Dienstag, 19. September 2023

Sollte ein Bischof seine ungerechte Absetzung durch den Papst ignorieren?

Peter Kwasniewski befaßt sich bei OnePeterFive in einem fiktiven Dialog mit der Frage, ob ein Bischof sich dem Papst widersetzen darf, wenn der ihn zu Unrecht absetzt.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"WARUM EIN BISCHOF SEINE UNGERECHTE ABSETZUNG DURCH EINEN PAPST IGNORIEREN SOLLTE: EIN DIALOG"

Der folgende Dialog basiert auf einem realen Interview, das zwischen John-Henry Westen und Peter Kwasniewski stattgefunden hat, das Video kann man bei LifesiteNews ansehen (link).Hier folgt das Transskript:  

Servideus: Paulinus, es sieht so aus, als wende sich der Papst gegen Bischof Strickland. Er hat sich auch gegen Bischof Daniel Fernández Torres von Puerto Rico gewandt und ihn aus dem Amt entfernt. Dieser Bischof hatte die Ablehnung der Covid-Impfstoffe aus Gewissensgründen erlaubt und wurde im Alter von 56 Jahren von Papst Franziskus kurz und knapp aus seiner Diözese entlassen. Das selbe passierte in einem weniger bekannten Fall  dem Bischof von San Luis in Argentinien, Pedro Daniel Martínez Perea, der im Alter von 64 Jahren  abgesetzt wurde, nicht lange nachdem er in der Diözese Ministrantinnen verboten hatte. Ebenso wurde das Seminar von San Rafael geschlossen, nachdem sein Bischof  sich weigerte, ausschließlich die Hand-Kommunion zu erlauben. Was tun wir in einer solchen Situation? Erwartet man von einem Bischof, daß er einfach seine Sachen packt und geht? Sollte solch ein Seminar geschlossen werden? Ich erinnere, daß Bischof Schneider darüber gesprochen hat, was Bischöfe und Priester angesichts ernsthafter Einschränkungen der Lateinischen Messe tun sollten: er sagte, es ist falsch, diese Anordnungen zu befolgen und es ist richtig, ihnen nicht zu gehorchen, weil sie Unrecht sind. 

Paulinus: Um anzufangen - das wichtigste Prinzip  das Prinzip des Naturrechts, etwas, das zur Struktur der von Gott geschaffenen Realität gehört, ist, daß jede Autorität zu einem bestimmten Zweck besteht. Sie existiert nicht als freifließender, voreingenommener Zwang, der Menschen dazu zwingen kann, das zu tun, was immer er will. Nein: der Zweck der Autorität ist, das Allgemeinwohl der Gesellschaft zu fördern und zu unterhalten, über die eine Autorität gesetzt ist. Dieses Allgemeinwohl ist etwas definiertes. Das kann z.B. in einem Land der Friede, gute  Gesetze und eine gute Moral sein. Das sind die Dinge, für die ein Herrscher sorgen muß. Und wenn der Herrscher auf extreme Weise gegen das Wohl des Volkes handelt, kann es sich entweder weigern, dem zuzustimmen, was er tut oder sich sogar gegen ihn erheben. In der Katholischen Kirche erheben wir uns nicht gegen Päpste und Bischöfe- wir holen nicht die Heugabeln und rennen hinter ihnen her. Obwohl das einige Leute im Mittelalter vielleicht  getan haben...

Servideus: Sie haben das wahrscheinlich getan !


Paulinus: Aber es ist immer noch wahr, wie für jede Autorität, daß der Papst von Christus in die Kirche gestellt wird, um in einer vorgegebenen Funktion zu dienen, d.h. das Allgemeinwohl der Kirche zu fördern. Das tut er auf unterschiedliche Weise: indem er den wahren Glauben lehrt, das von Christus durch die Apostel offenbarte depositum fidei lehrt,  würdige Bischöfe ernennt, ofer wenigstens Bischöfe, die er für würdig hält. Er könnte sich irren, jeder kann sich gelegentlich irren. Aber wozu ein Papst keine Autorität hat, obwohl er die höchste Autorität der Kirche ist,  ist die Katholische Lehre zu verderben, die Katholische Moral zu unterminieren, oder böse Männer zu Bischöfen zu ernennen, wie es beim Nepotismus und der Simonie der Fall war, als Päpste während er Renaissance ihre 14-jährigen Neffen zu Kardinälen machten, etc. Wenn sie etwas derartiges tun, handeln sie ultra vires, außerhalb ihrer Macht, ihrer Autorität , entgegen der Natur dessen, wofür ihnen ihre Autorität verliehen wurde. 

Servideus: Das führt zu einer wirklich interessanten ekklesiologischen Frage: ist es einem Papst möglich so entgegen dem Allgemeingut und dem Recht zu handeln, daß sein Handeln ungültig ist, daß es keine Kraft hat-  daß es nicht nur ein unvollkommenes Gesetz oder Gebot ist, sondern gar kein Gebot, überhaupt kein Gesetz? Ist das möglich? 

