Sonntag, 30. November 2025

Erste Rede des Hl. Vaters in Beirut

veröffentlicht bei vaticannews. Hier geht´s zum Original:  klicken

"Herr Präsident,"

sehr geehrte zivile und religiöse Autoritäten, Mitglieder des Diplomatischen Korps,meine Damen und Herren!

Selig, die Frieden stiften!

Es ist mir eine große Freude, Ihnen zu begegnen und dieses Land zu besuchen, in dem „Frieden“ weit mehr als nur ein Wort ist: Hier ist der Friede eine Sehnsucht und eine Berufung, ein Geschenk und eine stets offene Baustelle. Sie alle tragen in diesem Land Verantwortung, jeder in seinem Bereich und mit spezifischen Aufgaben. In Anbetracht dieser Verantwortung möchte ich Ihnen das Wort Jesu sagen, das ich als grundlegende Orientierung für meine Reise gewählt habe: »Selig, die Frieden stiften!« (Mt 5,9). Gewiss, es gibt hier und auf der ganzen Welt Millionen Libanesen, die Tag für Tag still und leise dem Frieden dienen. Ihnen jedoch, die Sie wichtige institutionelle Aufgaben in Ihrem Land wahrnehmen, ist eine besondere Seligkeit beschieden, wenn Sie von sich sagen können, dass Sie das Ziel des Friedens über alles andere gestellt haben. Bei unserem heutigen Treffen möchte ich mit Ihnen ein wenig darüber nachdenken, was es bedeutet, unter sehr komplexen, konfliktgeladenen und unsicheren Umständen Friedensstifter zu sein.

Neben den Naturschönheiten und dem kulturellen Reichtum des Libanon, die bereits von allen meinen Vorgängern gelobt wurden, die Ihr Land besucht haben, zeichnet sich das libanesische Volk durch eine besondere Eigenschaft aus: Sie sind ein Volk, das nicht untergeht, sondern angesichts von Prüfungen stets den Mut findet, sich neu zu erheben. Ihre Widerstandsfähigkeit ist ein unverzichtbares Merkmal echter Friedensstifter: Friedensarbeit ist nämlich ein ständiges Neuanfangen. Das Engagement und die Liebe zum Frieden kennen keine Angst vor scheinbaren Niederlagen und lassen sich nicht von Enttäuschungen beugen, sondern behalten Weitblick und vermögen alle Gegebenheiten hoffnungsvoll auf sich zu nehmen und anzunehmen. Es braucht Zähigkeit, um Frieden zu schaffen; es braucht Beharrlichkeit, um das Leben zu bewahren und wachsen zu lassen.

Befragen Sie Ihre Geschichte. Fragen Sie sich, woher die beeindruckende Energie stammt, die Ihr Volk nie am Boden und ohne Hoffnung gelassen hat. Sie sind ein vielfältiges Land, eine Gemeinschaft von Gemeinschaften, die jedoch durch eine gemeinsame Sprache vereint ist. Ich beziehe mich nicht nur auf das levantinische Arabisch, das Sie sprechen und durch das Ihre große Vergangenheit Perlen von unschätzbarem Wert hervorgebracht hat, sondern vor allem auf die Sprache der Hoffnung, die es Ihnen immer ermöglicht hat, neu anzufangen. Um uns herum, fast überall auf der Welt, scheint eine Art Pessimismus und ein Gefühl der Ohnmacht zu herrschen: Die Menschen scheinen nicht einmal mehr in der Lage, die Frage nach dem zu stellen, was sie tun können, um den Lauf der Geschichte zu ändern. Die großen Entscheidungen scheinen von wenigen getroffen zu werden, oft zum Nachteil des Gemeinwohls, und das erscheint wie ein unausweichliches Schicksal. Sie haben stark gelitten unter den Folgen einer Wirtschaft, die tötet (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 53), unter der globalen Instabilität, die auch in der Levante verheerende Auswirkungen hat, unter der Radikalisierung verschiedener Gruppierungen und unter Konflikten: Aber Sie haben immer wieder einen Neuanfang gewollt und geschafft.

Der Libanon kann sich einer lebendigen, gut gebildeten Zivilgesellschaft rühmen, die reich an jungen Menschen ist, die fähig sind, die Träume und Hoffnungen eines ganzen Landes zum Ausdruck zu bringen. Ich ermutige Sie daher, sich niemals von der Bevölkerung zu lösen und sich mit Engagement und Hingabe in den Dienst Ihres Volkes zu stellen, das so reich an Vielfalt ist. Möge es Ihnen beschieden sein, eine einzige Sprache sprechen: die Sprache der Hoffnung, die alle dazu bringt, immer wieder neu anzufangen. Der Wunsch, als Volk miteinander zu leben und zu wachsen, mache aus jeder Gruppe eine Stimme in einem vielstimmigen Chor. Dabei helfe Ihnen auch die tiefe liebevolle Verbundenheit, die viele in der Welt verstreute Libanesen mit ihrem Land verbindet. Sie lieben ihre Herkunft, beten für das Volk, dem sie sich zugehörig fühlen, und unterstützen es mit den vielfältigen Erfahrungen und Fähigkeiten, die ihnen überall Anerkennung einbringen.

Damit kommen wir zu einem zweiten Merkmal der Friedensstifter: Sie sind nicht nur in der Lage, neu anzufangen, sondern sie tun dies vor allem auf dem beschwerlichen Weg der Versöhnung. Es gibt nämlich persönliche und kollektive Wunden, deren Heilung viele Jahre, manchmal ganze Generationen erfordert. Wenn sie nicht behandelt werden, wenn man beispielsweise nicht daran arbeitet, die Erinnerung zu heilen, und diejenigen einander anzunähern, die Unrecht und Ungerechtigkeit erlitten haben, dann ist es schwierig, zum Frieden zu finden. Man bleibt stehen, ein jeder in seinem Schmerz und seinen eigenen Beweggründen gefangen. Die Wahrheit kann hingegen nur durch Begegnung in Ehren gehalten werden. Jeder von uns sieht einen Teil der Wahrheit, kennt einen Aspekt davon, kann aber nicht auf das verzichten, was nur der andere weiß, was nur der andere sieht. Wahrheit und Versöhnung wachsen immer und nur gemeinsam: in einer Familie, zwischen den verschiedenen Gemeinschaften und den verschiedenen Seelen eines Landes ebenso wie zwischen den Nationen.

Gleichzeitig gibt es keine dauerhafte Versöhnung ohne ein gemeinsames Ziel, ohne Offenheit für eine Zukunft, in der das Gute über das Böse siegt, das in der Vergangenheit oder Gegenwart erlitten oder zugefügt wurde. Eine Kultur der Versöhnung entsteht daher nicht nur von unten, aus der Bereitschaft und dem Mut einiger weniger, sondern bedarf auch der Autoritäten und Institutionen, die das Gemeinwohl über das Partikularwohl stellen. Das Gemeinwohl ist mehr als die Summe vieler Interessen: Es nähert die Ziele der Einzelnen einander soweit wie möglich an und führt sie in eine Richtung, in der alle mehr erreichen als wenn sie alleine vorgehen würden. Der Friede ist in der Tat viel mehr als ein stets prekäres Gleichgewicht zwischen Menschen, die getrennt unter einem Dach leben. Friede bedeutet, als versöhnte Menschen in Gemeinschaft zusammenleben zu können. Eine Versöhnung, die uns nicht nur zusammenleben lässt, sondern uns auch lehrt, Seite an Seite für eine gemeinsame Zukunft zusammenzuarbeiten. Und dann wird der Friede zu jener Fülle, die uns überrascht, wenn sich unser Horizont über alle Schranken und Grenzen hinaus weitet. Manchmal denken wir, dass wir alles klären und lösen müssen, bevor wir irgendetwas unternehmen, doch es ist der gegenseitige Austausch, auch bei Missverständnissen, der den Weg zur Versöhnung ebnet. Die wichtigste Wahrheit von allen ist, dass wir gemeinsam Teil eines Plans sind, den Gott gefasst hat, damit wir zu einer Familie werden.

