Fortsetzung von hier und hier
Bei der Lektüre der Fortsetzung muß man feststellen, daß es noch schlimmer werden kann, als man nach Teil 1 dachte.
POLITISCHE PROZESSE
Mit dem populistischen Faden von Papst Franziskus´ Politik können auch die zwei seiner kürzlich gehaltenen Reden mit juristischem Charakter gewoben worden sein.
Die erste war an das Gipfeltreffen der lateinamerikanischen Magistrate am 5. Juni 2019 gerichtet, mit ausführlichen Bezügen zur zweiten der drei Reden an die "Volksbewegungen" - der in Bolivien gehaltenen, die komplett nicht von ihm selbst geschrieben worden war, wenn auch in voller Übereinstimmung, vielleicht von einem der anwesenden argentinischen Richter, Raúl Eugenio Zalfaroni, einer prominenten Persönlichkeit und Mitglied des Inter-amerikanischen Gerichtshofes für Menschenrechte und Unterstützer der "kritischen kriminologischen Theorie", die die Entstehung von Verbrechen und die Natur der Justiz in den Struktur der sozialen Klassen und der Ungleichheit sucht.
"Es gibt im Hunger keine Demokratie, es gibt keinen Fortschritt mit Armnut, es gibt keine Gerechtigkeit mit Ungleichheit" so faßte Franziskus seine Vision zusammen- zu donnerndem Applaus.
Die zweite Rede ist vom vergangenen 15. November und wurde vom Papst an die Teilnehmer des Kongresses der Internationalen Vereinigung für Strafrecht gerichtet.
In ihr beschuldigte der Papst die Kriminalwissenschaft es sich in "nur spekulativem Wissen" gemütlich zu machen und dabei die "Tatsachen der Realität zu übersehen" - damit meinte er diesen "vergöttlichten Markt" der im Namen der Profitmaximierung nur "Exklusion" produziert. Juristen sollten statt dessen "ihr Wissen nutzen, um der Makro-Kriminalität der Unternehmen", unter der der Papst die "strafende Irrationalität" versteht, die sich selbst in Massenverhaftungen manifestiert, in Überbelegung und Folter in den Gefängnissen, Willkür und Missbrauch durch die Sicherheitskräfte, Ausweitung des Kriminalitätsbereichs, Kriminalisierung sozialer Proteste, Missbrauch von präventiven Freiheitsstrafen.
Der Gedanke, daß diese "bestrafende Irrationalität" nicht für einen "vergöttlichten Markt" typisch ist, sondern für Länder wie China, in denen der Markt unter der Aufsicht einer allgegenwärtigen und libertiziden politischen Diktatur steht, scheint Franziskus nicht einmal in den Sinn zu kommen.
Franziskus kam auf diese Rede zurück, um sie während der Pressekonferenz auf dem Rückflug von seiner Reise nach Japan zu zitieren. Dieselbe Pressekonferenz, bei der er - befragt über die den Vatikan erschütternden Finanzturbulenzen - erklärte, er habe die Initiativen der päpstlichen Magistratur und der Gendarmerie persönlich in Wort und Schrift befürwortet und autorisiert und damit die goldene Regel der Trennung von Legislative und Exekutive durchkreuzt.
FÜR EINE"FRANZISKANISCHE"WIRTSCHAFT
Zuletzt zwei Anhänge, die mit zwei Ereignissen verbunden sind, die Papst Franziskus für das Frühjahr 2020 plant.
Das erste wird vom 26. -28. März tausende angehende Wirtschaftswissenschaftler aus aller Welt in Assisi versammeln, zu einem "Festival der Wirtschaft der Jungen mit dem Papst. Einem Mittelweg zwischen Greta Thunberg und den Mächtigen der Erde" wie es vom Hauptorganisator Luigino Bruni,
angekündigt wurde, einem Mitglied der Focolare-Bewegung, Professor für Wirtschaftspolitik an der LUMSA und Berater des Dicasteriums für die Laien, Familien und das Leben.
Im Einladungsbrief zu diesem Ereignis schlägt Franziskus nicht weniger vor. als einen "Pakt, um die gegenwärtige Wirtschaft zu ändern" und sie durch eine "Wirtschaft des Franziskus" zu ersetzen (soll heißen: des Hl. Franziskus von Assisi, aber mit bestehender Doppeldeutigkeit)
Unter den Personen, die bereits ihre Teilnahme bestätigt haben, -außer Bruni und Stefano Zamagni, dem Präsidenten der Päpstlichen Akademie für Soziale Wissenschaften, sind die Nobelpreisträger Amartya Sen und Muhammad Yunus, der Malthusianer Jeffrey Sachs, in diesem Pontifikat ein unvermeidlicher Gast bei jeder Vatican-Veranstaltung zu Wirtschaft und Ökologie, Carlo Petrini, Gründer von Slow-Food, zuvor schon persönlicher Gast Bergoglios bei der Amazonas-Synode und die indische Umweltaktivistin Vandana Shiva, so gelobt innerhalb der populären Bewegungen
(sie hat an deren drittem Welttreffen teilgenommen) wie diskreditiert durch die wissenschaftliche Gemeinschaft, die diesen Namen verdient.
