Donnerstag, 4. Mai 2023

Seliger Henri de Lubac?

George Weigel  kommentiert bei firstthings die mögliche Seligsprechung Henri de Lubacs. 
Hier geht´ s zum Original:   klicken

                      "SELIGER HENRI DE LUBAC?" 

Am 31. März haben die französischen Bischöfe angekündigt, eine Petition an den Hl. Stuhl zu richten, mit der Bitte das Seligsprechungsverfahren für Fr. Henri de Lubac, S. J. eröffnen zu dürfen. Was immer das Ergebnis der Causa sein wird, einen solchen Tribut an eine der großen Persönlichkeiten der Katholischen Theologie des 20. Jahrhunderts zu zollen, war ein passender Weg, weiter den 60. Jahrestag der Konzils-Eröffnung zu feiern. Weil ohne das Pionier-Werk der Wiederentdeckung der Kirchenväter und der Reichtümer mittelalterlicher Bibelkommentare für das zeitgenössische katholischen Denken, wären die Schlüsseltexte des II.Vaticanums, seine dogmatischen Konstitutionen zur göttlichen Offenbarung und über die Kirche nicht so reich an Schrift- und patristischem Inhalt und Stil. 

Wer war Henri de Lubac? Er war Veteran der Französischen Armee im I. Weltkrieg, in dem er schwer verwundet wurde. Er war- wie schon angemerkt- eine leitende Persönlichkeit in der Bewegung zur Wiederbelebung der Katholischen Theologie durch eine "Rückkehr zu den Quellen". Er war einer der Führer der französischen Resistance gegen den Nationalsozialismus nach der Niederlage Frankreichs 1940  und ein eifriger Student des modernen Atheismus. Während der letzten Jahre von Pius XII an die theologischen Seitenauslinie verdrängt, wurde er von Johannes XXIII rehabilitiert, der ihn in einer der Kommissionen berief, die das II.Vatcanische Konzil planten. Während des Konzils spielte er eine zentrale - wenn auch unterschätzte- Rolle - und argumentierte auf seine sanfte Art, daß das II. Vaticanum nicht dazu berufen war, den Katholizismus neu zu erfinden, sondern ihn für die Mission zu erneuern, durch die Vertiefung des Verständnisses der Kirche für des Evangelium, damit die Kirche der Welt Jesus Christus wirkungsvoller anbieten könnte. 

Weil es Fr. de Lubac war, der den Krieg um die Nachfolge des Konzils eröffnete: den erbitterten Kampf -nicht zwischen den stereotypischen "Progressiven" und "Traditionalisten, sondern zwischen den Reformtheologen des Konzils über die Bedeutung der gesamten Konzilserfahrung. Der Französische Jesuit bestand mit seinem jüngeren deutschen Kollegen Joseph Ratzinger und anderen fest darauf, daß das II.Vaticanum ein Konzil der Reform in Kontinuität mit der Tradition und nicht ein Konzil der Ruptur mit der Tradition war- was manche heute einen das Konzil betreffenden "Paradigmenwechsel" nennen. Und dafür hat Fr. de Lubac einen beträchtlichen Preis bezahlt. 

Als er von Johannes Paul II zum Kardinal ernannt wurde- als erster in einer Reihe einflußreicher Vatican-II-Theologen, die so durch den polnischen Papst geehrt wurden- benahmen sich seine Jesuiten-Brüder in Frankreich- von denen viele ihn für einen theologischen Wendehals hielten- abscheulich . Anfänglich wütend über die Ernennung, dann indifferent,  taten sie das als "nicht unser Problem" und weigerten sich, dem 87-jährigen künftigen Kardinal bei der Vorbereitung für das Konsistorium, bei dem er den roten Hut empfangen sollte, zu helfen. De Lubacs junge Freunde aus dem Kreis der Französischen Ausgabe von Communio (einer Zeitschrift, die er mitgründete) schritten ein, kauften ihm neue, einem Kardinal gemäße Roben und ermahnten de Lubacs Provinzial, ihn und einen Reisebegleiter mit einem Rückfahrtticket nach Rom zu versorgen. Als er vom Konsistorium zurückkehrte, gaben die Pariser Jesuiten einen Empfang für ihn, bei dem nur Limonade serviert wurde.


Während dieser Prüfung -wie auch der Jahre, in denen er bei Kirchenautoritäten im Vatican unter Verdacht stand, verhielt sich Henri de Lubac wie ein Gentleman. Und er war sogar mehr als das. Er war ein wahrer Mann der Kirche, wie seine Memoiren bewiesen haben. "Im Dienst der Kirche: Henri de Lubac reflektiert die Umstände die sein Schreiben beeinflußten"(Ignatius Press). 

Ob von Missverständnissen, Verleumdungen oder Bosheit geplagt, er blieb ein Musterbeispiel an Vernunft und Nächstenliebe. Gelehrte werden weiterhin de Lubacs Lehre über die Beziehung zwischen Natur und Gnade, dem Natürlichen und dem Übernatürlichen diskutieren. Aber die Hingabe des französischen Theologen an die Sache Christi oder seine Treue zur Kirche kann  nicht in Frage gestellt werden.

Er nahm den Befehl des heiligen Ignatius ernst, daß die Männer der Gesellschaft Jesu "die Welt in Brand setzen“ sollten. Er verstand, daß die Werkzeuge, um die Evangelisierung in Gang zu bringen, im Laufe der Zeit verfeinert werden mussten, denn die Wahrheiten, die Christus der Kirche hinterlassen hatte, konnten nicht auf eine einzige Reihe von Formeln beschränkt werden. Diese Wahrheiten blieben jedoch bestehen, und es war die Aufgabe des Theologen, sein Denken an sich zu binden, nicht sich als ihren Meister zu wähnen.

Henri de Lubac wußte, daß die großen Totalitarismen seiner Zeit- Nazitum und Kommunismus- falsch waren, ultraweltliche Religionen, die mit dem- was er "die Waffen des Geistes" nannte, bekämpft werden mußten. Eben diese "Waffen" konnten auch dazu dienen, die Kirche für ihre Mission zu erneuern. Er hatte eine große,gut gelebte Vision. Ob er vielleicht selig gesprochen wird oder nicht, es ist richtig ihn dafür zu ehren, daß er das ausgeprochen hat."

Quelle:  G. Weigel, firstthings

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.