Schließlich möchte ich noch ein drittes Merkmal von Friedensstiftern hervorheben. Sie wagen es, zu bleiben, auch wenn dies Opfer erfordert. Es gibt Momente, in denen es einfacher ist, zu fliehen, oder es einfach bequemer erscheint, woanders hinzugehen. Es erfordert wirklich Mut und Weitsicht, im eigenen Land zu bleiben oder dorthin zurückzukehren und auch schwierige Bedingungen als der Liebe und Hingabe würdig anzusehen. Wir wissen, dass Unsicherheit, Gewalt, Armut und viele andere Bedrohungen hier wie an anderen Orten der Welt dazu führen, dass junge Menschen und Familien ihre Heimat verlassen, um anderswo eine Zukunft zu suchen, auch wenn es ihnen große Schmerzen bereitet, ihr Heimatland zu verlassen. Es ist sicherlich anzuerkennen, dass Ihnen allen viel Gutes von den über die ganze Welt verstreuten Libanesen zuteilwird. Wir dürfen dennoch nicht vergessen, dass das Bleiben in der Heimat und das tägliche Mitwirken an der Entwicklung einer Zivilisation der Liebe und des Friedens etwas sehr Wertvolles bleibt.

Die Kirche ist nämlich nicht nur um die Würde derjenigen besorgt, die in andere Länder auswandern, sondern möchte, dass niemand zur Auswanderung gezwungen wird und dass jeder, der dies wünscht, sicher zurückkehren kann. Die Mobilität der Menschen stellt zwar eine enorme Chance der Begegnung und gegenseitiger Bereicherung dar, doch hebt sie nicht die besondere Bindung auf, die einen jeden mit bestimmten Orten verbindet, denen er seine Identität in ganz besonderer Weise verdankt. Und Friede wächst immer in einem konkreten Lebenskontext, der aus geographischen, historischen und geistigen Verbindungen besteht. Es gilt, diejenigen zu ermutigen, die diese Bande fördern und daraus leben, ohne dabei in Kleinstaaterei und Nationalismus zu verfallen. In der Enzyklika Fratelli tutti wies Papst Franziskus diesen Weg: »Wir müssen auf das Globale schauen, das uns von einem beschaulichen Provinzialismus erlöst. Wenn unser Zuhause nicht mehr Heimat ist, sondern einem Gehege oder einer Zelle gleicht, dann befreit uns das Globale, weil es uns auf die Fülle hin orientiert. Gleichzeitig muss uns die lokale Dimension am Herzen liegen, denn sie besitzt etwas, was das Globale nicht hat: Sie ist Sauerteig, sie bereichert, sie setzt subsidiäre Maßnahmen in Gang. Daher sind die universale Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft im Inneren jeder Gesellschaft zwei untrennbare und gleichwichtige Pole« (Nr. 142).

Dies ist nicht nur für den Libanon eine Herausforderung, sondern für die gesamte Levante: Was kann getan werden, damit insbesondere die jungen Menschen sich nicht gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen und auszuwandern? Wie kann man sie motivieren, den Frieden nicht anderswo zu suchen, sondern dabei zu mitzuhelfen, ihn in ihrer Heimat sicherzustellen und selbst mitzugestalten? Christen und Muslime, zusammen mit allen religiösen und zivilen Teilen der libanesischen Gesellschaft, sind aufgerufen, ihren Teil dazu beizutragen und sich dafür einzusetzen, die internationale Gemeinschaft dafür zu sensibilisieren.

In diesem Zusammenhang möchte ich die unverzichtbare Rolle der Frauen im mühsamen und geduldigen Engagement für die Bewahrung und den Aufbau des Friedens hervorheben. Vergessen wir nicht, dass Frauen eine besondere Fähigkeit zur Friedensstiftung haben, weil sie es verstehen, tiefe Bindungen zum Leben, zu Menschen und zu Orten zu pflegen und zu entwickeln. Ihre Teilnahme am sozialen und politischen Leben wie auch am Leben ihrer religiösen Gemeinschaften ist – ähnlich wie die Energie, die von jungen Menschen ausgeht – weltweit ein Faktor echter Erneuerung. Selig sind daher die Friedensstifterinnen und selig sind die jungen Menschen, die bleiben oder zurückkehren, damit der Libanon weiterhin ein Land voller Leben ist.

Ich schließe mit einem weiteren wertvollen Merkmal Ihrer jahrtausendealten Tradition. Sie sind ein Volk, das die Musik liebt, die an Festtagen zum Tanz wird, der Sprache der Freude und der Gemeinschaft. Dieser Aspekt Ihrer Kultur hilft uns zu verstehen, dass Friede nicht nur das Ergebnis menschlichen Bemühens ist, so notwendig dies auch sein mag: Der Friede ist ein Geschenk, das von Gott kommt und vor allem in unseren Herzen wohnt. Er ist wie eine innere Bewegung, die nach außen strömt und uns befähigt, uns von einer Melodie leiten zu lassen, die größer ist als wir selbst, nämlich der Melodie der göttlichen Liebe. Wer tanzt, schreitet leichtfüßig, ohne auf dem Boden zu trampeln, und bringt seine Schritte mit denen der anderen in Einklang. So ist der Friede: ein geistbewegtes Unterwegssein, das das Herz hörend und es den anderen gegenüber aufmerksamer und respektvoller werden lässt. Möge unter Ihnen diese Sehnsucht nach Frieden wachsen, die von Gott kommt und schon heute die Art und Weise verändern kann, wie man auf andere blickt und wie man gemeinsam in diesem Land lebt, einem Land, das der Herr zutiefst liebt und beständig segnet.

Herr Präsident, sehr geehrte Autoritäten, ich bedanke mich erneut für den freundlichen Empfang, den Sie mir bereiten. Seien Sie meiner Gebete und der Gebete der gesamten Kirche für Ihren anspruchsvollen Dienst am Gemeinwohl versichert."

Quelle: vaticannews


Ankunft in Beirut

 Das sieht doch gleich ganz anders aus ....

             

Abschied aus Istanbul,

 der bemerkenswert formlos ablief... auf dem Weg in den Libanon

            

Ansprache des Hl. Vaters nach der Göttlichen Liturgie

vaticannews veröffentlicht den Wortlaut der Ansprache Papst Leos XIV im Anschluss an seine Teilnahme an der Göttlichen Liturgie. Hier geht´s zum Original: klicken

IM WORTLAUT:  PAPST LEO AM ENDE DER FEIER DER "GÖTTLICHEN LITURGIE"

Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Leo XIV. an diesem Sonntag am Ende der Feier der „Göttlichen Liturgie" in der Patriarchalkirche Sankt Georg in Istanbul (Türkei/Türkiye) gehalten hat, in ihrer offiziellen deutschen Übersetzung.

"Heiligkeit, geliebter Bruder in Christus, Seligkeiten, liebe Brüder im Bischofsamt, Mitglieder des Heiligen Synods des Ökumenischen Patriarchats,liebe Brüder und Schwestern!

Unsere Pilgerreise zu den Orten, an denen das erste ökumenische Konzil in der Geschichte der Kirche stattfand, endet mit dieser feierlichen Göttlichen Liturgie, in der wir des Apostels Andreas gedacht haben, der nach alter Überlieferung das Evangelium in diese Stadt gebracht hat. Sein Glaube ist unser Glaube: derselbe, der von den ökumenischen Konzilien definiert und heute von der Kirche bekannt wird. Zusammen mit den Oberhäuptern der Kirchen und den Vertretern der weltweiten christlichen Gemeinschaften haben wir während des ökumenischen Gebets daran erinnert: Der im nizäno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis bekannte Glaube verbindet uns in einer echten Gemeinschaft und ermöglicht es uns, uns als Brüder und Schwestern anzuerkennen. In der Vergangenheit gab es viele Missverständnisse und sogar Konflikte zwischen Christen verschiedener Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften, und es gibt immer noch Hindernisse, die uns daran hindern, in voller Gemeinschaft zu sein, aber wir dürfen in unserem Engagement für die Einheit nicht zurückweichen und wir dürfen nicht aufhören, uns als Brüder und Schwestern in Christus zu betrachten und uns als solche zu lieben.

Aus diesem Bewusstsein heraus erklärten Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras vor sechzig Jahren feierlich, dass die unglücklichen Entscheidungen und traurigen Ereignisse, die 1054 zur gegenseitigen Exkommunikation geführt hatten, aus dem Gedächtnis der Kirche gelöscht werden sollten. Diese historische Geste unserer verehrten Vorgänger eröffnete einen Weg der Versöhnung, des Friedens und der wachsenden Gemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen, der auch dank häufiger Kontakte, brüderlicher Begegnungen und eines vielversprechenden theologischen Dialogs gewachsen ist.

