Dienstag, 10. März 2015

Kardinal Kasper gibt ein Interview, Ettore Tedeschi hat einiges dazu zu sagen.

Kardinal Kasper gibt ein Interview? Ja, wirklich.  Und- er spricht dabei nicht über das Leitmotiv -das seine sonstigen Äußerungen so monoton durchzieht: die Kommunion für...- den Rest  kann ich mir sparen- nein er spricht über die Finanzen des Vaticans im Allgemeinen und über ihre Transparenz im Besonderen.
Da nun kommt Ettore Tedeschi ins Bild, anders als der schwäbische Purpurträger Fachmann auf dem Gebiet, Ex-Chef der IOR- der auf äußerst merkwürdige und intrigante Weise aus dem Amt gemobbt wurde, ins Bild und hat einige Korrekturen anzubringen. Das hat er bei La Nuova Bussola Quotidiana getan.
Hier geht´ s zum Original:  klicken

 Am 8. März hat Kardinal Kasper der Tageszeitung Repubblicca ein langes Interview über die Finanztransparenz gegeben. Insbesondere über die Vatican-Finanzen- und zwar unter dem vielsagenden Titel
"Schluss mit den Skandalen, heute hat die Kirche keine Angst mehr vor der Transparenz"
Dieser Titel zitiert die Worte des Kardinals.
Wir veröffentlichen hier die Antwort des Ex-Präsidenten der IOR, EttoreTedeschi. 
                 
                "TRANSPARENZ DIE PRAXIS LEITE NICHT DIE DOKTRIN!"

"Ich möchte betonen, dass allein die Behauptung "hat keine Angst mehr" nicht richtig ist. Ich möchte bezeugen, daß Benedikt XVI niemals Angst vor der Transparenz hatte, und daß er mit den Instruktionen, die er mir (im September 2010) persönlich zu dem, was zu tun sei - gegeben hat, glasklar war: "Wir müssen vorbildlich sein".
Dann fährt Kardinal Kasper im Interview - immer noch auf die Transparenz bezogen - fort: "Das ist nicht nur wichtig, sondern es ist auch ein entscheidender Schritt, weil man sonst nicht glaubwürdig ist." Exakt.
Die Kirche und der Papst - als moralische Autoritäten - lehren nicht, wie man die Armut besiegt sondern, wie man das ewige Leben gewinnt, indem sie der ganzen Welt, auch den Nichtkatholiken, erklären, was Gut und was Böse ist.
Aber um gehört zu werden und glaubwürdig zu sein, muß man das, was man lehrt, auch leben. Es genügt nicht, es zu erklären, man muß es zeigen.

Ich habe den Gedanken Seiner Eminenz außerordentlich zustimmungsfähig gefunden, daß die Transparenz "ein Schlüsselelement ist, wenn man hier so leben will und nicht anderswo." Exakt.
Diesen Gedanken habe ich in vielen an die Oberen (der Kurie) gerichteten Dokumenten geschrieben.
Aber es war schwer - sagen wir aus "kulturellen" Gründen - vielen dabei zu helfen, die Notwendigkeit zu erkennen, auf eine autonome Souveränität zu verzichten und Informationen mit kirchenfeindlichen "Ambientes" zu teilen, besonders mit den "Verfolgern" der Kirche. Ich möchte Kardinal Kasper lächeln machen, indem ich eine beipielhafte kleine Geschichte erzähle, die ich besonders während meiner Vatican-Zeit benutzt habe, um den Ausdruck "Verfolgung" zu erklären: "Wenn ein Auto mit dem Kennzeichen CdV auf italienischem Staatsgebiet bei Rot über die Kreuzung fährt und von einem Polizeibeamten angehalten wird, der den Fahrer mit einer Geldbuße belegt, ist das dann eine Verfolgung des Vaticans?
Offensichtlich nicht. Bei Rot über die Kreuzung zu fahren drückt lediglich die Mißachtung oder Unkenntnis der Straßenverkehrsordnung aus und gefährdet die Fahrzeuge, die - bei grün - fahren, aber besonders den Fahrer und die Passagiere des Autos mit dem Kennzeichen Cittá del Vaticano.

