Mittwoch, 21. März 2012

Das Parfum

Ein Fortsetzungsroman von Cinderella und Damasus

Es ist schon spät. Ganz München schläft.  Ganz München? In der Hultschiner Straße in Zamdorf sitzt der diensthabende Praktikant der SZ vor seinem Bildschirm und wacht.
Da- zuerst will er seinen Augen nicht trauen. Was er dort in seiner Auslandspresseschau als verborgene, kleine, nach außen bescheidene Meldung aus dem Vatikanumfeld liest, konnte eine Nachricht von äußerster Brisanz sein.
Aber der Chef, so nannten alle Heribert P., hatte sie ja gewarnt.
Trauen konnte man nur dem Wir-wären-gerne-Kirche-Zweig, den Memorandisten und den angenehm servil dem Zeitgeist unterworfenen, protestantisierten Los-von-Rom-Kirchenvertretern in Deutschland.
Den Romtreuen, noch mehr den im Vatikan Tätigen musste man mit äußerstem Misstrauen begegnen, das hatte schon Dan Brown genau erkannt, als er in seinen nach eigenen Angaben gut recherchierten Büchern einige der Verschwörungen im Kirchenstaat aufdeckte.
Apokalypse im wahren Wortsinn.
Nicht umsonst sind seine Bücher als Nachschlagewerke in der Redaktion unentbehrlich.
Da schweifen die Gedanken des Praktikanten etwas ab und er wünscht sich für einen Moment, auch einmal so gründlich recherchieren zu dürfen wie Kirchenhistoriker D.Brown, wenn der Chef ihm den Auftrag erteilt, einen Artikel zu schreiben.
Nach einem kleinen, bedauernden Seufzer kehrt er zu seinem Bildschirm zurück, da war sie - seine Gelegenheit nach journalistischem Ruhm und Lorbeer zu greifen.
In einer  kleinen Notiz liest er, der Papst habe bei einer italienischen Parfümeurin einen Duft bestellt - angeblich für sich.
Ja, das mochte glauben, wer wollte. Ihn konnte man mit derlei Jesuitenfinten nicht überlisten.
Er wusste genug über den Geruchssinn, das Limbische System, den Einfluß von Düften auf die diversen Gehirnfunktionen, um zu erkennen, hier war womöglich ein chemischer Großangriff auf die vom Glauben Abgefallenen, die Neuheiden und HU-Anhänger geplant und er-  er würde die Welt darüber ins Bild setzen.
Sofort erinnert er sich, dass es vor Jahren eine sehr erfolgreiche Roman"biographie" eines Parfümeurs  aus dem 18. Jahrhundert, der mit einem Superduft alle Menschen für sich gewinnen konnte, gegeben hatte.
Gelesen hatte er das Buch nicht - aber die Verfilmung hat ihn begeistert. Was wäre, wenn der Papst einen Grenouille-ähnlichen Parfümeur aufgetan und gar kein Parfum für sich selbst bestellt, sondern den ultimativen Superduft in Auftrag gegeben hätte, der ihn, den Papst, in die Lage versetzte, die ganze Welt für die Katholische Kirche zu begeistern?
Nun packt ihn der Schreck, was war als Erstes zu tun?
Zuerst das Praktische denkt er: hatten sie Gasmasken, eine Notfallausrüstung?
Aufgeregt fingert er sein Handy aus der Tasche und findet seinen Chefredakteur schließlich.
Der sitzt nicht etwa im trauten Heim sondern in trauter Runde im Büro des Oberbürgermeisters und läßt sich von Nochamtsinhaber U. diktieren, was in der SZ über den Wahlkampf in Bayern in Allgemeinen und über ihn als Kandidaten im Speziellen geschrieben werden soll.
Es ist sogar das Wort "Messias" gefallen. Wer´s nicht glauben mag: schaue hier:
Heribert P. muß sehr lange über die Vermutung des Praktikanten nachdenken. Nach einer schlaflosen Nacht erteilt er den Auftrag, einen Parfümexperten zu  befragen.  Der ist auch schnell gefunden, ein Herr Lehmann (Ähnlichkeit rein zufällig) aus Berlin gibt gern  Auskunft darüber, was für ein Parfüm zum Papst passen würde.
Alles Tarnung denkt Heribert P. und schaut seitdem zitternd nach Rom.
Was wird demnächst von dort kommen? Vielleicht ein Brief, dem eine Probe beiliegt, die ihn sofort in heißer Liebe zur Kirche entbrennen läßt?

1 Kommentar:

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