Zahlreiche Schritte unternommen


Angesichts dieses bereits eingeschlagenen Weges wurden auch auf ekklesiologischer und kanonischer Ebene zahlreiche Schritte unternommen und heute geht es darum, dass wir uns verstärkt um die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft bemühen. In diesem Zusammenhang möchte ich meine tiefe Dankbarkeit für die anhaltende Unterstützung Seiner Heiligkeit und des Ökumenischen Patriarchats für die Arbeit der Gemischten Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche zum Ausdruck bringen. Ich hoffe, dass Sie weiterhin alle Anstrengungen unternehmen werden, damit alle autokephalen orthodoxen Kirchen wieder aktiv an diesem Engagement teilnehmen. Ich möchte meinerseits bekräftigen, dass es in Kontinuität zu den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils und meiner Vorgänger eine der Prioritäten der katholischen Kirche und insbesondere meines Amtes als Bischof von Rom ist – dessen spezifische Rolle auf der Ebene der Weltkirche darin besteht, allen zu dienen, um die Gemeinschaft und Einheit aufzubauen und zu bewahren – unter Achtung der legitimen Unterschiede die volle Gemeinschaft aller zu erreichen, die im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft sind.


Um dem Willen des Herrn treu zu bleiben, uns nicht nur unserer Brüder und Schwestern im Glauben, sondern der gesamten Menschheit und der gesamten Schöpfung anzunehmen, sind unsere Kirchen gefordert, gemeinsam auf das zu reagieren, wozu der Heilige Geist sie heute aufruft. Vor allem in dieser Zeit blutiger Konflikte und Gewalt in nah und fern sind Katholiken und Orthodoxe aufgerufen, Friedensstifter zu sein. Es geht sicherlich darum, zu handeln und Entscheidungen zu treffen und Zeichen zu setzen, die den Frieden fördern, ohne dabei zu vergessen, dass dieser nicht nur das Ergebnis menschlicher Bemühungen ist, sondern ein Geschenk Gottes. Deshalb erbittet man den Frieden im Gebet, in Buße, in der Kontemplation, in jener lebendigen Beziehung zum Herrn, die uns hilft, Worte, Gesten und Handlungen zu erkennen, die wirklich dem Frieden dienen.


Gruß an die Armenischen Christen der Türkei

Vaticannews hat die offizielle Übersetzung der Ansprache des Hl. Vaters bei seinem Besuch bei den Armenischen Christen der Türkeiveröffentlicht. Hier geht´s zum Original:  klicken                      

                                                     " Lieber Bruder in Christus,"

es ist mir eine große Freude, Eure Seligkeit zu besuchen, insbesondere an dem Ort, an dem die verstorbenen Patriarchen Shenork I. und Mesrop II., seligen Angedenkens, meine Vorgänger empfangen haben. In diesen Gruß an Sie möchte ich auch Seine Heiligkeit Karekin II., den Obersten Patriarchen und Katholikos aller Armenier, miteinschließen, der mir kürzlich mit einem Besuch die Ehre erwiesen hat, wie auch die Bischöfe, den Klerus und die gesamte armenisch-apostolische Gemeinde in Istanbul und in der Türkei.

„Gott sei für das mutige christliche Zeugnis gedankt, das das armenische Volk im Laufe der Geschichte oft unter tragischen Umständen gegeben hat“

Dieser Besuch bietet mir die Gelegenheit, Gott für das mutige christliche Zeugnis zu danken, das das armenische Volk im Laufe der Geschichte oft unter tragischen Umständen gegeben hat. Ich danke dem Herrn auch zutiefst für die immer enger werdenden geschwisterlichen Bande zwischen der Armenisch-Apostolischen Kirche und der Katholischen Kirche. Kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, im Mai 1967, war Seine Heiligkeit Katholikos Choren I. der erste Primas einer orientalisch-orthodoxen Kirche, der den Bischof von Rom besuchte und mit ihm den Friedensgruß austauschte. Ich erinnere auch daran, dass Seine Heiligkeit Katholikos Wasgen I. im Mai 1970 mit Papst Paul VI. die erste gemeinsame Erklärung zwischen einem Papst und einem orientalisch-orthodoxen Patriarchen unterzeichnete, in der sie ihre Gläubigen aufforderten, sich als Brüder und Schwestern in Christus wiederzuentdecken, um die Einheit zu vertiefen. Seitdem ist der „Dialog der Liebe“ zwischen unseren Kirchen durch Gottes Gnade gut gediehen.

„Aus diesem gemeinsamen apostolischen Glauben schöpfen, um die Einheit wiederherzustellen“

An diesem 1700. Jahrestag des ersten ökumenischen Konzils bietet mein Besuch eine Gelegenheit, das Nizänische Glaubensbekenntnis zu würdigen. Wir müssen aus diesem gemeinsamen apostolischen Glauben schöpfen, um jene Einheit wiederherzustellen, die in den ersten Jahrhunderten zwischen der Kirche von Rom und den altorientalischen Kirchen bestand. Wir müssen uns auch von der Erfahrung der frühen Kirche inspirieren lassen, um die volle Gemeinschaft wiederherzustellen, eine Gemeinschaft, die nicht Absorption oder Dominanz bedeutet, sondern vielmehr einen Austausch jener Gaben, die unsere Kirchen vom Heiligen Geist zur Ehre Gottes, des Vaters, und zum Aufbau des Leibes Christi empfangen haben (vgl. Eph 4,12). Ich hoffe, dass die Gemeinsame Internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen ihre fruchtbare Arbeit bald wiederaufnehmen kann, um »ganz offensichtlich miteinander« ein Modell der vollen Gemeinschaft zu suchen, wie es Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Ut unum sint (Nr. 95) gewünscht hat.


„Eine Wolke von Zeugen“


Auf diesem Weg zur Einheit werden wir von einer großen »Wolke von Zeugen« (Hebr 12,1) begleitet und umgeben. Unter den Heiligen der armenischen Tradition möchte ich an den großen Katholikos und Dichter Nerses IV. Shnorhali aus dem 12. Jahrhundert erinnern, dessen 850. Todestag wir kürzlich begangen haben und der sich unermüdlich für die Versöhnung der Kirchen einsetzte, um das Gebet Christi zu erfüllen: »Alle sollen eins sein« (Joh 17,21). Möge das Beispiel des heiligen Nerses uns inspirieren und sein Gebet uns auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft stärken!


Ich bedanke mich bei Eurer Seligkeit für den herzlichen Empfang und versichere Ihnen, mich vorbehaltlos für die heilige Aufgabe der Einheit der Christen einzusetzen. Mögen wir dieses Geschenk von oben mit offenem Herzen empfangen, damit wir immer glaubwürdiger die Wahrheit des Evangeliums bezeugen und der Sendung der einen Kirche Christi immer besser dienen können."


Quelle: vaticannews

Göttliche Liturgie

Papst Leo nimmt an der Göttlichen Liturgie in der St. Georgs-Patriarchalkirche in Istanbul teil.

             

Samstag, 29. November 2025

In jener Zeit...der 1. Advents-Sonntag

Fr. J. Hunwicke beleuchtet bei OnePeterFive heute die Bedeutung des 1. Advents-Sonntags für den Glauben und das Leben der Kirche. Hier geht´s zum Original: klicken

"IN ILLO TEMPORE. DER ERSTE SONNTAG IM ADVENT" 

Das Wesen eines Klischees liegt in seiner Unoriginalität und der häufigen Wiederholung, doch „repetita iuvant“ , weil die Wiederholung uns formt und erneuert. Die Heilige Mutter Kirche schenkt uns in mütterlicher Fürsorge erneut den ersten Adventssonntag, und erneut sagen wir, dass mit diesem Tag ein neues Kirchenjahr beginnt. Vielleicht ist dies gar kein Klischee, denn die Gläubigen brauchen die Erinnerung daran, dass die Kirche die Heilsgeschichte in einem jahrhundertealten und jahrtausendelangen Zyklus entfaltet und uns immer wieder die Geheimnisse des Lebens des Erlösers vor Augen führt. „ Repetitio est mater studiorum“ – so drängen wir uns um die heiligen Geheimnisse und rekapitulieren die darin enthaltenen Wahrheiten. Liturgie ist Lehre. Wir sind unsere Riten. Um es mit den Worten des heiligen Thomas von Aquin zu sagen: „ quidquid recipitur ad modum recipientis recipitur .“ Die durch Gnade und Lehre in uns bewirkte Verwandlung hängt von unserer Empfänglichkeit ab. Die Geheimnisse bleiben unverändert, wir aber verändern uns. Der Pappbecher muss dem Schwimmbecken ähnlicher werden, wenn er das aufnehmen soll, was in göttlicher Freigiebigkeit ausgegossen wird.

