Mittwoch, 3. Februar 2016

China: Päpstliche Realpolitik. Kein Wort zu Menschenrechten, kein Wort über die verfolgten Christen, kein Wort nirgends.

Wie es aussieht, betrachtet man sich im Vatican jetzt zuerst als Globalplayer auf der politischen Bühne, und ein verhinderter Politiker sieht seine Stunde zur ungehemmten Verwirklichung seiner Visionen gekommen.
Sandro Magister kommentiert bei settimo cielo L´Espresso die Neujahrswünsche des Papstes an Peking.
Hier geht´s zum Original:   klicken

"DAS BEJUBELTE "GUTE NEUE JAHR" DES PAPSTES FÜR CHINA, WÄHREND IN HONG KONG ...."

"Das Interview, das Papst Franziskus der online-Zeitung Asia Times gegeben hat, ist ein hervorragendes Beispiel für eine bis ins Extrem getriebene Realpolitik.
Das ist es, wegen seiner mit dem Interviewer abgestimmten- totalen Stille zu Fragen von Religion und Freiheit.
Das ist es, wegen seiner zügellos-absoluten Worte zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Chinas, mit der Aufforderung, gegenüber sich selbst barmherzig zu sein und - nach dem was gewesen ist, den eigenen Weg zu akzeptieren-wie "Wasser, das fließt"  und alles reinigt, auch jene Millionen von Opfern die der Papst nie nennt- nicht einmal verdeckt,.
Weil es vollkommen verschieden von dem Porträt des heutigen Chinas ist, das vor wenigen Tagen der Missionar und Sinologe Pater Gianni Criveller Asia News zugeschickt hat, "Eierkopf" des "Holy-Spirit-Centers" in Hong Kong, der Beobachtungsstation für die chinesische Realität ersten Ranges. Pater Criveller war bereits vor 10 Jahren Autor eines außerordentlichen Interviews, das noch heute unglaublich aktuell ist "Erst die Freiheit dann die Diplomatie" klicken

Hier die Wiedergabe eines Artikels von Pater Criveller aus Hong Kong - einem Hauptort für das Verstehen dessen, was sich heute wirklich in diesem großen Land abspielt.  klicken

"HONG KONGS ENDE KAM 32  JAHRE ZU FRÜH"
von Gianni Criveller

"Das Verschwinden von Lee Bo und vier anderen Personen, die an der Veröffentlichung eines kritischen Buches über Chinas Kommunisten beteiligt waren, untergräbt die Oase des Friedens, die das Gebiet einst war. Überwachung, Angst und Selbstzensur nehmen zu.
"Forscher" machen "seltsame" Besuche bei Aktivisten und fremden Missionaren. Während Hong Kong als kulturelle Wüste beschrieben wird, sieht man auf dem Festland eine gewaltsame Unterdrückung  von Rechtsanwälten, Protestanten, Katholiken, Uigurischen Muslimen, und Tibetischen Buddhisten. Wie Jerzy Popieluszko, ist Father Wei Heping ein Märtyrer. Freiheit wird es in Hong Kong nicht mehr geben, es sei denn sie kommt aus China.

Es ist das Ende Hong Kongs. Hong Kong, wie wir es kannten. Das, in dem wir gelebt haben, gibt es nicht mehr. "Hong Kong ein Land- zwei Systeme"  sollte 50 Jahre bestehen, statt dessen hat es nur 18 Jahre überdauert. Sein Todesdatum ist der 30. Dezember 2015, 18:00.

An dem Tag sahen Zeugen, wie einige Männer den Verleger Lee Bo in einen Van zwangen. Seither hat man nichts mehr von ihm gehört, außer seiner verzweifelten Frau, die einen Telefonanruf von ihm bekam, bei dem er - für ihn sehr ungewöhnlich - Mandarin sprach und sagte, er sei in China, um den Behörden bei einer Untersuchung zu helfen. Im Oktober verschwanden 3 weitere Personen während sie in China waren. Eine vierte, auch aus einem kleinen Hong Konger Verlagshaus, verschwand in Thailand.



5 Hong Konger Verleger lösten sich in Luft auf wie zu schlimmsten Zeiten des Faschismus, Kommunismus oder von Militärregimes. Was sie alle gemeinsam hatten, war, daß sie die Chinesische Kommunistische Partei kritisierten, in Büchern die Festlands-Chinesen aufschnappten, als sie Hong Kong besuchten. Außerdem bereiteten sie ein kritisches Buch über den Chinesischen Präsidenten Xi Jinping vor- mit einigen aufregenden Details aus seinem Privatleben.
Ich habe früher oft geschrieben daß es keine Demokratie in Hong Kong gibt, aber es gab wenigstens Freiheit. Das kann man jetzt nicht mehr sagen, Bewohner Hong Kongs sind bereits früher aus politischen Gründen verhaftet worden, wenn sie nach China reisten. Jedoch reichten die Chinesischen Geheimdienstoperationen niemals bis nach Hong Kong.

Als demokratiefreundlicher Führer wies Lee Cheuk-yan zu Recht darauf hin, das die Entführung Lee Bos für die Menschen in Hong Kong der schlimmste Albtraum ist: sich in Luft auflösen, d.h. in den Händen chinesischer Offizieller zu sein. 
Die Menschen haben sich in Hong Kong immer sicher gefühlt. Nicht länger.
Nach Polizeiquellen gibt es keine Polizeiakte, die darauf hinweist, daß Lee Bo das Land verlassen hat. Die Regierung von Hong Kong sagte, sie wisse nichts darüber. Ich neige dazu zu glauben, daß das nichts bedeutet. Geheimagenten bitten nicht um Erlaubnis und bedienen sich nicht legaler Prozeduren, um gegen Dissidenten vorzugehen, 
Chinesische Offizielle schweigen. Oder eher - sie haben immerhin zugegeben, daß Lee Bo - trotz seines britischen Passes - immer noch Chinese sei. Das ist eine ungewöhnliche Art Internationales Recht zu interpretieren.