Wann wäre es nützlich, sich an diese kleine Geschichte im Hinblick auf finanzielle Transparenz zu erinnern?
Tatsächlich wurden nach dem Terrorattentat gegen die Zwillingstürme vom 11. September 2001- (um den Terrorismus zu bekämpfen) neue, restriktivere Normen zur Geldwäsche aufgestellt, diese wurden dann sukzessive von den Staaten, die die Werte der Freiheit und deshalb der Transparenz teilen, übernommen.
So haben dann die Zentralbanken Prozeduren formuliert, die für die in den jeweiligen Ländern operierenden Banksysteme geeignet waren.
Bereits 2008 war klar, daß die sogenannten "Finanzparadiese" abgeschafft werden würden - unschuldig oder schuldig.
Aber Benedikt XVI wollte einen exemplarischen Heiligen Stuhl, ein Beispiel für andere Länder. Deshalb bat er um ein exemplarisches Gesetz, exemplarische Durchführungsverordnungen und ein internes Kontrollsystem. Das wurde vom Papst durch das Motu Proprio vom 31.12.2010 realisiert und autorisiert. (Hier geht´s zur englischen Textversion des Motu Proprio  klicken )  

"Um urteilen zu können, muß man kennen" bekräfigt der Kardinal Kasper.Wie sollte man auch nicht noch heute darunter leiden, was dann nicht passiert ist? Personen und Ereignisse sind Objekt von Beurteilung und Verureilung ohne Kenntnis aller Tatsachen, ohne Suche nach der Wahrheit um so Gerechtigkeit zu schaffen. Aber Kardinal Kasper zeigt daß er dagegen gute Kenntnisse hat und kompetent ist, - sehr wichtige Dinge - wenn er sagt: " Seit 10, 20 Jahren kommt von den Banken eine größere Hinwendung zur Transparenz" Absolut wahr.
Aber denkt SE , daß dieser Hinwendung Folge geleistet wird? Besonders als viele Banken die Konten der IOR eingefroren haben, wurden sie der Nichteinhaltung bezichtigt und wer die Rechtmäßigkeit dieser Hinwendung unterstützte, wurde als Feind betrachtet, Es ist auch wahr, daß die Transparenz der Vatican-Finanzen wichtig ist, um für die Armen handeln zu können. Deshalb bin ich überzeugt, daß Papst Franziskus immer sehr sensibel dabei, sie auf "exemplarische Weise" zu verwirklichen, ist und sein wird.

Ich möchte noch eine Schlussbemerkung machen und meine Zustimmung zu Kardinal Kasper mit einer herzlichen aber angemessenen Warnung vor einer theologisch-finanziellen Analogie verbinden.
Wenn Kardinal Kasper sich auf Themen, die bei der Familiensnode behandelt wurden, bezog,  hat er immer zwischen der "Doktrin" (bindend) und der Praxis (erneuerbar) unterschieden.
Auf die Materie der finanziellen Transparenz bezogen - auch beziehe mich da auf die oben behandelten Themen - würde die selbe Unterscheidung so klingen:
"Die Transparenz und ihre Prinzipien sind bindend. Man kann sie nicht anrühren." Aber um die Zweifel und Risiken einer Analogie zur Doktrin-Praxis (wie bei den für die Familiensynode vorgesehenen Themen) zu vermeiden, wäre es gut, klar zu machen, daß die finanzielle Transparenz, ihre Durchsetzung (ihre Praxis), also die Gesetze, Durchführungsverordnungen und Kontrolle, nicht dem Risiko ausgesetzt werden dürfen, den Zeiten und Kulturen angepaßt und angeglichen zu  werden.
Ich muß zugeben, daß ich Doktrin und Praxis nicht für erfolgreich trennbar halte, weder in der Theologie noch bei der finanziellen Transparenz (das sage ich aus Erfahrung: wenn sich das Verhalten der Menschen nicht an Werten und Idealen orientiert,  endet es damit, daß sich Werte und Ideale am Verhalten messen. Das heißt: die erneuerbare Praxis riskiert die unveränderliche Doktrin zu beeinflussen). Gefährdet wäre die wünschenswerte Exemplarität und daraus folgend - die Glaubwürdigkeit des Papstes und der Kirche.
Von denen ich sehr viel halte."
Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, E.Tedeschi

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