Freitag, 2. November 2018

Kardinal Zen zum China-Abkommen: "Parolin sagt dem Papst nicht die volle Wahrheit und Papst Franziskus versteht nichts...."

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae ein Interview, in dem Kardinal Joseph Zen harten Klartext über die aktuelle vaticanische China-Diplomatie und das im September unterzeichnete "Provisorische Abkommen" zwischen dem Hl. Stuhl und der Volksrepublik China spricht und massive Kritik sowohl am Kardinalstaatssekretär als auch am amtierenden Pontifex übt.
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"ZEN: DER PAPST GLAUBT DIE KIRCHE IN CHINA VEREINEN ZU KÖNNEN, ABER DAS IST NAIV. ER WIRD BEI DEN KOMMUNISTEN NICHT DAS LETZTE WORT HABEN."

Eine der größten Sorgen, die Kardinal Zen z.Zt. bewegen, ist die daß der amtierende Pontifex über die reale Situation in China und die möglichen Konsequenzen der provisorischen, geheimen, im September unterzeichneten Abkommens umfassend und nicht nur parteiisch und stückweise informiert werde. Wie ich es verstehe, fürchtet der mutige chinesische Purpurträger, daß den Pontifex nur gefilterte Informationen von jenen innerhalb des Vaticans erreichen, die ein Interesse daran haben, nur die positiven Aspekte zu präsentieren und Papst Bergoglios Wunsch nach einer historischen Reise nach China und als Urheber einer historischen Versöhnung nach jahrzehntelanger Trennung in die Geschichte einzugehen, zu stimulieren.
Kardinal Zen hat sich darüber in der französischen Zeitschrift "Valeurs Actuelles" in einem Interview mit Yves Chiron geäußert. Hier unsere Übersetzung.

"Kardinal Joseph Zen war bis Ende 2009 Erzbischof von Hong Kong. 1932 in Sanghai geboren, trat er 1944 den Salesianern bei, wurde 1961 zum Priester geweiht und begann seinen Dienst in Hong Kong, zuerst als Philosophielehrer, dann als Inspektor bei den Salesianern, bevor er  1996 zum Weihbischof und 2002 zum Bischof von Hong Kong und 2006 zum Kardinal kreiert wurde, 
Heute kritisiert er das im vergangenen September erzielte Übereinkommen zwischen dem Hl. Stuhl und dem Kommunistischen China, bei- wie er befürchtet- die romtreuen Katholiken die großen Verlierer sein werden.



Frage:
Das Abkommen zwischen dem Vatican und den Zielen der chinesischen Regierung zielt darauf ab, die Kluft zwischen der sog. offiziellen von der Regierung kontrollierten "Patriotischen Kirche" und der Untergrundkirche zu überbrücken. Gibt es aber nicht einen klaren Gegensatz zwischen den beiden? 

Die chinesische Regierung ist eine atheistische und verfolgende Regierung. Seit Anbeginn hat die kommunistische chinesische Partei nicht nur versucht, die Katholische Kirche-wie alle anderen Kirchen und Religionen- zu kontrollieren, sondern will sie auch führen und ihr ihre Ideologie aufzwingen. Seit 1957 wurde auf Initiative des Amtes für Religiöse Belange die Patriotische Vereinigung der Katholischen Chinesen (APCC) institutionalisiert, die das Kontroll- und-Leitungsorgan der Chinesischen Regierung für die Katholische Kirche in China ist.

1958 wurden die ersten beiden "patriotischen" Bischöfe ohne Zustimmung Roms geweiht. Sie wurden exkommuniziert. Von da an gab es Dutzende andere. Johannes XXIII hat angesichts dieser Bischöfe einmal während eines geheimen Konsistoriums im Dezember 1958 von einem "Schisma" gesprochen. Ihm wurde gesagt: "Nein, nein Heiligkeit, sprechen Sie nicht von einem Schisma. Diese armen Bischöfe haben sich von der Kirche getrennt, ohne es wirklich zu wollen. In ihren Herzen bleiben sie mit dem Papst verbunden."
Danach haben Johannes XXIII und seine Nachfolger nie mehr öffentlich den Ausdruck "schismatisch" benutzt. Aber objektiv gesehen, ist die unabhängige Kirche schismatisch.
Vor einigen Jahren sagte Papst Franziskus während einer Privataudienz, daß die Ordinierung illegitimer Bischöfe vermieden werden müsse, weil sie-wenn sie zu zahlreich werden- eine schismatische Kirche bilden würden. 
Ich habe geantwortet: "Aber sie sind schon schismatisch!" Er antwortete "Sicher, sie sind schon schismatisch."

Frage: "Sie kennen die "Patriotische" Kirche gut.....