Die Folgen dieses mysteriösen Kidnappings waren verheerend. Bücher, die das Chinesische Regime kritisieren,  wurden aus den Buchläden entfernt, Yu Jie, ein Chinesischer Dissident der in den USA lebt, sagte daß Open, ein Verlagshaus in Hong Kong beschlossen hat, sein bereits fertiggestelltes Buch über Xi Ping nicht zu veröffentlichen. Der Herausgeber von Open-Magazine küdigte an, daß er nächste Woche in die USA emigrieren wolle. Jeder, der sich geäußert hat , hat jetzt Angst. In China war Hong Kong als kulturelle Wüste beschrieben worden. Das war unfair. Aber jetzt verwandelt es sich langsam in eine kulturelle konformistische Wüste.  
Dies ist nicht der Anfang vom Ende, es ist das Ende. Der Anfang kam als - vor einigen Jahren, nichts getan wurde um den Fortschritt des Demokratisierungsprozesses der Stadt fortzuführen, so wie er von der Bevölkerung gewünscht wurde und vom Grundgesetz Hong Kongs, das sein verfassungsmäßiges Leben reguliert, verlangt wird.

Hong Kongs Agonie wird noch einige Jahre dauern, Die meisten Publikationsorgane sind bereits in den Händen der Freunde derer die an der Macht sind, unglücklicherweise auch die tägliche "South China Morning Post". Diejenigen Journalisten mit einer kritischen Stimme wurden ohne viel Federlesens einer nach dem anderen herausgedrängt. Sanft aber sicher wird die Reinigung beendet werden. Vielleicht wird das im Bildungssystem passieren, danach werden die Religionen aufgefordert werden, der Parteilinie zu folgen. Das ist nur eine Frage der Zeit.

In der Zwischenzeit bekamen einige sozial aktive Bewohner einschließlich fremder Missionare unvorhergesehenen Besuch von freundlichen chinesischen "Forschern", die ihnen viele Fragen stellen, über ihre Ansichten und was sie wissen. Sie sind immer höflich und freundlich, aber was hinter ihren Besuchen steckt, ist sehr klar.
Insgesamt sind die Dinge nicht komplizierter als sie erscheinen.  Alles was man braucht sind 2 Augen, um es zu sehen. Unter Xi Jinping nehmen der Respekt vor den Menschenrechten und der Religionsfreiheit die Rückbank ein.
Bis jetzt sind 49 Journalisten festgenommen worden. Neugierige ausländische Reporter werden ausgewiesen, der letzte derartige Fall betrifft die französische Journalistin Ursula Gaultier, die einen Artikel über die Unterdrückung der Uigurischen Bevölkerung West-Chinas geschrieben hatte. 
Unglücklicherweise sind Menschenrechtsanwälte- die eine wahre Hoffnung darstellten. ebenfalls ins Visier geraten Mehr als 700 Juristen und Rechtswissenschaftler sind verhaftet oder an der Arbeit gehindert worden.
Seit 2009 haben sich 145 Tibetanische Buddhisten selbst verbrannt aus Prostest gegen die Unterdrückungspolitik Chinas in Tibet. Im Großen und Ganzen ist diese Tragödie ignoriert worden. Christen leiden auch. Mehr als 1000 Kreuze sind heruntergeholt, viele Kirchen zerstört worden,.
Und dann ist da der traurige und verstörende Fall von Wei Heping, dem jungen und tapferen Priester, der in einer Untergrundgemeinde diente und der unter verdächtigen Umständen tot im Fluß Fen in Shanxi gefunden wurde. Diese Tragödie fand am 7.11.2015 statt. 
Zuerst behandelte die Polizei den Fall übereilt als Sebstmord - Nichts unterstützt diese Schlussfolgerung. Viele glauben, er hat einen gewaltsamen Tod gefunden, weil er online und auf junge Leute Einfluss hatte. 
Für viele Katholiken ist er ein Märtyrer. Wenn das stimmt, wäre er der erste Priester, der seit 25 Jahren in China getötet wurde. Sein Schicksal gleicht dem von Pater Jerzy Popieluszko, einem Polnischen Priester, der 1984 von Regierungsagenten ermordet und jetzt selig gesprochen wurde.
In Hong Kong gedachten am 30. Dezember Hunderte von Gläubigen Wei Hepings- als zur gleichen Zeit Lee Bo nach China deportiert wurde.

Ein befreundeter Journalist teilt meinen Pessimismus über das Schicksal Hong Kongs nicht. Er sagt, daß Hong Kong es schaffen wird. Ich hoffe aufrichtig, daß er Recht hat.  Ich bin nicht einfach nur pessismistisch, sondern  lese die Tatsachen. Die Dinge sind meistens so, wie sie aussehen und wie man sie erwartet. Das letzte Ereignis zeigt uns, daß Hong Kongs Schicksal  und das Chinas jetzt das selbe sein werden. Es wird nicht mehr Freiheit für Hong Kong geben, es sei denn die selbe Freiheit kommt auch nach China."

Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister, Pater Gianni Criveller

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