So prüfen wir uns am Beginn eines neuen Kirchenjahres. Sind wir gereifter als im letzten Advent? Haben Siege, Leiden, Versuchungen und Trost unser Herz geöffnet? Der Advent drängt uns diese Frage auf, denn in dieser Zeit richtet die Kirche unseren Blick auf die Wiederkunft des Herrn, die Parusie, sowohl in seiner Herrlichkeit am Ende der Zeiten als auch auf die vielen Weisen, wie er uns jetzt begegnet. Er kommt in der Eucharistie, wenn der Priester die Worte des Herrn spricht. Er kommt in der Heiligen Schrift, in der Person des Priesters, der der alte Christus ist, in den Gnaden der Nächstenliebe, in Werken der Barmherzigkeit und in den Armen, zu denen er sagte: „Was ihr einem dieser Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).

Weil wir durch die Reden und Lesungen der Kirche geprägt werden, ist es ratsam, ihnen nicht als Fremde, sondern als Begleiter zu begegnen. Schon wenige Minuten täglich, beginnend am Donnerstag vor der Sonntagsmesse, können den Geist darauf vorbereiten, Gottes Willen zu empfangen. Lesen Sie die Antiphonen, die Reden, die Lesungen. Lassen Sie sie in sich wirken. Wiederholen Sie sie am Sonntagabend und in den darauffolgenden Tagen. Diese einfache Gewohnheit macht die Seele empfänglicher für die Gnade. Und wenn der Sonntagszyklus in der nächsten Woche beginnt, fangen Sie von Neuem an. Wiederholen Sie ihn immer wieder .

Der Advent ruft uns auf, uns auf die Begegnung mit dem gerechten Richter und König vorzubereiten, sei es am Ende der Zeiten oder nach unserem Tod. Die Liturgie ruft mit Jesaja und Johannes dem Täufer: „Bereitet die Wege!“ Das lateinische Wort „ adventus “ ist die Übersetzung des griechischen „parousía“ . In der römischen Antike bezeichnete „ adventus“ oder „visitatio“ die Ankunft eines Herrschers, der kam, um zu prüfen, zu richten und zu belohnen. Diejenigen, die sich vorbereitet hatten, waren erfolgreich. Die Unvorbereiteten zitterten. Daher rührt die alte Bedeutung von „heimsuchen“, im Sinne göttlicher Vergeltung. Deshalb mahnt die Kirche, wie eine wachsame Mutter, ihre Kinder, diese Zeit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Sie ruft uns zurück zur Beichte, zur Wachsamkeit, zur Bereitschaft für die Wiederkunft des Herrn.

Ihre Weisheit zeigt sich auch in der Wahl des Römerbriefes, der uns ermahnt, „die Rüstung des Lichts anzulegen“. Dies ist die Uniform der heutigen Zeit für die Streiter der Kirche. Die lateinischen Gebete des römischen Ritus prägen uns in diesen militärischen Bildern. Verändert man die Gebete im Laufe der Zeit, so verändert sich auch das Volk. Wir haben gesehen, was geschieht, wenn diese Gebete verstummt oder umgestaltet werden. Wenn die Gebete ihre Klarheit bewahren, erinnern sich die Gläubigen daran, wer sie sind. Der Beginn des Advents bedeutet daher, die Rüstung des Lichts erneut anzulegen.

Heute nachmittag in der Patriarchal-Kathedrale St. Georg

im Patriarchat im Phanar: haben Papst Leo und der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios - gemeinsam dieVesper gefeiert.

Papst Leo und seine "kleine Herde"

 "So fühlt es sich an, mit seiner "kleinen Herde" bei Papst Leos erster öffentlichen Messe in der Türkei in der Volkswagenarena in Istanbul zu sein. In einem Land mit mehr als 80 Millionen Einwowhnern, von denen nur rund 30.000 bis 35.000 Katholiken sind ....und die sind heute hier, singen, beten und laden ein...

Die Predigt

Mario Galgano veröffentlicht bei vaticannews die Predigt, die Papst Leo XIV heute während der Hl. Messe in Istanbul gehalten hat. Hier geht´s zum Original:    klicken


Liebe Brüder und Schwestern,

wir feiern diese heilige Messe am Vorabend des Tages, an dem die Kirche des heiligen Apostels Andreas, des Schutzpatrons dieses Landes, gedenkt.

Und zugleich beginnen wir den Advent, um uns darauf vorzubereiten, an Weihnachten wieder neu das Geheimnis Jesu, des Sohnes Gottes, mitzuerleben, der »gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater« (Nizäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis) ist, wie es die zum Konzil von Nizäa versammelten Väter vor 1700 Jahren feierlich verkündet haben.

In diesem Zusammenhang legt uns die Liturgie in der ersten Lesung (vgl. Jes 2,1-5) eine der schönsten Stellen aus dem Buch des Propheten Jesaja vor, wo alle Völker eingeladen werden, zum Berg des Herrn (vgl. V. 3) hinauf zu ziehen, dem Ort des Lichtes und des Friedens. Ich möchte nun, dass wir anhand einiger Bilder aus diesem Text über unser Kirche-Sein nachdenken.

In diesem Zusammenhang legt uns die Liturgie in der ersten Lesung (vgl. Jes 2,1-5) eine der schönsten Stellen aus dem Buch des Propheten Jesaja vor, wo alle Völker eingeladen werden, zum Berg des Herrn (vgl. V. 3) hinauf zu ziehen, dem Ort des Lichtes und des Friedens. Ich möchte nun, dass wir anhand einiger Bilder aus diesem Text über unser Kirche-Sein nachdenken.


                                        (@Vatican Media)


Das erste Bild ist das vom „höchsten der Berge, der alle Hügel überragt“ (vgl. Jes 2,2). Es erinnert uns daran, dass die Früchte des göttlichen Wirkens in unserem Leben nicht nur ein Geschenk für uns sind, sondern für alle. Die Schönheit des Zion, der Stadt auf dem Berg, die eine im Glauben wiedergeborene Gemeinschaft symbolisiert und zum Zeichen des Lichts für Männer und Frauen aller Herkunft wird, erinnert uns daran, dass die Freude am Guten ansteckend ist. Das sehen wir im Leben vieler Heiliger. Der heilige Petrus begegnet Jesus dank der Begeisterung seines Bruders Andreas (vgl. Joh 1,40-42), der seinerseits zusammen mit dem Apostel Johannes durch den Eifer Johannes des Täufers zum Herrn geführt wird. Der heilige Augustinus findet Jahrhunderte später dank der leidenschaftlichen Predigten des heiligen Ambrosius zu Christus, und so ging es auch vielen anderen.

Die Kraft unserers Zeugnisses im Glauben erneuern

In all dem verbirgt sich eine Einladung, die auch uns gilt, nämlich die Kraft unseres Zeugnisses im Glauben zu erneuern. Der heilige Johannes Chrysostomus, ein bedeutender Hirte dieser Kirche, sprach von der Faszination der Heiligkeit als einem Zeichen, das aussagekräftiger ist als viele Wunder. Er sagte: »[Das Wunder] ist geschehen und ging vorüber; [das christliche Leben] aber bleibt und wirkt dauernd auf seine Seele« (Kommentar zum Matthäusevangelium, 43,5), und er schloss: »Geben wir also acht auf uns selbst, damit wir auch jene noch gewinnen«. Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir den Menschen, denen wir begegnen, wirklich helfen wollen, dann sollten wir auf uns selbst achtgeben, wie es uns das Evangelium empfiehlt (vgl. Mt 24,42): Lasst uns unseren Glauben durch das Gebet und die Sakramente pflegen, ihn konsequent in Liebe leben, die Werke der Finsternis ablegen – wie uns der heilige Paulus in der zweiten Lesung gesagt hat – und die Waffen des Lichts anlegen (vgl. Röm 13,12). Der Herr, den wir am Ende der Zeiten in seiner Herrlichkeit erwarten, klopft jeden Tag an unsere Tür. Halten wir uns bereit (vgl. Mt 24,44) mit dem ehrlichen Bestreben, ein gutes Leben zu führen, wie es uns die vielen Vorbilder der Heiligkeit lehren, an denen die Geschichte dieses Landes so reich ist.


Hl. Messe in der Volkswagenarena in Istanbul

zelebriert von Papst Leo XIV

             

Ökumene mit der Syrisch-Orthodoxen Kirche

Christine Seuss und Mario Galgano berichten für vaticannews vom ökumenischen Treffen von Papst Leo XIV mit Patriarch Bartholomaios und Vertretern verschiedener anderer Konfessionen.                      Hier geht´s zum Original:  klicken

"DIE SYRISCH-ORTHODOXE KIRCHE ERLEBT EINEN EMOTIONALEN MOMENT DER EINHEIT MIT PAPST LEO XIV"

Im Rahmen der Gedenkfeiern anlässlich des 1.700-jährigen Jubiläums des Glaubensbekenntnisses von Nizäa fand in Istanbul ein historisches ökumenisches Treffen statt. In der syrisch-orthodoxen Gemeinde von Noah Ephraim kamen Papst Leo XIV. und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios mit Vertretern verschiedener Konfessionen zusammen. Josef Önder, der Hauptorganisator dieses Treffens und Protokollführer des syrisch-orthodoxen Patriarchats, äußerte sich bewegt über den Verlauf der Veranstaltung.

