Montag, 18. März 2024

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute über Gepflogenheiten von Männern und Frauen in vormodernen Gesellschaften - hier der des Trojanischen Krieges- und über den Stellenwert sexueller Leidenschaft -die in der Antike als Geisteskrankheit betrachtet wurde.
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          "FRAUEN IN IHREN HÄUSERN BESUCHEN" 

In der Ilias gibt es in der ausführlichen  Erzählung über den Zorn  des Achilles während  des Trojanischen Krieges, ein zum Nachdenken führendes Bild, in dem Hektor und Andromache und Paris und Helena gegenübergestellt werden. Das letztere Paar ist korrupt  und ehebrecherisch, dessen Leidenschaft den Krieg ausgelöst hat. Wir müssen uns erinnern, daß in der klassischen Literatur sexuelle Leidenschaft als Wunde oder Wahnsinn betrachtet wurde, die in  die Katastrophe führt; der romantische Aberglaube, daß sexuelle Haltlosigkeit "Liebe" ist und daß sie alles und jedes falsche Tun rechtfertigt, war noch nicht erfunden worden.

Hektor, sein Bruder andererseits, ist ein  tapferer Mann, der für sein Land kämpft;  und Andromache ist eine treue und hingebungsvolle Ehefrau und Mutter. 

Paris wurde in einem Einzelduell mit Helenas rechtmäßigen  Ehemann Menelaos besiegt, aber vor dem Tod von -unnötig das zu sagen- seiner göttlichen Beschützerin Aphrodite gerettet, der verdächtigen Göttin der sexuellen Leidenschaft. Sie versetzt ihn auf wunderbare Weise in seine Schlafkammer und  läßt dann Helena erscheinen, um sich bei ihm im Bett einzufinden. Inzwischen geht die Schlacht (das Schlachten) weiter. 

In Buch 6 finden wir Hektor, der  Paris drängt, aufs Schlachtfels zurückzukehren. Er nähert sich Paris´ Haus, das aus thalamos, doma und aule besteht, bzw. von den Scholiasten [den antiken Kommentatoren] als Brautkammer, Männerbereich und "außen" definiert wird. Immer noch in seiner Rüstung -betritt Hektor (eiselthe) ..aber wie weit geht er ins Innere? 

Er finder Paris im thalamos mit Helena und den Mägden, denen sie ihre Aufgaben zuweist. Paris sitzt da und streicht über seine wunderbare Parade-Rüstung (ich war versucht, zu übersetzen -und fummelte an seiner Ausrüstung herum). Auf die Vorwürfe seines Bruders antwortet Paris, daß  er sich ziemlich niedergedrückt fühlte, aber daß Helena ihm geschmeichelt habe - malakois epeesin- in die Schlacht zurückzukehren. Die Scholiasten erinnern uns hier hilfreich daran, daß Paris gynaimanes ist, "verrückt nach Frauen". 

Helena spricht ihren Schwager Hektor an. Sie entschuldigt sich, eine schreckliche Schlampe zu sein,  die besser nicht geboren worden wäre und fügt einige abfällige Bemerkungen über ihren Ehemann hinzu...und versucht, Hektor zu überreden. hereinzukommen und sich neben sie auf diesen schönen, kleinen Stuhl zu setzen.

Aber ist Hektor nicht schon drin? Ich denke nicht; und die Scholiasten stimmen mir zu. Sie erklären, daß Hektor nur so weit - bis zur aule eintrat. Mit anderen Worten, er hatte an der Schwelle des thalamos gestanden. Jetzt wünscht ist, daß er hereinkommt und sich hinsetzt.

Was wir hier wissen müssen, isr daß es in den vormodernen Gesellschaften strikte Regelungen darüber gab, wohin jedes Geschlecht ging und wohin es nicht ging.  Außer wenn er sich zuzr Nacht zurückzog, würde man normalerweise nicht erwarten, einen Mann mit seiner Frau und dem Frauenvolk zur Tageszeit im thalamos Zeit verbringen zu finden. 

Daß Paris das tat wirft ein sehr  schlechtes Licht auf ihn. Und jetztlädt Helena ihn ein, ihm in diesem tadelnswerten Benehmen zu folgen.

Morgen plane ich, mich Joseph und Potiphars Frau zuzuwenden. Und zu den Eigenheiten ihrer Situation."

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke

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