Seltsamerweise haben Vandana Shiva und Carlo Petrini die Strafsanktionen gegen die Sünde des "Ökozids" schon vor drei Jahren vorhergesehen, die Franziskus in den Katechismus aufnehmen will, in der zweiten der zuvor zitierten Reden an die Juristen - im Oktober 2016.
Tatsächlich haben beide in Holland bei der AIA eine Prozess-Imitation inszeniert, in dem sie die Biotechnikfirma Monsanto "in absentia" genau wegen dieses Verbrechens verurteilten.
SCHULEN DER GESELLSCHAFT ABER NICHT SCHULEN JESU
Die zweite Veranstaltung ist für den 14. Mai im Vatican geplant und ist für alle Personen der Öffentlichkeit zugänglich, die "auf weltweiter Ebene" auf dem Gebiet der Erziehung engagiert sind- welcher Religion sie auch angehören mögen.
Es ist nicht verwunderlich, daß ein Papst wie Jorge Mario Bergoglio, der Teil der Gesellschaft Jesu ist - seit Jahrhunderten ein wichtige Erziehe der herrschenden Klassen -, die Ausbildung und Ausbildung neuer Generationen im Mittelpunkt haben sollte. Auffällig ist jedoch die völlige Abwesenheit jeglicher christlicher Ausrichtung seines Bildungsprojekts.
In der Videobotschaft, mit der Franziskus die Initiative startete, gibt es weder die geringste verbale Spur von Gott noch von Jesus noch von der Kirche. Die vorherrschende Formel ist „neuer Humanismus“, begleitet von „gemeinsamer Heimat“, universeller Solidarität, „Brüderlichkeit“, „Konvergenz“, „Willkommen“…
Und die Religionen? Auch diese gruppierten und neutralisierten sich in einem undeutlichen "Dialog". Um "das Terrain von der Diskriminierung zurück zu gewinnen", verweist der Papst auf das Dokument "über die menschliche Brüderlichkeit", das er am 4. Februar 2019 mit dem Groß-Imam von Al-Azhar unterzeichnete. Ein Dokument, in dem sogar der „Pluralismus und die Vielfalt der Religionen“ als „von Gott in seiner Weisheit gewollt, durch die er die Menschen geschaffen hat“ angesehen wird.
Die Neuentwicklung dieser Initiative von Franziskus besteht gerade darin, daß ein Papst sie sich zum ersten Mal zu eigen gemacht und die Führung in einem so radikal säkularisierten globalen Bildungspakt übernommen hat.
Aber auch hier greift Bergoglio auf seinen argentinischen Hintergrund zurück. Tatsächlich gründete er in Buenos Aires ein Netzwerk von „Escuelas de Vecinos“, Nachbarschaftsschulen, die nach und nach auf andere Städte und Nationen ausgedehnt wurden und heute ein Netzwerk von einer halben Million Schulen auf fünf Kontinenten bilden , genannt "Scholas Occurrentes", Begegnungsschulen, die 2015 zu einer frommen Stiftung päpstlichen Rechts mit Sitz in der Vatikanstadt wurden.
Vom "Frommen" ist jedoch nichts zu finden. In den zahlreichen Reden, die Franziskus vor den „Scholas“ gehalten hat, kommt das Schweigen über den christlichen Gott, Jesus und das Evangelium fast einem Begräbnis gleich. Und die Heiligen? Auch verschwunden. Bei den Treffen von „Scholas Occurrentes“ mit dem Publikum des Papstes sind die Gäste Stars aus Unterhaltung und Sport, von George Clooney bis Richard Gere, von Lionel Messi bis Diego Armando Maradona.
UNTERWERFUNG UNTER DER WELT
Diese säkulare Verflachung ist in der politischen Vision von Papst Franziskus nicht unwesentlich. Im "Corriere della Sera" vom 2. Oktober traf Ernesto Galli della Loggia das punktgenau, als er in diesem Pontifikat die Tendenz erkannte, den Katholizismus "in Undeutlichkeit" aufzulösen und "die innere missionarische Berufung des Katholizismus gegenüber der Welt als gleichwertig mit der Notwendigkeit, sich mit der Welt zu vermischen " interpretierte.
Nur daß die Welt ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sich selbst eine „ethische Ideologie naturalistischer Inspiration“ gegeben hat, die sich aus individuellen Rechten, Pazifismus, Umweltschutz, Antisemitismus und religiösem Diskurs zusammensetzt, dem sie, wenn sie ihn nicht völlig ausschließt, nur einen untergeordneten, dekorativen Platz zuweist.
