Rorate Caeli veröffentlicht die Predigt, die der hochwürdige Abt von Fontgombault an Christi Himmelfahrt gehalten hat. Hier geht´s zum Original: klicken
"FONTGOMBAULT-PREDIGT ZUR HIMMELFAHRT DES HERRN, 2024: "JEDER IST AUFGERUFEN, SEIN EIGENES LICHT ZU ENTZÜNDEN"
Predigt des hochehrwürdigen Dom Jean Pateau, Vater Abt von Unsere Liebe Frau von Fontgombault
Himmelfahrt
Et eritis mihi testes.
Ihr sollt meine Zeugen sein
(Apg 1:8)
Liebe Brüder und Schwestern
Meine geliebten Söhne
Nachdem sie dem auferstandenen, und über den Tod siegreichen Christus bei seinem ersten Erscheinen bei den Jüngern begegnet ist, lädt die Kirche uns ein, über die Person der Guten Hirten (Jh. 10) nachzudenken. Der Gute Hirte ist Er, der Seine Schafe leitet, damit sie "das Leben haben und es in Fülle haben".(Joh.10:10) Er ist für sie die Tür: Wer durch Mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein und ausgehen und Weide finden. (V.9)
Anders als der Lohnknecht gibt der Gute Hirte sein Leben für Seine Schafe. Er kennt seine eigenen Schafe, so wie Seine eigenen Schafe ihn kennen. Wie das Gleichnis von den verlorenen Schafen bezeugt, zögert Er nicht, den Pferch zu verlassen und hinter dem einen, verlorenen herzugehen (Lk 15:3-7). Die Berufung des Guten Hirten wird durch die Worte ausgedrückt, die er spricht: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh, 14: 6)
An diesem Himmelfahrts-Morgen - an dem wir gerade die Osterkerze ausgeblasen haben, die den Sieg des Lichtes über die Finsternis und die Gegenwart des glorreichen Christus unter den Seinen symbolisiert, sollten da nicht Trauer die Herzen der Menschen füllen, unsere eigenen Herzen? Diese 40 Tage, während denen Christus sich selbst nach Seiner Passion lebend präsentiert, viele Beweise für seine Auferstehung gegeben und vom Königreich Gottes gesprochen hat, waren eine solche Freude für seine Jünger gewesen!
Wie können wir dann verstehen, daß laut dem Hl-.Lukas diese selben Jünger, nachdem der Herr sie gesegnet hatte und in den Himmel erhoben wurde, "mit grosser Freude nach Jerusalem zurückkehrten und im Tempel Gott priesen" (Lk 24: 52-53)? Welch ein Kontrast zu Karfreitag Abend, als Christus am Kreuz Seine Jünger zu verlassen schien, die, was das angeht, bereits zerstreut waren oder der eher von ihnen verlassen worden war. Es gab keine Freude.
Sicher entstammt die heutige Freude nicht der Befreiung von der bedrückenden Gegenwart des Meisters. Nein, die Jünger wussten sehr wohl, daß Seine Gegenwart eine liebende Gegenwart ist. Außerdem erinnerten sie sich an Seine ersten Worte am Ostermorgen: Pax vobiscum. Friede sei mit euch" (Lk 20:19) Vielleicht sollten wir bedenken, daß diese unerwartete Freude der Mission entstammte, die die Jünger gerade empfingen:
Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen
lässt, wird gerettet, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.
(Mk 16: 15-16).
Vielleicht auch von der Gabe der Charismen und der Aussicht der Bekehrung durch die überzeugende Kraft der Wunder.