Önder beschrieb die Organisation eines solchen Großereignisses als Herausforderung, zeigte sich aber erfreut darüber, die verschiedenen Konfessionen an einem runden Tisch versammelt zu sehen, die fast zwei Stunden lang über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Kirche sprachen. „Man hat zurückgeblickt, aber vor allem eben auch in die Zukunft geblickt, dass wir eins in Jesus Christus sind und wir doch diese schwierigen, vielleicht auch histologischen Themen etwas ausblenden könnten“, so Önder. Er betonte, es gebe viel mehr, was die Kirchen verbinde, als das, was sie trenne.

„Man hat zurückgeblickt, aber vor allem eben auch in die Zukunft geblickt, dass wir eins in Jesus Christus sind“

Blick in die Zukunft der Einheit

Thematisch blickten die Kirchenvertreter auf die historischen Konzilien wie Nizäa, Ephesus, Chalcedon und Konstantinopel zurück, doch die Hauptbotschaft war die Notwendigkeit der Einheit. Konkrete Vereinbarungen für die kommenden Wochen und Monate seien zwar offengeblieben, doch Önder ist überzeugt, dass die Einheit der Kirche durch das derzeitige Pontifikat von Papst Leo XIV. – ähnlich wie bei Papst Franziskus – stark gefördert werde: „Ich glaube, das ist jetzt erst der Anfang einer schönen neuen Ära.“

„Das ist jetzt erst der Anfang einer schönen neuen Ära“


                       Das Geschenk des Papstes an die Syrisch-Orthodoxe Gemeinde

Für Önder persönlich war der Blick in die Runde der verschiedenen Patriarchen und Kirchenvertreter der bewegendste Moment: „Ich habe mich zurückversetzt gesehen, wie zur Zeit im Jahr 325 nach Christus, wie zurzeit des Konzils.“ Er nannte die Szene, die die Kirchenführer am runden Tisch vereinte, schlicht „unbeschreiblich“.

Hirtenstab-Geschenk als Geste der Brüderlichkeit

Ein tief symbolischer Moment des Treffens war die Übergabe des Bischofsstabes von Metropolit Yusuf Çetin an Papst Leo XIV. Metropolit Çetin, der vor 40 Jahren zum Metropoliten der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien geweiht wurde, feierte kürzlich sein Jubiläum.

„Geste der Brüderlichkeit und Geste des gemeinsamen Wegs zur Einheit der Kirche“

Metropolit Çetin habe, als der Papstbesuch konkret wurde, keine Sekunde gezögert und beschlossen, ihm seinen eigenen Hirtenstab zu überreichen. Önder erklärte die Geste: „[Als] Geschenk, als Geste der Brüderlichkeit und als Geste des gemeinsamen Wegs auf dem Weg zur Einheit der Kirche.“


Die Geste fand in der syrisch-orthodoxen Kirche zum Heiligen Ephraim dem Syrer statt – einem Heiligen, der sowohl von der römisch-katholischen als auch von der syrisch-orthodoxen Kirche verehrt wird. Önder, der aus dem Aramäischen ins Englische übersetzte, berichtete von der Emotionalität des Augenblicks: Metropolit Çetin habe Tränen in den Augen gehabt, und Seine Heiligkeit sei „sehr, sehr erfreut und angetan“ gewesen. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien unterhält bereits seit 1984 einen Dialog mit der römisch-katholischen Kirche, was diese Geste der Verbundenheit zusätzlich unterstreicht."


Quelle: C. Seuss, M. Galgano

Fundstück

Kath.net veröffentlicht den sehr lesenswerten Beitrag von Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer über die unabdingbare Zusammengehörigkeit der West-und der Ostkirche - als den beiden Lungenflügeln der Kirche Christi und beleuchtet die historische Entwicklung der Präsenz des Griechischen in der Römischen Liturgie.  Hier geht´s zum Original: klicken

Unter dem Titel: 

"MIT DEN BEIDEN LUNGENFLÜGELN ATMEN", SINGEN UND BETEN"

beginnt der Beitrag so - ZITAT

Einleitung:

„Mit den beiden Lungenflügeln atmen“ (lat. duabus pulmonis alis respirare)01. Dieser Ausdruck im lehramtlichen Sprachgebrauch von Papst Johannes Paul II. bezeichnet die komplementäre Einheit von Ost- und Westkirche. Der Papst bezieht sich damit auf ein Grundmotiv seiner gesamten ökumenischen und kirchlichen Vision: Die Kirche Christi lebt und verwirklicht ihre Fülle nur dann, wenn sie mit beiden Traditionen, der lateinischen und der byzantinisch-orientalischen, harmonisch „atmet“ – theologisch, liturgisch, spirituell und kirchenrechtlich. Er verwendet diese Wendung immer wieder. Und seit den 1980er Jahren erscheint sie in mehreren lehramtlichen Texten u. a. in Slavorum Apostoli (1985), Redemptoris Mater(1987), Sacri Canones (1990), Ut Unum Sint (1995), sowie in zahlreichen Ansprachen an orientalische Patriarchen, Bischöfe und Gemeinschaften. Es geht ihm um den Blick auf die wiederzuentdeckende Bedeutung der Ostkirchen." (...)

Quelle: Archimandrit Dr. A.A. Thiermeyer,  kath.net, 

Treffen mit Vertretern der KIrchen

 in der Mor Ephrem Kirche

             


nach dem Besuch der Blajuen Moschee in Istanbul   
Stefan v. Kempis berichtet für vaticannews.  Hier geht´s zum Original: klicken 

Papst Leo besucht Blaue Moschee in Istanbul

Vor ihm waren schon Benedikt XVI. und Franziskus dort, in den Jahren 2006 und 2014. An diesem Samstag hat auch Leo XIV. die Blaue Moschee von Istanbul besucht.

"Die Sultan-Ahmed-Moschee, wie sie eigentlich heißt, ist eine der wichtigsten Moscheen der Türkei (Türkiye) – geniales Bauwerk eines Schülers des berühmten Architekten Mimar Sinan aus dem frühen 17. Jahrhundert. Statt der üblichen vier hat sie sechs Minarette; nur die wichtigste Moschee des Islam in Mekka hat mehr, nämlich sieben.

Kein Abstecher in die Hagia Sophia


Gegen neun Uhr Ortszeit (in Rom war es da erst sieben Uhr früh) fuhr Papst Leo vor der Blauen Moschee vor. Dabei musste sein Blick natürlich auch auf die Hagia Sophia fallen; die frühere Hauptkathedrale von Byzanz, ein Kuppelbau des 6. Jahrhunderts, liegt der Moschee nämlich gleich gegenüber. Vier Vorgänger von Papst Leo, angefangen mit Paul VI., haben die Hagia Sophia besucht, aber für Leo XIV. war das nicht möglich, denn die Regierung Erdogan hat den Bau vor zehn Jahren von einem Museum in eine Moschee umgewandelt. Nicht nur orthodoxe Christen, auch Papst Franziskus hatte 2015 gegen diese Umwandlung protestiert, allerdings vergeblich.

Auf Strümpfen durch die Moschee


Vor der Blauen Moschee wurde Leo vom Präsidenten der türkischen Behörde für Religionsangelegenheit, Safi Arpagus, begrüßt. Die beiden kennen sich schon vom Donnerstag, denn noch am Tag seiner Ankunft in Ankara hatte Leo Arpagus in seiner Behörde, der Diyanet, einen privaten Besuch abgestattet. Dann betrat der Papst die Moschee, wobei er wie seine Begleiter zum Zeichen des Respekts nur Strümpfe trug und keine Schuhe. Der fast quadratische Innenraum der Moschee ist beeindruckend: Die Wandkacheln sorgen für Farbtöne zwischen blau und grün, 260 kleine Fenster filtern das Tageslicht. Der Papst ließ sich die architektonischen Einzelheiten des Bauwerks genau erklären; eine Ansprache war nicht vorgesehen, stattdessen hatten viele damit gerechnet, dass Leo zu einem kurzen Gebet innehalten könnte. Dazu kam es allerdings nicht - der Papst verließ die Moschee, ohne gebetet zu haben.



