Donnerstag, 17. Oktober 2024

Kardinal Eijk: "Macht es nicht wie die Niederlande! "

La  Nuova Bussola Quotidiana veröffentlicht ein Interview das die Zeitzschrift Communio mit dem Erzbischof von Utrecht Kardinal Willem Jacobus Eijk geführt hat
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"NIEDERLÄNDISCHER KARDINAL: WIEDERHOLEN SIE NICHT UNSERE FEHLER! DIEJENI GEN UNSERER KIRCHEN, IN DENEN DIE WAHRHEIT VERKÜNDET UND DIE  LITURGIE GUT GEFEIERT WIRD; SIND VOLL- STELLEN SIE CHRISTUS IN DEN MITTELPUNKT!"

Die Kirche in den Niederlanden galt einst als sehr fortschrittlich. Es folgten Ernüchterung und Zusammenbruch. Kardinal Willem Jacobus Eijk warnt im Interview: Wiederholen Sie nicht unsere Fehler! In einer extrem säkularisierten Gesellschaft setzt der Erzbischof von Utrecht auf einen neuen missionarischen Aufbruch.

COMMUNIO: Die Niederlande gelten als eine der säkularsten Gesellschaften Westeuropas. Wie christlich sind die Niederlande noch?

Kardinal Willem Jacobus Eijk: 2022 ergab eine Umfrage unter den Niederländern, dass sich erstmals mehr als 50 Prozent der Bevölkerung als Atheisten oder Agnostiker bezeichneten. In meiner Kindheit, Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre, war das noch ganz anders. In unserem kleinen Dorf am Rande von Amsterdam gingen sonntags fast alle in die Kirche. Es gab vier Messen: drei stille Messen und ein Hochamt mit Orgel und Chor. Die Kirche war voller Kinder und Jugendlicher. Damals gab es noch diese großen katholischen Familien, in unserer Straße lebte eine Familie mit siebzehn Kindern. Aber das änderte sich nach 1965 sehr schnell. Zwischen 1965 und 1975 halbierte sich die Zahl der Kirchgänger. In Amsterdam und Umgebung konnte man mit bloßem Auge sehen, dass jeden Sonntag weniger Menschen in die Kirche kamen. Gleichzeitig brach auch das katholische Sozialleben rapide zusammen.

COMMUNIO: Wie kam es dazu?

Eijk: Die Säkularisierung begann mit dem wachsenden Wohlstand. Sie ermöglichte es den Menschen, individuell und losgelöst von der Gemeinschaft zu leben. Die Individuen stellen sich selbst in den Mittelpunkt und werden sozusagen zu ihrem eigenen Papst: Sie wählen ihre eigene religiöse Interpretation und ihre eigenen ethischen Werte. Dadurch verlieren sie ihre Verbindung zur Kirche. Wohlstand führt zur Individualisierung und Individualisierung führt zur Säkularisierung. Das ist die Abfolge. In den Niederlanden geschah dies schnell, vor allem in den 1960er Jahren, als der Wohlstand in einem beispiellosen Tempo zunahm. Plötzlich hatte zum Beispiel jeder eine Waschmaschine und einen Kühlschrank.

COMMUNIO: Wie ist die Situation heute?

Eijk: 2012 hatten wir noch 250.000 Kirchgänger. Nach der Corona-Zeit sank diese Zahl auf weniger als 90.000, jetzt liegt sie bei rund 100.000. Das sind rund 2,5 Prozent der registrierten Katholiken. 

COMMUNIO: Entmutigt Sie das als Erzbischof nicht?

Eijk: Nein, das tut es nicht. Wir sehen die Tatsache der Säkularisierung, aber wir tun auch etwas dagegen. Mehrere Diözesen sind dabei, Missionsprojekte in den Pfarreien einzurichten. Man sitzt nicht vor einem verzweifelten Mann.


COMMUNIO: Können Sie dafür einige Beispiele nennen?

