidungenbeim Papst sind und bleiben.
Nicht nur. Weil er keine Machtzentren will, erlaubt der Papst niemandem, zu arbeiten, weil keiner weiß, was der PApst will und keine Aufgabe klar definiert ist.
Durch diese Fragmentierung kann der Papst wirklich regieren. Die Entscheidung, das Arbeiten in der Kurie nicht als hohen Dienst wahrzunehmen sondern als temporäre Aufgabe hat zwei Konsequenzen. Die erste ist, daß mehr und mehr Personen am Ende ihrer Amtszeit, die bis zu 10 Jahre dauern kann, in die Diözesen zurück geschickt werden. Die zweite ist, daß niemand mehr im Vazican arbeiten will, im Wissen, daß man jederzeit gefeuert werden kann- oder daß der Dienst im Vatican auf jeden Fall zeitlich begrenz ist, ohne die Möglichkeit, eine dauerhafte Wirkung zu haben. Kein Amt sondern eine zeitliche Knechtschaft.
Das sind Themen, die wahrscheinlich auf dem Tisch gelegen hätten und sie werden dort sein, wenn es eine freie Debatte beim Konsistorium gibt. Aber sogar wenn- die Tatsache, daß einige in der Lage sein werden, frei zu sprechen und zu sagen, was sie denken, wird dem Papst erlauben, zwischen Freunden und Feinden zu unterscheiden, zwischen denen, die seine Reformen unterssützen und denen, die kritisch sind.
Das sind alles Situationen, die das nächste Konsistorium zu einem wichtigen Experimental-Labor für das Konklave machen. Über die möglichen Reformen des Papstes hinaus, werden wir in diesem Konsistorium sehen, wieviel Parrhesia , d.h. Klartext- möglich sein wird und wie sehr der Papst die Debatte dirigieren will und wie er die Relatoren der Diskussionen aussucht.
Wenn alles was während der Sedisvakanz angewendet wird, würde es auch nicht überraschenm wenn der Papst die Figur eines Co-Adjutors des Papstes einführt, d.h. einen von den Kardinälen gewählter Papst, der das Amt nur übernimmt, wenn der andere stirbt.
Phantasie-Kirche? Möglich und wahrscheinlich. Die Wahrheit ist, daß jeder versucht Papst Franziskus´ Bewegungen zu entziffern und das ist nicht leicht. Und in diesem Klima der Unsicherheit werden die unwahrscheinlichsten Hypothesen genährt. Vielleicht passiert gar nichts und alles bleibt wie zuvor und der Papst hat nur -ohne die Folgen.- provoziert. Alles muß abgewartet werden.
Quelle: A. Gagliarducci, LNBQ
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