Dienstag, 13. November 2018

Sandro Magister : "Von Martini zu Bergoglio....."

Der Autor von Settimo Cielo analysiert und kommentiert das Schlußdokument der Jugendsynode und stellt -dabei zitiert er ausführlich Kardinal Brandmüllers Analyse - eine Verbindung zu den Universalen Konzilen und ihrer doktrinalen und kanonischen Bedeutung dar. 
Hier geht´s zum Original: klicken

"VON MARTINI ZU BERGOGLIO.  AUF DEM WEG ZU EINEM III. VATICANISCHEN KONZIL"


"Die Synode im vergangenen Oktober sollte eine Jugendsynode sein. Und als er sie beendete, sagte Papst Franziskus statt dessen, daß ihr erstes Ergebnis "Synodalität" sei.

In der Tat sind die überraschendsten Paragraphen des Schlußdokuments - die ebenfalls die umstrittensten waren mit Dutzenden von Gegenstimmen- genau die der "synodalen Form der Kirche".


Überraschend, weil praktisch nie über Synodalität gesprochen wurde, weder in der Vorbereitungsphase noch in der Versammlung, noch in den Arbeitsgruppen. Nur um es dann im Schlußdokument auftauchen zu sehen, an dessen Formulierung -wie der Osservatore Romano enthüllt hat- auch der Papst teilgenommen hat.

Erzbischof Anthony Fisher von Sydney nannte das eine "offensichtliche Manipulation" - und verlieh so dem Protest nicht wenigen Synodenvätern gegen diese umstrittene Art, eine Idee einer kollegialen Leitung durch einen Regierungsbeschluss von oben durchzusetzen, eine Stimme.

Aber dann kam "La Civiltà Cattolica", die offizielle Stimme der Casa Santa Marta, um zu bestätigen, daß so sein mußte, indem sie dem Leitartikel über die Synode den Titel "Die Jungen haben die Synodalität der Kirche wiedererweckt."



Und so gehen unsere Gedanken zwangsläufig zurück zu jener Synode von 1999, bei der Kardinal Carlo Maria Martini, ein Jesuit wie Jorge Mario Bergoglio, den "Traum" von einer Kirche in ewigem synodalen Status skizzierte und eine Reihe "disziplinärer und doktrinaler Knoten" auflistete, die kollegial angesprochen werden sollten und schloß, daß für solche Fragen "nicht einmal eine Synode ausreichen würde", sondern, daß dazu "ein universaleres und mit mehr Autorität ausgestattetes kollegiales Instrument" benötigt werde- im Grunde ein neues ökumenisches Konzil- bereit "dieses Erlebnis von Kommunion und Kollegialität" wie es das II. Vaticanum war zu wiederholen."

Unter den Fragen, die Martini aufzählte sind keine anderen als die, die heute im Zentrum des Pontifikates von Franziskus sind:

- die Stellung der Frau in der Kirche
- die Teilnahme der Laien an einigen Leitungsfunktionen
- "Sexualität"
- die Ehedisziplin
- Bußpraxis
- die ökumenischen Beziehungen zu den Schwesterkirchen
- die Beziehung zwischen Zivilrecht und Moralgesetzen

Und wir Martini fährt Franziskus damit fort, auf den Stil einzuhämmern, in dem die Kirche solche Fragen behandelt. Ein dauerhafter "synodaler Stil" oder "ein Weg zusammen zu leben und zu arbeiten, jung und alt, im Zuhören und in Unterscheidung, um zu pastoralen Entscheidungen anzukommen, die der Realität entsprechen."

Soviel zum Alltagsleben der Kirche- auf allen Ebenen.

Aber dann wird Synodalität auch als eine Form von hierarchischer Leitung der Universalen Kirche beschworen, deren Ausdruck die zu Recht so genannten Synoden sind- die sich nicht umsonst auf die Bischöfe beziehen und die ökumenischen Konzile.

