A. Gagliarducci kommentiert bei aciStampa einen Text des vaticanischen Dicasteriums für die Ökumene und des Ökumenischen Rates der Kirchen zur Vorbereitung der Konferenz, die im Laufe des Jahres in Alexandria stattfinden soll. Hier geht´s zum Original: klicken
1700 JAHRE NICÄA. WIE REAGIERT DIE ÖKUMENE AUF DAS DOKUMENT "DER BISCHOF VON ROM"?
Der erste Schritt war die Veröffentlichung des Dokuments „Der Bischof von Rom“ im vergangenen Jahr, das hervorhebt, wie die Schwesterkirchen die Rolle des Primats des Papstes sehen. Als nächstes findet im Oktober 2025 in der Nähe von Alexandria (Ägypten) eine Konferenz mit dem Thema „Welche Zukunft hat die sichtbare Einheit?“ statt. In der Mitte die Erinnerung an den 1700. Jahrestag des Konzils von Nicäa, den Konstantinopel noch immer mit dem Papst feiern möchte.
Zur Vorbereitung des Treffens in Alexandria am 18. März haben der Ökumenische Rat der Kirchen und das Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen ein gemeinsames Webinar zum Thema „Der Bischof von Rom und die Einheit der Christen organisiert...
Letztlich war die Frage des Primats des Bischofs von Rom der Kernpunkt, an dem sich die Spaltung zwischen den christlichen Kirchen am stärksten entwickelt hat. Dies ging so weit, dass sich die Gemeinsame Kommission für den katholischen und orthodoxen theologischen Dialog in den letzten Jahren in zwei Dokumenten mit der Frage des Primats im ersten und zweiten Jahrtausend der Kirchengeschichte befasste. Diese Diskussionen waren eine Folge der Einladung von Johannes Paul II. in der Enzyklika „Ut Unum Sint“ von 1995, gemeinsam zu erörtern, wie das Petrusamt auf eine für alle Christen akzeptable Weise ausgeübt werden könnte.
Im Jahr 2020 gedachten wir des 25. Jahrestages der Enzyklika von Johannes Paul II. und es wurde ein Prozess eingeleitet, der im vergangenen Jahr zur Veröffentlichung des Dokuments „Der Bischof von Rom“ führte. Das Webinar vom 18. März brachte in einer Diskussion mit rund 200 Teilnehmenden ökumenische Ansichten und Entwicklungen zusammen und stand in der Hoffnung, dass es zu weiteren theologischen Überlegungen und ökumenischen Diskussionen anregen wird.
Juan Usma Gomez, ein Mitarbeiter des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, bezeichnete in seiner Präsentation das Dokument „Der Bischof von Rom“ als „einen Ankunfts- und einen Ausgangspunkt“. Ein Zielpunkt, weil er versucht, alle Standpunkte zusammenzubringen, und „ökumenisch in Bezug auf Ressourcen, Entwurfsprozess und Zielsetzung“ ist und eine erneute Reflexion über den Bischof von Rom aus „einer besonderen persönlichen Perspektive“ vorschlägt.
Ausgangspunkt, weil das den Dialog fördert und hilft, Vertrauensbeziehungen und gegenseitige Bereicherung aufzubauen und neue Ausdrucksformen des Glaubens zu suchen.
Pater Hyacinthe Destivelle OP, der im Dikasterium für die Beziehungen zu den vorchalcedonischen Kirchen zuständig ist, betonte, dass „die ökumenische Reflexion über den Primat es ermöglicht hat, einige falsche Gegensätze zu überwinden“, und zwar mithilfe eines „kommunitarischen, kollegialen und primatialen“ Ansatzes. Pater Destivelle definierte auch die Dichotomien, die in der Debatte bestehen, insbesondere im Hinblick auf „die Beziehungen zwischen Ortskirchen und Universalkirchen“, zwei Dimensionen, die im Sinne ökumenischer Diskussionen „gleichzeitig“ bestehen. Aber auch der Gegensatz zwischen den Institutionen des ersten und zweiten Jahrtausends wird überwunden, und zwar hinsichtlich des Unterschieds zwischen „ Ehrenprimat “ und „Jurisdictionsprimat “, auch weil der Ehrenprimat, der in den ersten Jahrtausenden nicht nur ein „Ehrenvorrang war, sondern eine Verantwortung und eine konkrete Autorität implizierte“.
