Donnerstag, 20. September 2018

Die Benedikt-Option, Papst Benedikt und die kontemplativen Orden....Sandro Magister kommentiert.

Sandro Magister setzt bei Settimo Cielo das Rod-Dreher-Buch "Die Benedikt Option"  in Beziehung zur Rede, die der Papa emeritus 2008 im Collège des Bernardins/ Paris  über die Bedeutung des frümittelalterlichen Mönchstums für die christliche europäische Zivilistation gehalten hat und stell sich und uns die Frage, ob dieses benediktinische Mönchstum nicht auch eine Chance für das zeitgenössichen Europa sein kann.
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"QUAERERE DEUM" AUF DEN PUNKT GENAU VOR ZWÖLF JAHREN, AM 12. SEPTEMBER DER KIRCHE BENEDIKTS" 

Daß die "Benedikt-Option" sicher das "wichtigste Buch des Jahrzehnts über Religion" ist- wie David Brooks es in der "New York Times" vorhergesagt hat- ist jetzt über jeden Zweifel erhaben, wenn man sieht, welche Diskussion es ausgelöst hat, in die sogar die höchsten Ränge der Katholischen Kirchenhierarchie verwickelt sind.

Als er letzte Woche dieses Buch in der Abgeordnetenkammer der Republik Italien vorstellte, hst Erzbischof Georg Gänswein, Josph Ratzingers Sekretär vor und nach seinem Verzicht auf das Papsttum, auch wirklich nicht gezögert, die beiden letzten Päpste ins Spiel zu bringen, weil - so sagte er- sogar Benedikt XVI vom Augenblick seines Rücktritts an sich selbst als älteren Mönch gesehen hat, der seine Pflicht darin sieht, vor allem für die Mutter Kirche, seinen Nachfolger Franziskus und das von Jesus Christus selbst eingesetzte Petrinische Amt zu beten."

Natürlich ist der Benedikt der "Option"  im Buch des Amerikaners Rod Dreher, früher katholisch, jetzt orthodox, nicht Papst Benedikt, sondern der Hl. Benedikt von Norcia, der große Mönch des und fünften und sechsten Jahrhunderts, der dem Christlichen Glauben und der christlichen Kultur zu einer außerordentlichen Wiedergeburt in dem Chaos verhalf, das dem Zusammenbruch des Römischen Reiches folgte. Aber der andere Benedik,derPapst, hat am 12. September 2008 in Paris im Collège des Bernardins im Grunde in seiner denkwürdigen Rede, die es absolut wert ist, wiedergelesen zu werden, genau diese Wiedergeburt beschworen und vorgeschlagen, in der gegenwärtigen kritischen Situation der Zvilisation die Lehre des großen Benediktinischen Mönchstum wiederzubeleben.





 "Quaerere Deum"

Über Papst Franziskus jedoch kann man nicht sagen, daß er mit dieser Vision übereinstimmt, wofür es mindestens zwei Hinweise gibt. 

Der erste Hinweis ist der direkte Angriff, den "La Civiltà Cattolica" im vergangenen Januar auf Drehers Buch führte und seine "Option" als die Häresie eines nur für die "Reinen" gemachten Christentums bezeichnete. 

Der Heilige Benedikt im 20. Jahrhundert. Aber "La Civiltà Cattolica verurteilt ihn zum Scheiterhaufen"  

Man muß im Auge behalten, daß "La Civiltà Cattolica", das vom Jesuiten Antonio Spadaro geleitet wird, nichte einfach irgendeine Zeitschrift ist, sondern erst gedruckt wird, nachdem jeder ihrer Artikel vom Vatican geprüft wurde und die mit dem amtierenden Papst in engstem Zusammenleben steht.

Aber dann ist da noch ein Hinweis- die kalte Dusche, die Franziskus dem Mönchstum 2016 mit der Apostolischen Konstitution "Vultum Dei quaerere" verpaßte, mit der nachfolgenden, zustäzlichen Instruktion "Cor orans" von 2018, die die materielle und spirituelle Autonomie der Klöster unterminiert und von ihnen verlangt, sich unter dem bürokratischen Kommando von außenstehenden Autoritäten zu versammeln.




Beide Dokumente betreffen das weibliche Mönchtsum, aber sie sind Ausdruck eines größeren Mangels an Wertschätzung, den Franziskus wiederholt für das kontemplatie Leben gezeigt hat- gegenüber dem aktiven Leben und dabei so weit ging, wie das, was er z.B. in der Exhortation "Gaudete et Exsultate" über die Berufung zur Heiligkeit im Kontemplativen Leben sagte.