Heute wird die Idee eines neuen ökumenischen Konzils nur von wenigen gehegt. Was- durch die Ermutigung durch Franziskus-kraftvoller ist, ist die Diskussion darüber, wie man die Evolution einbringen kann- nicht nur die der Synoden-sowohl lokal als auch universal, sowohl beratend als auch freiwillig- sondern auch der Bischofskonferenzen durch Dezentralisierung und Vergrößerung ihrer Machtbefugnisse, und indem man ihnen sogar eine Art "genuiner doktrinaler Autortität" verleiht (Evangelii Gaudium , 32) .

Aber es steht nicht außer Frage, daß die Hypothese eines neuen Konzils auch bald eine wachsende Zahl von Unterstützern haben wird. Warum also nicht sich aufrüsten und dann noch einmal untersuchen, was die Konzile in der Kirchengeschichte waren und was sie in Zukunft sein können?

Kardinal Walter Brandmüller, ein remonmmierter Kirchenhistoriker und von 1998- 2009 Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften- hat zu genau diesem Thema am vergangenen 12. Oktober eine Pressekonferenz gegeben, die hier von Settimo Cielo in Gänze wiedergegeben wird:

"Was bedeutet die Geschichte der Konzile und warum sollte man sie studieren?"

Hier folgen zwei Ausschnitte daraus.
Der erste begrifft den Primat des Konzils über den Papst, wie er durch das Dekret von Konstanz "Haec Sancta" von 1415 festgestellt wird und heute von nicht wenigen Theologen bestätigt wird. 

Der zweite betrifft die Möglichkeit eine zukünftigen neuen Konzils und seiner Einberufung mit doppelt so vielen Bischöfen wie bei Vatican II.

Genießen Sie die Lektüre! 

"KONSTANZ, ODER DIE SUPERIORITÄT DES KONZILS ÜBER DEN PAPST"
Von Anfang an war das Dekret von Konstanz "Haec Sancta" von 1415 Objekt einer hitzigen Deabtte zwischen denen, die die Superiorität des Konzils über den Papst behaupten und ihren Gegenspielern.

Vor kurzem hat der Jahrestag des Konzils von 1964 die Diskussion wieder angeheizt. 

Man dachte, daß das besonders dringende Problem sei,wie man das Dekret von Konstanz "Haec Sancta", das nicht nur Hans Küng, Paul de Vooght und anderen und dann von Karl August Fink als "Magna  Charta" des Konziliarsmus -oder "das Konzil über den Papst stellen" gefeiert wurde,mit dem Dogma von 1870 zum Jurisdiktionsprimat und der doktrinalen Unfehlbarkeit des Papstes versöhnen könnte. 

Widersprach in diesem Fall nicht vielleicht ein Konzils, ein Dogma dem anderen in einer wichtigen Glaubensfrage? 

Damals sind nicht wenige hervorragende Theologen-einschließlich der eines herausragenden Freiburger Dogmatikers, in Aktion getreten, um unter einem bemerkenswerten Aufwand an Scharfsinn- und manchmal fast akrobatischer Kühnheit eine Harmonisierung zu versuchen.

Und dennoch..... nur ein wenig Geschichte hätte genügt, um die Haltlosigkeit des Problems zu erkennen: das Konzil, das im April 1415 den Stolperstein, das Dekret "Haec Sancta" fomulierte, war in Wirklichkeit alles andere als ein universales Konzil, es war eine Versammlung von Unterstützern von Johannes XXIII. Die Versammlung von Konstanz wurde erst zu einem universalen Konzil, als die Anhänger der beiden anderen schismatischen Päpste sich ihm im Juli 1415 und im Herbst 1417 anschlossen.

Dem, was 1415 in Konstanz beschlossen wurde, fehlte sowohl die kanonische als auch die lehramtliche Autorität- Und wirklich ließ der neugewählte Papst Martin V -als er die in den Jahren 1415- 1417 beschlossenen Dekrete approbierte "Haec Sancta" absichtlich aus. 

Fortsetzung folgt.....

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister 

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