Sonntag, 9. September 2018

Marco Tosatti über das Schweigen des Papstes....

Marco Tosatti hat für La Nuova Bussola Quotidiana in einer "Presserundschau" die verschiedenen Reaktionen der internationalen Medien auf die Weigerung des Papstes, sich zu  den Vorwürfen von Erzbischof Viganò zu äußern, zusammengestellt
Hier geht´s zum Original: klicken

"DAS SCHWEIGEN DES PAPSTES IST NICHT DAS SCHWEIGEN JESU"
"Das Schweigen des Papstes angesichts der Fragen, wann er von den Vorwürfen gegen McCarrick erfahren hat, hat weltweit viele negative Reaktionen hervorgerufen.
Hier einige Beispiele:

Die Strategie des Schweigens, die vom regierenden Pontifex gewählt wurde, um auf die einfache Frage "wann er über die Verbrechen McCarricks informiert wurde?" nicht antworten zu müssen, mögen vielleicht von einer selbstgefälligen Öffentlichen Meinung und den Massen-Medien in Italien akzeptiert werden kann, wird aber vom Rest der Welt hart verurteilt.
Und das kann man auch über die Theorie eines "Angriffs auf den Papst" und des "Komplotts der Konservativen" sagen, die vor allem von Pater Spadaro auf twitter und Facebook ausposaunt wird.
Die eine wie die andere erscheinen surreal, während sich in Chile, Honduras, in Australien und den USA  (in der Erwartung, daß Pestbeulen in anderen Ländern platzen) die Staatsanwaltschaften auf die Jagd begeben, um seit Jahren und Jahrzehnten verdeckte Mißbräuche ans Licht zu bringen.

So erscheint es noch absurder, wenn der bestraft würde- wie es die Absicht des regierenden Pontifex zu sein scheint- der große Teile dieser Fäulnis angeprangert hat- und das ist Erzbischof Viganò. Das wäre ein Akt von extremem Klerikalismus, der zudem der rachsüchtigen Natur der Hauptperson in diesem epochalen Drama entspricht.

Wir haben eine Reihe von Kommentaren gesammelt- von Australien bis zu den USA, aus Großbritannien und Deutschland- die nützlich sind, um zu verstehen, in welchem Klima die Weigerung  des Papstes zu sprechen, erlebt wird.

Der Daily Telegraph aus Sidney hat den Leitartikel einer Katholikin, Miranda Devine, veröffentlicht. "Wir brauchen eine ehrliche Erklärung vom Papst-oder seinen Rücktritt" schreibt Devine und fügt hinzu, daß "es schon hart genug ist, gläubiger Katholik zu sein und den Glauben zu verteidigen" gegen die "täglichen Attacken des Giftes" ohne den neuen Skandal des Schweigens des Papstes. "Und so -während in jedem Teil der globalen Kirche-von den USA bis Chile, von Honduras bis Australien aufgedeckt werden und der Papst sich weigert, zu antworten (auf den Vorwurf das Kardinal-Raubtier McCarrick gefördert zu haben) verliert seine Herde das Vertrauen in seine Fähigkeit uns aus der dunkelheit zu führen."



In den USA verurteilt Rod Dreher, Autor der "Benedikt-Option" das Schweigen des Papstes als "Heuchelei" und leugnet, daß es eine Imitation Christi sei, wie einer der eifrigsten Verteidiger des Pontifex, der Super-Progressist Austen Ivereigh behauptet. Dreher erinnert daran, daß eine ähnliche Sprache. wie die von Spadaro, Ivereigh und anderen Hagiographen  auch von den Unterstützern von Pater Maciel Degollado, Gründer der Legionäre Christi, benutzt wurde. "Angesichts der gegen ihn erhobenen Vorwürfe erklärte er seine Unschuld und -dem Beispiel Jesu Christri folgend- hat er beschlossen, sich auf keine Weise zu verteidigen."
Das heißt, daß der Pontifex nicht seine Unschuld erklärt hat. Er einfach geschwiegen. Aber- sagt Dreher- "um zu denken, daß Franziskus´ Schweigen gegenüber diesen überwältigenden Beschuldigungen ein Zeichen seiner Heiligkeit sei und Dinge dieser Art, muß man schon ein Dummkopf sein." Das Schweigen "setzt eine Kultur der Vertuschung fort."

