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"DAS VIGANÒ -THEMA"
Die Veröffentlichung von Erzbischof Carlo Maria Viganòs Zeugnis stellt für viele einen Atemzug frischer Luft dar. Der frühere Botschafter in den USA hat mutig aufgeschrieben, was jeder vermutete: die Anwesenheit einer Lobby innerhalb der Kirche, deren Ziel die Änderung ihrer Lehre zu Homosexualität ist und ebenso das Vorhandensein einer Lobby in den höchsten Rängen der Kirchenhierarchie, die diverse Mißbrauchsfälle vertuschten, beginnend mit dem jetzt früheren Kardinal McCarrick, von dem bekanntermaßen alle wußten.
Diese Veröffentlichung rief auch Zweifel hervor und brachte Erzbischof Viganò wegen einiger Dinge in der Vergangenheit Angriffe ein, wie eine behauptete Vertuschung bzgl. eines mißbrauchenden Priesters, als er Nuntius in den USA war und auch und vor allem seine Verwicklung in den ersten Vatileaks-Skandal, als seine Briefe als erste erschienen.
Außerdem wurden Erzbischof Viganòs Familienprobleme ausgegraben, insbesondere ein Familienstreit über ein Erbe und über seine Beziehung zu einem seiner Brüder, einem Priester, Fr. Lorenzo, der sagte daß Erzbischof Viganò nicht die Wahrheit sagte, als er darum bat, Rom nicht verlassen zu müssen, weil er sich aus Gesundheitsgründen um ihn kümmern müsse, während die anderen Geschwister den Erzbischof verteidigten.
Diese ganze Diskussion dreht sich um eine Frage: ist das Zeugnis von Erzbischof Viganò zuverlässig oder nicht? Die gesamte Diskussion drehte sich um das Gefühl einer Verschwörung.
Eine Verschwörung gegen den Papst, in Erzbischof Viganòs Fall -unterstützt von den Storys der italienischen Journalisten Aldo Maria Valli und Marco Tosatti. Oder einer Verschwörung gegen die Kirche, wie sie Erzbischof Viganò beklagt, der erklärte, er spreche aus Liebe zur Kirche.
Die ganze Diskussion endete in einer Art Kampf zwischen den Parteien; da waren die Bischöfe, die öffentliche Statements abgaben, die das Zeugnis des ehemaligen Nuntius unterstützen, andere die seine Worte hart angriffen, während Kardinal Daniel Di Nardo, Präsident der us-amerikanischen Bischofskonferenz eine Untersuchung zur Feststellung der Wahrheit forderte.
Jeder Gesichtspunkt kann richtig sein oder auch nicht, solange keine Dokumente und Beweise vorliegen. Erzbischof Viganòs Zeugnis enthält Fakten, die nur er und Papst Franziskus selbszt kennen können, z.B. die, die ihre privaten Gespräche betreffen.
Andere Fakten drehen sich um Themen, die weiterer Beleuchtung bedürfen, wie z.B. die Sanktionen, die Benedikt XVI gegen McCarrick verhängt wurden, sie hätten öffentlich sein sollen, damit seine Brüder im Bischofsamt hätten prüfen können, ob McCarrick sie befolgte, Aber die Sanktionen wurden nicht öffentlich gemacht und McCarrick selbst lebte ein öffentliches Leben und enttäuschte so die überlieferten Anordnungen Papst Benedikts XVI, die am Ende nur als moralischer Druck betrachtet werden können.
Das Zeugnis beinhaltet auch einige zweifelhafte Vorwürfe, wie die gegen Kardinal Tarcisio Bertone, der angeblich bekannte Homoexuelle befördert haben soll, mit dem Ziel die Lehre der Kirche zu ändern. Ja, es waren Homosexuelle unter denen, die mit der Unterstützung Kardinal Bertones befördert wurden und es ist möglich, daß der Kardinal persönliche Fehler machte, als er sie
beurteilte, Andererseits ist es schwer, sich Kardinal Bertone als aktiven Unterstützer der Schwulen Lobby vorzustellen: er hat immer an der Seite Benedikts XVI gestanden, der ihn immer verteidigt hat, und außerdem war er der einzige Staatssekretär, der 2010 während einer Reise nach Chile den sexuellen Mißbrauch mit Homosexualität in Verbindung brachte.
Am Ende müssen alle Vorwürfe von Erzbischof Viganò auf die Fakten hin überprüft werden. Ihre Wirkung war dagegen- so wie es jetzt immer ist- die Auslösung einer polarisierten Diskussion: an ist entweder für Franziskus oderr gegen Franziskus- ohne jede wirkliche Diskussion der Tatsachen und ohne die Ursachen für das aktuelle Übel zu verstehen.