"Bevor ich Bischof wurde, habe ich von 1989 an im Semminar von Shanghai unterrichtet-sechs Monate im Jahr. auf Einladung des offziellen Bischofs der Diözese. Jin Luxian, der der erste war, der im  kommunistischen China ein Seminar wiedereröffnete, die während der Kultur-Revolution alle verschwunden waren.
Dan habe ich in anderen offziellen Seminaren unterrichtet, Diese langen Aufenthalte in den Institutionen der offiziellen Kirche haben es mir ermöglicht, sie besser kennen zu lernen und einige Vorurteile abzubauen. Dort gab es bute Seminaristen und gute Priester. In diesen Seminaren gab es viele Gebete und große Disziplin. Bischof Jin Luxian war ein sehr intelligenter Mann- ein bißchen doppelgesichtig- er war Jesuit, wurde seitens der Autoritäten der Regierung gern gesehen und war gleichzeitig in der Lage, die Patriotische Kirche durch viele Reisen nach Europa und in die USA (bei denen er immer von einem verheirateten Priester begleitet wurde, der ihn beobachtete) nach außen zu öffnen. In den letzten Jahren seines Lebens hat er sich mit Rom versöhnt.

Frage: "Wird das im vergangenen September unterzeichnetet "Provisorische" Abkommen zwischen dem Hl. Stuhl und der chinesischen Regierung eine Begegnung der beiden Kirchen ermöglichen?" 

"Provisorisch! Das macht keinen Sinn. Alle Abkommen sind provisorisch. Es ist ein Geheimabkommen, von dem momentan nur drei Elemente bekannt sind. Alles wird von Parolin vorgegeben, der Papst versteht nichts, Parolin sagt Papst Franziskus nicht die volle Wahrheit!
Parolin kennt die Realität der Situation der katholischen Chinesen, aber er sagt dem Papst nicht die ganze Wahrheit. Er hat keinen Glauben!  Er verfolgt nur ein politisches Ziel. Er will ein diplomatisches Übereinkommen mit China. Und die chinesische Regierung ist wegen des internationalen Prestiges an einem diplomatischen Übereinkommen mit dem Hl. Stuhl interessiert.
Es verlangt, daß der Vatican die Beziehungen mit Taiwan abbricht und die Volksrepublik China anerkennt.

Frage:
"Konzentriert sich das Abkommen vom September auf die Nominierung der Bischöfe?"

"In Wirklichkeit sind es drei Punkte. Die Auswahl der neuen Bischöfe, die Versöhnung mit den illegalen Bischöfen und die Zukunft der Untergrundkirche. ES IST EIN ABKOMMEN, DAS DIE TREUE KATHOLISCHE KIRCHE ZERSTÖREN WIRD, DAS DIE- VERFOLGTE ABER NOCH MÄCHTIGE UNTERGRUNDKIRCHE ZERSTÖREN WIRD. 
Es ist ein schlechter Deal.
Die Wahl der neuen Bischöfe wird letztendlich von der Regierung abhängen. Der Papst kann sein Veto einlegen, aber wie oft und wie lange? Versöhnung mit den Bischöfen der Patriotischen Kirche? Der Papst kann die Exkommunikation, die sie betrifft, aufheben. Er hat es für sieben von ihnen getan. Aber eine Sache ist die Aufhebung der Sanktionen, die gegen sie verhängt wurden. Eine andere ist, sie als Bischöfe einer Diözese anzuerkennen und ihnen die Gerichtsbarkeit zu geben. Zwei der sieben Bischöfe der patriotischen Kirche, denen der Papst die Exkommunikation widerrufen hat, leben im Konkubinat, im Widerspruch zur Disziplin der Kirche. Es ist eine schreckliche Sache. Was wird aus den Bischöfen der Untergrundkirche? Werden sie von der Regierung umbenannt? Und diejenigen, die sich weigern, werden zu emeritierten Bischöfen reduziert. Es ist eine Vereinbarung, die die gläubige katholische Kirche zerstören wird, die die Untergrundkirche zerstören wird. Bis heute ist es eine verfolgte, aber immer noch mächtige Kirche.

Frage: " Ist die September-Vereinbarung ein Kompromiss?" 

Der Papst glaubt die Einheit der Kirche in China erreichen zu können. Das ist nicht möglich, Das ist naiv. Und es ist sehr traurig. Das ist unglaublich, weil es so viele Fakten gibt, die allen bekannt sind, die in jeder Zeitung stehen. Wie kann der Papst die ignorieren? Er wird bei der chonesischen Regierung nicht das letzte Wort haben. Schauen Sie auf die Länder des Ostens, Benedikt XVI hat gesagt: "Die Kirche in diesen Ländern ist nicht von der vaticanischen Diplomatie gerettet worden sondern vom Glauben des Volkes." Das ist sehr wahr. Das ist auch in China wahr." 

Quelle: Stilum Curiae, M. Tosatti, Valeurs Actuelles

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