                                           Foto: @vatican Media


Dieses Gebet hat - auch wenn es gar nicht stattgefunden hat - eine Vorgeschichte. Als Paul VI. 1967 die Hagia Sophia besuchte, sprach er spontan ein Gebet; das löste eine heftige Debatte aus. Den drei Nachfolgern im Papstamt, die später durch den Bau geführt wurden, war ein Gebet dort verwehrt. Doch 2006 lud ein islamischer Religionsführer den deutschen Papst Benedikt in der Blauen Moschee spontan zu einem Moment des stillen Gebets ein. Auch dieses Gebet sorgte für eine Debatte – wenige Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September und nur zwei Monate nach Benedikts „Regensburger Rede“, die in der islamischen Welt viel Unmut ausgelöst hatte. Franziskus betete 2014 dann ebenfalls kurz in der Blauen Moschee,

Kein Abstecher in die Hagia Sophia


Gegen neun Uhr Ortszeit (in Rom war es da erst sieben Uhr früh) fuhr Papst Leo vor der Blauen Moschee vor. Dabei musste sein Blick natürlich auch auf die Hagia Sophia fallen; die frühere Hauptkathedrale von Byzanz, ein Kuppelbau des 6. Jahrhunderts, liegt der Moschee nämlich gleich gegenüber. Vier Vorgänger von Papst Leo, angefangen mit Paul VI., haben die Hagia Sophia besucht, aber für Leo XIV. war das nicht möglich, denn die Regierung Erdogan hat den Bau vor zehn Jahren von einem Museum in eine Moschee umgewandelt. Nicht nur orthodoxe Christen, auch Papst Franziskus hatte 2015 gegen diese Umwandlung protestiert, allerdings vergeblich.

Bereits am Freitagfrüh hat Papst Leo in Istanbul auch den türkischen Oberrabbiner getroffen: ein Gespräch von ungefähr einer Viertelstunde. In der Türkei gibt es ungefähr 14.000 Menschen, die sich zum Judentum bekennen; die meisten von ihnen leben im Großraum von Istanbul.


Quelle: S v. Kempis, vaticannews

Freitag, 28. November 2025

Wie oft und wie lange noch?

Das ist die Frage, die sich nach der Schändung einer kleinen Kirche in Dannenrod/ Hessen stellt, nicht so sehr nach der Person des Täters, der verrät sich (mutmaßlich) durch seine Parolen und Schreibweise selbst. Stefan Frank berichtet für Achse des Guten.  Hier geht´s zum Original:  klicken 

Unter dem Titel

IM NAMEN VON „FREE PALESTINE“: ANSCHLAG AUF EINE HESSISCHE KIRCHE"

Das von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Bildmaterial zeigt, dass der Vandalismus offenbar politisch motiviert ist. „Jesus not white“, „He is Palästinänser [sic!]“, „Free Palestine“ und „Revolution“ lauten einige der Parolen. Die Christus-Figur wurde großflächig mit blauer Farbe beschmiert. (...)

Quelle: S. Frank, achgut.com

In Nicäa....

Ökumenisches Gebetstreffen in Iznik/ Nicäa 1700 Jahre nach dem Ökumenischen Konzil .Zum ersten mal seit über 100 Jahren erklang hier heute wieder die Griechische Sprache.

         

Papst Leo XIV: Begegnung mit dem Oberrabbiner der Türkei

Vaticannews berichtet über die heutige Begegnung Papst Leos XIV mit dem Oberrabbiner der Türkei in Istanbul. Hier geht´s zum Original:  klicken

         PAPST TRIFFT OBERRABBINER IN ISTANBUL

Während seiner ersten Auslandsreise in die Türkei (Türkiye) hat Leo XIV. in Istanbul auch hochrangige Vertreter der jüdischen Gemeinschaft des Landes getroffen.    

                 

                            Foto: @vaticanmedia

Das teilte das vatikanische Presseamt am Freitag Vormittag mit. Die Begegnung mit dem neuen türkischen Oberrabbiner David Sevi und seinen Begleitern in der Apostolischen Delegation der Stadt habe ungefähr eine Viertelstunde gedauert. Es sei u.a. darüber gesprochen worden, dass der Papstbesuch ein „Signal des Friedens und eine Stütze für alle Religionsgemeinschaften im Land“ sein möchte.

                                „Signal des Friedens“


In der Türkei leben nur noch ungefähr 14.500 Juden, die meisten von ihnen im Großraum Istanbul. Sie sind mehrheitlich Nachfahren der Juden, die Ende des 15. Jahrhunderts von der Iberischen Halbinsel vertrieben wurden, und bekennen sich in der Regel zum sephardischen Judentum."


Quelle: vaticannews

Päpstlicher Besuch

 in einem Alternheim der Kleinen Schwestern der Armen

               


              

Gebetstreffen

 in der Heilig-Geist-Kathedrale in Istanbul

             

Heute vor 930 Jahren...

am 27. November 1095 rief Papst Urban II beim Konzil von Clermont-Ferrand zum 1. Kreuzzug auf, um die Hl. Stätten aus der Hand der Muslime zu befreien. 

Donnerstag, 27. November 2025

Papst Leo XIV ist in Istanbul angekommen

Wie Stefan Stahlhofen für vaticannews berichtet, ist der Hl. Vate nach seinem Aufenthalt in Ankara  am späten Nachmittag in Istanbul angekommen. Das offzielle Programm beginnt dort erst morgen.    Hier geht´s zum Original:  klicken 

"PAPST LEO XIV IST IN ISTANBUL ANGEKOMMEN"

Papst Leo XIV. hat die letzte Etappe seines ersten Reisetags in die Türkei (Türkiye) erreicht: Am Donnerstagnachmittag kurz nach 16:30 Uhr MEZ reiste das katholische Kirchenoberhaupt vom Flughafen Ankara-Esenboğa mit dem Papstflieger nach Istanbul weiter. Dort landete Leo XIV. gegen 17:20 Uhr am Flughafen Istanbul-Atatürk. Öffentliche Programmpunkte gibt es erst am Freitag wieder.

In der türkischen Hauptsadt Ankara hatte Papst Leo XIV. zum Auftakt seiner Reise am Vormittag den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan getroffen und anschließend beim Treffen mit Behörden, Zivilgesellschaft und dem diplomatischen Corps seine erste Rede gehalten. Danach besuchte das katholische Kirchenoberhaupt den Leiter der Religionsbehörde Diyanet, Safi Arpagus, der von 2021 bis 2025 Mufti von Istanbul war. Nach dem privaten Gespräch begab sich Leo XIV. am Nachmittag im schwarzen Wagen zum Flughafen Ankara-Esenboğa. Dort verabschiedete der Papst die örtliche Delegation und stieg die Stufen zum Flieger hinauf. 

Die Ankunft am Flughafen Istanbul-Atatürk am Donnerstagabend erfolgte nur in privater Form - es gab aber ein kleines örtliches Empfangskomitte für Papst Leo und einen Blumenstrauß zur Begrüßung.

         @Vatican.media            

Anschließend begab sich der Papst im silbernen Wagen zum Abendessen in die Apostolische Nuntiatur. Weitere Termine waren am Donnerstag nicht vorgesehen. 

Das Papst-Programm am Freitag


Am Freitag (28.11.) trifft Papst Leo XIV. zunächst um 7.30 Uhr MEZ die örtlichen Vertreter der katholischen Kirche zu einem Gebetstreffen in der Heilig-Geist-Kathedrale in Istanbul. Dort hält er seine erste Ansprache für diesen Tag; beim anschließenden Besuch eines Altenheims der Kleinen Schwestern der Armen um 8.40 Uhr MEZ wird das katholische Kirchenoberhaupt ein Grußwort sprechen. Als privat ist das folgende Treffen mit dem türkischen Oberrabbiner deklariert. Um 12.15 Uhr MEZ will Papst Leo XIV. dann von Istanbul weiter nach Iznik reisen, um dort am ökumenischen Gebetstreffen in der Nähe der archäologischen Ausgrabungen der antiken Basilika St. Neophyt in Iznik/Nizäa teilzunehmen. Dieses Treffen, in Gedenken an das 1700. Jubiläum des Konzils von Nizäa, ist der offizielle Anlass der Türkei-Reise und einer der Höhepunkte des Papst-Programms. Beim ökumenischen Gebetstreffen wird Papst Leo XIV. eine Ansprache halten. Anschließend fliegt das katholische Kirchenoberhaupt per Hubschrauber zurück nach Istanbul. Dort will der Papst um 14:30 Uhr MEZ als letzten Programmpunkt am Freitag privat die Bischöfe der Apostolischen Delegation treffen.  