Eijk: Ein Beispiel ist der Alpha-Kurs, der von einem anglikanischen Pastor in London entwickelt wurde. Er wollte mehr Menschen in seine Kirche bringen und stellte einen Kurs von etwa 10 Abenden zusammen. Er erklärt auf einfache Weise, wer Jesus ist, wie wir ihn kennenlernen können und was die Bibel ist. Jedes Treffen beginnt mit einer Einführung, gefolgt von einer Diskussion und einem gemeinsamen Essen. Dieses Essen ist wichtig für die Gemeinschaftsbildung. Eine weitere Initiative ist der Familiensonntag, zu dem Erstkommunikanten, Konfirmanden und ihre Eltern eingeladen werden. Für jede Altersgruppe gibt es eine eigene Katechese. An einem solchen Sonntag kommen vielleicht hundert mehr Kirchgänger. Und indem man die Eltern in die Katechese einbezieht, ermöglicht man es den Familien, zu Hause weiter über ihren Glauben zu sprechen. Das macht einen großen Unterschied. Wenn ich nach einer Reihe von Familiensonntagen wie diesem eine Konfirmation habe, sehe ich, dass die Kirche voller ist, dass mehr junge Leute und Kinder anwesend sind.

 

COMMUNIO: Was kann getan werden, um sicherzustellen, dass diese Projekte weiterhin Wirkung entfalten und nachhaltig sind?

 

Eijk: Das Erzbistum Utrecht wird die Pfarreien in den kommenden Jahren dabei unterstützen, ihr missionarisches Engagement weiter auszubauen. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Katechese nach der Firmung weitergeht. Wir ermutigen die Priester auch, in den Pfarreien Jugendgruppen zu gründen. Außerdem veranstalten wir Ehevorbereitungskurse nach italienischem Vorbild, wenn auch noch in kleinem Rahmen. Diese Kurse dauern fünf Abende und wir beten mit den Teilnehmern, was für viele neu ist. Im Kurs diskutieren wir auch über die Theologie des Leibes und die Lehre der Kirche zu Empfängnisverhütung und natürlicher Geburtenkontrolle. Die meist jungen Teilnehmer reagieren darauf positiv, zumal wir inzwischen mehr über die Nachteile der Antibabypille wissen.


COMMUNIO: Dennoch sinkt die Zahl der Kirchgänger weiterhin. Sehen Sie auch Anzeichen für ein Wachstum?


Eijk: In allen Pfarreien sehen wir immer mehr junge Menschen, die um Taufe oder Firmung bitten, Menschen zwischen 20 und 50, die sozusagen aus dem Nichts auftauchen. Das sind keine riesigen Zahlen, aber es ist ein positives Zeichen. Da ist etwas im Gange. Diese Generation hat keine Kriterien, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Sie haben keinen festen Punkt im Leben und wissen nicht, was ihr Ziel ist. Aber diese Fragen stellen sich ganz natürlich. In jedem Menschen steckt eine Offenheit für das Mysterium. Wir sehen auch positive Zeichen bei den Berufungen zum Priesteramt und zum Diakonat. In der Erzdiözese haben wir ein Jahr der Unterscheidung namens „Komm und sieh“ für Männer eingeführt, die ihre Berufung suchen. In diesem Herbst haben sich 12 Personen dafür angemeldet.

 

COMMUNIO: In Rom findet derzeit die letzte Sitzung der Kirchensynode statt. Papst Franziskus sieht in der Synodalität ein Mittel, die missionarische Dynamik der Kirche zu fördern. Wie wird der synodale Prozess der Universalkirche in den Niederlanden aufgenommen?


Eijk: Wir haben vor zwei Jahren mit der diözesanen Phase des Synodalen Prozesses begonnen. Wir haben Gespräche über den Glauben mit möglichst vielen Teilnehmern organisiert: Gemeindemitgliedern, aber auch Menschen aus der Welt der Bildung und zum Beispiel Pfadfindern. Es war uns wichtig, dass es sich um Gespräche des Gebets handelte, nicht um kontroverse Diskussionen. Die Menschen sollten sich frei äußern können, ohne dass andere direkt reagieren. Viele Teilnehmer empfanden dies als eine bereichernde Erfahrung.


