Donnerstag, 31. August 2023

Roberto de Mattei: "Der Westen ist krank, aber er kann sich erholen"

Rorate Caeli veröffentlicht einen Artikel Roberto de Mattei über Putin, Rußland und den kranken Westen. Hier geht´s zum Original:  klicken

"PRIGOZHIN, PUTIN UND DAS WESTLICHE CHRISTENTUM: DER  WESTEN IST AKTUELL KRANK, ABER ER IST NICHT SCHLECHT UND KANN SICH ERHOLEN" 

Der Absturz des Flugzeugs in dem der Anführer der Wagner--Söldner Yevgeni Prigozhin am 13. August reiste. hat keinen kleineren Aufschrei in den Medien der Welt ausgelöst als seine versuchte Revolte gegen Putin, genau 2 Monate zuvor, am 24. Juni 2023. Bei beiden - sowohl im ersten als auch im zweiten Fall sind die unglaublichsten Hypothesen geäußert worden, um das Ereignis zu erklären. Da sind die, die den Abschuss nicht den Russen zuschreiben sondern den Ukrainern oder Amerikanern; dann sind da die, die überzeugt sind, daß ein Doppelgänger an Bord war und Prigozhin immer noch in Afrika ist und dann die, die einen Abschuss leugnen und behaupten, daß das Ganze eine Inszenierung war, um Prigozhin zu ermöglichen, zu verschwinden und gleichzeitig Putin, seine Stärke zu demonstrieren. Die Hypothese, daß Prigozhin aus Rache durch Putin ermordet werden sollte, erscheint allzu offensichtlich und normal in einer Welt. wo Narrative der Realität übergestülpt werden und ein Klima dunkler Ungewißheit geschaffen wird, in dem nichts kategorisch und klar erklärt werden kann. Wir sind so an das Abnormale gewöhnt, daß ein normales Verständnis uns trivial erscheint, nicht zuletzt weil diese Ereignisse sich uns oft in widersprüchlicher und verwirrender Art präsentieren. 

Heute ist in Rußland und der Welt die logische Ordnung auf den Kopf gestellt und die Irrationalität triumphiert, die wir in der Herausforderung Putins durch Prigozhin im Juni gesehen haben und in dem Vertrauen, das ihm im August entgegen gebracht wurde, aber auch die eklatante Art in der Putin seinen Opponenten bestrafen wollte. Indem er das tat, bestätigte Putin nicht nur, daß er auch gegenüber der Westlichen öffentlichen Meinung ein ruchloser Diktator ist, sondern auch die Regeln der Unterwelt, der er angehört gebrochen hat.

Tatsächlich gibt es einen fortwährenden Konflikt in Russland, den ein Gelehrter wie Don Stefano Caprio einen Krieg der gopniki - der Straßenbanditen-nennt, entsprechend dem Slang, der auf die Mafia der Sowjet-Jahre zurückgeht. Die Unterwelt autorisiert Mord, aber nicht die Verletzung eines gegebenen Wortes, das als heilig gilt. Und laut einem anderen Politik-Wissenschaftler, Nona Mikhekidzem hat razborka (Bandenkrieg), in dem Putin einer der Protagonisten ist, entschieden, daß Prigozhin verziehen werden sollte. Der Kreml-Chef -scheint es -  hält sein Wort nicht und bricht die Spielregeln. Und weil Rußland durch die Gesetze der Unterwelt regiert wird, wird das zu neuem Chaos und Konflikten im Land führen. 


Putin seinerseits mußte eine Botschaft senden, nicht so sehr an den Westen als vielmehr an die Länder beim Brics-Gipfeltreffen (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika), dasam 23. August in Johannesburg eröffnet wurde, dem Tag des Angriffs, um zu entscheiden, wer zu diesem Club zugelassen werden sollte. Brics ist eine internationale, von Rußland und China dominierte Körperschaft, die darauf abzielt, eine wirtschaftliche und politische Kraft aufzubauen- gegen den Westen. Putin, der -wegen des Haftbefehls des Internationalen Gerichtshofes nicht am Gipfel nicht persönlich teilnehmen konnte, sandte eine Botschaft, in der er den Krieg in der Ukraine als einen Ausdruck des Neo-Kolonialismus definierte, und sich damit auf den Westen bezog und nicht auf die Russische Invasion in diesem Land. Auch hier scheint die Logik auf den Kopf gestellt zu sein. Daniel Hannan erinnert am 26. August im Telegraph daran, daß Vladimir Lenin in seinem berühmten Pamphlet "Imperialismus - die oberste Stufe des Kapitalismus " in dem er eine sozio-politische Vision darlegte, von der die Brics-Gruppe inspiriert worden zu sein scheint.  Imperialismus war für Lenin, daß der Kapitalismus dieses Entwicklungsstadium erreicht hatte, in dem die Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals geformt wurde, in dem die Teilung der Welt zwischen internationalen Trusts anfing und in dem die gesamte Landfläche zwischen den größten kapitalistischen Ländern aufgeteilt wird.  Lenins politische Philosophie, die Marx zusammenfaßte und populär machte, hat sich in der Welt verbreitet und wird von all denen in Rußland und der Welt akzeptiert, die Vladimir Putin als den Helden des Kampfes gegen den globalistischen und imperialistischen Westen betrachten. 

