Montag, 23. September 2019

Antonio Socci macht einen Ausflug in die Literatur und die englische Geschichte.

und bietet in seiner begeisterten Kritik bei "LoStraniero"  zu Elisabetta Salas historischen Roman eine für deutsche Gemüter ungewöhnliche Interpretation des "Elisabethanischen Zeitalters" und der Epoche Shakespeares. Man erkennt, was es bedeutet, wenn die Sieger die Geschichte schreiben.Und die Hypothese, daß Shakespeare Kryptokatholik war. gewinnt immer mehr an Wahrscheinlichkeit.
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"SHAKESPEARE, DIE GROSSE STIMME DES KATHOLISCHEN WIDERSTANDS GEGEN DIE TYRANNEI VON ELISABETH UND CO." 

Das ist der schönste Roman, leidenschaftlich und bewegend, den ich diesbezüglich dieses Jahr gelesen habe. Eine wirkliche Überraschung: sie fängt den Leser von der ersten Seite ein.
Es handelt sich um eine historische Romanze, -die im London im Jahre 1605 spielt in den Gassen, Tavernen, Palästen, Kneipen und Theatern am Ufer der Themse.

Diese Londoner Epoche kommt so gut heraus,  daß man  mit dem Lesen dieser (auch Liebes-) Geschichte nicht aufhören möchte- voller Intrigen, Helden, Märtyrer, Örtlichkeiten, Bösem, Verrat, Spione und Machtkämpfe. Historische Ereignisse, die im Übrigen ungeheure Folgen für Europa und die gesamte Welt hatten. Man kann sagen, daß man die moderne Geschichte nicht versteht, sei es die europäische oder amerikanische (und auch die italienische) wenn man diese englischen Ereignisse nicht kennt-
Der Titel kann -ehrlich gesagt- abstoßen "Hinrichtung der Gerechtigkeit" (Ausgabe D´Ettoris).
Er würde vielleicht besser zu einem Traktat über einen Strafprozess passen.  Aber in Wirklichkeit entdeckt man im Lauf der Lektüre seine "dramatischen" Ursprünge.

Die Autorin Elisabetta Sala, Dozentin für Englische Literaturgeschichte, beweist außerordentliches erzählerisches Talent. In unserem eher mediokren literarischen Panorama wünscht man sich, daß sich ihr Talent bald in anderen Romanen beweist- und sie bekannter (unter den Lesern)  und anerkannter (von der Kritik) wird.
Bisher war Sala als bedeutende Gelehrte der tragischen Epoche von Heinrich VIII und Elisabeth bekannt, jener Epoche der Vergewaltigung des englischen Volkes, des gewaltsamen - von der Krone verfügten-Raubes eines ganzen Volkes der Katholischen Kirche- mit Gründung der anglikanischen Konfession in direkter Abhängigkeit von der Krone.
Unter Elisabeth ist in Wirklichkeit sie selber die Gottheit, die absolute Anbetung und Unterwerfung im öffentlichen und privaten Leben verlangt. Sie, die unangefochten das Recht über Leben und Tod aller hat.
Sie errichtet ein Terror-Regime daß wahrscheinlich die Vorwegnahme des modernen Terrrors im 16. Jahrhundert war. Und das genaue Gegenteil der offiziellen und feierlichen Darstellung des sogenannten "Elisabethanischen Zeitalters".

Für England , dessen katholische Wurzeln alt und sehr tief waren, ist das eine spirituelle und menschliche Katastrophe (mit der Aufhebung der Klöster auch eine ökonomische) .
Es ist eine gewaltsame Trennung eines Volkes von seiner Geschichte und seinen Wurzeln. Verübt mit einem schrecklichen Gemetzel an englischen Priestern und Katholiken, einem Massaker mit schrecklichen Folterungen, das heute praktisch unbekannt ist und das Sala in zwei beeindruckenden Büchern rekonstruiert hat: "Der Zorn des Königs ist der Tod" (Ares) und "Elisabeth die Blutige"(Ares).
Im Roman der Sala ist der Protagonist ein Teenagers, Jack Digby, Sohn eines mutigen englischen Adligen, der sich am 5. November 1605 in der Menge befindet, um auf einem Platz das schreckliche Gemetzel seines Vaters als Verräter und Verschwörer unter Jacob I Stuart mitzuerleben. 
Von dort entwickelt sich eine spannende Geschichte, die dazu führt, daß der Held jenen Dramatiker kennenlernt, der in den Londoner Theatern der Zeit so große allgemeine Bewunderung genießt-  William Shakespeare. 
Es ist tatsächlich die Epoche Shakespeares und der junge Digby- wird in seiner hektischen Geschichte das Geheimnis des großen Barden entdecken, das dann der Schlüssel zur Interpretation seiner Meisterwerke wird. 