COMMUNIO: Welche Themen wurden in diesen Diskussionen angesprochen?


Eijk: Die Leute, jung und alt, betonten, dass wir gute liturgische Feiern und Katechese brauchen. Es wurde auch gesagt, dass wir mehr missionarisch sein müssen. In manchen Pfarreien gingen diese Diskussionen danach weiter. Die Leute sagten: Wir reden immer über die Schließung einer Kirche oder die Zusammenlegung einer Pfarrei und eigentlich viel zu wenig über den Glauben.

 

COMMUNIO: In der Weltkirche kommt es zu einer zunehmenden Polarisierung in bestimmten Fragen. Man denke nur an die völlig gegensätzlichen Reaktionen auf den Beschluss des Vatikans zur Segnung homosexueller Paare. Warum drehen sich die innerkirchlichen Reformforderungen so oft um Geschlecht, Sexualität und Ehe?

 

Eijk: Ich denke, das ist durchaus verständlich. Wenn man über die Auferstehung spricht, glauben die Leute vielleicht daran oder nicht, aber sie werden nicht emotional. Aber Sexualität berührt unser Privatleben, denn wir sind alle sexuelle Wesen. Wenn man also über Normen rund um Ehe und Sexualität spricht, können die Leute sehr emotional werden. Menschen, die homosexuell sind, empfinden das, was wir sagen, als Diskriminierung. Aber wir glauben, dass es unsere Aufgabe ist, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es schwierig ist. Und wenn man echte Argumente vorbringt, sind die Leute offen dafür; sie können erkennen, dass dahinter eine grundlegende Vision steckt. Innerhalb der katholischen Kirche in den Niederlanden ist das allerdings kein so heikles Thema mehr. Als mein Buch über Sexualethik 2022 erschien, erregte es in den Niederlanden kaum Aufsehen. Das wäre vor 20 oder 30 Jahren anders gewesen. Aber die Atmosphäre hat sich in der Zwischenzeit sehr verändert. Die Polarisierung, von der Sie sprechen, gibt es hier nicht mehr.

 

COMMUNIO: Papst Franziskus besuchte kürzlich Belgien und stieß dort auf heftigen Gegenwind. Premierminister Alexander De Croo bezeichnete die Aussagen des Papstes zur Abtreibung als „inakzeptabel“ und bestellte sogar den apostolischen Nuntius ein. Wie erklären Sie diese scharfe Reaktion?

 

Eijk: Das liegt daran, dass die Polarisierung in Belgien immer noch sehr ausgeprägt ist. In den Niederlanden ist sie seit 2000 weitgehend verschwunden. Als Papst Johannes Paul II. 1985 die Niederlande besuchte, gab es viele Proteste. Das war der Höhepunkt der Polarisierung in unserem Land. Damals kritisierte Ministerpräsident Ruud Lubbers den Papst in einer Rede. Das wäre heute völlig anders. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ministerpräsident Rutte oder der neue Ministerpräsident Schoof das getan hätten. Die Kirche in den Niederlanden ist sehr marginalisiert, eine kleine Minderheit. Was sie sagt oder glaubt, löst bei den Menschen nicht mehr so ​​viele Gefühle aus. Manchmal denke ich: In anderen Ländern machen sie jetzt das durch, was wir vor Jahrzehnten hinter uns gelassen haben, einfach weil sich die Dinge hier schneller entwickelt haben.

 

COMMUNIO: In Deutschland heißt es manchmal, die Kirche könne die Menschen erst zurückgewinnen, wenn der „Reformstau“ überwunden sei. Was halten Sie davon?

