In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican kommentiert A. Gagliarducci drei Entscheidungen, die Papst Franziskus in der vergangenen Woche getroffen hat.
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"PAPST FRANZISKUS, DREI MITEINANDER VERBUNDENE THEMEN, AUCH WENN ES SO NICHT ZU SEIN SCHEINT"
Letzte Woche gab es im Leben des Vaticans drei irgendwie miteinander verbundene Ereignisse. Dennoch scheinen sie sich komplett voneinander zu unterscheiden. Das erste: Papst Franziskus hat seine Erneuerung der Römischen Kurie fortgesetzt und sowohl den neuen Präfekten als auch den Sekretär für das Dikasterium für Katholischce Erziehung und Kultur ernannt. Das zweite: nach einer zweimonatigen Pause wurde der Prozess, bei dem Kardinal Angelo Becciu zu den Angeklagten gehört, der aber hauptsächlich die Investitionen des Staatssekretariates in eine Londoner Luxusimmobilie betrifft, wieder aufgenommen. Das dritte: Papst Franziskus´ Gespräch mit den Jesuiten der russischen Region während seiner Reise nach Kasachstan wurde veröffentlicht.
Wie sind dies drei sehr unterschiedlichen Ereignisse miteinander verbunden? Weil jedes von ihnen etwas darüber aussagt, wie dieser Papst die Dinge handhabt und uns erlaubt, zu verstehen, was man erwarten kann.
Beginnen wir mit der letzten Entwicklung. Das Gespräch mit den Jesuiten zeigt einen Papst, der bemüht ist, sein unermüdliches Engagement für die Ukraine zu rechtfertigen. Aber es zeigt auch die Hartnäckigkeit des Papstes, nur auf einen Gesichtspunkt zu schauen, ohne seine Folgen zu verstehen. Es gibt nur ein Zugeständnis- fast nut pro forma- gegenüber den Protesten, die seinen Äußerungen folgten: dasjenige über das Leiden der Menschen.
Der Papst betont, daß er sowohl über die leidenden Menschen sprechen wollte, aber dann konzentrierte sich alle auf seine Erwähnung dieses armen Mädchens, das in seinem Auto in die Luft gesprengt wurde. Dieses arme Mädchen war Darya Dugina.
Das Problem ist jedoch war nicht das Gebet oder das mögliche Eingeständnis, daß sie den Krieg in der Ukraine angeheizt oder unterstützt hatte. Das Problem war vielmehr die Art, wie der Papst die Situation beschrieben hat. Während der laufenden Untersuchung - mit einem veritablen Informationskrieg- verband der Papst den Angriff mit dem Krieg, als noch unklar war, ob der Angriff das Werk von Ukrainern oder einer innerrussischen Opposition war.
Das sind Feinheiten, könnte man sagen. Aber Diplomatie besteht aus Feinheiten. Wenn der Papst spricht, ist das nie neutral, deshalb sollte der Papst auf seine Worte achten. Der Papst jedoch argumetniert stattdessen, daß wir auf die tiefere Bedeutung seiner Worte achten und ihnen eine religiöse Konnotation geben müssen. Aber wie soll man die Absicht richtig definieren, wenn die Worte vage bleiben?
Im selben Interview hat der Papst auch einen anderen kontroversen Ausdruck benutzt, der das Bellen der NATO an den Toren der Ukraine vor dem Krieg betrifft. Auch da wollte der Papst seinen Standpunkt wiederholen- ungeachtet der verschiedenen Kritiken darüber, wie er sich ausdrückt. Praktisch benimmt sich der Papst wie ein Priester, aber denkt nicht an die Institution, die er repräsentiert oder daß er über eine Institution spricht. Das kann eine seiner Eigenschaften sein und es kann schön sein. Es bedeutet jedoch nicht, daß es keine Probleme verursacht.
Während der Papst nicht auf institutionelle Weise spricht, wenn er sich mit diplomatischen Themen befaßt, ist er nicht einmal institutional, wenn er Regierungserscheidungen trifft. Der Vatican-Prozessm der gerade wieder aufgenommen wurde ist von Anfang an durch entschiedenes Eingreifen von Papstes Franziskus charakterisiert. Der Papst hat mir vier Reskripten eingegriffen und Prozessregeln geändert und zwar so, daß die sogar die Kardinäle vor dem einfachen Gerichtshof des Vaticans angeklagt werden können.
Auf diesem Gebiet gibt es keine pastorale Sorge mehr. Stattdessen ist da die Sorge, zu kommunizieren , daß der Papst entscheidet und daß der Papst auch weiß, wie man-wenn nötig- gegen seine eigenen Institutionen vorgeht. Vielleicht ist es diese Art, zuerst ein Exempel zu statuieren, auch wenn das bedeutet, Geschichte, Tradition und Prozeduren zu übergehen, mit der der Papst die pastorale Umkehr, von der er spricht, förden will.
Was jedoch dabei herauskommt, ist ein hybrider Prozess. Wir wissen, daß der Papst vorangehen wird und wir gehen vorwärts, auch wenn der gesunde Menschenverstand befehlen würde, einen Schritt zurückzutreten. Bevor die Befragung der Zeugen begann, gab der Vorsitzende des Gerichts, Giuseppe Pignatone selbst zu, daß die Angeklagten vor langer Zeit angehört worden waren, und Fragen akzeptiert wurden, die andernorts nicht zulässig gewesen wären.
Pignatone mußte in den vergangenen Monaten ein Gleichgewicht zwischen dem mens papalis und der Notwendigkeit, ein faires Verfahren zu ermöglichen, suchen. Ist das alles gut für den Hl. Stuhl? Hilft es der pastoralen Umkehr? Oder ist es nicht vielmenr ein Prozess geworden, der die Vatican-Welt angreift und ihm nicht Gerechtigkeit verschafft?
Die Notwendigkeit von Veränderungen um jeden Preis kann in der Reform der Kurie sehen, die gerade promlgiert worden ist. Montag wurde Kardinal Tolentino Präfekt des Dikasteriums für Katholische Erziehung und Kultur. Sekretär des selben Dicasteriums ist Bischof Paul Thige, der jetzt in seiner Stellung verbleibt. Msgr, Cesare Pagazzi jedoch wurde auch als Sekretär hinzugesellt. Für den letzteren ist keine Bischofsernennung vorgesehen, getreu dem Prinzip, daß es nicht das Bischofsamt sondern die Mission isr, die Autorität verleiht.
Dennoch verursacht die Entscheidung dem Sekretär des Dicasteriums nicht zum Bischof zu ernennen ein Ungleichgewicht innerhalb des Dicasteriums, in dem ein Sekretär Bischof ist, der andere nicht,. Natürlich bleibt alles dem gesunden Menschenverstand der betroffenen Leute überlassen, aber de facto hat der Papst- und das noch einmal- beschlossen, nicht auf die institutionelle Seite zu schauen und sich nicht um eien Ungleichgewicht zu kümmern.
Das sind drei verschiedene Nachrichten, dennoch erzählen sie von der Linearität des Papstes, persönlich zu entscheiden, unabhängig von der institutionellen und formalen Seite der Dinge. Dennoch sind diese institutionelle und traditionelle Seite wichtig. Sie schafft Regeln. Sie sorgt für Kohärenz. Sie schafft Transparenz. Das Fehlen dieser Seite, wird eines der Themen sein, die angesprochen werden müssen, wenn eines Tages das Pontifikat untersucht werden wird. "
Quelle: A. Gagliarducciu, Monday at the Vatican
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