Die Debatte wird auch dadurch beschädigt, daß sie mit einer säkularen Botschaft geführt wird, unfähig die Kirche wirklich zu verstehen. Die Debatte scheint am Ende mehr den Bedürfnissen der Welt als der Kirche entgegenzukommen. Das selbe gilt für das Zeugnis von Ezrbischof Vignò und die Diskussion die folgte, das ist eine Konsequenz der Diskussion über den kirchlichen Mißbrauch, die aus dem McCarrick-Fall entstand.
Bei Letzterem gibt es zwei Hauptthemen: die bei Behauptung, daß es zur Zeit eine Homosexuelle Lobba gibt und den Vorwurf der Nichtbefolgung der Vorschriften für Fälle sexuellen Mißbrauchs durch den Papst und seine Mitarbeiter.
Wenn man über die Mißbrauchsdebatte spricht, ist Tatsache, daß Papst Franziskus sich zum Thema und den Fragen zur Homosexualität in den Seminaren nicht klar geäußert hat. Erzbischof Viganòs Zeugnis brachte dieses Thema ins Zentrum der Diskussion gebracht. Keiner will jedoch offen darüber sprechen.
Die Kirche hatte immer einen klaren Standpunkt zur Homosexualität: die Persönöichkeitsstörung muß zurückgewiesen, die Person muß akzeptiert werden. Das wurde klar ausgedrückt im Brief der Glaubenskongregation von 1986 zur Pastoral für Personen mit homosexueller Orientierung.
Die Instruktion Benedikts XVI von 2005 über die Zulassung zu den Seminaren folgte der gleichen Linie. Die Instruktion sperrte Schwule oder Unterstützer der Schwulenkultur vom Zugang zu den Seminaren aus. Papst Franziskus hat diese Instruktion im Mai 2018 bei einem Treffen mit den italienbischen Bischöfen hinter verschlossenen Türen verteidigt.
Die säkulare Welt hat diesen Standpunkt immer angegriffen. Das Endziel ist, die Lehre der Kirche zu ändern, oder sie zumindest den Wünschen einer Gesellschaft zu beugen, die Menschen zunehmend nach ihrer sexuellen Orientierung beurteilt. Die Kirche hat das nie getan.
Aber die Männer der Kirche sind überzeugt, daß die Kirche das getan hat. Das ist der Grund, warum eine neue LGBT-Sensibilität in der Kirche entstanden ist.
Hauptunterstützer dieser neuen Sensibilität ist Fr. James Martin, ein Jesuit, der dazu drängt Brücken zur schwulen Community zu bauen. Fr. Martins Kampagne ist sehr weltlich, so wie er die Menschen auf Basis ihrer sexuellen Orientierung definiert. Aber viele Menschen in der Kirche, denken, daß sie dieser Rationale folgen müssen, so sehr, daß Fr. Martin sogar eingeladen wurde, beim Weltfamilientreffen zu sprechen. Dialog um jeden Preis führt zum Verlust der persönlichen Identität. War das Teil der Verschwörung?
Vielleicht nicht. Es könnte merkwürdig aussehen, aber Menschen sehen oft Verschwörungen da, wo keine sind. Fr. Martins Narrativ wird- wie so viele andere- als Teil einer Veschwörung zur Veränderung der Doktrin betrachtet. Aber das wirkliche Thema, um das es geht, ist daß da eine Kirche ist, die ihre Identität nicht mehr kennt, unfähig sich selbst zu erklären und aus diesem Grund begierig, einen Dialog mit der Welt, zu der sie nicht gehört, anzufangen. Aber da ist ein Problem, wenn Homosexualität droht, die Lehre oder das Lehramt zu verändern.
Ebenso- entsteht Non-compliance- wie in den Fällen, die Erzbischof Viganò beklagt- manchmal aus trivialen Fehlern in Einschätzungen oder persönlichem Versagen. Am Ende ist jeder nur Mensch.
Sogar die Entscheidungen eines Staatssekretärs werden durch Einflüsse, denen er unterliegt, beinflußt und sie können zugunsten einiger Leute gehen und zu Ungunsten anderer. Das selbe gilt für die Entscheidungen des Papstes. Benedikt XVI wurde wegen der Kardinäle, die er kreierte, angegriffen,- so wie auch Papst Franziskus.
Allgemein ist niemand glücklich, wenn eíne Entscheidung getroffen wird. Die Unzufriedenheit wiederum ist Teil der politischen Sensibilität: Ernennungen und Entscheidungen werden getroffen. entweder weil sie ein Projekt oder weil sie eine Idee voranbringen.