 

Eijk: Von der Kirche in den Niederlanden kann man lernen, dass das ein Fehler ist. Wenn man Verwirrung stiftet, entfremdet man die Menschen von der Kirche. So bringt man niemanden zurück. Den Bischöfen anderer Länder möchte ich sagen: Machen Sie diesen Fehler nicht, machen Sie nicht unseren Fehler. In Pfarreien, in denen der Glaube gut verkündet und die Liturgie würdig gefeiert wird, sind die Kirchen voll. Es geht darum, Christus in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn die Menschen Christus entdeckt haben und die Heilige Schrift besser verstehen, werden sie auch die Lehren der Kirche besser verstehen.

 

COMMUNIO: Die Niederlande galten einst als Avantgarde der katholischen Kirche. Der Pastoralrat der niederländischen Kirchenprovinz tagte von 1966 bis 1970. Sehen Sie Ähnlichkeiten mit dem deutschen Synodalen Weg?

 

Eijk: Ja, die Ähnlichkeiten sind offensichtlich. Das Pastoralkonzil begann mit großem Enthusiasmus, aber irgendwann versiegten die Diskussionen und die Teilnehmer wurden müde. Es gab damals auch übertriebene Erwartungen, zum Beispiel hinsichtlich der Abschaffung des Zölibats. Papst Paul VI. versuchte hier einzugreifen. Der Papst forderte, dass die Abstimmung über die Abschaffung des Zölibats nicht stattfinden sollte, aber Kardinal Alfrink ignorierte dies. Bei der Abstimmung gab es nur zwei Gegenstimmen. Und trotzdem kam nichts dabei heraus.

 

COMMUNIO: Manche meinen, gewisse Fragen, wie etwa die Zulassung der Frauen zum Weihesakrament, müssten auf regionaler Ebene gelöst werden. Was sagen Sie dazu?

 

Eijk: Das Wort „Synode“ kommt vom griechischen „syn“ (zusammen) und „hodos“ (Weg). Wir müssen einen gemeinsamen Weg gehen und dürfen nicht von der Universalkirche abweichen. Das hat der Papst 2019 in seinem „Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ betont. Wenn die Einheit in der Verkündigung verloren geht, verliert die Kirche ihre Glaubwürdigkeit. In den Niederlanden haben wir in den letzten 50 Jahren sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht, Unklarheiten und Verwirrungen zu stiften. Die Leute hatten den Eindruck, die Kirche selbst wüsste nicht so recht, was sie tun soll.

 

COMMUNIO: Bei der Bischofssynode wurden kontroverse Themen in Arbeitsgruppen aufgeteilt. Wie beurteilen Sie das?


Eijk: Schon die Abstimmungen bei der letztjährigen Vollversammlung zeigten, dass die Mehrheit der Teilnehmer von Themen wie Gender oder der Ordination von Frauen überhaupt nicht begeistert war. Wir müssen bedenken, dass Europa nur einen kleinen – und schrumpfenden – Teil der Weltkirche ausmacht. Zudem denken nicht alle Menschen in Europa und Nordamerika in diesen Fragen gleich.

 

COMMUNIO: Ganz oben auf der Tagesordnung der Synode stehen allerdings Themen wie die Ausübung der bischöflichen Autorität, Transparenz und Rechenschaftspflicht oder die Beteiligung des Kirchenvolkes an kirchlichen Entscheidungen.

 

Eijk: In der niederländischen Kirche mangelt es nicht an Transparenz. Wir haben zum Beispiel das Thema sexueller Missbrauch äußerst transparent gehandhabt, mit einer unabhängigen Beschwerdekommission und sehr transparenten Verfahren für die Zahlung von Entschädigungen. Auch die Finanzpolitik der Erzdiözese ist völlig transparent. Wir veröffentlichen eine gekürzte Ausgabe jedes Finanzberichts, der auch an die Pfarreien geht. Was die Beteiligung an Entscheidungsprozessen angeht, sehe ich Möglichkeiten, aber auch Grenzen. In den Niederlanden wollen nur noch sehr wenige Menschen über die Inhalte der kirchlichen Lehre mitreden. Aber natürlich werden die Menschen an Entscheidungen beteiligt. Ein Beispiel: Wenn es darum geht, Kirchen zu schließen – denn das müssen wir leider oft tun –, überlassen wir es dem Komitee in der Pfarrei, einen Bauplan zu erstellen und dem Erzbischof einen Vorschlag zu unterbreiten, weil sie die Situation vor Ort kennen. Aber ein solcher Ansatz funktioniert nicht immer. Als wir Pfarreien in der Erzdiözese zusammengelegt haben, war das die Entscheidung eines Bischofs. Wenn Sie den Menschen das letzte Wort darüber geben, werden Sie Ihr Ziel nie erreichen.

