"EINE GEWISSENSBEFRAGUNG, DIE DER WESTEN NOCH MACHEN MUSS"
"Die Pariser Tragödie sollte in uns weder Erstaunen noch Überraschung auslösen, sicher unendlichen Schmerz, Mitleid und Nähe für die Opfer, aber nicht Erstaunen und Überraschung.
Daß etwas Schwerwiegendes in Europa geschehen könnte - auch Italien ist ein sensibles Ziel - ist seit Zeiten offensichtlich, betrachtet man die immer stärker und präziser werdenden Drohungen.
Jetzt aber verlangt das tragische Geschehen - vor allen Strategien oder dem Appell von Präsident Hollande - der, Frankreich schluchzend zum Widerstand aufruft - daß dieser Westen, laizistisch oder katholisch - das, was passiert ist als Denkanstoß für ein Überdenken nimmt, das es bisher noch nicht gegeben hat, weder nach jenem makrabren 11. September 2001, noch nach den anderen regelmäßig und zwanghaft angerichteten Blutbädern. "Wir müssen unser Urteil ausgewogen halten"sagte Guissani nach dem Angriff auf die Zwillingstürme - und es in diesem großen und schweren Augenblick mit allem, was ihnen folgte abgleichen. Wir müssen dieses Urteil zuerst gegenüber uns selbst wiederholen.
Aus diesem Blickwinkel glaube ich, bekräftigen zu können, daß man in diesem Westen vor dem Christentum nicht größere Angst haben darf, als vor ISIS, wie es in so vielen post-ideologischen Kulturen der Fall ist. Ebenso kann man die eigene, verständliche Angst nicht als zivile Tugend durchgehen lassen und in stiller Mitwisserschaft als Ausdruck einer weisen Strategie. Man kann -darüber hinaus - angesichts einer Drohung, die weder Respekt vor Personen noch vor Kindern, weder vor Frauen noch vor der Kultur hat - ich denke an die schreckliche Zerstörung der archäologischen Stätten als Beispielen von Größe (Grandezza) - nicht nur auf einen einseitigen Dialog setzen, von Seiten des Westens dauernd erneuert - gegenüber jemandem, der keinerlei Willen, Plan noch Bereitschaft zum Dialog zeigt.
Angesichts der entsetzlichen Dinge, die passieren, "unmenschlich", "Teil eines dritten Weltkrieges" - sagte Papst Franziskus - ausgelöst durch diesen radikalen Islam, außer Kontrolle, dessen zahlenmäßige Größenordnung wir nicht kennen und ebenso wenig die heimlichen Verbindungen zwischen seinen Führungsspitzen und der Politik des Mittleren Ostens, sind die Worte Dialog, Öffnung, Begegnung und viele andere in Gefahr, ihren Sinn zu verlieren und nur leere Worthülsen zu werden, weil das "Herz des Menschen ein Abgrund ist, aus dem manchmal ungesehene Grausamkeit aufsteigt, fähig mit einer Tat das friedliche und fleißige Leben eines Volkes zu zerstören" (Hl. Johannes Paul II)
Deshalb erfordert die Situation heute ein intensives Überdenken, sei es von Seiten der Laikalen, sei es von Seiten der Christen, ohne die auszuschließen, die Recht sprechen, damit vermieden wird, jene leicht auf freien Fuß zu setzen, die mehr oder weniger mit dem Terrorismus verbunden sind, die durch unsere Gefängnisse hindurchgegangen sind - nicht länger als einen Tag - und dann entlassen wurden, mit der Auflage sich in Italien zu verteilen, oder in ihre Länder zurück zu kehren. Ich hoffe, daß alle ihr Gewissen ernsthaft befragt haben und alle den Mut haben, auch die äußersten Konsequenzen zu tragen, weil es besser ist mit einem klaren Standpunkt gegenüber der Geschichte und sich selbst zu sterben, als dieses Drama im eigenen Gewissen ungelöst zu lassen, wenn jedenfalls der Glaube für die Katholiken mehr wert ist als das Leben, dann ist es für die Laikalen das Gewissen."
Bitten wir die Madonna delle Grazie, daß sie uns unerschütterlich in der Hoffnung erhält und uns immer an die letzte Definition der Wirklichkeit erinnert und daß diese positiv ist.
Luigi Negri, La Nuova Bussola Quotidiana
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