"Es ist nicht gesunde, die Stille zu leben, Interaktionen mit anderen zu meiden, Frieden und Stille zu wollen und dabei Aktivitäten zu meiden, das Gebet zu suchen aber das dienen zu vernachlässigen....Wir sind berufen sogar mitten im Handeln kontemplativ zu sein." 

Die Härte deses Angriffs auf das kontemplative Leben ist in manchen Klöstern mit großer Sorge wahrgenommen wurden, der der Vaticanist Aldo Maria Valli in dieser vor weigen Tagen veröffentlichten, dreitielgen Analyse Ausdruck verliehen hat.

"Will jemand das Mönchstum abschaffen?

"Wenn im Namen der Erneurung das kontemplative Leben zerstört wird." 

" Den Blick auf die Welt und nicht auf Gott gewandt. Wie man das kontemplative Leben entstellt."

Natürlich ist in den modernen Tagen des benediktinischen Mönchstum nicht alles Sonnenschein, besonders in den Männdergemeinschaften, die hier und da durch Fehler und Degenerationen -manchmal sehr ernst- gekennzeichnst sind. Aber Drehers Vorschlag - und sogar mit noch mehr Autorität der von Benedikt XVI in der Rede im Collège des Bernardins setzen alles auf das !quaerere Deum" - die Suche nach Gott- die einzig am Ursprung des Mönchslebens steht- und außerdem eine Quelle der Zivilisation steht und heute in ihrer kreativen Authentizität wiederbelebt werden muß.

Es ist kein Zufall, daß das letzte Buch bon Kardiinal Robert Sarah- der diese Vision teilt und von dem man weiß, daß er zu Papst Franziskus´ Zugang in diametraler Opposition steht- das den charakteristisch monastischen Titel trägt: "Gegen die Diktatur des Lärms"- und das eine erleuchtende Unterhaltung mit Prior der Grand Chartreuse enthält und mit einem Vorwort von Joseph Fatzinger beginnt.

"Kardinal Sarah hat den Papst auf seiner Seite. Aber sein Name ist Benedikt" 

Drehers "Option" lässt nicht wenige Kritikpunkte offen, zumal er auf einer "Flucht" aus der Welt beharrt, um in kleinen, in sich abgeschlossenen Gemeinschaften das christliche Dasein wieder aufzubauen, wie in "einer Arche vor der Sintflut" Wie Reggio Emilia Bischof Massimo Camisasca eingewandt hat. Bei der Besprechung des Buches in Anwesenheit des Autors in Rom richtete sich diese Kritik an Dreher, sowohl vom Direktor des "Osservatore Romano" Giovanni Maria Vian als auch vom Gründer der Zeitung "Il Foglio", Giuliano Ferrara, einem großen Laien Bewunderer von Ratzinger.


Drehers Antwort ist, daß auf jeden Fall "wir gewöhnlichen Christen daran arbeiten müssen, unseren Glauben klösterlicher zu machen".

Aber genau darum geht es. Das von Benedikt gegründete große Mönchtum hat sich nicht von der Welt getrennt. Im Gegenteil, es hat entscheidend zum Aufbau der modernen europäischen Zivilisation beigetragen, die auf den Konzepten von Person und Freiheit beruht.

Wenn heute die "Diktatur des Relativismus", die Benedikt XVI entlarvt hat, die Oberhand gewinnt, ist es unvermeidlich, daß auch die beiden Eckpfeiler der Person und der Freiheit auseinander fallen. Aber das ist ein weiterer Grund, warum sich Christen als "schöpferische Minderheit" nicht ins Private oder in Werke der Nächstenliebe zurückziehen sollten - wie die Welt es wünscht und applaudiert -, sondern im öffentlichen Raum im Lichte des "quaere deum" weiterarbeiten sollten. 
"Genau das tun, was Papst Benedikt immer mit Konsequenz gepredigt hat, nicht nur in der Ansprache am Collège des Bernardins, die den Höhepunkt seines Pontifikats markiert.

Seit dieser Rede vom 12. September 2008 sind genau zehn Jahre vergangen. Wenn es stimmt, daß auch die katholische Kirche "ihren 11. September" hatte - wie Monsignore Gänswein in seinem Kommentar zu Drehers Buch über die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs sagte - warum nicht auch im Kalender der Geschichte den 12. September markieren- als den Beginn einer Reise der Wiedergeburt für Christentum und Zivilisation?"

Quelle: Settimo Cielo,Sandro Magister

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