Und diese Zeichen werden jene begleiten, die glauben: in meinem Namen werden sie Dämonen aus-
treiben und in neuen Sprachen sprechen, Schlangen werden sie aufheben und wenn sie etwas Tod-
bringendes getrunken haben, wird es ihnen nicht schaden, Kranken werden sie die Hand auflegen und
sie werden gesund werden. (V.17 -18)
Wir sollten aber nicht vergessen, daß diesen Versen ein besonders ernster Vorwurf vorangeht:
Er schalt ihren Unglauben und die Härte ihres Herzens, weil sie denen, die Ihn nach seiner
Auferstehung sahen, nicht geglaubt hatten. (V. 14)
Es war genau der Glaube, der am Abend des Karfreitags fehlte. Wahrscheinlich liegt hauptsächlich die Erneuerung ihres Glaubens der Freude der Jünger zugrunde. Ist das nicht ein Hinweis, eine Einladung an uns? Auch wir sind zur Freude des Glaubens gerufen. Die Apostel warten darauf, daß ein Versprechen erfüllt wird, das Versprechen des Vaters, sie warten darauf, daß der Hl. Beistand gesandt wird:
Aber wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, wird er von mir Zeugnis ablegen Aber auch ihr werdet Zeugnis ablegen, weil ihr v
von Anfang an bei mir seid. (Joh.15 : 26-27)
Die ausgeblasene Osterkerze ist daher nicht so sehr ein Zeugnis für das Verschwinden eines sichtbaren Christus, sondern vielmehr die Ankündigung eines neuen Lichts, das in die Herzen derer gegossen wird, die bereit sind, es zu empfangen und seine Zeugen vor der Welt zu werden. In seinem Tod und seiner Auferstehung zeugt Christus Milliarden von Menschen, in denen er jetzt wohnt, Milliarden kleiner Lichter, mehr oder weniger flackernd, mehr oder weniger leuchtend, um die Welt zu erleuchten.
Zu diesen kleinen Lichtern ist jeder aufgerufen, seine eigene Lampe anzuzünden oder sie wieder anzuzünden, wenn sie vielleicht erloschen ist. Der Herr hatte es vorhergesagt:
Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; Auch sie muss ich führen, sie werden
auf meine Stimme hören. So wird es eine Herde, einen Hirten geben. (Joh 10,16)
Wenn wir an diesem Himmelfahrtstag dem Aufruf zur Mission lauschen, den der Gute Hirte an die Jünger richtet, erinnern wir uns an unsere Pflicht, für Priester- und Ordensberufe zu beten. Gewiss, jeder Mann, jede Frau ist dazu berufen, Zeuge Christi zu sein; Aber das schönste aller Zeugnisse sollte das der Männer und Frauen sein, die alles aufgegeben haben, um sich Christus zu weihen, indem sie entweder Priester, Ordensfrau oder Nonne wurden. Das Zeugnis der Treue zu einer radikalen und unwiderruflichen Hingabe des eigenen Lebens, sei es im apostolischen Leben oder in der Stille der Klausur, ist selbstgenügsam. Der heilige Papst Paul VI. hat bekräftigt:
Der heutige Mensch hört eher auf Zeugen als auf Meister, oder besser gesagt, wenn er auf Meister hört, dann deshalb, weil sie selbst Zeugen sind. (Generalaudienz , 2. Oktober 1974)
Heiligkeit ist auch eine Möglichkeit, Männer und Frauen zu einer Begegnung mit dem wahren Antlitz Christi zu führen. "Geht in alle Welt … Seid meine Zeugen.“ Aus diesen Worten sind so viele heilige Gestalten entstanden, so viele Boten des auferstandenen Christus: der heilige Antonius auf der Flucht in die Wüste, der heilige Franziskus, die Armen von Assisi, der so sanftmütig heilige Franz von Sales,. Wie könnten wir unter diesen Figuren nicht Maria erwähnen, die Mutter Jesu, die Mutter der Priester und Ordensleute, die Mutter aller Freunde Jesu und aller Menschen, die sie zu ihrem Sohn führen möchte?
Mit ihr und einigen anderen Frauen werden sich die Apostel im Abendmahlssaal zum Gebet versammeln und auf die Gabe des Heiligen Geistes warten. Bereiten auch wir uns darauf vor, dieses Geschenk zu empfangen, indem wir über die Sequenz oder den Pfingsthymnus nachdenken. Er, den wir am Tag unserer Konfirmation reichlich empfangen haben, möchte weiterhin in uns wirken. Er ist Fons vivus, Ignis, Caritas: "Lebende Quelle, Feuer, Liebe.“ Von Ihm empfangen wir Leben, und wir empfangen Leben in Fülle. Mögen wir Zeugen dieses Lebens bleiben."
Quelle: Abt Dom Jean Patou, Rorate Caeli
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