Erzbischof Viganò ist keine Ausnahme. Seine Liste von mangelnder Compliance, Fehlern und Fehlinformationen- die anhand der Fakten geprüfte werden muß und nicht auf Grund dessen, wer Erzbischof Viganò ist- führt zu seiner finalen Forderung, daß Papst Franziskus zurücktritt- aus Kohärenz- weil er wußte und nicht handelte, weil er "Null-Toleranz" gefordert hatte und so "durch sein Beispiel führen sollte."
Indem er diese Forderung stellte, argumentiert Erzbischof Viganò wie alle, die den Papst als Chef eines Unternehmens betrachten, einem Vorstandsvorsitzenden gleich, und die diese Idee verfolgen, um den Papst als mitverantwortlich für den Mißbrauch zu betrachten- bis zu dem Punkt, vom Papst zu verlangen. vor Gericht als Zeuge bei einem Mißbrauchsverfahren auszusagen ( wie es in den USA 2010 passierte und 2018 wieder in Chile) .
Benedikt XVI ist nicht zurückgetreten, er hat auf das Petrinische Amt verzichtet und das freiwillig, wie er bei vielen Gelegenheiten wiederholte, um seine freie Entscheidung klar zu machen.
Sollte Papst Franziskus jetzt zurücktreten, könnten wir dann annehmen, daß er das in voller Freiheit tut, oder würden wir denken. daß er zum Rücktritt gedrängt wurde? Es ist eine Tatsache, daß die Freiheit eines Papstes ebenso beängstigend ist wie die Freiheit der Kirche und das ist der Grund, aus dem es so viele Verschwörungstheorien zur Entscheidungsfreiheit Benedikts XVI gibt.
Vielleicht sind die Verschwörungstheorien aus dem Bedürfnis der Menschen entstanden, zu sagen, daß sie Recht hatten, wie am Ende der ersten und zweiten Vatileaks-Affäre die durch den Wunsch entstanden, den Pontifex unter Druck zu setzen. Am Ende hat sich nichts geändert, obwohl die Päpste wechselten und so die Orientierung des Vaticans; und das obwohl Menschen und Ideen mit Einfluss im Vatican wechselten.
Die säkulare Welt will so eine Kirche nicht, oder stellt die Kirche in Frage, weil die Kirche die einzige Institution ist, die ganz frei ist und außerhalb der Logik der Macht.
Wäre Erzbischof Viganòs Forderung gut für die Kirche? Das ist die Frage, die hinter allem steht.
Es ist nicht wichtig, festzustellen, ob der Erzbischof wirklich wegen einer verweigerten Beförderung verbittert ist, oder in gutem Glauben handelt, oder ob er mehr oder weniger zuverlässig ist als die Personen, die er beschuldigt.
Der wirkliche Punkt ist, daß die Forderung nach dem Rücktritt des Papstes einer weltlichen Logik
folgt. Einer weltlichen Logik, die bei der Übermittlung der Dubia durch die vier Kardinäle fehlte.
Die Kardinäle folgten dem Vorgehen des Hl. Paulus: wenn du den Bruder korrigieren willst, sprich zuerst mit ihm allein, dann in Gegenwart eines Zeugen und schließlich vor der Gemeinde. Die Kardinäle benutzten auch die Formulierung, die das Kanonische Recht vorsieht, nämlich dem Papst Fragen zu stellen.
Das hat Erzbischof Viganò nicht getan. Sein schriftliches Zeugnis und einige zusätzliche Statements enthalten schwere Vorwürfe, nennen Namen ohne Beweise und schaffen mehr Verwirrung als er zerstreuen wollte.
Noch einmal: der Punkt ist nicht länger, wie glaubwürdig seine Worte sind. Das Endziel des Briefes ist eine Stoßrichtung, die man verstehen muß. Wenn irgend ein Papst dem Urteil der Menschen unterworfen werden kann, die ihn dazu bringen können nach ihrem Dafürhalten aufzugeben, was würde aus dem Heiligen Stuhl werden?
Das sind brennende Fragen, während es zu Recht eine Antwort auf den Skandal geben muß, der die Gläubigen verletzt. Die Antwort muß allerdings in Worten der Kirche gegeben werden.
Es hat viele Fragen gegeben und die müssen verstanden, gesehen und zukünftig vermieden werden.
Außerdem muß man die Bedeutung von Kirche wieder entdecken- die in dieser Diskussion verloren gegangen ist. Die Kirche ist nicht vom Menschen.
Vielleicht ist das wahre Problem, daß zuviele Leute- Kirchenmänner oder nicht, Gläubige oder nicht, sich benehmen, als ob die Kirche eine menschengemachte Struktur ist.
Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci
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