Der politische, wirtschaftliche und militärische Zusammenbruch des Westens wäre eine größere Katastrophe als der Fall des Römischen Reiches - weil damals die Kirche die barbarischen Völker zum Christentum bekehrte und die mittelalterliche christliche Zivilisation schufen. Heute trägt die Führung der Kirche selbst zur Entchristlichung der Gesellschaft bei und zu dem was am Horizont lauert. ob Eurabia oder Eurasien, das Ende der Nationalstaaten, das Verschwinden der Katholischen Kirche, die Auslöschung aller Spuren der Zivilisation und das Eintauchen der Welt in eine wildere Barbarei, als die Geschichte je gekannt hat. 

Das ist der Grund, aus dem man die Rufe nach einer neuen Weltordnung von Putin und Xi Jinping zurückweisen muß, deren Ziel keine multipolare Welt ist, sondern eine Russisch-Chinesische Hegemonie über einen kulturell und materiell verfallenen Westen. Die schlimmsten Feinde des Westens sind jene, die dieser Verlockung verfallen, Opfer eines "hybriden" Krieges, der die Menschen ihren Realitätssinn verlieren lassen. 

Der Westen ist keine globale Elite oder ein Lobby der Anglophonen, aber er ist eine Zivilisation, die in Raum und Zeit verwurzelt ist, die sich wegen ihrer universalen Berufung von allen anderen unterscheidet. Die Modelle des Westens und Europas sind seine Gründer: der Hl. König Louis von Frankreich, der Hl. Ferdinand von Kastilien, die Hl. Elisabeth von Portugal, der Hl. Edward von England, die Hl. Margaret von Schottland, der Hl. Kaiser Heinrich, der Hl. Stephan und die Hl. Elisabeth von Ungarn, der Hl. Wenceslaw von Böhmen, der Hl Erik von Schweden, der Hl. Olaf von Norwegen, der Hl. Vladimir von Kiew und viele andere christliche Fürsten, die nicht nur das materielle sondern auch  das übernatürliche Gut für ihre Völker suchten, und sich den Gesetzen Gottes und der Kirche unterwarfen. Die ganze mittelalterliche Gesellschaft fügte sich harmonisch in die natürliche, von Gott geordnete Schöpfung des Universums und in die übernatürliche Ordnung, die durch die Erlösung eingerichtet und duch die Kirche inspiriert wurde. Das war die große Zivilisation, die langsam aber kraftvoll aus dem Zerfall des barbarischen Zeitalters unter dem Einfluss der natürlichen und übernatürlichen Energien von  Menschen, die getauft und auf Christus ordiniert wurden. Der Westen war Westen bevor die Revolution, die aus dem Zeitalter des Humanismus  und des Protestantismus begann ihn zu korrumpieren, was nicht mit seiner Dekadenz, seiner Krise, seiner kulturellen und moralischen Krankheit verwechselt werden darf.

Der Westen ist krank, aber nicht schlecht und er kann sich von den pathologischen Bedingungen in denen er lebt, erholen. Die Heilung liegt in der Rückkehr zu einem gesunden Zustand, den es in der Dämmerung seiner Geschichte erlebte, als das Christliche Europa geboren wurde. Für Gott ist alles möglich. (Mt. 19:26) Und in den Perioden des Chaos in seiner Geschichte, braucht es nur einige Männer, die völlig mit dem Handeln der Göttlichen Gnade für die Wiedergeburt einer Zivilisation übereinstimmt, die niemals verblasste, um von einem Traum zu Realität zu werden."

Quelle: R. de Mattei, Rorate Caeli 

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