Donnerstag, 3. Oktober 2024

Zurück zu den Engeln

Jennifer S. Bryson  veröffentlicht bei OnePeterFive ihre persönliche Geschichte mit den Engeln.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"DAS WIEDERHERANFÜHREN SÄKULARISIERTER KATHOLIKEN AN DIE ENGEL"

Die Engel und ich    

Mein spiritueller Hintergrund ist ein Beispiel dafür, wie sehr unsere säkulare Kultur und unsere kränkelnde Kirche heute viele wie mich den Engeln gegenüber skeptisch oder gleichgültig lassen. In meiner Kindheit und Studienzeit, als ich in die aufklärerische säkulare Erziehung der öffentlichen Schulen Kaliforniens, von Stanford und Yale eingetaucht war, dachte ich unwissentlich, daß die Rede von Engeln größtenteils ein Aberglaube einfacher Leute aus der Vergangenheit sei. Ich dachte, die Idee eines „Schutzengels“ sei ein alberner Mythos, erfunden für Kinder. Meine Ablehnung von Engeln wurde wahrscheinlich dadurch verstärkt, daß ich während meiner Kindheit in der San Francisco Bay Area in den 1970er und 1980er Jahren mit der New-Age-Bewegung in Berührung kam, wo die Leute von „Engeln“ und „Geistern“ schwärmten, so wie man von Drogen spricht, nämlich als Quelle eines High-seins– oft während sie mir New-Age-Bücher oder -Musik oder Eintrittskarten für ihre Programme verkaufen wollten. Der Säkularismus sagte mir, Engel seien irrelevant und wahrscheinlich nicht real; das New Age ließ mich glauben, daß Engel – oder eher „Engel“ – komisch oder sogar etwas seien, wovor man sich in Acht nehmen müsse.

Außerdem existierten die Engel während meiner ersten drei Jahrzehnte als Katholik, nachdem ich 1990 in die Kirche eingetreten war, in den blutleeren Novus-Ordo-Umgebungen, in denen ich schmachtete und herauszufinden versuchte, wohin die Tiefe und Erhabenheit der Kirche, über die ich gelesen hatte, verschwunden war, praktisch nicht. Als Katholik glaubte ich an Engel, aber dabei beließ ich es. Abgesehen von berühmten Engeln wie Gabriel bei der Verkündigung oder in älteren Kunstwerken fehlten Engel in diesen katholischen Umgebungen einfach, da sie mit Kumbayah und sozialer Gerechtigkeit beschäftigt waren. Den Revolutionären der 1960er und 1970er Jahre war es gelungen, eine Verbindung zu Traditionen wie Gebeten zu den Engeln zu durchbrechen.

Zwei Katalysatoren bauten eine Brücke von meinem spirituellen Leben zu den Engeln. Erstens, als ich Ende 2019 über das Werk von Ida Friederike Görres stolperte und begann, alles von ihr zu lesen, was ich in die Finger bekommen konnte, entdeckte ich eine ernsthafte, zutiefst gläubige, hochintellektuelle Katholikin, für die die Hingabe an die Engel eine Selbstverständlichkeit war; ihre Hingabe an den Erzengel Michael war so stark, dass sie ein Bild von ihm in ihren Grabstein meißeln ließ.

Zweitens begann ich zu dieser Zeit, den traditionellen Katholizismus wiederzuentdecken. Dies führte dazu, dass ich Zeit mit Katholiken verbrachte, für die die Heiligen Engel alles andere als vergessen waren. Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich Leute das Michaelsgebet beten hörte, und ich war verblüfft, daß alle anderen dieses Gebet – ein neues für mich – auswendig konnten. Als ich dann mit einem traditionellen Priester in Österreich über das Tragen eines Schleiers bei der Messe sprach und er die Verbindung zwischen dem Schleier und den Engeln (1. Korinther 11,10) und wie sie mit uns bei der Messe beten, zur Sprache brachte, fand ich diese Verbindung ungemein schön


Stellen Sie sich als Nächstes mein Erstaunen vor, als dieser Priester bei einer Bibelstunde nebenbei und sachlich erwähnte, daß wir aus den Psalmen (91:11) von der Existenz von Schutzengeln wissen. Ich behielt mein Pokerface, weil das für alle anderen in dieser Versammlung offensichtlich war, aber in meinem Kopf explodierte eine Stimme vor Fragen: MOMENT mal, Sie meinen, Schutzengel gibt es wirklich? Ein Engel passt auf mich auf? Und andere? Ich kann zu meinem Schutzengel beten? (In den PhD-Programmen in Yale wird über solche Dinge nicht gelehrt.) Als ein Gesangslehrer erwähnte, dass das neunfache traditionelle Kyrie so strukturiert ist, daß es die neun Chöre der Engel widerspiegelt, war das für mich ein „Wow!“-Moment. (Aber da der Novus Ordo dies abgeschafft hat, war es auch eine konkrete Erinnerung daran, wie die Reformen der letzten Jahrzehnte dazu führen könnten, daß ein katholischer Konvertit wie ich die Engel, die inzwischen an den Rand gedrängt wurden, nicht kennt und nicht wahrnimmt.)