Der Roman enthüllt tatsächlich die historischen Hintergründe vieler der Geheimnisse, die das Leben Shakespeare umgeben und erhellt jene Rätsel seiner Werke, die bisher als unlösbar galten- geschuldet wohl dem Klima des Terrors, in dem er arbeiten mußte, und das den Dramatiker zwang  den Menschen  andeutende Anspielungen, ferne historische Beispiele, Metaphern und Wortspiele zu erzählen. Er erzählte, was eigentlich die Tragödie der Ereignisse in England war.





Elisabetta Sala , große Expertin für Shakespeare und diese Epoche- hat dem Geheimnis des Barden einen weiteren, ausführlichen Band gewidmet "Das Geheimnis Shakespeare" (Ares) in das sie auch die neuesten englischen Studien der letzten Jahre einfügte, die auf verschiedene Weise überraschend sind, weil der Shakespeares Katholizismus sich immer klarer herausstellt, der das Martyrium der Katholiken sehr gut kannte, weil auch unter seinen Verwandten und Freunden Märtyrer waren. 

Er gab diesem Volk , das versuchte, seine Seele durch seinen  Tyrannen nicht zerreißen zu lassen, den höchsten künstlerischen Ausdruck.
Es ist paradox, daß derjenige, der als Leuchtfeuer der Elisabethanischen Ära gefeiert wird, der nationale Dichter, Symbol der britischen Kultur in der Welt, tatsächlich nicht der Kantor der Diktatur, sondern die beeindruckende Stimme des volkstümlichen und katholischen Widerstands gegen die Despotin war.

In "L´Enigma di Shakespeare" zeichnet Sala Schritt für Schritt die biografischen Ereignisse im Leben des Dramatikers, seine Verbindungen (auch familiäre) zu katholischen Dissidenten nach und stellt jedes seiner Werke in den genauen historischen Kontext, in dem es konzipiert wurde, und beleuchtet so einen außergewöhnlichen Reichtum von Bedeutungen und Anspielungen, die die Menschen annahmen und liebten.
Manchmal allzu kühne und explizite Anspielungen, die den Dramatiker in seinem letzten Lebensabschnitt wahrscheinlich zwangen,  in Stratford upon Avon sein Leben in Schweigen und Zurückgezogenheit zu verbringen.

Die Kritik im Allgemeinen erfasst nicht den Reichtum an historischen Referenzen von Shakespeares Werken und bevorzugt abstrakte literarische Analysen. Trotzdem hat es seine Kraft gut bewahrt. 
Harold Bloom schreibt in seinem "Westlichen Kanon", daß "Shakespeare und Dante das Zentrum des Kanons sind, weil sie alle anderen westlichen Schriftsteller in Bezug auf kognitiven Scharfsinn, sprachliche Energie und Erfindungsgabe übertreffen".
Tatsächlich- schriebt Bloom weiter- "Shakespeare wird uns auch weiterhin erklären, auch weil er uns erfunden hat ... Shakespeare hat alle seine Vorgänger überwunden und den Menschen erfunden, wie wir ihn heute kennen."
Sogar George Steiner macht eine ähnliche Bemerkung: "Wir begegnen seiner Stimme in jeder Ecke unserer Sensibilität. Sogar unsere Tränen und unser Lachen gehören uns nur teilweise. Wir finden sie dort, wo er sie zurückgelassen hat, und sie tragen seinen Stempel. Wir suchen das Maß von Shakespeare und  uns fehlt der Atem. [...] Shakespeare und Dante teilen sich westliche Literatur. Es gibt keinen Dritten ".
Bloom geht so weit zu sagen: "Sein Einfluss auf die Weltkultur ist unkalkulierbar. Nach Jesus ist Hamlet die am häufigsten zitierte Figur im westlichen Bewusstsein. Niemand bittet darum,  aber niemand kann ihn lange vermeiden “.
Aber dieser Hamlet repräsentiert genau das Drama eines katholischen Volkes, dem Gott aus der Seele gerissen wurde."

Quelle: A. Socci, LoStraniero

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