Wenn also Papst Franziskus jedes Merkmal der historischen Identität der Kirche festlegt und mit der Ideologie und Sprache der Welt in Einklang bringt, trifft er eine sehr, sehr riskante Wahl. Er möchte die Welt christlich machen, mit der ernsthaften Gefahr, statt dessen die Kirche weltlich zu machen.
* * * *
ANTWORTEN AUF EINWÄNDE
Einige haben im Verlauf der Diskussion beanstandet, daß Franziskus in Bezug auf das von mir skizzierte Profil noch viele andere Dinge sagt und tut - und dies in starkem Gegensatz dazu. Wie zum Beispiel am 29. November, als der Papst die häufige und katastrophale „Überlastung der Gerichte in Bereichen, die nicht zu ihren gehören“, in einer Frage von Leben und Tod wie Euthanasie, anprangerte.
Es ist wahr. Papst Franziskus versäumt es nicht, Abtreibung, Sterbehilfe, "Gender" -Ideologie, manchmal in noch stärkeren Worten - "Killer", "Auftragsmörder" ... - als die von seinen Vorgängern verwendeten, zu denunzieren.
Diese Verurteilungen finden jedoch in Medienkreisen kaum Beachtung. Und Franziskus weiß das, aber es ist, als ob er sich an dieses Schweigen gewöhnt hat.
Der Grund ist das „Wann“ und das „Wie“ dieser vom Papst gesprochenen Worte.
Um zu verstehen, wie entscheidend die Kommunikationsmodalitäten für die Berichterstattung und ihre Wirksamkeit sind, könnte es aufschlussreich sein, zu prüfen, was 1994 vor und während der von den Vereinten Nationen in Kairo einberufenen internationalen Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung geschehen ist.
Das Ziel dieser Konferenz war es, "reproduktive Rechte zu gewährleisten", eine Formel, die Johannes Paul II als "systematischen Tod der Ungeborenen" übersetzte. Dieser Papst sprach, als sich das Ereignis näherte, sehr starke Worte für die Verteidigung des Lebens und der Familie -beim Angelus in einer Reihe von aufeinanderfolgenden Sonntagen. Er berief Botschafter in den Vatikans ein, sandte den UN-Beamten ein Memorandum mit all seinen Einwänden und empfing den amerikanischen Präsidenten Bill Clinton in einer von Zeugen als „sehr angespannt“ bezeichneten Audienz.
Das Ergebnis war, daß die Kairoer Konferenz in den weltweiten Medien zu einem heftigen Kampf des Papstes gegen die Mächtigen der Welt für oder gegen Abtreibung, Verhütung und Sterilisation wurde. Ich war dort und erinnere mich, daß sogar die berühmte Kriegskorrespondentin von CNN, Christiane Amanpour, gekommen war.
Zurück zum heutigen Tag, was ist stattdessen die Form des „Lehramts“ von Papst Franziskus?
Ich würde sagen, daß das abgesehen von der Wahl der Zeit und der Gesprächspartner, um einige Aussagen durch die Medien zu verstärken oder zum Schweigen zu bringen, nicht das aristotelische Prinzip des Nichtwiderspruchs ist, sondern eine Art Prinzip des Widerspruchs ist.
Zu vielen, zum Teil entscheidenden Fragen, sagt Franziskus systematisch etwas und sagt nichts, zieht sich zurück, widerspricht sich. Oft innerhalb einer einzigen Aussage. Denkwürdig, als er die lutherische Kirche in Rom besuchte, ist seine Antwort auf die Frage einer protestantischen Frau, die ihn fragte, ob sie die Kommunion empfangen könne, wenn sie mit ihrem katholischen Ehemann zur Messe geht. Der Papst sagte ein bisschen von allem zu ihr: Ja, nein, ich weiß nicht, arbeite daran ... Das Ergebnis war, daß von nun an in der katholischen Kirche jeder tut, was er will.
Franziskus rechtfertigt seine Wortgewandtheit mit der Absicht, „Erkundungs- und Evolutionsprozesse“ der Lehre in Gang zu setzen, für die er es als falsch ansieht, das Ergebnis im voraus festzulegen.
"Amoris Laetitia" ist mit seiner Unklarheit bei der Genehmigung oder Nicht-Genehmigung der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene ein Symbol dieses Lehramts für "Prozesse".
Als ihm einige Kardinäle die dadurch erzeugten "Dubia" vorlegten, antwortete er nicht.
Aber das ist genau der Punkt, auf den er nicht antworten konnte. Diese Kardinäle hatten die Essenz seines Lehramts vollständig erfasst.
Quelle: Settimo Cielo, S. Magister
p.s. ich möchte mich bei unseren Lesern für die vielen, jetzt erst korrigierten Fehler in der Übersetzung entschuldigen,
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