Für Damian Thompson vom Spectator, UK, "sieht sich die Katholische Kirche einer Serie von miteinander verbundenen Skandalen gegenüber, die so beschämend sind, daß ihr Überleben bedroht ist." Es ist nicht klar, wie schwerwiegend die Sanktionen Benedettos warne und in wieweit sie angewendet wurden. "Was sicher ist, ist das Franziskus diesen ekelhaften Mann rehabilitiert und ihn als seinen Emissär um die Welt geschickt hat." Und Viganò bestätigt, daß McCarrick- ein bigotter "Progressist" , der-wenn er nicht seine Soutane aufknöpfte- am Klimawandel verzweifelte, den Papst überredet hat, seine liberalen Protegés zu fördern." Thompson beurteilt das Schweigen negativ und läßt die Katholiken im Ungewissen; er erinner daran. daß Franziskus Kardinal Danneels vor der Welr geehrt hat, der einen Bischo schützte, der seinen Neffen mißbraucht hatte. Außerdem behauptet Thompson, daß die härtesten Getreuen Bergoglios - die als "Squadra Bergoglio" bekannt ist, sind in finsterer Operationen im Stil Nixons verstrickt, um Viganò zu diskreditieren und die, die ihm glauben." Und -das kennen wir gut-  das bezeugen die Diffamierungsarbeiten selbsernannter Katholischer websites.

Nixon:  den erwähnt Thompson und ein amerikanischer Kommentator spricht offen über ihn. "Papst Franziskus betreibt Obstruktion," so der Titel "wie Nixon während Watergate. E hatte die Bänder- wie Amerika wußte...monatelang  hat Nixon gegen die Veröffentlichung dieser Bänder gekämpft...dann gab er sie schließlich heraus. Mit seiner klaren Schuld und der Amtsenthebung trat er in Schande zurück."
Der Kommentator erinnert daran, daß es im Vatikan und in Washington Dokumente gibt, die Viganòs Vorwürfe klären könnten. Es gibt eine lange Liste von Bischöfen, die Papst Franziskus nominiert oder gefördert hat, die Hälfte der Führer der Kirche in den USA. "Jetzt bin ich unter Beschuldigungen, und diese Dokumente könnten sie entlasten, wenn sie unschuldig sind. Wenn Franziskus unschuldig wäre."
Aber Franziskus wird sie nicht zugänglich machen. Er wird auch niemanden einer Antwort auf  die präzisen und drängenden Fragen Viganòs würdigen.... der Vorwand dafür ist das "heilige Schweigen".
Er gibt vor, wie Jesus zu sein, ufrecht stehend vor dem schlechten Richter Herodes, zu fromm, um eine Antwort zu geben. " Und der Kommentator schließt: "Aber das ist genau das, was jeder informierte Katholik heute fühlt. Wie sitzen vor dem eisigen Schweigen des Papstes und warten darauf, daß er uns Brot statt Obstruktion gibt."

Ein anderer bekannter Philosoph und Kommentator, Edward Feser, spricht von ohrenbetäubendem Schweigen von Papst Franziskus. " Das ist einfach nicht die Art Reaktion, die man von jemandem erwartet, wenn die Beschuldigungen gegen ihn falsch sind. Man würde erwarten, daß er sofort und klar und kräftig die Anschuldigungen dementiert. " Außer wenn es sich um ein Privatgespräch handelt, kann nur der Papst ein definitives Wort sprechen. Aber er weigert sich, zu kommentieren. "Und wieder ist das nicht die Reaktion, die man von jemandem erwarten würde, gegen den falsche Beschuldigungen erhoben werden. Das bestärkt die Schlußfolgerung, daß die Vorwürfe nicht falsch sind."

Beenden wir diesen kleinen Rundgang in Deutschland.  Christina Geyser schreibt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Soll die sexuelle Gewalt, über die seit Jahren geschwiegen wurde, jetzt offiziell mit Schweigen beantwortet werden? Welche Verhöhnung der Opfer" Und sie fügt hinzu:
"Keiner im Vatican kann das Wort "Schweigen" vermeiden- nachdem in den vergangenen Jahren zigtausende Fälle klerikalen Mißbrauchs - einschließlich zahlreicher Netzwerke zur Verdeckung, die in aller Welt existieren- aufgedeckt worden sind."
Und sie schließt: "Jetzt ist es am Papst auf einfache Fragen einfache Antworten zu geben, um die Vorwürfe zu klären, die sich jetzt direkt gegen ihn richten und wenn es möglich ist, sie zu dementieren anstatt sich in das "Schweigen Jesu" zu flüchten."

Quelle: LNBQ, M.Tosatti

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