Davon ausgehend hat das Dikasterium fünf Vorschläge gemacht: die Lehren des Ersten Vatikanischen Konzils mit der Methodik des differenzierten Konsenses zu übernehmen; die Differenzierung der Verantwortlichkeiten des Papstes; die differenzierte Verfassung in der katholischen Kirche; die Umsetzung einer ökumenischen Synodalität; und daher die Suche nach einer differenzierten Rolle der Gemeinschaft, abhängig von den Dialogpartnern.
Dr. Eve Tibbs, Kommissarin für Glauben und Kirchenverfassung beim Ökumenischen Rat der Kirchen, hat die orthodoxe Reaktion auf das Dokument analysiert, befasste sich mit „Der Primat im 21. Jahrhundert“ und verwies auf die Vorschläge im Dokument.
Dr. Tibbs erkennt die „konstruktiven Gesten“ von Papst Franziskus an, angefangen mit der Betonung seines Titels als Bischof von Rom, und erinnert daran, dass „die orthodoxen Kirchen den Ehrenprimat des römischen Stuhls nie bestritten haben“, es aber weiterhin Probleme mit den „universellen Ansprüchen des Papsttums gibt, die während des Ersten Vatikanischen Konzils eingeführt und durch das Zweite Vatikanische Konzil integriert und vervollständigt wurden“, insbesondere mit der Tatsache, dass der Papst „unter bestimmten Umständen unfehlbar den Glauben der Kirche verkünden kann“, sowie mit der Tatsache, dass er „die ordentliche, unmittelbare und universelle Gerichtsbarkeit“ hat – eine Situation, die „der Ekklesiologie der Ostkirchen grundsätzlich fremd“ ist.
Dennoch wurden im Dialog nach Ravenna 2009, Chieti 2017 und Alessandria 2023 „vielversprechende Bereiche der Konvergenz“ festgestellt, insbesondere da in der Diskussion über die „wesentliche gegenseitige Abhängigkeit zwischen Synodalität und Primat“ ein künftiger Dialog gefördert wurde.
Die orthodoxe Seite begrüßt den Vorschlag, den Dialog über den Primat gerade ausgehend von der Reflexion über die Synodalität zu beginnen, auch weil „die orthodoxe Ekklesiologie mit der katholischen Ekklesiologie in dem wesentlichen Prinzip übereinstimmt, dass Synodalität und Primat nicht nur voneinander abhängig sind, sondern auch auf allen Ebenen wirksam sind: lokal, regional und universal“.
Der Ansatz sei jedoch ein anderer, bemerkt Tibbs, weil die Synode im Osten beratender Natur sei, während sie in der katholischen Kirche konsultativer Natur sei.
Tibbs verteidigt den orthodoxen Ansatz und weist darauf hin, dass die „konziliare und hierarchische“ Struktur der orthodoxen Kirche „auf der Lehre der Dreifaltigkeit basiert“.
Was wird von der anglikanischen Seite gesagt? Nicholas Sagovsky brachte diese Perspektive ein, selbst als sich die anglikanische Kirche in einer komplexen Situation befand und auf die Ernennung des neuen Erzbischofs von Canterbury wartete. Er sagte, der sei „Primus inter Pares“ und habe „eine präsidiale Rolle, aber in Wirklichkeit keine Gerichtsbarkeit über andere Provinzen außer der Church of England“.
Sagovsky schlägt insbesondere vor, dass es „einen eingehenden ökumenischen Dialog darüber geben könnte, wie umfassend die faktische Primatrolle des Bischofs von Rom in den getrennten Kirchen des Westens ist“, denn „als Christen westlicher Tradition wären viele Anglikaner bereit, die geistliche Autorität (aber nicht die universelle Jurisdiktion) eines Bischofs von Rom anzuerkennen, der die authentische christliche Wahrheit lehrt.
Sagovsky zufolge könnte „die formelle Anerkennung des Papstes als Präsident (aber nicht Patriarch) der westlichen Kirche durch nichtkatholische Christen ein wichtiger Schritt vorwärts sein in einem ökumenischen Verständnis der Synodalität und uns einem gemeinsamen und synodalen Verständnis seines Primatsamts näherbringen“, und dies sollte durch das Konzept der Subsidiarität geschehen, auch wenn es von politischer Bedeutung gereinigt werden sollte."
Quelle: A. Gagliarducci, aciStampa
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