Seine erste Auslandsreise führt den am 8. Mai gewählten Papst vom 27. bis 30. November in die Türkei sowie anschließend bis zum 2. Dezember in den Libanon. In der Türkei steht die Reise unter dem Motto „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“ - es ist dem Epheser-Brief des hl. Paulus entnommen. Im Libanon lautet das Motto „Selig, die Frieden stiften“ (Seligpreisungen Jesu).


Quelle:S. Stahlhofen, vaticannews

Papst Leos XIV erste Rede in Ankara

 veröffentlicht von vaticannews. Hier geht´s zum Original: klicken

IM WORTLAUT: DIE ERSTE REDE PAPST LEOS IN ANKARA 
Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Leo XIV. an diesem Donnerstag im Präsidentenpalast von Ankara (Türkei) gehalten hat, in ihrer offiziellen deutschen Übersetzung.

Sehr geehrter Herr Präsident, geschätzte Autoritäten und Mitglieder des Diplomatischen Korps, meine Damen und Herren!

Herzlichen Dank für den freundlichen Empfang! Ich freue mich, die Apostolischen Reisen meines Pontifikats in Ihrem Land zu beginnen, da dieses Land untrennbar mit den Ursprüngen des Christentums verbunden ist und heute die Kinder Abrahams und die gesamte Menschheit zu einer Geschwisterlichkeit aufruft, die Unterschiede anerkennt und schätzt.

Die natürliche Schönheit Ihres Landes drängt uns, Gottes Schöpfung zu bewahren. Mehr noch, der kulturelle, künstlerische und spirituelle Reichtum der Orte, an denen Sie leben, erinnert uns daran, dass in der Begegnung zwischen unterschiedlichen Generationen, Traditionen und Ideen die großen Zivilisationen Gestalt annehmen, in denen Entwicklung und Weisheit zu einer Einheit zusammenfinden. Es ist wahr, unsere Welt hat Jahrhunderte voller Konflikte hinter sich, und um uns herum wird sie noch immer durch Ambitionen und Entscheidungen aus dem Gleichgewicht gebracht, die Gerechtigkeit und Frieden mit Füßen treten. Angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen, stellt es ein Geschenk und eine Verantwortung dar, ein Volk mit einer großen Vergangenheit zu sein.

„Eine Gesellschaft ist dann lebendig, wenn sie plural ist: Es sind die Brücken zwischen ihren verschiedenen Seelen, die sie zu einer Zivilgesellschaft machen“

Das Bild der Brücke über die Meerenge der Dardanellen, das als Symbol für meine Reise gewählt habe, verdeutlicht sehr gut die besondere Rolle Ihres Landes. Sie nehmen einen wichtigen Platz in der Gegenwart und Zukunft des Mittelmeerraums und der ganzen Welt ein, vor allem, weil Sie Ihre inneren Unterschiede zur Geltung kommen lassen. Bevor sie Asien und Europa, den Osten und den Westen verbindet, verbindet diese Brücke die Türkei mit sich selbst, sie verbindet ihre Teile und macht sie sozusagen von innen heraus zu einem Begegnungsort verschiedener Empfindungsweisen, deren Vereinheitlichung eine Verarmung darstellen würde. Eine Gesellschaft ist nämlich dann lebendig, wenn sie plural ist: Es sind die Brücken zwischen ihren verschiedenen Seelen, die sie zu einer Zivilgesellschaft machen. Heute sind die menschlichen Gemeinschaften zunehmend polarisiert und durch extreme Positionen gespalten, die sie zersplittern lassen.

Ich möchte Ihnen versichern, dass auch die Christen, die Teil der türkischen Identität sind und diese empfinden, positiv zur Einheit Ihres Landes beitragen wollen. Diese Identität wurde von Johannes XXIII. sehr geschätzt, der Ihnen wegen seiner tiefen Freundschaft, die ihn stets mit Ihrem Volk verband, als „türkischer Papst” in Erinnerung ist. Er, der von 1935 bis 1945 Administrator des Lateinischen Vikariats von Istanbul und Apostolischer Delegat in der Türkei und in Griechenland war, setzte sich intensiv dafür ein, dass die Katholiken sich vom Aufbau Ihrer neuen Republik nicht fernhielten. »Seht«, schrieb er in jenen Jahren, »wir lateinischen Katholiken von Istanbul und Katholiken anderer Riten, des armenischen, griechischen, chaldäischen, syrischen etc., sind hier eine bescheidene Minderheit, die an der Oberfläche einer weiten Welt lebt, mit der wir nur Kontakte äußerlicher Art haben. Wir möchten uns von denen unterscheiden, die nicht unseren Glauben bekennen: orthodoxe Brüder, Protestanten, Israeliten, Muslime, Gläubige oder Ungläubige anderer Religionen […]. Es erscheint folgerichtig, dass sich jeder um sich selbst, um seine familiäre oder nationale Tradition kümmert und sich dabei innerhalb des begrenzten Kreises seiner eigenen Gemeinschaft bewegt. […] Meine lieben Brüder und Kinder: Ich muss euch sagen, dass dies im Licht des Evangeliums und des katholischen Prinzips eine falsche Logik ist.«[1] Seitdem wurden zweifellos große Fortschritte innerhalb der Kirche und in Ihrer Gesellschaft gemacht, aber diese Worte verbreiten immer noch viel Licht und regen weiterhin zu einer dem Evangelium gemäßen und wahrhaftigeren Logik an, die Papst Franziskus als „Kultur der Begegnung” bezeichnet hat.

„Gerechtigkeit und Barmherzigkeit trotzen dem Gesetz der Gewalt“


Vom Zentrum des Mittelmeerraums aus stellte mein verehrter Vorgänger der „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ die Aufforderung entgegen, den Schmerz anderer zu spüren und auf den Schrei der Armen und der Erde zu hören, und regte so zu einem mitfühlenden Handeln an, das den einzigen Gott widerspiegelt, der gnädig und barmherzig ist, »langmütig und reich an Huld« (Ps 103,8). Das Bild der großen Brücke ist auch in diesem Sinne hilfreich. Gott hat mit seiner Offenbarung eine Brücke zwischen Himmel und Erde geschlagen: Er hat dies getan, damit sich unser Herz wandelt und seinem Herzen ähnlich wird. Es ist eine großartige Hängebrücke, die fast die Gesetze der Physik herausfordert: So ist die Liebe, die über ihre vertraute und private Dimension hinaus auch eine sichtbare und öffentliche Dimension hat.


Gerechtigkeit und Barmherzigkeit trotzen dem Gesetz der Gewalt und wagen es, Mitgefühl und Solidarität als Kriterien für Entwicklung einzufordern. Deshalb ist es in einer Gesellschaft wie der türkischen, in der die Religion eine sichtbare Rolle spielt, von grundlegender Bedeutung, die Würde und Freiheit aller Kinder Gottes zu achten: von Männern und Frauen, Landsleuten und Ausländern, Armen und Reichen. Wir alle sind Kinder Gottes, und das hat persönliche, soziale und politische Konsequenzen. Wer ein dem Willen Gottes ergebenes Herz hat, wird sich immer für das Gemeinwohl und die Achtung aller einsetzen. Dies ist heute eine große Herausforderung, die der lokalen Politik und den internationalen Beziehungen neue Form geben muss, insbesondere angesichts einer technologischen Entwicklung, die andernfalls die Ungerechtigkeiten verstärken könnte, anstatt zu ihrer Beseitigung beizutragen. Selbst künstliche Intelligenzen reproduzieren unsere Vorlieben und beschleunigen Prozesse, die, genau betrachtet, nicht von Maschinen, sondern von der Menschheit selbst in Gang gesetzt wurden. Arbeiten wir daher gemeinsam daran, den Kurs der Entwicklung zu ändern und die Schäden zu beheben, die der Einheit der Menschheitsfamilie bereits zugefügt wurden.


„Insbesondere die Frauen stellen sich durch ihr Studium und ihre aktive Teilnahme am beruflichen, kulturellen und politischen Leben zunehmend in den Dienst des Landes und seines positiven Einflusses auf internationaler Ebene“


Meine Damen und Herren, ich habe von der „Menschheitsfamilie“ gesprochen. Es handelt sich um eine Metapher, die uns dazu einlädt, eine Verbindung – ebenfalls wieder eine Brücke – zwischen dem Schicksal aller und der Erfahrung jedes Einzelnen herzustellen. Für jeden von uns war die Familie nämlich die erste Einheit des Soziallebens, in der wir erfahren haben, dass es ohne den anderen kein „Ich“ gibt. Mehr als in anderen Ländern ist die Familie in der türkischen Kultur von großer Bedeutung, und es mangelt nicht an Initiativen, um ihre zentrale Rolle zu unterstützen. In ihr reifen nämlich Einstellungen heran, die für das zivile Zusammenleben unerlässlich sind, sowie eine erste, grundlegende Sensibilität für das Gemeinwohl. Natürlich kann sich jede Familie auch in sich selbst verschließen, Feindschaften pflegen oder einzelne Mitglieder daran hindern, sich zu äußern, bis hin zur Behinderung der Entfaltung ihrer Talente. Doch weder eine individualistische Kultur noch die Geringschätzung von Ehe und Fruchtbarkeit bieten den Menschen mehr Lebensmöglichkeiten und Glück.