 

COMMUNIO: Wie erfolgreich war das Experiment einer Gesellschaft ohne Gott bisher in den Niederlanden?

 

Eijk: Säkularisierung bedeutet für mich, dass die menschliche Person nicht mehr im Mittelpunkt steht und der Staat zunehmend über Grundrechte entscheidet. Wo früher die Idee vorherrschte, dass der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde und daher unveräußerliche Rechte besitzt, übernimmt heute der Staat diese Rolle. Ein Beispiel dafür ist die Legalisierung und weitverbreitete Anwendung der Abtreibung. Das Leben scheint weniger wertvoll geworden zu sein. Die Zahl der Euthanasiefälle steigt rasant an, von 1.500 im Jahr 1991 auf möglicherweise 10.000 in diesem Jahr. Fast 40 Prozent der Ehen enden mit einer Scheidung, was für die Betroffenen und ihre Kinder oft eine enorme emotionale Belastung darstellt. Es gibt auch Versuche, die Embryonenforschung auszuweiten und die Gesetzgebung zu ändern, damit Kinder bereits mit 16 Jahren ihr Geschlecht selbst in ihrem Pass bestimmen können. Diese Änderungen werden oft durch starken internationalen Druck vorangetrieben, beispielsweise von der UNO und der Weltgesundheitsorganisation. So werden bereits in der Grundschule Programme zur Sexualerziehung und zu Geschlechterrollen eingeführt. Diese gesellschaftlichen Veränderungen haben weitreichende Folgen. Der zunehmende Individualismus führt vor allem bei älteren Menschen zu Vereinsamung. Auch viele junge Menschen fühlen sich orientierungslos und haben psychische Probleme, die oft auf fehlende Werte zurückzuführen sind. Das gesellschaftliche Experiment, eine ethische Ordnung ohne Gott zu etablieren, wird langfristig im Bankrott enden.

 

COMMUNIO: Hat die Säkularisierung auch etwas Positives?

 

Eijk: Als ich jung war, gingen viele Leute in die Kirche, aber ich glaube, viele taten das gedankenlos. Sie gehörten aus soziologischen Gründen zur Kirche. Sie gingen in den katholischen Kindergarten, in die katholische Grundschule, auf das katholische Gymnasium, zu den katholischen Pfadfindern, in die katholische Burschenschaft. Man blieb im katholischen Milieu. Da fand man seinen Anschluss. Als in den 60er-Jahren die Individualisierung begann und die Leute nicht mehr zu einer Gemeinschaft gehören wollten, fehlte der inhaltliche Anschluss an die Kirche. Die Leute hatten oft keine persönliche Beziehung zu Christus und wussten nichts vom persönlichen Gebet. Wenn Leute heute in die Kirche gehen, tun sie das aus einer bewussten Entscheidung heraus. Auch wer heute in der Kirche heiratet, tut das meist aus Überzeugung. Es geht um die eigene Entscheidung. Es ist nicht wie vor vierzig Jahren, als Opa oder Oma sagten: Du musst in der Kirche heiraten. Nein, sie tun es aus eigenem Antrieb und entsprechend ihrer eigenen Überzeugung. Und dann ist es oft so, dass andere Leute sie fragen: Warum machst du das überhaupt? Nicht auf feindselige oder kontroverse Weise, sondern weil sie es wirklich wissen wollen."


Quelle: Kard. W.J. Eijk, Communio


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