Samstag, 7. April 2018

Marcello Pera: " Die Reform der Kurie ist nur ein Scheinziel, um die Reform der Lehre zu verbergen"

Marco Tosatti hat bei RVC Ausschnitte aus dem Interview veröffentlicht, das Lorenzo Bertocchi für "La Veritá" mit Marcello Pera, dem früheren italienischen Senatspräsidenten, Philosophen und Freund des Papa emeritus geführt hat und das gelinde gesagt, wieder ein sehr harsches Urteil über das aktuelle Pontifikat enthält. Hier geht´s zum Original : klicken

"ROMANA VULNERATUS CURIA: LESEN SIE DAS INTERVIEW MIT PERA, UM DIE KIRCHE ZU VERSTEHEN"

Romana Vulneratus Curia (RVC für Freunde, Feinde und die üblichen Trolle, die Stilum Curiae verseuchen und inzwischen Legion sind) hat uns einen sehr kurzen Text und einen Kommentar zu dem schönen Interview geschickt, das Marcello Pera am Vorabend des Kongresses "Wohin gehst du Katholische Kirche?", der heute Nachmittag in Rom in Church Village stattfindet, Lorenzo Bertocchi gegeben hat.
RVC hat uns die PDF des Interviews geschickt, damit wir nach unserem Vorwort zwei besonders Ausschnitte daraus veröffentlichen. 

"Lieber Tosatti, ich sende Ihnen das bei La Verita veröffentlichte Interview mit Marcello Pera.
Aus seinen Zeilen gehen zwei Verdachtsmomente hervor
Don Francesco "teilt" die katholische Welt, er einigt sie nicht. Don Francesco baut Mauern während der erklärt, Brücken zu bauen. Sollte er ein Maurer sein?"
RVC

"Der Papst macht Politik und in der Zwischenzeit reformiert er die Lehre"

Hier die Ausschnitte aus dem von Lorenzo Bertocchi geführten Interview.

"Herr Präsident, der Untertitel des Kongresses am Samstag, an dem Sie teilnehmen werden, ist ein Satz des verstorbenen Kardinals Carlo Caffarra. "Nur ein Blinder kann leugnen, daß es in der Kirche große Verwirrung gibt." Man könnte sagen, daß das Worte eines Unglückspropheten sind."

"Nein, das ist der Satz eines, der schaut. Kardinal Caffarra wußte sehr gut, daß man über die Kirche Christi keine Prophezeiungen macht, weil die Prophezeiung Christus selber ist und der Glaube an Christus realisiert die Prophetie.



Mit diesen Worten wollte Caffarra sagen, daß der Glaube heute wankt, so wie er Interpretationen unterworfen wird, die dem Depositum Fidei und der Tradition zu widersprechen scheinen.
Mit anderen Worten: Caffarra war besorgt, daß die christliche Botschaft nicht in eschatologischem Sinn der Erlösung sondern im politischen Sinn der Befreiung verstanden wird.
Meiner Meinung nach hatte er Recht: Papst Franziskus tut genau das und verbirgt es unter einem Kampf mit der Kurie."

Und dennoch ist Franziskus gewählt worden, um eine Kurienreform durchzuführen, die jedoch nur schwer vonstatten geht.

"Für mich gilt das Gesagte "curia numquam reformanda" (die Kurie wird nie reformiert). Die Macht bleibt immer die Macht und eine Reform ist nur eine Neuverteilung und Umverteilung der Macht von einer Seite zu anderen. Warum sonst erfinden sie Ämter, eignen sie sich Häuser an, verstärken die einen und schaffen andere ab? Warum sonst gibt es Ernennungen? Nur wegen der Macht. Die Reform der Kurie ist ein Scheinziel, das dazu dient, die Reform der Lehre schmerzlos durchgehen zu lassen. Es gibt Sünden in der Kurie und sie verursachen Skandale, aber vielleicht verschwinden sie, wenn man eine administrative Reform macht? Wenn man Tizio an die Stelle von Caio setzt? Nein, Tizio an Stelle von Caio soll heißen, diese Interpreation der Lehre an Stelle dieser anderen."

Aus politischer Sicht gesehen, scheint die Kirche nach Sicht zu navigieren, besonders nach dem Sieg von Donald Trump. Was denken Sie über die, die sagen, daß die Kirche zu sehr zur "Linken" tendiert?

"Ich denke, daß Franziskus´ Kirche nicht nach links oder rechts vom Gleichgewicht abweicht, sie ist aus dem Gleichgewicht- basta. 
Sie ist zugunsten des Säkularismus, der sozialen Gerechtigkeit, der Menschenrechte der Armen und Immigranten, der wirtschaftlichen Gleichheit aus dem Gleichgewicht. Franziskus´ Kirche hat sich das Jahrhundert auf die Schultern geladen und denkt, daß wenn sie es mit sich trägt und sich zu eigen macht, sie das Reich Christi auf Erden verwirklicht. Das-ist meiner Meinung nach- der Hauptbruch mit der Lehre und der Tradition.
Ich besitze nicht die technischen Kompetenzen und drücke mich nicht formell aus, aber ich denke, daß das eine pelagianische Häresie ist: das Jahrhundert nicht als gefallen und verdammt, sondern als Erhöhung und Gelegenheit. 
Papst Franziskus ist nicht der einzige, der so denkt. Außer den südamerikanischen Jesuiten und den Theologen der Befreiung und der sozialen Emanzipation, bis zu Straßenbischöfen und- Priestern,  dachte auch Johannes XXIII in seinem "Pacem in terris" so und zu großen Teilen auch das II Vaticanische Konzil mit Gaudium et spes." 

Quelle: Stilum Curiae, M-Tosatti, 

       

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