Auf diese Täuschung der Konsumwirtschaft, in der Einsamkeit zu einem Geschäft wird, sollte man mit einer Kultur reagieren, in der Zuneigung und Bindungen einen hohen Stellenwert haben. Nur gemeinsam werden wir wirklich wir selbst. Nur in der Liebe wird unser Inneres tief und unsere Identität stark. Wer die grundlegenden Bindungen geringschätzt und nicht lernt, auch ihre Grenzen und ihre Zerbrechlichkeit zu akzeptieren, wird leichter intolerant und unfähig, mit einer komplexen Welt zu interagieren. Im Familienleben kommen nämlich der Wert der ehelichen Liebe und der Beitrag der Frau ganz besonders zum Ausdruck. Insbesondere die Frauen stellen sich durch ihr Studium und ihre aktive Teilnahme am beruflichen, kulturellen und politischen Leben zunehmend in den Dienst des Landes und seines positiven Einflusses auf internationaler Ebene. Daher sind die in diesem Sinne wichtigen Initiativen zur Unterstützung der Familie und des Beitrags der Frau zur vollen Entfaltung des sozialen Lebens sehr zu schätzen.


„Möge die Türkei ein Faktor der Stabilität und der Annäherung zwischen den Völkern sein, im Dienste eines gerechten und dauerhaften Friedens“


Herr Präsident, möge die Türkei ein Faktor der Stabilität und der Annäherung zwischen den Völkern sein, im Dienste eines gerechten und dauerhaften Friedens. Die Besuche von vier Päpsten in der Türkei – Paul VI. im Jahr 1967, Johannes Paul II. im Jahr 1979, Benedikt XVI. im Jahr 2006 und Franziskus im Jahr 2014 – zeugen davon, dass der Heilige Stuhl nicht nur gute Beziehungen zur Republik Türkei unterhält, sondern auch daran interessiert ist, gemeinsam mit diesem Land, das eine Brücke zwischen Ost und West, zwischen Asien und Europa und einen Kreuzungspunkt der Kulturen und Religionen darstellt, an einer besseren Welt mitzuwirken. Der Anlass dieser Reise, der 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa, steht ganz im Zeichen der Begegnung und des Dialogs, ebenso wie die Tatsache, dass die ersten acht ökumenischen Konzilien auf dem Gebiet der heutigen Türkei stattfanden.


Heute brauchen wir mehr denn je Persönlichkeiten, die den Dialog fördern und ihn mit fester Entschlossenheit und geduldiger Beharrlichkeit praktizieren. Nach der Zeit des Aufbaus der großen internationalen Organisationen, die auf die Tragödien der beiden Weltkriege folgte, durchleben wir derzeit eine Phase starker globaler Konflikte, in der Strategien der wirtschaftlichen und militärischen Macht vorherrschen und das schüren, was Papst Franziskus als „Dritten Weltkrieg in Stücken“ bezeichnet hat. Wir dürfen dieser Entwicklung auf keinen Fall nachgeben! Es geht um die Zukunft der Menschheit. Denn die Energien und Ressourcen, die diese destruktive Dynamik verschlingt, fehlen dann für die wahren Herausforderungen, denen sich die Menschheitsfamilie heute gemeinsam stellen sollte, nämlich dem Frieden, dem Kampf gegen Hunger und Elend, der Gesundheit und Bildung sowie dem Schutz der Schöpfung.


Der Heilige Stuhl möchte mit seiner einzigen Kraft, nämlich der geistlichen und moralischen, mit allen Nationen zusammenarbeiten, denen die ganzheitliche Entwicklung aller Menschen, aller Männer und Frauen, am Herzen liegt. Lassen Sie uns also gemeinsam in Wahrheit und Freundschaft weitergehen und demütig auf Gottes Hilfe vertrauen."


Quelle: vaticannews

Begrüßungszeremonie

           in Ankara

             

An Bord mit dem Papst

 Salvatore Cernuzio berichtet bei vaticannews über die Flugreise mit dem Hl. Vater nach Ankara   Hier geht´s zum Original: klicken

"ÜBER ALLE UNTERSCHIEDE HINWEG". PAPST LEO XIV IM FLIEGER IN DIE TÜRKEI

"Zwei Minuten vor acht Uhr hob am Mittwoch, dem 27. November 2025, der Airbus 320neo von ITA Airways vom Flughafen Fiumicino ab. An Bord: Papst Leo XIV. auf dem Weg in die Türkei (Türkiye) – dem ersten Ziel seiner ersten Apostolischen Reise. Begleitet wird er von 81 Journalisten, Kameraleuten und Fotografen internationaler Medien.

An Bord herrschte eine gelöste Stimmung. Leo XIV. sprach die Journalisten auf Englisch an: „An die Amerikaner hier: Happy Thanksgiving! Es ist ein wunderschöner Tag, um es zu feiern, und ich möchte damit beginnen, jedem von Ihnen für den Dienst zu danken, den Sie dem Vatikan, dem Heiligen Stuhl und meiner Person, aber auch der ganzen Welt erweisen.“

Frieden, Einheit und 1.700 Jahre Nizäa

Die Botschaft des Papstes, die er zwanzig Minuten nach dem Start an die Journalisten richtete, war klar und wiederholte sich mehrfach: „Frieden“.

„Diese Reise in die Türkei und den Libanon hat zuallererst eine Bedeutung der Einheit, da wir die 1.700 Jahre des Konzils von Nizäa feiern“, betonte der Pontifex. Er habe sich diese Reise sehr gewünscht, nicht nur wegen der Bedeutung für alle Christen, sondern auch als „große Botschaft an die ganze Welt“.

Der Papst äußerte die Hoffnung, dass seine Präsenz und die der Gläubigen in der Türkei und im Libanon dazu dienen möge, zu proklamieren, „wie wichtig der Friede in der ganzen Welt ist“. Er rief zur Geschwisterlichkeit auf: „Trotz aller Unterschiede, jenseits der verschiedenen Religionen, der verschiedenen Glaubensbekenntnisse, sind wir alle Brüder und Schwestern, und wir hoffen, Frieden und Einheit in der ganzen Welt zu fördern.“

Die amerikanische Note und das „Herz Lateinamerikas“

Die erfahrene mexikanische Vatikanistin Valentina Alarzraki begrüßte den Papst im Namen der Pressemeute. In Anspielung auf seinen Vorgänger, Papst Franziskus, der Journalisten in Buenos Aires angeblich nicht mochte, scherzte sie: „Zu seinem Vorgänger habe ich bei der ersten Reise gesagt: Willkommen im Löwenkäfig! Jetzt sind Sie der Löwe! Also willkommen!“

Alarzraki überreichte dem Pontifex eine Ikone der Jungfrau von Guadalupe: „Für einen Papst aus Nordamerika, aber mit einem Herz Lateinamerikas“, so die Journalistin.

Bei seinem anschließenden Gang durch die Reihen, bei dem er traditionell jeden Journalisten einzeln begrüßte, empfing Papst Leo XIV. zahlreiche Geschenke, die seine Chicagoer und amerikanische Herkunft widerspiegelten: Eine „Pumpkin Pie“ (Kürbiskuchen), die typische Süßspeise zum Thanksgiving-Fest; diverse Gadgets der White Sox, seines bevorzugten Baseballteams, darunter ein Paar Socken und Badelatschen mit dem Team-Logo.  Einer algerischen Journalistin vertraute der Papst seinen Wunsch an, Algerien besuchen zu wollen. Auf die Frage, wann er Spanien besuchen werde, antwortete er nur: „Mal sehen!“

Die Reise führt Papst Leo XIV. zuerst nach Ankara, dann nach Istanbul und am Freitag nach Iznik (Nizäa) zum ökumenischen Gedenken an das 1.700-jährige Konzil. Ab Sonntag, dem 30. November, wird der Papst im Libanon erwartet, um die vom Krieg zerrissene Bevölkerung zu trösten und um den Frieden im Nahen Osten zu bitten.".

Quelle:S. Cernuzio, vaticannews