Die Macht eines guten Buches

Der kleine Leitfaden bietet eine neue, gut gestaltete und preiswerte Quelle, um die Hingabe an die Heiligen Engel wiederzuentdecken. Er enthält eine wunderbare Auswahl traditioneller Gebete – Meditationen, Übungen, Litaneien und Bittgebete – die uns helfen, uns wieder mit den Engeln und ihrer Fürsprache zu verbinden. In einer Zeit, in der Engel aus unserer säkularen Kultur und unserer kränkelnden Kirche verschwunden sind, ist ein gut redigiertes kleines Buch wie dieses eine schöne Ergänzung moderner Andachtsbücher.

In Bezug auf die Größe hat das Buch genau die richtige Balance: Es ist leicht und passt gut neben ein Messbuch. Der Herausgeber hat sorgfältig einige der besten Perlen ausgewählt, die zur Bereicherung der Seelen geeignet sind, anstatt zu versuchen, jedes einzelne Gebet, das der Herausgeber über Engel finden konnte, darin unterzubringen. Dies ist eine sorgfältig zusammengestellte Sammlung, keine erschöpfende Zusammenstellung. Dennoch bietet das Buch Devotions to the Holy Angels mit seinen 45 Seiten eine solche Vielfalt an Andachten, dass es seinen Preis durchaus wert ist.

Ich denke, die bescheidene Anzahl an Gebeten in diesem Buch ist eine seiner Stärken. Der Inhalt ist überschaubar, aber nicht überwältigend. Große Gebetbücher in der Größe von Enzyklopädien hinterlassen bei mir manchmal Schuldgefühle, weil sie so viele Gebete enthalten, die ich selten bete. Sie sind nicht die, die ich mitnehme, um sie bei der Anbetung oder Messe zu benutzen und die mir beim Beten helfen. Und weil ich selbst keine Erfahrung mit den Engeln habe, war die geringe Größe dieses Buches ideal, um mir als Einstieg zu dienen, als Ausgangspunkt, um mich wieder mit den Heiligen Engeln bekannt zu machen.

Wer – wie ich, als ich das Buch bestellte – befürchtet, der Verlag habe bei diesem Buch jeden Quadratmillimeter der Seite mit Text vollgestopft und dabei möglichst kleine Schriftgrößen (also eine unleserliche Größe) verwendet, dem kann ich mit Freude mitteilen, dass Arouca Press dies klugerweise nicht getan hat. Das Layout des Textes ist angenehm und die Schriftgröße gut lesbar.

Meine einzige Enttäuschung über das Buch ist, daß an manchen Stellen die Quellen der Gebete nicht klar genug sind. Bei manchen Gebeten wird eine Quelle angegeben, etwa „Meditationen von Henri-Marie Boudon (1624–1704)“ und „Papst Leo XIII.“ Bei anderen ist die Quelle unklar. Eine Verbesserung, die ich in einer künftigen Ausgabe begrüßen würde, wären etwas mehr Informationen über den Ursprung der Gebete, und sei es nur, um uns mitzuteilen, dass viele dieser Gebete so tief in der Tradition verwurzelt sind, daß ihre Quellen unklar sind. Dies ist jedoch zweitrangig. Natürlich ist es ein Buch, das uns beim Beten helfen soll, und keine akademische Studie . Seine primäre Mission erfüllt das Buch jedoch.

Das schöne Cover lädt zur Hingabe an die Heiligen Engel ein: Es zeigt ein traditionelles Bild von zwei Engeln auf einem satten, dunkel-auberginefarbenen Hintergrund. Dieses schöne Cover und der wunderbare Inhalt machen es zu einem idealen Geschenk. (Erst diese Woche habe ich Exemplare bestellt, um sie an einem frisch verheirateten Paar und zur bevorstehende Konfirmation eines Mädchens zu verschencken.)

Ich war dreißig Jahre lang Katholikin, bevor ich den traditionellen Katholizismus wiederentdeckte und feststellte, daß die Schutzengel ihren eigenen Feiertag haben. Dieses Jahr feiere ich das Fest der Schutzengel und werde dabei das Büchlein "Andachten an die Heiligen Engel“ als Hilfe verwenden ."

Quelle: J.S. Bryson, OnePeterFive.

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