Paulinus: Die Antwort aus der Tradition der Kirche ist ja, das ist möglich. Der Hl.Thomas sagt, daß ein ungerechtes Gesetz überhaupt kein Gesetz ist. Es besitzt nicht das Grundprinzip eines Gesetzes. Ich würde argumentieren, daß wenn ein Papst  willkürlich einen  Bischof entläßt, d.h. ohne guten Grund, ohne erforderliches kanonisches Verfahren, ohne Gründe anzugeben und ohne erkennbaren Grund-und besonders, wenn es Hinweise gibt, daß der Grund, aus dem er eine solche Person entfernt, weil sie konservativ oder traditionell ist, den Glauben lehrt und die gute Disziplin und Moral aufrecht hält, dann wäre diese Aktion null und nichtig, und sollte ignoriert werden. Der fragliche Bischof sollte annehmen, daß er immer noch Bischof ist, weil er immer noch Bischof ist. Der Papst kann jemanden nur aus gerechten Gründen absetzen, er kann Leute nicht willkürlich entfernen. Das Papsttum ist keine Tyrannei, es ist eine Monarchie. Und daran müssen wir uns erinnern.

Servideus: Reden wir nicht um den heißen Brei herum: wir denken alle an Bischof Strickland. Für die amerikanischen Katholiken , die Katholiken in aller Welt ein Held. Obwohl es sogar eine gute Anzahl von Bischöfen gibt, die treu sind und die ab und zu ihre Stimme hören lassen, tut das keiner so wie Bischof Strickland. Er sträubt das Gefieder. Er hat in seinem Gewissen das Gefühl, dass er den Glauben so verkünden sollte, wie er es tut, und viele Gläubige würden ihm zustimmen. Nehmen wir also an, das liegt an diesem Grund – an seiner Offenheit, an seiner Reise nach L.A., um an der Prozession der Wiedergutmachung teilzunehmen, an seiner kühnen Pro-Lebens- und Pro-Familien-Haltung, daran, dass er Pater James Martin wegen seiner Ketzerei zur Rechenschaft gezogen hat – all diese Dinge. Aus diesem Grund gerät Bischof Strickland ins Visier.

Paulinus: Ich möchte diesen Punkt ansprechen, weil ich ihn für wichtig halte. Warum ist es legitim, daß Bischof Strickland oder Bischof Schneider, ein Weihbischof in Kasachstan, über Themen auf der ganzen Welt sprechen, Probleme außerhalb ihrer Diözesen ansprechen, ein sehr großes Publikum den Katholischen Glauben lehren, man könnte sagen, ein globales Publikum? Ist das legitim? Es gibt einige Leute da draußen, die sagen wollen: nein, jeder Bischof sollte sich auf seine eigene Diözese beschränken und sich nur um lokale Angelegenheiten kümmern. Ich möchte darauf hinweisen – und Sie wissen, ich bin nicht der größte Fan des Zweiten Vatikanischen Konzils, der je gelebt hat –, aber ich möchte darauf hinweisen, daß dieser Einwand völlig im Widerspruch zu dem steht, was das Zweite Vatikanische Konzil in Sektion 20 von Lumen Gentium sagt:

- So wie das Amt, das Petrus, dem ersten unter den Aposteln, individuell anvertraut wurde, dauerhaft ist uns seinen Nachfolgern weitergegeben wird, so ist auch die Aufgabe der Apostel die Kirche zu nähren immerwährend und muß ohne Unterbrechung durch heilig geweihten Bischöfe ausgeübt werden.

Dann geht es in Sektion 23 weiter:

- Die einzelnen Bischöfe, die bestimmten Kirchen zugeordnet sind, üben ihre pastorale Regierung über den Anteil des Gottesvolkes, das ihrer Fürsorge anvertraut ist, und weder über andere Kirchen noch über die Universale Kirche. Aber jeder von ihnen, als Mitglied des Bischofskollegiums und legitimen Nachfolger der Apostel, ist durch die Institution und das Gebot Christi zur Fürsorge für die ganze Kirche verpflichtet, obwohl diese Fürsorgepflicht nicht durch einen Akt der Jurisdiktion ausgeübt wird, leistet sie einen großen Beitrag zum Wohl der Universalen Kirche. Weil es die Pflicht aller Bischöfe ist. die Einheit des Glaubens und die der ganzen Kirche gemeinsame Disziplin zu fördern, die Gläubigen in der Liebe zum gesamten mystischen Leib Christi zu unterrichten, besonders für seine armen und schmerzenden Glieder und für jene, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung erleiden und schließlich jede Handlung zu fördern, die im Interesse der ganzen Kirche ist, speziell daß der Glaube größer wird und das Licht der ganzen Wahrheit allen Menschen aufscheint.

Ich denke, das ist so als ob die Konzilsväter versuchen, diesen Punkt doppelt zu unterstreichen: auch wenn das eigene Territorium, über das der Bischof unmittelbare Jurisdiktion hat, seine eigene Diözese ist. ist er immer noch um die gute Disziplin und den Glauben der gesamten Kirche besorgt und sollte sie auf jede Art, die ihm passend erscheint, fördern."
Fortsetzung folgt...

Quelle: P. Kwasniewski,  OnePeterFive

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